Wohnhäuser rundum gedämmt mit zwei verschiedenen Dämmsystemen
Oben Holzfaser- und unten EPS-Dämmung für neu gebaute Wohnhäuser in München
In München wurden vier mehrgeschossige Wohngebäude mit Dachgeschossen aus Holz gebaut. Die Neubauten entsprechen dem KfW-40-Standard – unter anderem dank zwei verschiedener Dämmsysteme. Die Dämmplatten mussten dabei der runden Gebäudeform angepasst werden.
Die vier Neubauten in Massivbauweise des Projekts „Freistil“ in München haben Dachgeschosse aus Holz. Die Betonwände darunter sind von außen mit 240 mm dicken EPS-Dämmplatten gedämmt und mit einem Putz beschichtet. Die Außenwände der Dachgeschosse in Holzrahmenbauweise sind mit einem Holzfaser-WDVS gedämmt. Zum Einsatz kamen dabei „HFD-Exterior Compact“-Dämmplatten von Inthermo in 100 mm Dicke. Die Holzbau- und Dämmarbeiten übernahmen die Handwerker von Züblin Timber aus Aichach. Schon bei der Entwicklung der Konstruktionsdetails und der Vorfertigung von Wand-, Dach- und Sonderelementen arbeitete Züblin Timber eng mit den Technikern von Inthermo zusammen.
Hybridbau aus Beton und Holz
Bauherr der vier Mehrgeschosser in München ist das Unternehmen Klaus Wohnbau aus Augsburg. Die Grundrisse der vier Gebäude erinnern an ein Trapez. Auf einer Breite von 3 m sind die Gebäudeecken im Winkel von 120 Grad gerundet. „Die markanten Rundungen des Baukörpers werden von den montierten Fassadendämmplatten identisch abgebildet. Die abschließende Beschichtung mit mineralischem Putz musste wegen der Krümmung ein hohes Maß an Sicherheit vor Rissbildung bieten“, erklärt Inthermo-Außendienstmitarbeiter Lorenz Stöpfel, der das Bauvorhaben von Anfang an begleitete. Stöpfel hat den Bauträger Klaus Wohnbau und das Unternehmen Züblin Timber über Einsatzmöglichkeiten ökologischer Dämmprodukte aus Holzfaser, Hanf und Kork sowie bei der Wahl geeigneter Putze und Anstriche beraten. Auf Empfehlung des Fachberaters wurden die Fensterlaibungen, Fensterstürze und die Unterfensterbänke im obersten Geschoss mit Profilen aus Backkork ausgeführt: Im feuchtesensiblen Bereich rund ums Fenster schützt das Naturmaterial in Verbindung mit den Inthermo-Detaillösungen vor dem Eindringen schlagregenbedingter Nässe in die Wandkonstruktion.
Runde Form auf Dämmplatten übertragen
Die Ausformung gerundeter Fassadendämmplatten für die Montage ist keineswegs alltäglich. Das zeigt ein Blick hinter die Kulissen des Baugeschehens: Im Technikum der Deutschen Amphibolin-Werke (DAW SE) und den Werkstätten von Züblin Timber wurde über Wochen an der Übertragung der Gebäudekörper-Rundung auf die Dämmplatten gearbeitet. Was bei den EPS-Dämmplatten vergleichsweise einfach umzusetzen war, erforderte bei den sehr viel schwereren und härteren Holzfaserdämmplatten eine besondere Technik: Zimmermeister Sebastian Schmucker, für Inthermo als Anwendungstechniker tätig, testete in Zusammenarbeit mit Züblin Timber mehrere Verfahren, um die Biegung auf die Holzfaserplatten zu übertragen. Einschnitte in die äußere Putzträgerfläche mussten unbedingt vermieden werden. Sebastian Schmucker erklärt die Umsetzung der gerundeten Dämmplatten: „In die Rückseiten der 100 mm dicken Holzfaserdämmplatten wurden im Abstand von jeweils 30 mm maximal 75 mm tiefe Schlitze gesägt, ohne die Dämmplattenoberfläche zu erreichen oder zu durchbrechen. Dadurch ließ sich die Holzfaserplatte wie gewünscht biegen und auf einer 25 mm dicken, segmentierten OSB-Platte montieren.“ Die gerundeten Fassadenelemente konnten so als bündig gedämmte Putzträgerflächen dienen. Sie wurden auf der Baustelle mit einem armierten Putz beschichtet.
