Dachsanierung des Leopoldinums in Detmold

Detailreiche Dachsanierung erfolgreich abgeschlossen

Die Dachdeckerei Gläßner aus Bad Salzuflen hat das Dach des denkmalgeschützten Leopoldinums in Detmold saniert. Dabei mussten viele Details individuell handwerklich gelöst werden, von den Wandanschlüssen, Rinnen und Mauerabdeckungen bis hin zur Erneuerung eines Turms auf dem Hauptdach.

Das Gymnasium Leopoldinum an der Hornschen Straße in Detmold (Kreis Lippe) liegt nur zehn Minuten von der Detmolder Innenstadt entfernt. Das historische Schulgebäude stammt aus dem Jahr 1905 und ist ein dreigeschossiger Massivbau mit Steildachflächen. Das Schulgebäude erstreckt sich entlang der Hornschen Straße auf einer Länge von etwa 60 m.

Das Leopoldinium aus der Vogelperspektive: Das Schulgebäude erstreckt sich entlang der Hornschen Straße auf einer Länge von etwa 60 m. Vom Hauptflügel des Gebäudes aus verlaufen zwei Seitenflügel nach hinten und umgeben einen Innenhof
Foto: Clemens Welslau / Dachdecker Gläßner GmbH

Das Leopoldinium aus der Vogelperspektive: Das Schulgebäude erstreckt sich entlang der Hornschen Straße auf einer Länge von etwa 60 m. Vom Hauptflügel des Gebäudes aus verlaufen zwei Seitenflügel nach hinten und umgeben einen Innenhof
Foto: Clemens Welslau / Dachdecker Gläßner GmbH

Vom Hauptflügel des Gebäudes aus verlaufen zwei Seitenflügel und auf der Rückseite des Gebäudes befindet sich ein Innenhof, der von den Schülerinnen und Schülern in den Pausen genutzt wird. Einer der Seitenflügel der Schule ist 13 m lang, der andere mit 30 m deutlich länger. Das Leopoldinum in Detmold verfügt über ein steiles, stark gegliedertes Walmdach mit Erkern, Schmuckgiebeln und Türmen. Der Dachstuhl des Gebäudes besteht aus einer teils zweigeschossigen Walmdachkonstruktion, die sich aus Sparren im Abstand von etwa 75 bis 90 cm, Pfetten, Stielen, Balken und Sprengwerken zusammensetzt. Das Dach hat eine Firsthöhe von 30 m. Rechnet man den Hauptturm auf der Vorderseite der Schule hinzu, sind es insgesamt 40 m bis zur Turmspitze. Die Steildächer der seitlichen Gebäudeteile sind ebenfalls stark gegliedert und mit Türmen und Giebeln ergänzt. Ursprünglich waren die Dachflächen des Schulgebäudes mit Hohlfalzziegeln eingedeckt, die Türme mit Biberschwanzziegeln – auf einer Gesamtfläche von etwa 3200 m². 

Undichtigkeiten und Sturmschäden

Mit der Zeit war das Dach des über 100 Jahre alten Schulgebäudes in die Jahre gekommen und wies diverse Undichtigkeiten auf, unter anderem durch Sturmschäden. Daher sollte das Dach saniert und neu eingedeckt werden. Für die Dachsanierung gab es eine öffentliche Ausschreibung, auf die sich die Dachdeckerei Gläßner aus Bad Salzuflen beworben hatte, mit Erfolg: Der Betrieb erhielt den Auftrag für die Sanierung des Daches.

Das Dach des Gymnasiums war vor der Sanierung mit roten Hohlfalzziegeln eingedeckt, die Türme mit Biberschwanzziegeln
Foto: Clemens Welslau / Dachdecker Gläßner GmbH

Das Dach des Gymnasiums war vor der Sanierung mit roten Hohlfalzziegeln eingedeckt, die Türme mit Biberschwanzziegeln
Foto: Clemens Welslau / Dachdecker Gläßner GmbH

Die Dachdeckerei Gläßner GmbH aus Bad Salzuflen führt nicht nur Steil- und Flachdacharbeiten aus, sondern verfügt auch über eine eigene Zimmerei und eine Werkstatt zur Metallbearbeitung, ausgestattet mit verschiedenen Kantbänken. Der Handwerksbetrieb kann dadurch ein breites Spektrum handwerklicher Arbeiten abdecken. 

