Wohnaus aufgestockt mit Holzbausteinen
Neues Obergeschoss aus Steko-Holzmodulen für Einfamilienhaus in PaderbornWeil ein junges Paar aus Paderborn Nachwuchs bekam, entschied es sich, ihr eingeschossige Wohnhaus um ein Geschoss aufzustocken. Das neue Geschoss besteht aus „Steko“-Modulen aus Holz. Gedämmt ist die Aufstockung mit Zelluloseeinblasdämmstoff und Blähtonschiefer.
Die Bauherren Jan und Julia Kuhlenkamp aus Paderborn kannten das „Steko“-Holzbausystem schon von einem Bauprojekt aus der Nachbarschaft. Ein Jahr bevor sich die beiden für die Aufstockung ihres Hauses entschieden, war in einer Nachbarstraße schon ein Wohnhaus aus den „Steko“-Modulbausteinen entstanden. Den Bauherren gefiel die schnelle, einfache Bauweise, sie wollten gerne bei der Aufstockung selbst mit Hand anlegen. Außerdem war den Bauherren der ökologische Aspekt des Baustoffs Holz wichtig und das angenehme Wohnklima.
Das „Steko“-System, mit dem das neue Obergeschoss gebaut wurde, besteht aus Holzelementen, die in etwa so groß sind wie Kalksandsteine. Über Zapfen und Löcher werden die Module ineinandergesteckt. Die Vorgehensweise ist vergleichbar zum Bauen mit Legosteinen. Damit entstehen aus den „Steko“-Modulen ganze Häuser. Durch die Holzbauweise war in Paderborn für die Aufstockung des Einfamilienhauses keine statische Ertüchtigung des Bestands nötig. Ende April 2017 begannen die Handwerker mit dem Abriss des alten Daches, der innerhalb von zwei Tagen erledigt war. Bevor die Handwerker das neue Vollgeschoss errichteten, wurde das Erdgeschoss erweitert. Über der Garageneinfahrt an der Rückseite des Hauses errichtete man dazu einen Anbau. Wo früher die Einfahrt zu Garage war, ist jetzt ein großer Betonsockel, auf dem dicke Holzschwellen verlegt sind. Sie bilden die Basis für den Anbau aus „Steko“-Modulen.
Mit Holzdübeln und Löchern
Das „Steko“-System basiert auf wenigen Elementen, die wie ein Baukastensystem zusammengesteckt werden. Basis des Systems ist das Grundmodul, das 6,5 kg schwer, 640 mm lang und entweder 320 oder 240 mm hoch ist. Außen sind die Module mit Massivholz beplankt, innen liegen die verbindenden Teile, ebenfalls aus Massivholz. An der Unterseite jedes Moduls befinden sich große Holzdübel. Über die Dübel wird ein Modul mit dem nächsten verbunden. Gestapelt werden die Module im Verbund, was für mehr Stabilität sorgt. An der Oberseite der Module sind Löcher, um den nächsten „Baustein“ aus Holz aufzustecken. Schwellenhölzer und Einbinder, die von oben aufgesteckt werden, komplettieren das System. Sturzmodule überspannen Öffnungen bei Türen und Fenstern, damit ist es möglich, ganze Hauswände aus „Steko“-Modulen zu errichten. Zur Aussteifung der Innenwände werden sogenannte Aussteifungslatten in definierten Abständen in die Wände eingestellt. Mit den Holzmodulen lässt sich bis zu drei Vollgeschosse hoch bauen. Der empfohlene Verkaufspreis für die Module beträgt bei einer durchschnittlichen Abnahmemenge 88 € pro m² netto, inklusive Lieferung auf die Baustelle. Mit dem „Steko“-System können auch ungelernte Mitarbeiter unter Anleitung ganze Wände bauen, vorausgesetzt, sie halten sich an den Montageplan.
Der Richtmeister zeigt, wie es geht
Für die Aufstockung in Paderborn erstellte das Steko-Vertriebsbüro Nord aus Hannover den Montageplan. Es gibt die Module in verschiedenen Größen, große Module mit vier Löchern und Dübeln genauso wie kleine mit nur einem Dübel und Loch. Auf dem Montageplan ist nicht jeder Stein nummeriert, aber es lassen sich große, kleine und Ecksteine unterscheiden. „Ich sage immer, das ist wie Lego bauen für Erwachsene“, sagt Richtmeister Andreas Lehmann. Der Zimmermeister arbeitet seit 17 Jahren mit „Steko“-Modulen. Immer dann, wenn ein Zimmereibetrieb das erste Mal mit den Modulen arbeitet, ist Lehmann mit auf der Baustelle. Er zeigt, worauf es beim Bauen mit den Modulen ankommt. Mit dem Montageplan in der Hand müssen sich die Zimmerer nur noch die passenden „Steine“ von den Paletten aussuchen. Für die Aufstockung in Paderborn arbeitete Andreas Lehmann mit den Zimmerern des Betriebs von Alexander Schmidt aus Warburg zusammen.
