Schönbuch-Turm bei Herrenberg: Leuchtturmprojekt aus Holz
„Bei gutem Wetter werden wir hier zum Schwarzwald und der Schwäbischen Alb blicken können“, sagte Landrat Roland Bernhard Mitte März bei der Besichtigung der Baustelle des neuen Schönbuch-Turms bei Herrenberg. Der Turm liegt auf einer der höchsten Erhebungen des Schönbuchs, einem großen Wald- und Naherholungsgebiet in Baden-Württemberg, das gut von der Autobahn aus zu sehen ist. Der Turm werde nach Fertigstellung ein „Leuchtturm“ sein, der die Menschen herlocke, ist Bernhard überzeugt.
Zu sehen bekamen die rund 200 Besucherinnen und Besucher, die zusammen auf den Stellberg auf 580 m pilgerten, ein schon fertig montiertes Segment des Turmes. Acht aufragende, 10 m lange Brettschichtholzständer, an denen sich zwei Stahltreppen Richtung Himmel emporwinden, lassen erahnen, wie mächtig die Stahl-Holz-Konstruktion am Ende wird – mit 35 m über dreimal so hoch. „Die Einzelsegmente werden bei der Endmontage mit einem 500 t-Schwerlastkran aufeinandergesetzt, Stahlseile verspannen dann das Bauwerk“, erklärte Heike Urfer von der Stahlbau Urfer GmbH aus Remseck, die gleichzeitig als Generalunternehmer auftritt. Der Stahl-Holz-Hybrid wird über 100 t wiegen, die Last wird in ein mächtiges Fundament eingeleitet. 400 t Beton wurden hier verbaut. Das sei auch dem Untergrund geschuldet, meinte Sebastian Grotz, Objektplaner vom Ingenieurbüro Schlaich Bergermann & Partner aus Stuttgart. Der Turm steht auf einer ehemaligen Deponie.
Wie bei einem Stapelspiel
Seit Oktober 2017 wird bei Stahlbau Urfer an dem Projekt gearbeitet, aus der Form des Turms ergibt sich die hohe Komplexität der Fertigung. Die Treppen zum Beispiel winden sich im sich veränderndem Radius nach oben. „Bei den 368 Stufen gibt es 174 unterschiedliche Bauteile“, so Urfer. Zur Montage wird nur ein Hilfsgerüst im Innern benutzt, die drei Segmente werden am Boden zusammengebaut und dann am Ende miteinander verbunden. „Das ist zwar wie bei einem Stapelspiel und hört sich einfach an, trotzdem sind wir ein wenig nervös, wenn es auf den Montagetermin zugeht“, gibt Heike Urfer zu. Kein Wind und gutes Wetter sind die Voraussetzungen, dass die Montage klappt.
Holz aus der Region
Auf Regionalität wird beim Holz gesetzt. Die Lärchenstämme wurden im Schönbuch geschlagen und bei der Sägerei Keck in Ehningen zugeschnitten. Die Schaffitzel Holzbau GmbH aus Schwäbisch Hall verleimte die 45 x 50 cm starken Lärchebretter zu Brettschichtholz. Das Holz des Turms ist der Witterung ausgesetzt. „Durch unsere Erfahrung erwarten wir eine 50jährige Lebensdauer“, sagt Ingenieur Sebastian Grotz. Wasser, das abläuft und nicht dauerhaft im Holz verbleibe, schade dem Holz nicht, so der Ingenieur. Allerdings werde das Holz vergrauen und so einen natürlichen Schutz erhalten.
Der Dank des Landrats ging am Ende an den Förderverein Schönbuchturm, an die Planer und Handwerker und diejenigen, die durch Spenden den Bau erst möglich machten. Die Eröffnung des Turms ist für den Juni 2018 geplant.