Deutscher Dachpreis „Dachkrone“ 2023 in Gütersloh verliehen

Nach der Premiere im vergangenen Jahr wurde der Deutsche Dachpreis „Dachkrone“ dieses Jahr erneut in der Stadthalle Gütersloh verliehen. Das Magazin dach+holzbau hatte den Deutschen Dachpreis 2022 in Kooperation mit Dachdeckermarkt24 erstmals ausgelobt, um Wertschätzung für Dachdecker-, Spengler- und Zimmereibetriebe auszudrücken. Dieses Jahr hatten sich erneut viele Dachhandwerksbetriebe für den Deutschen Dachpreis beworben. 28 Betriebe wurden für die „Dachkrone 2023“ nominiert, alle nominierten Betriebe kamen, in unterschiedlichen Teamgrößen, am 15. Juni zur Preisverleihung nach Gütersloh. Insgesamt waren mehr als 400 Gäste zur Veranstaltung eingeladen.

Vor allem in der Kategorie „Team- und Traditionsverständnis“ gab es dieses Jahr sehr viele Bewerbungen für den Deutschen Dachpreis – das machte die Wahl der Sieger für die Jury nicht leicht. Die Fachjury bestand dieses Mal aus sechs Mitgliedern: Dachdeckermeister Stefan Bern aus Mönchengladbach, Gewinner der „Dachkrone 2022“, Dachdeckergesellin Chiara Monteton aus Bochum, ebenfalls Vorjahresgewinnern der „Dachkrone“, Stephan Thomas, Chefredakteur der dach + holzbau, Stephan Hettwer, Geschäftsführer Vertrieb und Direktor Kunden und Märkte bei der Roto Frank Dachsystem-Technologie sowie Daniel Gasperi, Leiter Marketing und Vertrieb des Werkzeugherstellers Picard. Der Vorsitzende der Jury war Guido Happe, Unternehmensbeirat von Dachdeckermarkt24.

Zimmerei überzeugte mit nachhaltigem ­Konzept

In der Kategorie „Nachhaltigstes Konzept“ wurde dieses Jahr der Betrieb Holzbau Baumgart aus Bosau mit dem 1. Platz ausgezeichnet. Die Zimmerei aus dem Kreis Ostholstein wurde 2015 von Frithjof Baumgart gegründet und hat aktuell 27 Mitarbeiter. Neben dem Bereich Holzrahmenbau ist Holzbau Baumgart auf Altbausanierungen spezialisiert und führt Aufträge in Kiel, Lübeck und Umgebung aus. Bei der Auswahl von Baustoffen achtet Firmeninhaber Frithjof Baumgart nach eigenen Angaben besonders auf die Nachhaltigkeit und Langlebigkeit der Produkte. Außerdem werden bestehende Materialien so lange wie möglich genutzt – so kommt beispielsweise zurückgebautes Holz im Neubau erneut zum Einsatz, was bei Bauherren gut ankomme, wie Frithjof Baumgart erklärt.

Holzbau Baumgart aus Bosau wurde bei der "Dachkrone 2023" mit dem ersten Platz in der Kategorie "Nachhaltigstes Konzept" ausgezeichnet
Foto: dedicative.de

„Nachhaltigkeit und Klimaschutz sind Themen, die junge Leute bewegen und interessieren“, erklärt Frithjof Baumgart, „Nachhaltigkeit bedeutet auch, nachhaltig motivierte Mitarbeiter im Team zu haben, die das Baugewerbe zukunftsorientiert verändern möchten.“ Seit zwei Jahren nutzt der Holzbaubetrieb Elektrofahrzeuge, die über eine Photovoltaikanlage auf dem eigenen Firmendach aufgeladen werden. Passend dazu gewann das Team von Holzbau Baumgart bei der „Dachkrone 2023“ einen Gutschein für eine E-Ladesäule von Elexon.

„Bester digitaler Betrieb“ kommt aus Ahrensbök

In der Kategorie „Bester digitaler Betrieb“ belegte dieses Jahr die Zimmerei Pawlowski den ersten Platz bei der „Dachkrone“. Die Zimmerei aus Ahrensbök mit 12 Mitarbeitern setzt unter anderem auf Planungsapps und moderne 3D-Software, um Kunden maßgeschneiderte Lösungen anbieten zu können.

