Dachsanierung auf über 2300 m Höhe

Neues Edelstahldach mit PV-Anlage für Ansbacher Hütte in den Lechtaler Alpen

Die Ansbacher Hütte liegt auf 2380 m Höhe in den Lechtaler Alpen. Die Aussicht von dort ist grandios, leicht zu erreichen ist die Hütte allerdings nicht. Für den Aufstieg sind mindestens drei Stunden Fußmarsch nötig. Entsprechend aufwendig gestaltete sich die Dachsanierung im vergangenen Jahr.

Durch die exponierte Lage der Ansbacher Hütte in den Lechtaler Alpen in Tirol wird sie nur im Sommer für vier Monate genutzt. Zwischen Juni und September ist die Berghütte für Gäste geöffnet und bietet insgesamt 81 Schlafplätze. Der durchschnittliche Schneefall an der Ansbacher Hütte liegt im Winter bei 455 cm. Mitunter kommt es im Bereich der Hütte zu Stürmen mit Windstärken von bis zu 180 km/h – keine einfachen Witterungsbedingungen für eine Dachsanierung, die im vergangenen Jahr an der Hütte anstand. Die Hütte gehört zur Sektion Ansbach des Deutschen Alpenvereins (DAV). „Im Verein bin ich seit Kindertagen Mitglied und sehr oft in den Bergen unterwegs, auch auf mehreren 5000ern in Russland, Afrika und Kurdistan“, sagt Jürgen Stifter, Gründer der Spenglerei Stifter. Bei einem Termin vor Ort im Juli 2021 mit dem Vorstand des Deutschen Alpenvereins, dem Architekten, einem Vertreter des DAV aus München für den Neubau und Zubau und der Spenglerei Stifter wurden die Sanierungsarbeiten an der Hütte besprochen. Dabei wurde beschlossen, dass die Spenglerei Stifter nicht nur den Abriss des alten Daches, sondern auch den kompletten Neuaufbau und die für die Dacharbeiten nötige Gerüststellung planen und organisieren sollte. Die Planung sollte in einem Zeitraum von nur sechs Wochen abgeschlossen sein. Dabei war für das verganene Jahr eigentlich geplant, dass die Hütte einen Anbau erhalten sollte. „Aber wegen der Lieferprobleme und Preissteigerungen in utopischen Höhen, wurde die Dachsanierung vorgezogen“, sagt Jürgen Stifter.

Neues Dach aus Edelstahlblechen

Die Spenglerei Stifter erstellte zunächst das Konzept für die Dachsanierung der Berghütte. Die alte Schindeldeckung aus Lärchenholz sollte einem neuen Metalldach weichen. Für das neue Dach wurden „Finotex“-Edelstahlbleche verwendet, hergestellt von der Rimex Metals Group. Diese werden dünn gewalzt und mattiert gestrahlt hergestellt, sind korrosionsbeständig und für Stehfalzdächer, Anschlüsse und Bekleidungen in Winkelstehfalz- oder Doppelstehfalztechnik geeignet. Die für die Dachsanierung verwendeten Edelstahlbleche haben eine Dicke von 0,5 mm und eine Scharbreite von 400 mm. Die Beschaffung der Edelstahlbleche für die Dachsanierung gestaltete sich allerdings im Vorfeld schwierig, wie Jürgen Stifter erzählt: „Das Material war zwar verfügbar, aber nicht in der benötigten Bandbreite. Wir haben das Material daher auf unserer Spaltanlage passend zugeschnitten. Die Profile wurden auf unserer Profiliermaschine „Quadro“ von Schlebach produziert. Dabei wird im Rollformprozess eine zusätzliche Sicke entlang des Falzes eingebracht, diese gibt dem Nagelhaft Platz, eine weitere Sicke senkrecht im Bereich des überdeckten Falzes verhindert ein Scheuern bei den Längs- und Querdehnungsbewegungen durch die zweiteiligen Schiebehaften.“

Die „Finotex“-Edelstahlbleche hatte die Spenglerei Stifter zuvor schon mehrfach für die Blechdachsanierung eingesetzt, in diesem Fall hatte die Entscheidung folgende Gründe: „Wir haben uns für Edelstahl als Material für das Dach der Berghütte entschieden, weil noch eine Photovoltaikanlage auf dem Metalldach installiert werden sollte“, sagt Jürgen Stifter, „und Aluminium- oder Titanzinkbleche hätten sich unter Wärmeeinwirkung zu stark ausgedehnt und wären unter der Belastung zu schnell ermüdet.“

