Neues Dach für denkmalgeschützten Bahnhof
Dachsanierung des Bahnhofsgebäudes in Leisnig (Mittelsachsen)Das Bahnhofsgebäude im sächsischen Leisnig drohte, mehr und mehr zu verfallen. Schäden und Vandalismus setzten dem denkmalgeschützten Bauwerk zu. Vor vier Jahren erwarben vier musikbegeisterte Menschen den Bahnhof und sanieren ihn schrittweise, um ihn als Kulturbahnhof neu zu beleben.
Blick auf das Dach des Bahnhofsgebäudes in Leisnig vor der Sanierung
Foto: Puren
Die vier Freunde Ofer Löwinger, Alireza Rismanchian, Kathryn Döhner und Christoph Schönbeck haben sich vor vier Jahren in den Bahnhof in Leisnig verliebt. Ausgangspunkt war, dass sie einen Ort für neue musikalische Projekte suchten. Die Stadt Leisnig, die rund 50 km südöstlich von Leipzig liegt, hatten sie dabei zunächst gar nicht auf dem Schirm. Der zum Kauf stehende Bahnhof habe bei ihrer Besichtigungstour einfach auf der Strecke gelegen, „und dann war es ein bisschen wie Liebe auf den ersten Blick“, sagt Kathryn Döhner. Das Gebäude war groß genug, wunderschön gelegen und an den öffentlichen Personennahverkehr angebunden. „Kurzum, der Bahnhof war das Objekt, das am meisten bei uns hängengeblieben ist“, sagt Döhner.
Die vier Freunde verbindet zwar ihre Leidenschaft zur Musik, sie gehen aber ansonsten ganz unterschiedlichen Beschäftigungen nach: Ofer Löwinger kommt aus Israel und ist studierter Maschinenbauingenieur. Alireza Rismanchian hat Architektur studiert und arbeitet als selbstständiger Architekt, er plant und betreut die nötigen baulichen Veränderungen im und am Bahnhofsgebäude. Kathryn Döhner ist Geigenlehrerin und Leiterin des mehrfach ausgezeichneten, interkulturellen Musikprojektes „Folklang“, über das sich die vier kennengelernt haben. Christoph Schönbeck hat Sprachen und Musik studiert und ist unter anderem als Sprachlehrer tätig. Die vier neuen Eigentümer des Bahnhofgebäudes in Leisnig vereint ein gemeinsames Ziel: Das denkmalgeschützte Gebäude soll zu einem Ort werden, an dem Menschen ihre Fähigkeiten, ihre Musik und ihre Geschichten teilen können. Dafür muss das Bauwerk aber zunächst saniert werden.
Kulturzentrum zum Mitmachen
Der Bahnhof Leisnig befindet sich an der Bahnstrecke zwischen Grimma und Döbeln in Landkreis Mittelsachsen. Seit dem Jahr 2000 war das Bahnhofsgebäude allerdings nicht mehr im Betrieb und hatte zwischenzeitlich den Besitzer gewechselt. Es bestand ursprünglich aus einer zentralen Eingangshalle mit Wartesälen und einer Bahnhofswirtschaft auf der einen sowie der Fahrkarten- und Gepäckabfertigung und Diensträumen auf der anderen Seite. Mit dem jetzt erfolgten Eigentümerwechsel kam nicht nur Schwung in die längst überfällige Sanierung, sondern auch ein Nutzungskonzept ins Spiel, das bei Verwaltung und Bevölkerung gleichermaßen auf Zustimmung stieß.
Schritt für Schritt bauen die vier neuen Eigentümer das Gebäude nun zu einem Kulturbahnhof um. Die alte Bahnhofshalle soll wieder als Durchgang zu den Gleisen nutzbar gemacht werden. Zudem ist mittelfristig Wohnraum für Kurz- oder Langzeitgäste geplant, genauso wie ein gastronomisches Angebot. Daneben sollen die Räumlichkeiten für kulturelle Angebote und Events genutzt werden. Zugleich soll im zukünftigen Kulturzentrum Raum für lokale Kulturinitiativen, Jugendtreffs und Kulturschaffende aus der Region sein. Regelmäßig wird zu Bauhelfertagen eingeladen. Die Finanzierung der notwendigen Baumaßnahmen erfolgt über Spenden und Crowdfunding-Aktionen.
