Vom Wohngebäude zum Hofladen
Bauernhof in Ober-Ramstadt zu modernem Gebäude umgebautDie DAW-Gruppe, zu der Marken wie Caparol und Inthermo gehören, hat ihren Stammsitz in Ober-Ramstadt. Der Seniorchef des Unternehmens ließ hier einen Bauernhof zu einem modernen Gebäudeensemble mit zwei Anbauten umbauen. Die Dächer wurden mit einem Dachstein in der Sonderfarbe dunkelgrün eingedeckt.
In Ober-Ramstadt gründete Robert Murjahn 1895 die Deutschen Amphibolin-Werke (DAW). Heute gehören zur DAW-Firmengruppe viele bekannte Marken wie der Farben- und Lackhersteller Caparol und die Firma Inthermo, die WDVS auf Holzfaserbasis herstellt. Ihren Stammsitz hat die DAW SE nach wie vor in Ober-Ramstadt bei Darmstadt. Mit der Bewirtschaftung eines Bauernhofes erfüllte sich der Seniorchef des Unternehmens in unmittelbarer Nähe zum Werksgelände einen Kindheitstraum. Er übernahm den Bauernhof und baute ihn zu einer modernen Anlage um. Ein angrenzendes, ehemaliges Wohngebäude, das ziemlich heruntergewirtschaftet war, wurde in der Folge saniert und zu einem Hofladen umgebaut. Hier können die Mitarbeiter und auch Bürger aus Ober-Ramstadt täglich frisches Obst und Gemüse, Eier und Fleisch kaufen.
Das Projekt umfasste die Sanierung und den Umbau eines Bestandsgebäudes in ein Gebäudeensemble mit unterschiedlicher Nutzung. Im Fokus stand die Errichtung eines Hofladens. In dem werden Produkte des regionalen Erzeugers „Eichhof“ verkauft, der durch die artgerechte Zucht von Hereford-, Galloway- und Angus-Rindern hochwertige Fleischwaren produziert. Neben dem Verkaufs- und Lagerraum des Hofladens gibt es einen Veranstaltungsbereich mit Café und Außenterrasse, eine voll ausgestattete Profiküche und vier Gästeappartements.
Dach und Fassade mit Hanf gedämmt
Der Innenausbau erfolgte überwiegend mit Naturstein und Produkten der DAW SE. So kamen nicht nur die „Icons“-Farben von Caparol zum Einsatz, sondern auch der nachwachsende Dämmstoff Hanf. Der wurde im Dach für die Zwischensparrendämmung, für die hinterlüftete Holzfassade und für das Wärmedämmverbundsystem verwendet, um den Standard eines KfW-Effizienzhaus 70 zu erreichen.
Die Planung der Sanierung übernahmen Dörfer Architekten aus Darmstadt. Für die Ausführung der Dacharbeiten wurde die Müller+Burger Bedachungs-GmbH & Co. KG aus Ober-Ramstadt beauftragt. Zu den Dacharbeiten gehörten der Rückbau der Dachdeckung auf dem Altbau des Wohngebäudes, der Neubau der Dächer für die Anbauten und für das Wohngebäude der Hofanlage.
Die Architekten wählten als Bedachungsmaterial, in enger Abstimmung mit dem Bauherrn, einen Dachstein mit naturnahem Farbton: den Dachstein „Tegalit“ in der Sonderfarbe dunkelgrün. Aufgrund des Auftragsvolumens wurde der Dachstein in der Sonderfarbe gefertigt. Auch das eingesetzte Zubehör wurde in der Sonderfarbe passend zur Dachdeckung hergestellt: Sicherheitspfannen zur Dachbegehung, Schneefangpfannen und Schneefanggitter aus Aluminium und die Sanilüfter und Lüfterpfannen.
Genau enstprechend der Regeldachneigung
Im hinteren Bereich des Gebäudeensembles wurden zwei Anbauten für ein betriebseigenes Schwimmbad und eine Sauna gebaut. Hier wurde von den Dachdeckern ein langes Oberlicht eingebaut und sicher an die Unterkonstruktion angeschlossen. Die Dachneigung entspricht genau der Regeldachneigung des ebenen Dachsteins, die der Hersteller mit 25° angibt. Zur Erinnerung: Als Regeldachneigung wird die Dachneigungsgrenze verstanden, bei der sich eine Deckung als ausreichend regensicher erwiesen hat.
