Schlank und belastbar
Das über 4500 m² große Dach der Lagerhalle der Holzhandlung Marberger wird von nur fünf Fachwerkbindern getragen. Sie bestehen aus Buche-Furnierschichtholz und sind damit doppelt so biegefest wie Massivbuche. Allerdings sind die Fachwerkträger empfindlich gegen Feuchtigkeit.
Wir befinden uns im Ötztal in Tirol, bei der Holzhandlung Marberger. Drei Hektar umfasst das gesamte Betriebsgelände. Um Platz zu schaffen für neue Lagerflächen hat die Geschäftsführung mehrere alte Hallen abreißen lassen, um eine große neue Halle zu bauen. 36 m breit und 68 m lang ist die Halle geworden, darüber spannt sich mit mehr als 4500 m² das Dach. An der Stirnseite zum Bestandsgebäude und zur Straßenseite hin kragt es knapp 15 m weit aus. So ist draußen viel Platz zum Be- und Entladen, während innen Altholz sortiert und neues Material gelagert wird. Statt Doppel-Fachwerkträgern aus Fichte ließ der Holzhändler schlanke Fachwerkbinder aus Buche-Furnierschichtholz einbauen. Denn die Träger sollten nicht nur stabil sein, sondern auch gut aussehen. Holzbau Saurer, nur 40 Fahrminuten entfernt von der Holzhandlung, war für den Bau der Halle verantwortlich. Geschäftsführer Wolfgang Saurer erzählt: „Wir haben die Gurte und die Diagonalen von Pollmeier Massivholz in Thüringen bezogen, das waren zwei Transporte. Die Fachwerkträger haben wir bei uns im Werk abgebunden und zusammengesetzt.“
Biegefestigkeit doppelt so hoch wie Massivbuche
Die fünf schlanken Träger haben die Handwerker von Holzbau Saurer in einem Abstand von 18 m montiert. „Durch diese Abstände ist es möglich, die Fläche unter dem Dach für die Hochregallager zu nutzen“, sagt Saurer und erklärt weiter: „Grundsätzlich haben Fachwerkträger für solche Hallen einige Vorteile. Die Hohlräume können für Leitungsführungen und Lüftungen genutzt werden, auch die Beleuchtung ist einfacher zu installieren.“ Die Biegefestigkeit des „BauBuche“-Furnierschichtholzes ist doppelt so hoch (70 N/mm²) wie die von Buche Massiv. „Dadurch können bei den Fachwerken etwa 40 Prozent Material gegenüber der Fichte gespart werden“, sagt Daniel Elmer von Holzbau Saurer, der den Hallenneubau geplant hat. Die Buchenfachwerke wirken sehr schlank, vor allem im Vergleich zu den relativ langen Sekundärbindern. „Als die Fachwerke während der Bauphase noch eingepackt waren, glaubte man auf den ersten Blick nicht, dass es Holzfachwerke sind“, so der Holzbauingenieur weiter.
Fachwerkelemente auf der Baustelle montiert
Um die im Werk teilweise vormontierten Fachwerkelemente vor Feuchtigkeit zu schützen, wurden sie vor dem Transport imprägniert und blieben bis zur Montage verpackt. Durch ihre Höhe von 4,26 m konnten die Binder nicht zusammengebaut transportiert werden. Erst auf der Baustelle montierte man sie zunächst am Boden zu jeweils zwei Hälften. Die wurden dann mit Hilfe von zwei Autokränen über dem Hallenboden in Position gebracht und verbunden. „Wir glauben, dass die Fachwerkträger aus „BauBuche“ eine gute Sache speziell bei Hallen mit sehr großen Spannweiten und hohen Lasten sind. Für kleinere Spannweiten ist Fichte sicher kostengünstiger“, sagt Wolfgang Saurer. Da die Halle eine reine Lagerhalle ist, kommt sie ohne Dämmung aus. Die Seitenwände wurden mit Dreischichtplatten aus Lärchenholz verkleidet und die Dachuntersicht besteht aus „OSB 4“-Platten von Egger.
Bautafel (Auswahl)
Projekt Hallenneubau für die Holzhandlung Marberger in A-6430 Ötztal
Bauherr Holz Marberger GmbH, A-6430 Ötztal, Österreich, www.holz-marberger.at
Holzbau/Dach/Fassade Holzbau Saurer GmbH, A-6604 Höfen, www.holzbau-saurer.com
Tragwerkplaner Holzengineering GmbH, A-6604 Höfen
Produkte Pollmeier „BauBuche GL 70“, Egger „OSB 4 Top“-Platten
Furnierschichtholz aus Buche
„BauBuche“ ist ein Furnierschichtholz aus Buche, entwickelt von der Pollmeier Massivholz GmbH. Aus dem Material werden Platten und Träger sowie Paneele für den Möbelbau und Innenausbau hergestellt. Dafür werden zunächst Buchenstämme im Werk von Pollmeier gekocht und geschält. Die flachen Furniere werden getrocknet, verleimt und wieder auf etwa 70 °C erwärmt. Eine Presse drückt die Furnierplatten zusammen und verklebt sie. Um Träger herzustellen, werden die Platten nach Verlassen der Presse auf die Trägerlänge gekappt und anschließend zu Lamellen in der benötigten Breite aufgetrennt. Die beleimten Lamellen werden zum Träger geschichtet, in die Balkenpresse gefahren und wieder verpresst.