Mit der Erneuerung der Dachdeckung endete ein erster Abschnitt der auf insgesamt zehn Jahre angelegten Sanierung des Bahnhofs Leisnig
Foto: Puren
Notwendige Dachsanierung
Natürlich können nicht alle Sanierungsarbeiten durch freiwillige Helfer umgesetzt werden. Dazu zählte unter anderem die Sanierung des Daches über der Bahnhofshalle. Dessen Dacheindeckung wurde nach einem Brand im Jahr 2000 zwar erneuert, jedoch entsprach das verwendete Material nicht den Vorgaben des Denkmalschutzes. Zudem wies das Dach Undichtigkeiten auf, die zu Schäden an der darunterliegenden Konstruktion führten. In Abstimmung mit der unteren Denkmalschutzbehörde entwickelte Dipl.-Ing. Alireza Rismanchian ein Sanierungskonzept für das Dach. Mit der Ausführung der Dacharbeiten beauftragte die Eigentümergemeinschaft den ortsansässigen Dachdeckerbetrieb Bedachung Seidel.
Rückbau und Erneuerung
Im ersten Schritt entfernten die Dachhandwerker die vorhandene Deckung aus Faserzementplatten sowie die darunterliegende Unterspannbahn und legten die Holzschalung des 130 m² großen Satteldaches frei. Aufgrund der eingedrungenen Feuchtigkeit und einer unzureichenden Hinterlüftung war die Schalung weitgehend verrottet und musste komplett ausgetauscht werden. Während des Rückbaus der Rauspundschalung zeigte sich, dass auch einige der darunterliegenden Balken der Dachtragkonstruktion in Mitleidenschaft gezogen worden waren. Diese wurden von einem Zimmereibetrieb erneuert, bevor eine neue Holzschalung aufgebracht wurde.
Das Dach sollte nicht nur dauerhaft funktionsfähig sein, sondern auch nach historischem Vorbild saniert werden. Alte Aufnahmen zeigten, dass das Dach der Eingangshalle ursprünglich mit einer Metalldeckung versehen war. Dementsprechend wurde dann der neue Dachaufbau mit einem Metalldach aus Doppelstehfalzblechen geplant. Zugleich galt es, das Dach energetisch zu optimieren, wobei die maximalen Anschlusshöhen an die angrenzenden Bauteile zu berücksichtigen waren.
Dünner Gesamtaufbau
Das Dach wurde mit „Metalfix“-Dämmplatten von Puren gedämmt. Um die Konstruktion über die Wintermonate vor Feuchteeintrag zu schützen, verlegten die Dachdecker über der Dämmebene eine Notabdichtung und fixierten diese mit Dachlatten
Foto: Puren
Fixierung der PU-Dämmplatten
des „Metalfix“-Systems durch die
integrierten Mehrschichtholzleisten in der Tragkonstruktion des Daches
Foto: Puren
Eine passende Lösung fanden Bauherren und Planer mit dem Dämmsystem „Metalfix“ von Puren. Das System ist für unbelüftete, einschalige Metalldach- und Fassadenkonstruktionen konzipiert. Es verbindet eine gute Dämmwirkung mit einem dünnen Gesamtaufbau. Mit einer Wärmeleitfähigkeit der PU-Dämmschicht von 0,023 W/mk bis 0,024 W/mK lässt sich mit den Dämmplatten ab einer Dicke von 120 mm ein U-Wert von unter 0,20 W/m²K erzielen. Die Wärmeleitfähigkeit ist dabei abhängig von der Dicke der Dämmplatten: Bei einer Plattendicke von weniger als 80 mm beträgt der Bemessungswert der Wärmeleitfähigkeit λB = 0,024 W/mK, bei einer Plattendicke von ≥ 80 mm liegt die Wärmeleitfähigkeit bei λB = 0,023 W/mK. Erhältlich sind die Dämmplatten des „Metalfix“-Systems in Dicken von 60 bis 180 mm. Auf dem Dach des Bahnhofsgebäudes kamen Dämmplatten in 100 mm Dicke zum Einsatz. Das Besondere der „Metalfix“-Dämmelemente ist, dass in die PU-Dämmplatten oberseitig Mehrschichtholzleisten mit Maßen von 110 x 22 mm eingeklebt sind. Damit können die Konter- und Traglattung im Dachaufbau entfallen.
Darüber hinaus weisen die beidseitig aluminiumbeschichteten PU-Dämmelemente stirnseitig ein Nut-Feder-System auf und längsseitig einen Stufenfalz. Die Dämmplatten haben Abmessungen von 2400 x 620 mm, das Gewicht pro Dämmelement beträgt 6 bis 10 kg/m², abhängig von der Plattendicke.