Rückbau und Erneuerung

Die Dacharbeiten am Leopoldinum begannen im Januar 2023. Für die Dachsanierung wurde das Gebäude abschnittsweise eingerüstet. Zunächst musste die alte Dacheindeckung zurückgebaut werden. Anschließend entfernten die Dachdecker und Zimmerer der Firma Gläßner die bestehende Konter- und Traglattung.

Das Gebäude wurde abschnittsweise eingerüstet und saniert
Foto: Clemens Welslau / Dachdecker Gläßner GmbH

Das Gebäude wurde abschnittsweise eingerüstet und saniert
Foto: Clemens Welslau / Dachdecker Gläßner GmbH
Der Dachstuhl blieb in seiner ursprünglichen Form erhalten und musste nicht ausgebessert oder verstärkt werden. Da es sich um ein denkmalgeschütztes Gebäude handelt, wurde das Dach nicht energetisch saniert oder gedämmt. Über der freigelegten Sparrenlage des Daches verlegten die Dachdecker eine neue Holzschalung und darüber wasserabweisende, dreilagige Unterdeckbahnen. Anschließend montierten sie eine neue Konter- und Traglattung. Für die Neudeckung der Dachflächen kamen rote Hohlfalzziegel von der Firma Meyer-Holsen zum Einsatz.

Biberschwanzziegel mit Rundung

Vor der Neudeckung der Türme wurde eine Holzunterkonstruktion montiert, darauf wurden Biberschwanzziegel mit Rundung verlegt
Foto: Clemens Welslau / Dachdecker Gläßner GmbH

Vor der Neudeckung der Türme wurde eine Holzunterkonstruktion montiert, darauf wurden Biberschwanzziegel mit Rundung verlegt
Foto: Clemens Welslau / Dachdecker Gläßner GmbH
Die Türme des Gebäudes wurden ebenfalls von der Dachdeckerei Gläßner saniert, zwei davon wurden mit Biberschwanzziegeln eingedeckt. „Damit sich die Ziegel an die runde Form der Türme anpassen konnten, wurden eigens für dieses Projekt Biberschwanzziegel mit Rundung von der Firma Meyer-Holsen gebrannt“, sagt Yannick Menkhoff, Geschäftsführer der Dachdeckerei Gläßner. Auch der Hauptturm auf der Vorderseite des Daches wurde von der Firma Gläßner erneuert. Yannick Menkhoff erzählt: „Im Laufe der Dacharbeiten wurde festgestellt, dass die Holzkonstruktion des Hauptturms durch Fäulnis stark beansprucht und nicht mehr tragfähig war.“ In der Zimmerei der Firma Gläßner wurde der untere Teil des Turms aus Eichenholz neu konstruiert, der obere Teil des Turms war gut erhalten, er wurde restauriert und mit einer neuen Holzschalung verkleidet. 

Vorpatinierte Kupferbleche

Der neue Hauptturm auf dem Dach des Leopoldinums. Der untere Teil des Turms wurde aus Eichenholz neu konstruiert. Der obere Teil erhielt eine Verkleidung aus vorpatinierten Kupferblechen
Foto: Clemens Welslau / Dachdecker Gläßner GmbH

Der neue Hauptturm auf dem Dach des Leopoldinums. Der untere Teil des Turms wurde aus Eichenholz neu konstruiert. Der obere Teil erhielt eine Verkleidung aus vorpatinierten Kupferblechen
Foto: Clemens Welslau / Dachdecker Gläßner GmbH
Über der Schalung des neuen Hauptturms wurden in der Werkstatt Unterdeckbahnen verlegt, danach wurde der Turm mit vorpatinierten, grünen Kupferblechen verkleidet. Zur Bearbeitung der Kupferbleche für die Türme auf dem Dach hatte die Dachdeckerei Gläßner eigene Maschinen angeschafft – wieso, erklärt Dachdeckermeister Yannick Menkhoff: „Für die Verkleidung der kleineren Zwiebeltürme benötigten wir beispielsweise vorpatinierte, grüne Tafelbleche mit Wulsten. Aber kein Lieferant wollte uns die Wulstbleche aus dem vorpatinierten Kupferblech anfertigen, weil der Aufwand zu hoch gewesen wäre, die Maschinen nach der Bearbeitung der Bleche zu rei­nigen. Daher haben wir extra für dieses Projekt Maschinen angeschafft, um diese Bauteile selbst her­zustellen.“