Basis für die Aufstockung
Bevor die Zimmerer das neue Vollgeschoss errichteten, musste eine Balkenlage auf dem Erdgeschoss erstellt werden. Auf der Betondecke des Erdgeschosses und auf dem Anbau verlegten die Zimmerer tragende Balken und befestigten sie mit Winkeln an der Betondecke. Danach verlegten sie Querträger, die über Schwalbenschwanzverbindungen mit den Randbalken verbunden wurden. Als Basis für die „Steko“-Module verlegten die Zimmerer OSB-Platten auf der Balkenlage. Der abschließende Fußbodenaufbau besteht aus Holzweichfaserplatten, Gipsfaserplatten von Fermacell und schließlich einem Linoleumfußboden.
OSB- und Gipskartonplatten von innen
Die Wände des neuen Vollgeschosses aus „Steko“-Modulen errichteten die Zimmerer zusammen mit den Bauherren innerhalb weniger Tage. Von innen befestigten die Handwerker erst OSB- und dann Gipskartonplatten an den Holzwänden. So erstellten die Handwerker eine Schicht, in die die Bauherren bohren und Lasten befestigen können, ohne dass Dämmstoff aus den Wänden herausrieselt. Denn die „Steko“-Module sind bei dieser Baustelle mit Blähtonschiefer zur Schalldämmung gefüllt. Die Schalldämmung war bei dieser Baustelle besonders wichtig, weil das Haus in unmittelbarer Nähe zu einer Bahnhaltestelle liegt.
Mediterrane Ziegeldeckung
Unter den OSB-Platten des Fußbodens wurde Zellulosedämmstoff eingeblasen. An den Wandöffnungen für Fenster und Türen sind schmale Holzbretter auf den „Steko“-Modulen befestigt, sie bilden eine ebene Oberfläche für die Montage der Fenster. Über den Wänden erstellten die Zimmerer ein Sparrendach, eingedeckt wurde es mit Jacobi-Tondachziegeln. Alle Elektroleitungen sind über das Dachgeschoss verlegt, Sanitär- und Heizungsrohre sind in der Balkenlage zwischen Ober- und Untergeschoss verlegt. Das Dach ist ebenfalls mit Zelluloseeinblasdämmung gedämmt.
An der Fassade des Hauses sind diffusionsoffene Unterspannbahnen verlegt. Über den Bahnen ist eine Lattung verschraubt, die eine Vorsatzschale für eine Zelluloseeinblasdämmung bildet. Abgedeckt wurde die Dämmebene mit Holzweichfaserdämmplatten, die als Putzträgerplatten dienen und auf die ein mineralischer Kratzputz aufgezogen wurde. Durch die Aufstockung ist ein neues Vollgeschoss und mehr Wohnraum für das junge Bauherrenpaar entstanden. Die Bauherrin fühlt sich hier wohl, wie sie selbst sagt: „In dem aufgestockten Geschoss aus Holzmodulen ist das Wohnklima gut und wir müssen wenig Heizen“, sagt Julia Kuhlenkamp.
Autor
Stephan Thomas ist verantwortlicher Redakteur der Zeitschrift dach+holzbau.
Bautafel (Auswahl)
Projekt Aufstockung eines Einfamilienhauses aus den 1950er Jahren um ein Geschoss in Holzbauweise
Bauherren Jan und Julia Kuhlenkamp, 33104 Paderborn
Planung Steko Vertriebsbüro Nord, 30167 Hannover, www.steko-nord.de
Richtmeister Andreas Lehmann, 38820 Halberstadt
Holzbau Schmidt Holzbau GmbH & Co. KG, 34414 Warburg
Dachdecker Werner Bracht Dachdeckermeisterbetrieb GmbH, 33100 Paderborn
Herstellerindex (Auswahl)
Zellulosedämmstoff & Unterspannbahnen Thermofloc, Peter Seppele Gesellschaft mbH, A-9710 Feistritz/Drau, www.thermofloc.de
Wände Steko Holzbausystem AG, CH-9008 St. Gallen, www.steko.ch