Wandergesellen sanieren denkmalgeschützte Scheune in Liebstadt
Für Kost und Logis mit Herzblut schuften
Mit viel Herzblut und handwerklicher Fertigkeit haben Wandergesellen verschiedener Gewerke, unterstützt von Vereinsmitgliedern, in der Nähe von Liebstadt (Sachsen) die denkmalgeschützte Scheune der Schneckenmühle e.V. saniert. Die Handwerker wurden für diese Arbeit mit Profiwerkzeugen ausgestattet.
Die Mitglieder der Schneckenmühle e.V. organisieren seit 1991 Freizeitlager für Kinder und bieten die Einrichtung für Schullandheim-Aufenthalte an. Die Gebäude der ehemaligen Wassermühle, malerisch in der sächsischen Schweiz gelegen, werden mit viel Engagement der Mitglieder instand gehalten.
Eine unlösbare Aufgabe schien hingegen für die Ehrenamtlichen die Sanierung der 150 Jahre alten Scheune, die unter Denkmalschutz steht. Das Dilemma: Der Abriss hätte den Verlust von viel Nutzraum bedeutet, denn ein Neubau ist im Landschaftsschutzgebiet nicht möglich.
Unter Federführung von Wandergesellen wurde innerhalb von fünf Wochen das Gebäude entkernt, saniert und denkmalschutzgerecht wieder aufgebaut. So wurden die Reparaturverbindungen ohne Gewindestangen, Schrauben oder Metallbolzen ausgeführt und das Fundament wieder in Kalkmörtel gemauert.
Nach eingehender Sichtung zeigte sich, dass das Fundament und der Fußboden der zweigeschossigen Scheune einem Flickenteppich glichen und die Originalsubstanz der Fachwerkkonstruktion durch Holzschädlinge und Feuchtigkeit stark angegriffen war. Besonders die vier Eckpfosten sowie die Schwellen und Rähme der 11,50 m langen, 8,50 m breiten und 10 m hohe Scheune waren vollständig zerstört. Vom Fußboden über das Fundament, Fachwerk und die Schalungen bis hinauf aufs Dach – kaum ein Bauteil sollte in den kommenden Wochen unberührt bleiben.
Sanierung mit 60 Helfern
Eine 60-köpfige Gruppe aus Vereinsmitgliedern, Interessenten und Wandergesellen verschiedener Gewerke wie Zimmerern, Schreinern, aber auch Schmieden, Schlossern, Glasmalern oder Bierbrauern, entrümpelte und entkernte die Scheune. Um den Bedarf an historischem Baumaterial zu decken und Kosten zu sparen, wurde mit Zustimmung der Denkmalbehörde sowie der sächsischen Immobilien- und Baubehörde das Dach einer vor dem Abriss stehenden Remise rückgebaut. Aufgrund der anstehenden Abrissarbeiten des Gebäudes musste in nur einer Woche der komplette Dachstuhl (25 m lang, 10 m breit, 9 m Sparrenlänge) mit etwa 12 000 Biberschwanzziegeln rückgebaut werden.
Das Holz wurde für die stark beschädigte Fachwerkkonstruktion der Scheune aufbereitet und verwendet. Bei den Sanierungsarbeiten half ein schematisches Aufmaß, in dem alle Hölzer mit Schadstellen und Positionsnummern verzeichnet waren. Behutsam wurden an der Scheune bis auf die vordere Giebelwand alle Wände abgebaut und auf ihren Zustand überprüft. Um möglichst viel Originalsubstanz zu wahren, wurden die noch erhaltenen Hölzer für den späteren Wiedereinbau gelagert. Anschließend wurden die Wände neu eingemessen, die Deckenbalkenlage repariert und die Wände auf dem Abbundplatz neu abgebunden. Die fertigen Wände wurden auf das ausgebesserte Fundament aufgesetzt.
Für die Schwellen und Rähme verwendeten die Handwerker neues Holz. Als Ersatz für die nicht mehr brauchbaren Eckpfosten, Riegel und Streben sowie bei einigen Reparaturverbindungen und Anblattungen konnte jedoch das historische Holz aus der Remise verwendet werden. Diese Balken hatten Querschnitte bis 30 x 30 cm, die sich für die Scheune als zu groß erwiesen. Die Querschnitte wurden bei den Balken auf 14 x 14 cm, bei den Pfosten 18 x 18 cm bis 20 x 20 cm sowie bei den Deckenbalkenschuhungen auf 20 x 22 cm angepasst.
Zimmerei-Handkreissäge im Dauereinsatz
Für das Dach wurde ausschließlich neues Holz mit einem Querschnitt von 14 x 16 cm verwendet. Die Kappschnitte bei den Balken wurden dabei mit der Handkreissäge MKS 185 Ec von Mafell ausgeführt. Abschließend wurde das Dach mit 160 Jahre alten Biberschwanzziegeln gedeckt und die Scheune mit Lärchenbrettern verschalt. Bei der Dachunterkonstruktion für die Eindeckung und bei den Längs- und Kappschnitten der Verschalung hat die neue Handkreissäge K 85 Ec ihre Vielseitigkeit bewiesen.
Der Kettenstemmer LS 103 Ec war für das Team sehr hilfreich bei der Erstellung der Zapfenverbindungen an Pfosten und Kopfbändern. Für die Reparaturverbindungen an Deckenbalkenköpfen hatte sich die Handbandsäge Z 5 Ec (ebenfalls von Mafell) als nützliche Helferin erwiesen, denn mit ihr ließen sich präzise, ebene Flächen für stehende Blätter herstellen. Zudem wurden mit diesem Allrounder im Abbund Balkenköpfe ausgearbeitet sowie zwei Sitzbänke ergonomisch zugeschnitten.
In der eigens eingerichteten Schreinerwerkstatt kam besonders beim Fenster- und Treppenbau die Unterflurzugsäge Erika 85 Ec zum Einsatz. Mit dem vorteilhaften Anschlag und der Zugfunktion der Säge konnten die insgesamt acht Fenster mit Fensterläden, zwei Fledermausfenster, ein Rundbogenfenster, zwei Tore und eine viertelgewendete Treppe angefertigt werden. Auch eine Oberfräse gehörte zu den Profi-Elektrogeräten. Die LO 65 Ec war dabei besonders beim Runden der Kanten oder beim Ausfräsen von Wangenlöchern gefragt.
Mindestens so aufwändig wie die fünf Wochen dauernde Sanierung waren die Vorbereitungen, in denen Pläne gewälzt, Materiallisten erstellt und Werkzeuge organisiert werden mussten. Mit viel handwerklichem Können, Engagement und professionellen Elektrowerkzeugen konnte die alte Scheune aber gerettet und neu aufgebaut werden.
Autor Volker Simon ist Geschäftsführer der nota bene communications GmbH und für verschiedene Unternehmen im Bereich Bauen und Gebäudetechnik tätig.Kaum ein Bauteil der denkmalgeschützten Scheune sollte in den Wochen der Sanierung unberührt bleiben