Bearbeitet wurden die vorpatinierten Kupferbleche mit verschiedenen Maschinen, unter anderem einer Kantbank, Segmentbiegemaschine, Tafelschere sowie mit einer Vielzahl an Handwerkzeugen. Dabei färbte die grüne Oberfläche der vorpatinierten Kupferbleche tatsächlich zum Teil auf die Maschinen ab, wie Clemens Welslau von der Dachdeckerei Gläßner erklärt. Die Maschinen ließen sich aber im Anschluss an die Arbeiten gut reinigen. Den bestehenden Wetterhahn auf dem Turm sanierten die Mitarbeiter der Dachdeckerei Gläßner ebenfalls. „Der Wetterhahn wurde abgenommen, gebeizt, geschliffen, neu lackiert und auf den neuen Turm aufgesetzt“, erklärt Yannick Menkhoff.

Zwei Kräne parallel im Einsatz

Um den neuen Hauptturm und die anderen, neuen Zwiebeltürme auf das Dach des Leopoldinums zu set-zen, war ein Kran mit hoher Reichweite gefragt – die Dachdeckerei Gläßner nutzte dafür ihren eigenen Autokran (Modell „K1003“ von der Firma Klaas). Zeitweise arbeitete die Dachdeckerei bei der Sanierung in Detmold parallel mit zwei Kränen. „Ein gemieteter Turmdrehkran war dauerhaft auf der Baustelle im Einsatz, zusätzlich waren wir mit unserem eigenen Autokran vor Ort“, sagt Yannick Menkhoff. 

Weitere Metalldacharbeiten

Alle Wandanschlüsse, Dachrinnen und Mauerabdeckungen wurden von den Dachdeckern händisch ausgeführt
Foto: Clemens Welslau / Dachdecker Gläßner GmbH

Alle Wandanschlüsse, Dachrinnen und Mauerabdeckungen wurden von den Dachdeckern händisch ausgeführt
Foto: Clemens Welslau / Dachdecker Gläßner GmbH
Neben den Arbeiten auf den Hauptdachflächen und der Erneuerung der Türme des Schulgebäudes gab es viele Detailarbeiten am Dach zu erledigen: Alle Wandanschlüsse und Mauerabdeckungen auf den Dachflächen wurden von der Dachdeckerei Gläßner mit Zinkblechen ausgeführt. Außerdem wurden innenliegende Rinnen aus Titanzink erstellt. Die Bleche wurden dafür mehrfach gekantet und verlötet. Dabei mussten die Bleche einerseits unter die Dachziegel geführt und andererseits auf dem Gesims entlang als innenliegende Rinne ausgebildet werden. Die Kehlen für die Steildachflächen wurden ebenfalls von den Mitarbeitenden der Dachdeckerei Gläßner erstellt.

Fazit: „Ein besonderes Projekt!“

„Dieses Projekt umfasste viele Aufgaben, die für unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nicht alltäglich waren“, sagt Yannick Menkhoff. „Alle Bleche, Rinnen und Mauerabdeckungen mussten individuell und vor Ort angepasst werden, mit sehr vielen Ecken, Rundungen und Formteilen. Das war schon ein sehr besonderes Projekt!“ Der Aufwand hat sich gelohnt: Die Dachdeckerei Gläßner wurde im Mai 2024 beim Deutschen Dachpreis „Dachkrone“ für die Dachsanierung des Leopoldinums mit dem zweiten Platz in der Kategorie „Bestes Projekt“ ausgezeichnet.