Komplexes Projekt erforderte viel Planung

Zum Zeitpunkt der Beauftragung hatte Jürgen Stifter zwar keine Erfahrungen mit der Planung, Organisation und Ausführung von Bauprojekten im Gebirge. „Dennoch habe ich mir das zugetraut und zugesagt, die komplette Bauleitung zu übernehmen“, sagt der Spengler- und Dachdeckermeister. Die Organisation der Sanierung war allerdings sehr komplex und es waren vorab viele Fragen zu klären: die Materialwahl, die Verfügbarkeit des Materials, Wind- und Schneelasten und die Logistik, also der Transport von Handwerkern und Material auf über 2300 m Höhe. Dieser sollte vorwiegend per Helikopter erfolgen. Für die Dachsanierung waren mehrere Hubschraubertransportflüge nötig. Dabei war es entscheidend, auf das maximal zulässige Materialgewicht pro Flug, die Bauteilgrößen und -längen zu achten. Das Gewicht des Materials und der Werkzeuge für die Sanierungsarbeiten musste vorab für die Materialflüge ermittelt werden. Das Material musste bereits in der Spenglerei so gepackt und verladen werden, dass es sofort abflugfertig war, außerdem mussten Personentransportflüge genau geplant werden. 

31 Helikopterflüge geplant und durchgeführt

Dabei war nicht nur der Transport von Mitarbeitern und Material auf den Berg zu planen, sondern auch der Abtransport von Abbruchmaterial von der Berghütte zurück ins Tal. Ganze 31 Helikopterflüge wurden im Vorfeld der Dachsanierung geplant und termingerecht durchgeführt. Insgesamt wurden während der Dachsanierung etwa 8 Tonnen Material plus Personen auf den Berg hinauf- und wieder heruntergeflogen. Schlechtwetterphasen, in denen Helikopterflüge und Dacharbeiten nicht möglich waren, mussten die Handwerker dabei mit einplanen. „Alles einzupacken, was benötigt wird und dabei nichts zu vergessen, war eine Herausforderung für sich“, sagt Jürgen Stifter, „denn auf 2380 m Höhe kannst du nicht mal schnell in die Werkstatt oder in den Baumarkt fahren und besorgen, was du vergessen hast. Mehrere Stunden Fußmarsch wären die Folge gewesen.“ Dazu kam, dass die Helikopterflüge nicht ganz billig waren: „Die Helikopterflüge wurden nach Minuten abgerechnet, dazu kamen  der An- und Abflug und die Zeit für die Vorbereitung“, erklärt Jürgen Stifter. Neben dem Material für die Dachsanierung war es auch wichtig, an andere Dinge zu denken, etwa eine Erste-Hilfe-Ausrüstung zur Behandlung von Schnittverletzungen bei der Arbeit mit dem Edelstahlblech.

Nachdem das Material für die Dachsanierung und alle Handwerker vor Ort an der Berghütte angekommen waren, konnte die Sanierung Anfang September 2021 beginnen. Zunächst stand der Rückbau der Holschindeln vom Dach an. Die alten Holzschindeln auf dem Dach der Ansbacher Hütte waren über 60 Jahre alt und mit tausenden von Nägeln befestigt. Die meisten der Schindeln waren nur noch 6 mm und weniger dick. Das Dach hatte mehrere Löcher, durch die Regenwasser eingedrungen war. Die 30 Dachsparren des alten Dachstuhls waren mit insgesamt 90 Nägeln befestigt. Die Sparren mussten zwar nicht erneuert werden, wurden aber zusätzlich mit Spax-Tellerkopfschrauben befestigt.

Der neue Dachaufbau

Auf der vorhandenen Holzschalung des Daches verlegten die Handwerker zunächst eine Dampfsperre und eine PIR-Aufdachdämmung in 80 mm Dicke. Darüber verlegten sie Unterdachbahnen und montierten eine mit Nageldichtbändern unterlegte Konterlattung. Für die Befestigung der neuen Konterlatten wurden entsprechend der statischen Berechnung 800 Tellerkopfschrauben genutzt. Die Lattung bildet eine 40 mm hohe Hinterlüftungsebene, darüber folgt eine gespundete Holzschalung in 30 mm Dicke. Darauf montierten die Handwerker das Doppelstehfalzdach in 32 mm Stehfalzhöhe mit Edelstahl-Schiebehaften. Die Haften wurden in einem Abstand von maximal 150 mm befestigt. Bei einer Scharbreite von 400 mm waren etwa 16 Haften pro m² Dachfläche nötig. Anschließend wurde eine Unterkonstruktion für eine Photovoltaikanlage auf dem Metalldach erstellt. Dazu wurden Aluminium-Profilschienen in einer maximalen Länge von drei Metern mit Edelstahlklemmen auf den Stehfalzen des Daches befestigt. Insgesamt wurden 32 Photovoltaikmodule auf dem Dach der Berghütte mit einer Gesamtleistung von 10,4 kWp installiert. Die Montage der Photovoltaikanlage übernahm die Firma Elektro-Mechanik Meisl aus Berchtesgaden. Die neue Dachrinne wurde ebenfalls in Edelstahl ausgeführt, mit einem eingelegtem, 8 mm dickem Wulststab. Für die Montage der Dachrinne befestigten die Spengler vorab Rinnenhalter (verzinkt, 25x8) im Abstand von 400 mm.

