Wohnhaus mit Dach und Fassade aus Holzschindeln
Viel Tageslicht dank zahlreicher DachfensterEine moderne Hausfassade sollte idealerweise einen optischen Reiz setzen und sich zugleich harmonisch in die Umgebung einfügen. Mitten im Pfälzerwald entstand ein Einfamilienhaus mit einer Hülle aus Holzschindeln, großen Glasflächen in der Fassade sowie Dachfenstern, die für lichtdurchflutete Räume und gutes Raumklima sorgen.
In den hiesigen Mittelgebirgen hat die Verarbeitung der Holzschindel im Hausbau eine langjährige Tradition: Holzschindeln dienen als natürliche Dacheindeckung ebenso wie als praktisches Fassadenmaterial. So war es konsequent, dieses traditionelle Material auf einen modernen Hausentwurf im Pfälzerwald zu übertragen und mit einer kompletten Holzschindel- eindeckung auszustatten. „Sie verleihen einem Gebäude ein sehr charmantes Erscheinungsbild und fügen sich zudem ideal in die Naturlandschaft ein“, so Matthias Friedrich, der Architekt und gleichzeitig Bauherr des Hauses ist.
Das Haus, trotz seiner Größe von 185 m2, wirkt in seiner Umgebung nicht dominant, sondern nimmt sich in der Waldumgebung stark zurück. Die Holzfassade mit Schindeln wirkt lebendig und variiert im Laufe der Zeit in ihrer Farbe. So wird sie sich im Regenschatten in ein Schwarzgrau, auf der Wetterseite in ein ausgewaschenes Silber wandeln. Das Architektenehepaar hat sich für Alaska-Zeder entschieden. Diese Baumart wächst an der Pazifikküste Nordamerikas und ist erheblich härter und widerstandsfähiger, also auch wesentlich langlebiger, als viele andere Nadelhölzer. Außerdem wird das Zedernholz durch seine natürlichen Inhaltstoffe auf biologische Weise gegen Schimmel und Insektenbefall geschützt. Ein schönes Baumaterial, das sich zudem samtig anfühlt und zumindest zu Anfang einen sehr angenehmen Duft verströmt. Das Architektenehepaar hat sich aber nicht nur intensiv mit der Materialauswahl beschäftigt, es hat auch – unter Anleitung eines jungen Zimmermeisters – einen Großteil der Schindeln selbst auf die Unterkonstruktion genagelt. Die Lattung für die Schindeln wurde mithilfe eines Rasters, bezogen auf die Fassade, ausgelegt. Das Anbringen der Schindeln erfolgte dann von unten nach oben mit dreifacher Überdeckung. Am Ende wurden 27 000 Nägel verarbeitet.
Schindeln passen sich der Witterung an
„Holz lebt“ und so passen sich die Holzschindeln auf natürliche Weise den jeweiligen Witterungseinflüssen an. Sie quellen bei Regen leicht auf und gehen dann in die Breite. Dabei verschließen sich die Abstände zwischen den einzelnen Schindeln und die Fassade wird vor Nässe geschützt. Wenn sie dann wieder trocknen, ziehen sie sich zusammen und wölben sich leicht auf. Durch dieses „Schüsseln“ wird gewährleistet, dass jegliche Feuchtigkeit entweichen kann.
Wie aus einem Guss
Das Erdgeschoss des Neubaus wurde in massiver mineralischer Bauweise ausgeführt. Beim Obergeschoss entschieden sich die Architekten für einen Holzrahmenbau. Wer sich die Traufe genauer anschaut, wird auf ein spezielles Detail aufmerksam. Auf Dachüberstand und Regenrinne wurde verzichtet, so dass das Dach unmittelbar in die Fassadenfläche übergeht. Der Bebauungsplan ließ eine bebaute Fläche von höchstens 100 m² zu. Da die Bauherren ihre Wohnfläche aber durch eine dickere Fassade, die eine innenliegende Regenrinne erfordert hätte, nicht verkleinern wollten und eine außenliegende Rinne nicht infrage kam, verzichteten sie an den beiden Traufen komplett darauf. Für sie hat es sogar einen positiven Nebeneffekt: „Das Geräusch der prasselnden Regentropfen auf der Fensterbank genießen – es unterstützt auch akustisch das naturnahe Wohnen und macht das Haus bei Regen urgemütlich“, sagt Architekt Matthias Friedrich. Die Fassade und das Dach scheinen dank der Holzschindeln optisch miteinander zu verschmelzen. Dieser Eindruck wird von außen zusätzlich durch die vier großen Zwerchhäuser verstärkt, die sich beidseitig aus der Fassade ins Dach schieben. Dank deren geringer Dachneigung entsteht im Inneren eine großzügige Raumwirkung.