Als "Bester digitaler Betrieb" wurde die Zimmerei Pawlowski mit den 1. Platz bei der „Dachkrone 2023“ ausgezeichnet
Foto: Dedicative.de

Für den ersten Platz in der Kategorie „Bester digitaler Betrieb“ erhielt die Zimmerei, neben Werkzeugkoffern von Picard und einem Heißluftschweißgerät von Leister, unter anderem einen Gutschein für die Onlineplattform Kantfuchs24 im Wert von 500 €. Über die Website können Handwerksbetriebe vorkonfigurierte und maßgefertigte Bleche und Profile bestellen, die innerhalb von 2-3 Werktagen produziert und geliefert werden (siehe online unter www.kantfuchs24.de).

„Bestes Projekt“: Steildach, Flachdach und Fassade

Das Team von Bauer Bedachungen aus Laichingen sicherte sich in der Kategorie „Bestes Projekt“ den 1. Platz. Der Dachdeckerbetrieb wurde für das Projekt „Adlerquartier“ in Laichingen ausgezeichnet, das drei Gebäude und ein Verbindungsgebäude mit Flachdach umfasst. Insgesamt 1780 m² Flachdachflächen wurden bei diesem Projekt von den Dachdeckern abgedichtet. Neben EPDM-Dachbahnen für das Flachdach des ersten Bauabschnitts kamen dabei „Evalon“-Kunststoffdachbahnen von Alwitra für die Dächer der Gauben zum Einsatz. Zudem wurden insgesamt 650 m² Steildachflächen mit „Turmalin“-Dachziegeln eingedeckt und zahlreiche, bodentiefe Fensterelemente abgedichtet. Dazu kamen die Verkleidung der Fassade im Erdgeschoss mit Aluminium-Zackenprofilen und viele weitere Arbeiten rund um die Fassade und das Dach.

Bauer Bedachungen aus Laichingen wurde mit dem ersten Platz für das "Beste Projekt" ausgezeichnet
Foto: Dedicative.de

„Das Adlerquartier ist eines  unserer vielfältigsten Projekte, bei dem man gut sehen kann, wie umfangreich das Dachdeckerhandwerk ist, das reicht von der Fassade bis zur Abdichtung über die Dacheindeckung sowie dem Einbau von Dachfenstern und allerlei Spenglerarbeiten“, sagt Dachdeckermeister Andrej Bauer, Geschäftsführer von Bauer Bedachungen. Der Dachdeckerbetrieb aus Laichingen bei Ulm gewann als Hauptpreis bei der „Dachkrone“ einen Gutschein für eine Bildungsreise im Wert von 10 000 € von Roto.

Das Team von Berg Dach + Schiefer gewann den zweiten Platz in der Kategorie "Bestes Projekt". Die Dachdeckerei aus Erden an der Mosel hatte sich mit der Sanierung des Schieferdaches der Villa Michels in Andernach beworben
Foto: Dedicative.de

Der zweite Platz in der Kategorie „Bestes Projekt“ ging an Berg Dach + Schiefer aus Erden. Der Dachdeckerbetrieb hatte sich mit der Sanierung der Villa Michels in Andernach beworben. Das denkmalgeschützte Gebäude soll nach der Sanierung als Eventlocation und Innovationszentrum für Start-ups genutzt werden. Insgesamt 300 m² Schiefer in Altdeutscher Deckung verlegten die Dachdecker auf den Dachflächen. Der dritte Platz in der Rubrik „Bestes Projekt“ ging an die Dachdeckerei Stahlmann aus Salzderhelden bei Einbeck, die sich ebenfalls mit einem Sanierungsprojekt beworben hatte: Die Dachdeckerei hatte ein Wohnhaus mit Walmdach aus den 1970er Jahren saniert und mit Aluminium-Dachschindeln neu eingedeckt.

Platz 1 in „Team und Tradition“ geht nach Köln

In der Kategorie „Team- und Traditionsverständnis“ ging der erste Platz an den Dachdeckerbetrieb „DeinDach by Hemmersbach“ aus Köln. Der Betrieb wurde 2021 von den Brüdern Lukas und Florian Hemmersbach gegründet, die mit der Neugründung in Köln bewusst neue Wege gehen wollten. Das Team von „DeinDach“ ist innerhalb von zwei Jahren von drei auf 28 Mitarbeiter gewachsen.