Die Dachdeckerei Gläßner belegte bei der „Dachkrone“ dieses Jahr in der Kategorie „Bestes Projekt“ den zweiten Platz und wurde damit für die Sanierung des Leopoldinums ausgezeichnet
Foto: Johanna Ruhl

Die Dachdeckerei Gläßner belegte bei der „Dachkrone“ dieses Jahr in der Kategorie „Bestes Projekt“ den zweiten Platz und wurde damit für die Sanierung des Leopoldinums ausgezeichnet
Foto: Johanna Ruhl

Autor

Stephan Thomas ist Chefredakteur der Zeitschrift dach+holzbau.

Bautafel (Auswahl)

Projekt Dachsanierung des denkmalgeschützten Gymnasiums Leopoldinum in Detmold (Kreis Lippe)

Bauherrin Stadt Detmold, Fachbereich 5: Tiefbau und Immobilienmanagement, Detmold

Dacharbeiten Dachdecker Gläßner GmbH, Bad Salzuflen, www.dachdecker-glaessner.de

Herstellerindex (Auswahl)

Dachziegel „Vario Geradschnitt“-Hohlfalzziegel und Biberschwanzziegel, Dachkeramik Meyer-Holsen GmbH, Hüllhorst, www.meyer-holsen.de

Schalungs- und Unterdeckbahnen „Delta-Vent S“, Hersteller: Dörken Membranes, Herdecke, www.doerken.com/de

Kupferbleche vorpatinierte Kupferbleche, Oberfläche „Nordic Green“, Marke: „Nordic Copper“, VM Building Solutions, www.nordiccopper.com

Über die Dachdecker Gläßner GmbH

Die Dachdecker Gläßner GmbH aus Bad Salzuflen wurde von Yannick Menkhoff im Jahr 2016 vom damaligen Inhaber übernommen. Durch die Einstellung neuer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und die Übernahme von anderen Handwerksbetrieben aus der Region sorgte Yannick Menkhoff für ein kontinuierliches Wachstum des Betriebs. Inzwischen gehören nicht nur Dachdeckermeister und Dachdeckergesellen, sondern auch Zimmerer, Trockenbauer und Maler zum Team des Handwerksbetriebs. Dadurch kann die Dachdeckerei Gläßner ein breites Spektrum an handwerklichen Tätigkeiten abdecken: Neben Flach- und Steildacharbeiten übernimmt der Handwerksbetrieb die Installation von Photovoltaikanlagen, erstellt Dachbegrünungen, führt Klempnerarbeiten sowie Trockenbau- und Malerarbeiten aus. Der Bau von Carports und Wintergärten und weitere Holzbauarbeiten gehören ebenfalls zum Portfolio. Die verschiedenen Standorte der Dachdeckerei Gläßner wurden dieses Jahr an einem neuen Unternehmenssitz zusammengefasst, in der Max-Planck-Straße 30 in Bad Salzuflen. Dort hat die Dachdeckerei Gläßner ein bestehendes Werksgelände mit Büroräumen, Werkstätten und einem Hochregallager übernommen. Mehr Informationen zur Dachdeckerei Gläßner erhalten Sie unter www.dachdecker-glaessner.de

Vernetzung und Austausch

Yannick Menkhoff, Geschäftsführer der Dachdeckerei Gläßner, ist Mitglied im „Roofer’s Club“, einem Zusammenschluss von Geschäftsführer/-innen, Inhaberinnen und Inhabern von Dachdecker- und Zimmereibetrieben. Der „Roofer’s Club“ wurde vom Bauverlag und dem Online-Dachbaustoffhändler „Dachdeckermarkt24“ gegründet, um die Vernetzung unter Dach- und Holzbaubetrieben zu fördern und den Mitgliedsbetrieben neue Impulse für die Digitalisierung, Personal- und Fachkräftegewinnung zu bieten. Insgesamt 20 mittelgroße und größere Unternehmen der Dach- und Holzbaubranche sind bereits Mitglied im „Roofer’s Club“. Weitere Informationen zur Mitgliedschaft im „Roofer‘s Club“ erhalten Sie auf Anfrage per Mail an

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