Flachdach- und Dachflächenfenster
In einem der Dächer wurde direkt über der Dusche ein automatisch zu öffnendes Velux-Flachdachfenster eingesetzt. Dieses quadratische Oberlicht gewährt den Bauherren den Ausblick in den Himmel. Das Fenster ist so konstruiert, dass im Aufsetzkranz eine flache Isolierglasscheibe integriert ist und sich darüber eine Kuppel aus Acrylglas befindet. Durch diesen Aufbau wird eine sehr gute Wärmedämmung erreicht und die Regengeräusche minimiert werden. Neben dem Plus an Tageslicht für das Bad sorgt das Flachdachfenster auch für ein gutes Raumklima. Nach dem Duschen lässt sich das elektrisch betriebene Flachdachfenster per „Control Pad“ über Funk öffnen und die feuchte Luft zieht zügig aus dem Bad.
Im Erdgeschoss lässt der Ausblick auf den nahen Wald die Grenzen zwischen Innen und Außen verschwimmen. Das Haus wirkt dank der großzügigen Fassadenfenster, die von drei Seiten viel Tageslicht hereinlassen und der drei Dachfenster, die für ein lichtdurchflutetes Treppenhaus sorgen, äußerst hell.
Der Einbau der Dachfenster
Für einfaches und sicheres Anarbeiten der Dacheindeckung an die Dachfenster wurde von den Handwerkern der speziell für flache Eindeckungen geeignete EDB-Eindeckrahmen von Velux genutzt. Der für Biberschwanz-Doppeldeckung entwickelte Rahmen eignet sich für flache Eindeckmaterialien bis zu einer Höhe von 3,8 cm – beziehungsweise 2 x 1,9 cm bei Doppelbelegung – und konnte deshalb auch hervorragend für die Holzschindeln der Alaska-Zeder genutzt werden. In Kombination mit dem passenden Dämm- und Anschluss-Set ließ sich der Anschluss der Dachfenster an Dacheindeckung, Unterdach und Wärmedämmung sicherer und einfacher herstellen sowie die Vorschriften des Zentralverbands des Deutschen Dachdecker-Handwerks für eine fachgerechte Ausführung erfüllen.
Schneller Luftaustausch dank Dachfenster
Die Dachfenster bieten aber auch noch einen weiteren nicht zu unterschätzenden Vorteil: Das durch sie mögliche Lüften mit Kamineffekt. Er kommt zustande, wenn Fenster auf unterschiedlichen Geschossebenen gleichzeitig geöffnet werden. Dabei steigt warme, verbrauchte Luft auf und entweicht aus den Dachfenstern. Hierbei wird ein Sog erzeugt, der kühle, unverbrauchte Luft aus dem geöffneten Fenster im unteren Geschoss nachströmen lässt. Insbesondere während der sommerlichen Abendstunden ist diese Art, das Haus natürlich zu klimatisieren, äußerst angenehm. Aber auch in der kälteren Jahreszeit ist die Lüftung mit dem Kamineffekt empfehlenswert, da die Fenster durch den sehr schnellen Luftaustausch auch nur sehr kurz geöffnet werden müssen.
Das Architektenehepaar verzichtete bewusst auf die Installation einer zentralen mechanischen Lüftungsanlage, da es sich um ein mehrgeschossiges Einfamilienhaus handelt, bei dem die unterschiedlichen Stockwerke nicht durch eine luftdichte Tür getrennt sind. Für die notwendige Frischluftzufuhr konnten sie deshalb auf die natürliche Infiltration und Lüftung über die Fenster setzen. Das spart nicht nur den Platz, den eine Lüftungsanlage im Inneren des Gebäudes benötigt, sondern auch Wartungsaufwand. Und Dank der Funksteuerung können die Dachfenster sehr komfortabel geöffnet werden. Darüber hinaus sind sie mit Regensensoren ausgestattet, so dass sie auch unbeaufsichtigt offen stehen können. Sobald Niederschlag einsetzt, schließen sie sich automatisch. Schließlich kann man über ein „Control Pad“ auch noch regelmäßige Lüftungsintervalle festlegen. Da sich hierbei die Dachfenster automatisch öffnen und schließen, hat man trotz Fensterlüftung nur einen sehr geringen Aufwand.
Kalkfarbe und Kalkputz begünstigen das Raumklima
Im Inneren des Hauses wechseln sich an den Wänden und Decken Kalkputz und roher Sichtbeton ab. Zum Streichen wurde Kalkfarbe verwendet. Für Kalkputz entschieden sich die Bauherren nicht nur wegen des schönen Erscheinungsbildes. Da Kalkputz in der Lage ist, viel Feuchtigkeit aufzunehmen und sie nach und nach wieder freizugeben, dient er als natürlicher Luftfeuchteregulierer. Diese Eigenschaft sorgt auf natürliche Weise für ein langanhaltend behagliches Raumklima. Auf den Böden finden sich ebenfalls natürliche Materialien wieder. So wurden in den Wohnräumen Dielen aus Räuchereiche verlegt und das Bad sowie der Eingangsbereich mit Schieferplatten ausgestattet. Stützen aus rohbelassenem Stahl, die durch leichten Flugrost in spannenden Farbspielen changieren, vervollständigen das Bild.