Der First des Edelstahldaches wurde hinterlüftet ausgeführt mit einer Unterkonstruktion aus farbbeschichtetem Stahlblech. Diese Konstruktion wurde als Labyrinth von der Spenglerei Stifter mit einer CNC Stanz- und Nibbelmaschine sowie einer „Powerbend Professional“ von Schröter gefertigt. Die Abdeckkappe wurde aus demselben Material wie die Dacheindeckung gefertigt.

Bodenplatte abgedichtet, Reparaturen ausgeführt

Zusätzlich wurden zwei Dachflächenfenster in einem Lager des Haupthauses der Hütte eingebaut. Dazu nutzten die Handwerker eine Absturzsicherung und ein Dachfanggerüst. Dieses Jahr soll die Hütte noch einen Anbau / Zubau erhalten. Dafür wurde bereits eine Bodenplatte erstellt, die von den Handwerkern im vergangenen Jahr abgedichtet wurde.

Außerdem wurden zwei Türen im Keller winterfest gemacht, damit weder Schnee noch Wasser eindringen können. Die Spengler führten zudem Reparaturarbeiten an der Treppe der Terrasse aus. Sie erstellten eine Revisionsöffnung, um einen Zugang für Wartungs- und Reparaturarbeiten an der Terrasse zu erhalten. Auf dem Dach dichteten die Spengler außerdem einen Kamin und ein Sani-Lüfter-Rohr ab.

Sanierung innerhalb von drei Wochen

Die Dachsanierung und die Montage der Photovoltaikanlage auf dem Dach der Berghütte dauerten insgesamt drei Wochen. Dabei wurden die Spengler während der Sanierung von einem Wintereinbruch im September überrascht. „Trotz Wintereinbruchs mit 15 cm Neuschnee  wurde aber weitergearbeitet, auch samstags und sonntags“, sagt Jürgen Stifter, „bei gutem Wetter füllte sich die Sonnenterrasse und wir hatten viele interessierte Wanderer und Bergsteiger, die uns bei der Arbeit beobachteten, während sie auf der Terrasse der Berghütte saßen.“

Mit dem Abbau des Gerüsts am 28. September 2021 war die Sanierung der Ansbacher Hütte beendet. Nach der erfolgreichen Sanierung wird die Berghütte im Juni 2022 wieder für ihre Gäste öffnen.

 

Autorin

Nadja Höfling ist gelernte Bürokauffrau und kaufmännische Fachwirtin im Handwerk. Sie arbeitet in der Spenglerei Stifer in Petersaurach und ist die Tochter von Firmengründer Jürgen Stifter.

Mit vereinten Kräften gemeistert

Bei der Sanierung und weiteren Instandhaltungsarbeiten an der Ansbacher Hütte wurde die Spenglerei Stifter von der Spengler-Meistervereinigung Bayern unterstützt. Werner Fünfer von der Spenglerei Fünfer aus Ingolstadt und Sebastian Heinzlmeier von der Spenglerei und Dachdeckerei Heinzlmeier aus Schrobenhausen führten die Sanierung gemeinsam mit der Spenglerei Stifter durch. Insgesamt fünf Spengler sowie ehrenamtliche Helfer des DAV, Sektion Ansbach, waren mit der Sanierung der Berghütte rund 35 Arbeitstage beschäftigt. Jens Scheu von der Scheu-Flaschnerei + Haustechnik aus Michelbach an der Lücke erstellte während der Hüttendachsanierung viele Fotos und Drohnenaufnahmen. Die Firma M.A.S.C stellte den Handwerkern Schutzhelme für die Dacharbeiten zur Verfügung. Verpflegt wurden die Handwerker während der Arbeit vom Hüttenwirtteam.

Bautafel (Auswahl)

Projekt Dachsanierung der Ansbacher Hütte in den Lechtaler Alpen, Tirol

Zeitraum 3 Wochen, September 2021

Dacharbeiten  Spenglerei Stifter GmbH, 91580 Petersaurach, www.stifter-spenglerei.de; Spenglerei Fünfer, Werner Fünfer, 85051 Ingolstadt; Heinzlmeier GmbH Spenglerei, Dachdeckerei, Gerüstbau, Sebastian Heinzlmeier, 86529 Schrobenhausen, www.heinzlmeier-dach.de, ehrenamtliche Helfer des Deutschen Alpenvereins, Sektion Ansbach, https://www.dav-ansbach.de/

Installation der Photovoltaikanlage Elektro-Mechanik Meisl GmbH, 83471 Berchtesgaden, www.meisl-elektromechanik.de

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