Langstreckenplanung

Bei einem 28 500 m2 großen Flachdach war die besondere Herausforderung, dass nur an einer Gebäudeseite die Fallleitungen für die Flachdachentwässerung montiert werden konnte. Eine Druckströmungsanlage ebnet dem Regenwasser den Weg quer unter dem Dach entlang bis in eine Rigole und eine Versickerungsgrube.

Steigerung von 30 000 auf 55 600 m2 Dachfläche – so könnte man die aktuelle Entwicklung der Firma Carl Durach GmbH im bayrischen Todtenweis in Zahlen darstellen. Die Errichtung einer weitläufigen Logistikhalle, die als Fertigwaren- und Speditionslager dienen soll, ist die neueste Zukunftsinvestition des  Familienunternehmens.

Puffersystem nimmt Regenwasser auf

Der Bauherr wollte keine Grundleitungen unter dem neuen Gebäude, auch weil sich unter einem Teil des Neubaus noch eine Bestandsrigole befindet und ein ungünstiger Grundwasserstand vorliegt. Er stellte der Sita Bauelemente GmbH damit eine besondere Planungsaufgabe. Die gesamte Regenmenge, errechnet mit gut 720 Liter pro Sekunde bei der Hauptentwässerung, sollte in die Rigole am Bestandsgebäude und in eine Versickerungsgrube entwässert werden, die sich im Westen des weitläufigen Firmengrundstücks befindet. Bei einer Gebäudegröße von 160 x 160 m war daher mit einzelnen Regenwassersträngen von bis zu etwa 180 m zu rechnen, bis das Wasser von der Waagerechten in die Senkrechte geführt werden konnte. Realisierbar war dies nur mit einer Druckströmungsanlage, die im Vergleich zu einer Freispiegelanlage ohne Gefälle auskommt. Nur ein Unterdrucksystem, das auch bei waagerechter Verlegung unter der Decke die gewünschte Entwässerungsleistung sicherstellt, konnte die riesigen Verzugslängen vor Ort ohne Einschränkung der Hallennutzbarkeit bewältigen.

Entwässerung laut Wetterdienst im Normbereich

Der Kostra-Katalog des Deutschen Wetterdienstes weist für den Ort Todtenweis keine Besonderheiten aus. Mit einem Berechnungsregen von 310 l/s pro Hektar und einem Jahrhundertregen von 584 l/s/ha liegt der Ort im ganz normalen Mittelwert. Die Hauptentwässerung übernehmen heute 90 SitaDSS Profi Gullys DN 70, die etwa 720 Liter Wasser pro Sekunde vom Dach schaffen. Um die 12 cm starke Wärmedämmung zu überbrücken wurden sie zusätzlich mit Aufstockelementen ausgerüstet. Ausgestattet mit einer Wunschanschlussmanschette erleichterten sie den Anschluss an die Sikaplan Dachbahn. „Eine Klemmflanschkonstruktion ist arbeitsintensiver“, sagt Spenglermeister Richard Rigel. „Man muss die Folie genau ausschneiden, die Profilaussparung für den Klemmring exakt ausschälen und dann das Ganze mit dem Spannring beziehungsweise mit einem Klemmring verschrauben. Bei Gullys mit Dichtmanschette wird nur die Aussparung für den Gullytopf ausgeschnitten, der Gully eingesetzt und direkt verschweißt. Das bedeutete: ein bis zwei Arbeitsgänge weniger.“

Alle DSS Profigullys sind mit dem Sita-Airstop ausgestattet, der die Lufteinführung in das Rohr verhindert. So kann das System bereits bei geringen Regenmengen den gewünschten Unterdruck im Rohr­­leitungssystem erzeugen. Durch den Saug-Hebe-Effekt wird die Dachfläche schnell, sicher und effektiv entwässert. Schon bei abschnittsweiser Vollfüllung der Rohre entsteht ein Druck, der zu einer hohen Fließgeschwindigkeit  des Wassers führt. 

Für die Notentwässerung wurden 58 Gullys des gleichen Typs eingesetzt, die zusätzlich mit Anstauelementen versehen wurden. Tritt bei einem Starkregenereignis die Notentwässerung in Aktion, entsorgen die an den gelben Anstauelementen erkennbaren Notentwässerungslinien zusätzlich bis zu 440 Liter pro Sekunde auf frei überflutbare Flächen an den Gebäudeaußenseiten.