Wird die Regeldachneigung unterschritten, sind regensichernde Zusatzmaßnahmen erforderlich. Dies gilt auch für zu Wohnzwecken genutzte Dachgeschosse oder vergleichbare Gebäude mit wärmegedämmten obersten Geschossdecken unterhalb des Steildaches; diese haben ein erhöhtes Anforderungsniveau. Das ist bei der Auswahl der verwendeten Werkstoffe für die Zusatzmaßnahmen zu berücksichtigen. Sie sollten mindestens einer Behelfsdeckung entsprechen. Die erhöhten Anforderungen lösen die entsprechenden Mindestanforderungen an Zusatzmaßnahmen zur Deckung aus. Je mehr erhöhte Anforderungen umso höher auch die Ausführungsqualität der Unterkonstruktion.
Schutz vor Feuchtigkeit
Für das Projekt kam als Unterdeckbahn eine Braas „Divoroll Kompakt 2S“ in naht- und perforationsgesicherter Verlegung zum Einsatz. Die Unterdeckbahn bietet Schutz vor Feuchtigkeit durch das wasserabweisende „DuraProtect Hochleistungs-Vlies“. Das Gewebe lässt Feuchtigkeit abperlen. Die Doppelklebezone der Unterdeckbahn sorgt für eine winddichte oder bei entsprechendem Einsatz auch eine luftdichte Verklebung. Die Bahn hat den Schlagregentest der TU Berlin bestanden und ist als Behelfsdeckung mit dem entsprechenden Zubehör geeignet.
Kein Wasser an den Nagellöchern
Die Befestigung der Konterlatten erfolgte mit dem „Divoroll“-Nageldichtvlies. Die Konterlattenstücke wurden in der Werkstatt unterseitig vorkonfektioniert: Das Dichtvlies befestigten die Dachdecker einfach mit dem Schlagtacker auf den Konterlattenstücken. Sobald das Nageldichtvlies mit Wasser in Kontakt kommt, quellen darin enthaltene Absorber bis zum 300-fachen ihrer ursprünglichen Größe auf. Dadurch wird das Vordringen des Wassers zum Nagelloch verhindert.
Fangnetze für die Dachdecker
Das ehemalige Wohngebäude wurde umfangreich saniert. Zum Rückbau des Altdaches ordneten die Dachdecker Fangnetze unter dem Dach an. So konnten sie sicher die Unterdeckbahn verlegen und die Dachdeckung mit dem „Tegalit“-Dachstein ausführen. Die Dachsteine wurden mit dem entsprechenden Clip gegen Windsog gesichert, die Sicherung wurde nach einer Windlastberechnung durchgeführt. Der Clip ist dabei auf die Geometrie des Dachsteins abgestimmt und kann mit einem Handgriff montiert werden. Das Klickgeräusch beim Einrasten der Sturmklammer bestätigt die richtige Position.
Schneefangsystem
Im System der Dachdeckung wurde auch das Schneefangsystem von den Dachdeckern verlegt. Hier kam eine Schneefangpfanne aus Aluminium, abgestimmt auf das Erscheinungsbild des „Tegalit“, zum Einsatz. Das Schneefangsystem besteht aus der Grundpfanne und kann je nach Kundenwunsch durch Schneefanggitter, Rundhölzer oder Alpinrohre als Schneefang ergänzt werden. Das notwendige Ausnehmen der Kopfverfalzung und die kritische Punktbelastung von alternativen Sparrenankern entfällt, die Schneefangpfanne wird nach statischer Anforderung auf der Dachlatte montiert. Die entsprechende Schneefanggitterstütze und das Schneefanggitter konnten von den Dachdeckern einfach aufgesteckt und eingerastet werden.
Mit dem Umbau und der Sanierung des ehemaligen Wohngebäudes zum Hofladen ist ein multifunktionales Gebäude entstanden. Die Dachflächen mit den dunkelgrünen „Tegalit“-Dachsteinen tragen zum angenehmen Erscheinungsbild bei.
AutorHorst Pavel ist Leiter der Anwendungstechnik bei der Braas GmbH in Oberursel.