Zwei verschiedene Systeme vereint
Die Dämm- und Putzträgerplatten wurden mit einem Inthermo-Putzsystem zulassungskonform beschichtet und farblich auf das Gesamterscheinungsbild abgestimmt. Die beiden WDVS von Alsecco und Inthermo sind in der Dämmebene durch einen gebäudeumlaufenden Brandriegel aus Mineralwolle getrennt. Die bauphysikalischen Werte stimmen dennoch überein: Der Wärmedurchgangskoeffizient der Außenwand (U-Wert) liegt einheitlich bei 0,15 W/m²K.
Gute Erfahrungen mit Holzbau
„Bei diesem Neubau den Baustoff Holz zu verwenden, war für einen überzeugten Betonbauer wie mich eine echte Herausforderung“, sagt Ulrich Schmalz von Klaus Wohnbau, der als Planungskoordinator mit dem Bauvorhaben befasst war. Aufgrund der positiven Erfahrungen, die er mit der Holzrahmenbauweise und dem eingesetzten Holzfaser-WDVS gemacht hat, sei er heute vom Bauen und Dämmen mit Holz ebenso überzeugt wie vom Betonbau. „Wir werden die Erkenntnisse aus dem Bauvorhaben für weitere Bauprojekte nutzen und Holz in unsere Planungen künftig noch stärker einbeziehen“, sagt er.
Dass das nicht nur leere Worte waren, zeigte Klaus Wohnbau ein Jahr später. Auf dem Gelände der ehemaligen Prinz-Eugen-Kaserne in München baute die Firma erneut Wohngebäude in Holz-Beton-Hybridbauweise. Die Entwürfe stammen dabei, wie schon beim Bauvorhaben „Freistil“, von delaossaarchitekten und wurden von Züblin Timber umgesetzt. Die Betonwände wurden erneut mit EPS- und Mineralwolldämmstoff gedämmt, die Holzwände mit Holzfaserdämmstoffen. Fertiggestellt wurden die Gebäude im Frühjahr 2018. Im Prinz-Eugen-Park entsteht derzeit eine ganze „ökologische Mustersiedlung“ mit Häusern in Holz- und Holz-Hybrid-Bauweise. Hier sollen insgesamt etwa 570 Wohnungen entstehen. Die Holzbauweise wird dabei von der Stadt München gefördert.
Autor
Achim Zielke ist Baufachjournalist mit Büro in Mannheim und betreut die Inthermo GmbH bei der Pressearbeit.
Bautafel (Auswahl):
Projekt „Freistil“, Neubau von vier Wohngebäuden in Stahlbetonbauweise mit Dachgeschossen in Holzrahmenbauweise, Max-Bill-Straße, 80807 München
Bauzeit 2015-2017
Bauherr/Auftraggeber Klaus Wohnbau GmbH, 86163 Augsburg, www.klaus-wohnbau.de
Architektur delaossaarchitekten GmbH, Dipl.-Ing. Tobias de la Ossa, 80687 München, www.delaossa.de
Holzbau Züblin Timber GmbH, 86551 Aichach, www.zueblin-timber.com
Herstellerindex (Auswahl)
Holzfaserdämmplatten Inthermo GmbH, 64372 Ober-Ramstadt, www.inthermo.de
EPS-Dämmplatten Alsecco GmbH, 85399 Halbergmoos, www.alsecco.de
Natürlich gewachsen – Kork als Baustoff
Backkork wird aus der Rinde der Korkeiche gewonnen, die zuerst granuliert und dann bei 380 °C gebacken wird. Bei dieser Hitze blähen sich die Korkteilchen auf und verkleben miteinander. Durch den Lufteinschluss entstehen größere Korkblöcke, die während des Backens deutlich an Volumen gewinnen. „In erkaltetem Zustand lassen sich die Rohelemente mit einem ganz normalen Fuchsschwanz zuschneiden, was Handwerkern das Ablängen auch auf dem Gerüst ermöglicht“, sagt Dipl.-Ing. Aldo Müller-Reinholz, Leiter des technischen Büros bei Züblin Timber. Nur ein sehr geringer Teil der Naturkorkernte eines Jahres wird laut Hersteller Inthermo zu Bauprodukten wie Dämmprofilen, Spritzkork oder Korkparkett verarbeitet. Weitere Informationen zu Kork als Baustoff finden Sie unter www.inthermo.de.