Platz 1 in der Kategorie "Team- und Traditionsverständnis" bei der "Dachkrone 2023" gewann DeinDach by Hemmersbach aus Köln
Foto: Dedicative.de

Sowohl Flachdacharbeiten im Neubau als auch Steildachsanierungen werden von dem jungen Dachdeckerteam aus Köln ausgeführt. Um für ein gutes Miteinander zu sorgen, gibt es regelmäßig Tischtennis- und Basketballturniere für das Team, außerdem Fitnessgeräte, die allen Mitarbeitern zur Verfügung stehen. Zwei Mal im Jahr wird von Lukas und Florian Hemmersbach ein Handwerkertag ausgerichtet, um sich mit anderen Dachdecker- und Zimmereibetrieben auszutauschen und zu vernetzen. Um neue Mitarbeiter für das Team zu gewinnen, setzen die Hemmersbach-Brüder ausschließlich auf soziale Medien wie Tiktok, Instagram und Facebook sowie auf persönliche Empfehlungen von Mitarbeitern. Der Dachdeckerbetrieb „DeinDach by Hemmersbach“ gewann als Hauptpreis bei der „Dachkrone“ einen Gutschein für ein Betriebsfest im Wert von 1000 € von BMI Braas, außerdem einen Gutschein für die Onlineplattform Kantfuchs24 im Wert von 500 €.

Unternehmensnachfolge

In der Kategorie „Erfolgreichste Unternehmensnachfolge“ wurde die Dachdeckerei Gläßner aus Bad Salzuflen mit dem ersten Platz ausgezeichnet. 2016 übernahm Dachdeckermeister Yannick Menkhoff mit 27 Jahren den Dachdeckerbetrieb, der damals nur vier Mitarbeiter hatte. Unter der neuen Leitung vollzog die Dachdeckerei eine bemerkenswerte Entwicklung: ein neues Betriebsgebäude wurde eröffnet, zwei Autokräne angeschafft und eine moderne Werkstatt zur Blechverarbeitung eingerichtet.

1. Platz für die "Erfolgreichste Unternehmensnachfolge": Das Team der Dachdeckerei Gläßner bei der Preisverleihung
Foto: Dedicative.de

2019 übernahm die Dachdeckerei Gläßner zudem die Dachdeckerei Fritz Jünemann & Horst Vossler GmbH & Co. KG aus Bad Salzuflen und 2022 die Zimmerei und Tischlerei Althoff. Dadurch konnte die Dachdeckerei ihr Portfolio erweitern und bietet inzwischen auch schlüsselfertige Holzrahmenbauten an. Im Bereich Photovoltaik und Solar ist die Dachdeckerei Gläßner ebenfalls tätig. Mittlerweile hat die Dachdeckerei 76 Mitarbeiter. 

Sonderpreis für Integration im Handwerk

Außerdem gab es einen Sonderpreis „Integration im Handwerk“ für das Team der Dachdeckerei Jedamzik, das zwei Auszubildende aus Tadschikistan eingestellt hat: Bahrillo Subhonqulov (links) und Shohin Bobojonvo (rechts) 
Foto: Dedicative.de

Insgesamt wurden dieses Jahr 15 Betriebe in fünf ­Kategorien mit der „Dachkrone“ ausgezeichnet. Zusätzlich wurden dieses Jahr zwei Sonderpreise vergeben: ein Sonderpreis für „Integration im Handwerk“ an den Dachdeckerfachbetrieb Jedamzik aus Olsberg, der zwei jungen Männern aus Tadschikistan eine Ausbildung zum Dachdecker ermöglicht. Die Bewerbungen von Bahrillo Subhonqulov und Shohin Bobojonvo aus Tadschikistan waren für die Dachdeckerei aus dem Hochsauerlandkreis ein Glücksfall, da es in den vergangenen Jahren zunehmend schwieriger wurde, neue Auszubildende zu ­finden.

Außerdem gab es einen Sonderpreis für den „Besten Comedy-Film“ für die Dachdeckerei Dämgen aus Mainz. Das Bewerbungsvideo, in dem der Betriebsinhaber Jonas Dämgen sich selbstironisch als überheblichen Firmenchef darstellt, hatte bereits auf dem Instagram-Kanal der „Dachkrone“ über 6000 Aufrufe erzeugt und für viele Kommentare gesorgt (hier gibt es das Video zum Anschauen: Link zu YouTube). Auf der Preisverleihung in Gütersloh wurde das Video noch einmal in voller Länge gezeigt.