Ökologische Bauweise wurde angestrebt
Die Energieversorgung wird neben einer Photovoltaikanlage auf dem Dach, die das Haus mit Strom versorgt, durch eine Luft-Wasser-Wärmepumpe gewährleistet. Diese saugt Außenluft an, deren Wärmeenergie über einen Wärmetauscher an das Brauch- und Heizungswasser abgegeben wird. Für besonders kalte Winter steht zusätzlich noch ein Kaminofen (Speicherofen) im Erdgeschoss, der nebenbei auch eine gemütliche Atmosphäre schafft. Da den Bauherren eine natürliche und ökologische Bauweise in möglichst vielen Bereichen wichtig ist, wurden als Materialien für die Wärmedämmung in der Holzrahmenkonstruktion Zellulose und in den Schlafräumen sogar Schafwolle gewählt. Da über die Hälfte der Außenwände im Erdgeschoss vom Boden bis zur Decke verglast sind, war es hier aus Aussteifungsgründen notwendig, Beton einzusetzen. Die Lastabtragung im Erdgeschoss erfolgt über Stahlstützen, Betonscheiben und im Inneren über Mauerwerkswände.
Das Aufbringen der Holzschindeln machte den Bauherren Freude, aber auch viel Arbeit. Nach einigen Monaten im neuen Eigenheim ist die Begeisterung der Bauherren für ihr Haus trotzdem ungebrochen: Von außen fügt es sich dank der Schindeln optisch perfekt in die Umgebung ein. Und innen entsteht durch die großen Fensterflächen das Gefühl, sich im Freien in der Natur aufzuhalten.
AutorinBarbara Nauerz ist im Team Architektur und Planung der Velux Deutschland GmbH für Referenzen und Objekte zuständig.
Das Zwerchhaus: Ein Dachaufbau quer zum Hauptdach
Ein Zwerchhaus ist ein quer zum Hauptdach eingesetzter Dachaufbau. Im Gegensatz zur Gaube ist ein Zwerchhaus nicht in die Dachfläche gesetzt, sondern schließt mit der Hauswand ab. Der Begriff „zwerch“ leitet sich von „quer“ ab. Also das Haus, dass quer zum Hauptdach eingeschoben wurde. Weitere Begriffe für ein Zwerchhaus sind: Zwerghaus, Dacherker oder Lukarne.
Eindeckrahmen – verschiedene Varianten
Für Velux-Dachfenster kann der Eindeckrahmen aus einem großen Sortiment verschiedener Varianten gewählt und auf das jeweilige Material und die Farbe des verwendeten Dachmaterials abgestimmt werden. Das Anarbeiten von Dachziegeln und Dachsteinen, aber auch von Schiefer- oder Metalldeckungen wird dadurch für den Dachhandwerker einfacher, aber auch sicherer in Bezug auf die Dichtheit im Anschlussbereich. Darüber hinaus ermöglicht die variable Anordnung der Dachfenster und ihrer Eindeckrahmen, auf die Wünsche des Bauherrn beziehungsweise auf die Vorstellungen des Architekten/Planers für eine abgestimmte individuelle Dachgestaltung einzugehen.
Der richtige Eindeckrahmen wird anhand von drei grundsätzlichen Kriterien ermittelt: der Einbausituation, dem Dachmaterial und der Deckungsart sowie der Ausführung in Farbe und Metallart, wie etwa Kupfer, Zink oder Aluminium.
Bautafel (Auswahl)
Projekt Neubau eines Einfamilienhauses im Pfälzer Wald (EG: Massivbau, OG: Holzrahmenbau mit Pfettendach), Eindeckung mit Alaska-Zeder-Holzschindeln
Baujahr 2014
Architekt Wehrheim-Friedrich Architekten, 67655 Kaiserslautern (www.wehrheim-friedrich.de)
Wohnfläche 185 m²
Holzbau Zimmerei Dahler-Sester GmbH, 67716 Heltersberg, www.ds-zimmerei.de
Energiestandard KfW 70
Energiekonzept Photovoltaik-Anlage, Luft-Wasser-Wärmepumpe, Kaminofen (Speicherofen)
Herstellerindex (Auswahl)
Dachfenster: „Integra“ Flachdachfenster, elektrisch öffenbar mit klarer Kuppel (Größe: 60 cm x 60 cm), „Integra“ Elektrofenster in Holzausführung, klar lackiert (Größe: 55 cm x 118 cm), Schwingfenster in Holzausführung, klar lackiert (Größe: 55 cm x 118 cm), Velux Deutschland GmbH, 22527 Hamburg
Schindeln Schindelzentrum Allgäu, 87534 Oberstaufen, www.schindelzentrum.de
Unterdachbahn (Gauben/Zwerchhäuser) „Permo extreme WD“, Klöber GmbH, 58256 Ennepetal