Unterdeckbahnen von innen verlegen
Sanierung und Ausbau von ungenutzten Dachräumen
Der Einbau einer diffusionsoffenen Unterdeckbahn von innen kann eine sinnvolle Maßnahme zur Sanierung sein. Sie verlangt jedoch eine umsichtige Planung und handwerkliches Know-how. Aufgrund der speziellen Einbausituation ist sie zudem auf Dächer oder Dachflächen mit einfacher Geometrie beschränkt.
Wohnraum ist vor allem in Ballungsräumen knapp. Im Gebäudebestand besteht Wohnraumpotential, da viele Dächer nicht ausgebaut sind. Diese Dachräume lassen sich, statt nur als Trockenboden oder Stauraum genutzt zu werden, zu attraktiven Wohnräumen umbauen. Der Dachgeschossausbau zu Wohnzwecken erfordert jedoch nicht nur den Einbau einer Wärmedämmung und Luftdichtheitsschicht oder Dampfsperre, sondern auch einen ausreichenden Feuchteschutz für diese Bauteilschichten. Die Wärmedämmung etwa muss gegen von außen eindringende Feuchtigkeit (Flugschnee oder Schlagregen) geschützt werden.
Im älteren Gebäudebestand gibt es jedoch oft gar keine regensichernden Zusatzmaßnahmen. Vorhandene Unterspannbahnen sind aufgrund langjähriger UV-Belastung von innen oft versprödet und können ihre Funktion als Feuchteschutz nicht mehr erfüllen. Das macht den Einbau einer diffusionsoffenen Unterdeckbahn erforderlich. Wenn die Dachdeckung allerdings noch völlig intakt ist oder eine Neueindeckung zum betreffenden Zeitpunkt aus wirtschaftlichen Gründen nicht in Frage kommt, empfiehlt sich der Einbau einer diffusionsoffenen Unterdeckbahn von innen.
Zwischen den Sparren verlegt
Das schlaufenförmige Verlegen der Unterdeckbahn von innen ist aufwendig und bei Handwerkern wenig beliebt. Einfacher und mit weniger Materialverbrauch geht es, wenn die Unterdeckbahn von innen zwischen den Sparren verlegt wird. Dabei wird die Unterdeckbahn wie ein auf den Kopf gestelltes „U“ zwischen den Sparren montiert. Befestigt wird sie dabei seitlich mit Spaltlatten oder Leisten an den Sparrenflanken. Dabei sollten die Unterdeckbahnen mit einem Abstand von etwa zwei Zentimetern zur Traglattung eingebaut werden. So sollen die Hinterlüftung der Dachdeckung und der Wasserablauf auf der Bahn sichergestellt werden. Um zu vermeiden, dass Niederschlagsfeuchte zum Sparren gelangt, sollte die Unterdeckbahn in der Sparrenfeldmitte leicht durchhängen. Ein Abstandshalter, etwa aus Lärchenholz, mittig parallel zum Sparren an der Unterseite der Traglattung montiert, sichert diesen Durchhang auch nach Einbau der Wärmedämmung. Die Wärmedämmung kann in der verbleibenden Sparrenhöhe eingebaut und, falls notwendig, mit einer Untersparrendämmung kombiniert werden. Anschließend folgt die sorgfältige und fachgerechte Verlegung
der Luftdichtheitsschicht oder Dampfsperre mit allen erforderlichen luftdichten Anschlüssen. Die Lattenebene zur Aufnahme der Innenbekleidung dient als Installationsebene und kann zusätzlich gedämmt werden. Dabei ist die 20-Prozent-Regel nach DIN 4108 Teil 3 zu beachten, nach der 20 Prozent des Gesamtwärmedurchlasswiderstandes (RT) als Wärmedämmung raumseitig der diffusionshemmenden Schicht eingebaut werden darf. Anderenfalls muss ein objektbezogener Tauwassernachweis durchgeführt werden.
Rahmenbedingungen beachten!
Der Einbau einer regensichernden Zusatzmaßnahme von innen setzt voraus, dass die Unterdeckbahnen dauerhaft sicher nach außen entwässert werden können. Sonst besteht die Gefahr, dass die anfallende Feuchte irgendwo im Traufbereich oder hinter Einbauteilen wie Kaminen oder Dachflächenfenstern ihren Weg in die Dachkonstruktion findet – mit entsprechenden Folgeschäden. Besonders an der Traufe, aber auch an Einbauteilen wie etwa Dachfenstern kann es notwendig werden, die Dachdeckung von außen zu öffnen, um die Unterdeckbahn aus dem Gefach heraus auf ein Rinneneinhangblech oder ein Anschlussblech zu führen.
Bei Dächern mit Kehlen stößt man ganz klar an die Grenzen der Methode: Weil die Unterdeckbahnen planmäßig entwässert werden müssen, ist diese Sanierungsmaßnahme auf Dächer mit einfacher Geometrie wie Sattel-, Walm- oder Pultdächer, beschränkt. Zudem dürfen diese Dächer keine schräg laufenden Kehlen aufweisen. Denn mit einer zwischen den Sparren montierten Unterdeckbahn ist es nicht möglich, aus dem Bereich zwischen den Sparren auf das höher liegende Kehlblech zu entwässern. Bei flach geneigten Dächern ist zudem zu beachten, dass an der Traufe keine Wassersäcke entstehen dürfen.
Trotz aller Widrigkeiten kann der Einbau einer diffusionsoffenen Unterdeckbahn von innen eine sinnvolle Maßnahme sein, um die Wärmedämmung vor Einflüssen von außen zu schützen. Man muss dabei aber bedenken, dass die Sparrenoberseite ungeschützt bleibt und somit auch nur eine begrenzte Regensicherheit der Konstruktion erreicht werden kann. Der Einbau einer Unterdeckbahn von innen sollte daher eine temporäre Maßnahme bleiben, bis zu dem Zeitpunkt, an dem auch die Dachdeckung erneuert werden muss.
AutorArne Witzke ist Dachdeckermeister und Anwendungstechniker bei der Dörken GmbH & Co. KG in Herdecke.