Diskussion zu Nachwuchssuche und Digitalisierung

Vor der Verleihung der „Dachkrone“ gab es dieses Jahr eine Podiumsdiskussion zu den Themen Fachkräftemangel, Digitalisierung und Materialbeschaffung, die Stephan Thomas, Chefredakteur der dach + holzbau, gemeinsam mit Christoph Kepser moderierte.

Vor der Verleihung der „Dachkrone 2023“ gab es eine Podiumsdiskussion mit Inhabern von Dachdecker- und Zimmereibetrieben sowie Unterstützern des Deutschen Dachpreises. Am Mikrofon: Stefan Bern, Dachdeckermeister und Geschäftsführer des Stefan Bern Dachdeckermeisterbetriebs aus Mönchengladbach
Foto: Dedicative.de

Zu Gast auf dem Podium waren Andrej Bauer, Inhaber von Bauer Bedachungen aus Laichingen, Dachdeckermeister Jan Voges aus Lamspringe, Betriebsinhaber und Dachdeckermeister Stefan Bern aus Mönchengladbach sowie Eugen Penner, Inhaber des Dachdecker- und Zimmereibetriebs ZEP-Team aus Bielefeld. Außerdem waren mit auf dem Podium: Yann Lesage, Vertriebsleiter Außendienst Kunden & Märkte bei der Roto Frank Dachsystem-Technologie, Daniel Gasperi, Leiter Marketing und Vertrieb der Picard GmbH und Frank Schulz, Mitgründer und Gesellschafter von Kantfuchs24. Deutlich wurde bei der Podiumsdiskussion vor allem eins: Durch Engagement und mit cleveren Ideen schaffen es Handwerksbetriebe, junge Leute für das Handwerk zu gewinnen.

Kicker, Tischtennis und Fotomappen zum Mitnehmen

Nach der Preisverleihung gab es dieses Jahr – anders als im Vorjahr – zahlreiche Spiele und Mitmachaktionen für die Gäste. In der Stadthalle wurden zwei Tischtennisplatten aufgebaut, an denen sich die Gäste Turniere liefern konnten. Außerdem gab es einen Tischkicker und viele weitere Spiele für die Gäste, die sehr gut angenommen wurden. Dabei gab es bei den Spielen nach der Preisverleihung die Möglichkeit, viele weitere Preise zu gewinnen, unter anderem Werkzeuge, die zur Verfügung gestellt wurden von der Halder KG und der Picard GmbH.

An einer Fotostation konnten sich Handwerksbetriebe außerdem einzeln oder in Teams mit einem Werkzeug ihrer Wahl vor einer Leinwand ablichten lassen. Die Fotos wurden direkt vor Ort ausgedruckt und durften in einer Fotomappe mitgenommen werden. So konnte jeder Betrieb ein eigenes, kleines Andenken an die „Dachkrone“ mit nach Hause nehmen.

„Ohne Euch hätten wir keine sicheren Dächer über unseren Köpfen.“

Für Erdal Top, Key Account Manager im Bauverlag und Projektleiter der „Dachkrone“, ist der Deutsche Dachpreis zum Herzensprojekt geworden. In seiner Eröffnungsrede vor der Preisverleihung sagte er, an die Zuschauer gerichtet: „Es sind so viele ehrliche Freundschaften zu Euch entstanden. Ihr seid eine coole Zielgruppe! Ohne Euch hätten wir keine sicheren Dächer über unseren Köpfen. Mit der Dachkrone wollen wir Eure Leistungen in den Vordergrund stellen!“

Nach der Veranstaltung gab es ein eindeutiges Fazit: Die „Dachkrone“ wird nächstes Jahr erneut verliehen und der Termin steht bereits fest: Am 31. Mai 2024 soll in der Stadthalle Gütersloh erneut gefeiert und zum dritten Mal der Deutsche Dachpreis „Dachkrone“ vergeben werden. Wir werden in der dach+holzbau rechtzeitig über den Bewerbungsstart für die „Dachkrone 2024“ informieren.

Autor / Autorin

Michaela Podschun ist Redakteurin der Zeitschriften bauhandwerk und dach+holzbau. Stephan Thomas ist Chefredakteur der dach + holzbau.