Lokales Holz für Gemeindebau

Für den Bau ihres neuen Gemeindezentrums entschied sich die französische Gemeinde Saint-Jean d‘ Arvey dafür, lokales Holz aus nahe gelegenen Wäldern zu nutzen. Zwar besteht der Kern des Gebäudes aus Beton. Darüber ist aber eine Holzständerkonstruktion gebaut, auch die Geschossdecken sind aus Holz. 

Bei Bauprojekten bestimmt meist der Entwurf darüber, welches Material eingesetzt wird. Nicht so bei dem Gemeindezentrum in Saint-Jean d’Arvey im Osten Frankreichs. Die Gemeindevertreter beschlossen, dass für das Zentrum Holz aus dem nahe gelegenen Wald verwendet werden sollte. Das Mehrzweckgebäude vereint Kindergarten, Hort, Bibliothek und Büros der Stadtverwaltung unter einem Dach. Neben lokalem Holz aus nachhaltiger Forstwirtschaft, kurzen Transportwegen und einem angenehmen Raumklima war auch ein niedriger Energieverbrauch beim Bau des Gemeindezentrums wichtig.

Inspiriert von Holzbau in Vorarlberg

Noch immer scheuen sich viele Kommunen vor den Anforderungen und Auflagen, die Holzbauten mit sich bringen. Anders ist das bei Jean-Claude Monin, Bürgermeister von Saint-Jean d’Arvey. Er engagiert sich schon lange für die Walddörfer Frankreichs und sah in diesem Projekt kein Hindernis, sondern vielmehr eine Herausforderung, die er gemeinsam mit dem Architekten Vincent Roques löste. Da die Entwicklung von Niedrigenergiehäusern aus lokalem Holz in Frankreich noch in den Anfängen steckt, haben sich die Verantwortlichen in Österreich umgesehen: Die Region Vorarlberg ist eines der renommiertesten Beispiele für modernen, regionalen Holzbau und bot viele Inspirationen.

Vertikale Holzlamellen an der Fassade

Durch seine Hanglage präsentiert sich das Gebäude von jeder Seite anders: Während man von der unteren Straßenseite aus alle drei Etagen des Gemeindezentrums erkennt, kann man vom Hang aus nur das obere Geschoss sehen. Hier präsentiert sich das Obergeschoss mit einem überdachten Eingangsbereich. Es wirkt wie ein überdimensionaler Holzrahmen, den man über eine kleine Brücke betritt. Die übrigen drei Gebäudeseiten sind mit einer vertikalen Holzlamellenstruktur bekleidet. Das Erdgeschoss an der Straßenseite ist großflächig verglast. Im Eingangsbereich sind ähnliche Holzlamellen wie an der Außenfassade angebracht. In der Ebene zwischen vorgehängter Holzfassade und Eingangsbereich führt eine großzügige Treppe ins zweite Geschoss. Über Treppen an der Seite des Gebäudes ist jede Etage auch von außen erreichbar.

Geschossdecken aus Holz

Die Basis des Gemeindezentrums bildet ein Betonkern. Darin ist die gesamte technische Infrastruktur des Gebäudes untergebracht. Um den Versorgungskern herum ist eine Struktur aus massivem Tannenholz gebaut.  Die Gebäudehülle ist eine vorgehängte, hinterlüftete Fassade aus regionalem Tannenholz. Alle Geschossdecken bestehen aus 114 cm breiten und 6 bis 8 m langen Holzelementen. Die Decken bestehen aus einzelnen Balken, die nebeneinander angeordnet sind. Dadurch verbiegen sie sich bei vertikalen Lasten weniger. Vor Ort mussten die Holzbauer die Deckenelemente nur noch montieren.

Fassade mit Holzfaserdämmstoffen

Eine Kombination aus den Dämmmatten „Homatherm HolzFlex“ und der Unterdeckplatte „UD Protect“ schützt den Neubau vor Wärmeverlusten. Die Holzständer der Außenwände wurden mit „HolzFlex“-Dämmmatten in 200 mm Dicke ausgefacht. Vor die Holzkonstruktion montierten die Holzbauer von außen eine 12 mm dicke OSB-Platte, die Unterdeckplatte „UD protect“ in 60 mm Dicke und eine Schutzfolie gegen Feuchtigkeit. Davor wurde die Unterkonstruktion für die Holzlamellen montiert. Auf der Innenseite befindet sich vor der Dämmebene eine Dampfsperre, Auflagebalken mit „HolzFlex 40 mm“-Dämmung und die abschließende, von innen sichtbare Holzverkleidung. Im Zusammenspiel der beiden Holzfaserdämmstoffe ergibt sich ein U-Wert 0,17 W/m²K. Nicht nur Raumklima und -akustik sind hier ausgezeichnet – das Gemeindezentrum hat auch den 1. Preis des Holzbaupreises „Prix National de la Construction Bois“ 2014 in der Kategorie „Öffentliche Gebäude“ erhalten.

Autorin

Susanne Launert arbeitet im Marketing der Homanit Building Materials GmbH & Co. KG in Berga.

 

 

Bautafel (Auswahl)

Projekt Centre Communal de Saint-Jean d’Arvey, Frankreich

Bauherr Mairie de Saint-Jean d’Arve

Architekt Vincent Roques Architecte, Annecy

Holzbau Entreprise Darvey, Lescheraines, www.darvey.fr

Produkte „Homatherm HolzFlex“, „Homatherm UD Protect“, Homanit Building Materials GmbH & Co. KG, Berga,

www.homatherm.com

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