Bauphysikalisch durchdacht
Zur Montage des Dämmsystems auf dem Eingangshallendach verlegten die Dachhandwerker zunächst die „Puren Top DSB 100“-Bahnen als Notabdichtung und Konvektionssperre
Foto: Puren
Zur Montage des Dämmsystems auf dem Hallendach des Bahnhofs verlegten die Dachhandwerker zunächst die „puren Top DSB 100“-Bahnen als Notabdichtung und Konvektionssperre über der Dachschalung. Im Nahtbereich können die Bahnen mit werkseitig applizierten Klebestreifen verbunden werden. Die Bahnen verfügen über einem sd-Wert von ≥ 100 m. Nach der Verlegung der Bahnen wurden die einzelnen Dämmplatten des „Metalfix“-Systems verlegt und durch die integrierten Mehrschichtholzleisten in der Tragkonstruktion befestigt. Um die Konstruktion über die Wintermonate hinweg vor Feuchteeintrag zu schützen, verlegten die Dachdecker oberhalb der Dämmebene erneut eine Notabdichtung und fixierten diese zusätzlich mit Dachlatten. Als Notabdichtung kam eine dreilagige Unterdeckbahn zum Einsatz, bestehend aus zwei Lagen wasserabweisendem Polyestervlies, die eine spezielle Funktionsmembran einbetten.
Aluminiumbleche in Doppelstehfalztechnik
Zur Hinterlüftung der Aluminium-Stehfalzbleche verlegten die Dachhandwerker vorab eine Trennlage
Foto: Puren
Die 5 m langen Stehfalzbleche wurden mit Winkelstehfalz- und Schiebehaften in den Mehrschichtholzleisten der Dämmplatten befestigt
Foto: Puren
Im darauffolgenden Frühjahr startete die Verlegung der Metalldeckung. Zum Einsatz kamen Aluminium-Scharen im Farbton Anthrazit von Prefa. Zur Hinterlüftung der Aluminiumbleche verlegten die Dachhandwerker zuvor eine Trennlage, bestehend aus einer diffusionsoffenen Unterdeckbahn mit einem Polypropylen-Mono-Filament-Gewebe. Dieses Gewebe ermöglicht den Wasserablauf sowie die Sauerstoffversorgung an der Unterseite der Metallbleche. Dadurch kann sich die materialbedingte Schutzschicht bilden. Darüber hinaus dient die Unterdeckbahn als Trennlage und reduziert die Schallbelastung. Die 5 m langen Aluminiumstehfalzbleche wurden mit passenden Winkelstehfalz- und Winkelschiebehaften an den Mehrschichtholzleisten der Dämmelemente befestigt. Gefügt wurden die gekanteten Bleche in Doppelstehfalztechnik. An den traufseitigen Rändern des Satteldaches montierten die Dachhandwerker Regenrinnen zur Aufnahme des Niederschlags. Zudem wurden insgesamt zehn Dachflächenfenster eingebaut und handwerklich an die Metalldeckung angeschlossen.
Schritt in die Zukunft
Nach knapp drei Monaten war die Sanierung des um 30° geneigten Bahnhofshallendaches abgeschlossen. Mit der Erneuerung der Dachdeckung endete ein erster Abschnitt der auf insgesamt zehn Jahre angelegten Sanierung des Bahnhofs Leisnig. Zugleich ist sichergestellt, dass die Bausubstanz im Hallenbereich nicht mehr durch eindringende Feuchtigkeit geschädigt wird. Derzeit erfolgt der Zugang zu den Bahngleisen noch über einen Zuweg neben dem Bahnhofsgebäude. Nach dem Abschluss der Sanierungs- und Restaurierungsarbeiten im Innenbereich soll die Bahnhofshalle aber zeitnah wieder als Zugang zu den Gleisen genutzt werden.
Blick auf das fertiggestellte Metalldach des Bahnhofsgebäudes. Insgesamt zehn Dachfenster bauten die Dachdecker ein
Foto: Puren
Sven-Erik Tornow ist Fachjournalist und Inhaber der PR-Agentur Flüstertüte in Köln. Er betreut den Dämmstoffhersteller Puren bei der Pressearbeit.
Bautafel (Auswahl)
Bauherr Bahnhof Leisnig GbR
Planung Dipl.-Ing. Alireza Rismanchian, Berlin, www.rismanchian.design
Dacharbeiten Bedachung Seidel, Leisnig, www.bedachung-seidel.de
Herstellerindex (Auswahl)
Dämmung „Puren Metalfix“, Notabdichtung: „Puren Top DSB 100“-Bahnen, Puren GmbH, Überlingen, www.puren.com
Dachfenster Roto Frank Dachsystem-Technologie, Bad Mergentheim,
Metalldach Stehfalzbleche in Anthrazit, Prefa GmbH, Wasungen, www.prefa.de