Meter gemacht

Insgesamt 3300 m PE-Rohre verbinden sich unter dem rund 25 600 m2 großen Flachdach des Neubaus, das an ein 2900 m2 großes Bestandsdach anschließt, zu einem komplexen Entwässerungssystem. Während die Notentwässerung frei auf das Grundstück entwässert, führt die Hauptentwässerung die Regenspende über teilweise außenliegende Grundleitungen in betriebseigene Rigolen- und Versickerungsanlagen – ohne eine öffentliche Kanalisation mit Regenwasser zu belasten.

Ein Entwässerungsgutachter hatte ermittelt, dass die Bestandsrigole, die sich heute unter einem Fünftel der neu angebauten Halle erstreckt, noch Kapazitäten frei hatte. Die restliche Regenspende sollte unter dem Neubau über 120 m lange Rohrleitungen in eine etwa 15 m vom Gebäude entfernt liegende Versickerungsmulde geführt werden. „Wir konnten die großen Regenmengen, die bei der neuen Gebäudeausdehnung anfallen, nicht mehr über eine neue Rigole versickern lassen, da wir einen sehr hohen Grundwasserstand haben“, erklärt Günter Durach jun. Auf dem Weg zur Versickerungsmulde unterqueren die Leitungen einen unternehmenseigenen Parkplatz und die Umfahrungsstraße der Halle.

Da die gesamte Entwässerung des Gebäudes auf die Westseite der Halle zuläuft, waren beachtliche Rohrlängen zu bewältigen. Die Installation der einzelnen bis zu 180 m langen PE-Rohrleitungen des Unterdrucksystems erforderte eine echte Langstreckenplanung zwischen den Bauausführenden.

„Vor Ort wurden die fünf Meter langen Rohre mit Elektroschweißmuffen zur jeweiligen Rohrlänge verbunden und abschnittsweise verbaut“, erklärt Sanitärinstallateur Panagiotis Tsitsikas. „Obwohl wir nur mit einem kleinen Team im Einsatz waren, kamen wir zügig voran, was wir auch dem exakt durchgeplanten Baukomponentensystem und der guten baubegleitenden Unterstützung vor Ort verdanken.“

Hoher Unterdruck belastet das Rohrsystem

Eine Kombination aus dem DSS-Schnellmontagesystem und den Baukörperbefestigungen der Firma Dietul aus Kehlheim gibt dem weitläufigen Unterdruckleitungssystem sicheren Halt bis zur Übergabe in die Grundleitungen. Denn wenn das Wasser mit Unterdruck in die Rohre schießt, neigen Druckströmungssysteme dazu, eine Eigendynamik zu entwickeln. Um dem vorzubeugen, wurden die horizontalen Rohre mittels begleitender Schiene alle 6,6 m an den Betonbindern mit eingelassenen Halfenschienen fixiert. Thermisch bedingte Längenausdehnungen und die Durchbiegung der Rohre werden damit unterbunden, auftretende Bewegungen der Druckströmungsentwässerung sicher in die Haltekonstruktion eingeleitet.

Die Rechnung ist aufgegangen

Die Wirtschaftlichkeit stand bei dem Hallenneubau der Firma Durach ganz oben. Diesem Wunsch des Bauherrn trug das Entwässerungssystem gleich mehrfach Rechnung. Durch die platzsparende, horizontale Verlegung und die Reduzierung der Fallrohre kann der Raum der neuen Speditions-und Logistikhalle optimal genutzt werden. Der hohe Vorfertigungsgrad der Einzelkomponenten und der systematische Aufbau unterstützten die zeitsparende Montage. Die geringeren Rohrdurchmesser, die typisch für dieses System sind, schlugen auch bei den Materialkosten positiv zu Buche. Und durch seine hohe Fließgeschwindigkeit hat das Unterdrucksystem sogar selbstreinigende Eigenschaften, ist also quasi wartungsfrei. Lediglich im Bereich der Kiesfänge und Grundleitungen sollte es ab und an, etwa jedes halbe Jahr, auf Fremdkörpereintrag, zum Beispiel Laub, kontrolliert werden.

Autor

Thomas Huitema ist Key Account Manager bei der Sita Bau­elemente GmbH in Rheda-Wiedenbrück.

Nur ein Unterdrucksystem konnte die gewünschte Entwässerungsleistung sicherstellen

Bautafel (Auswahl)

Objekt Neubau einer ­Logistikhalle, 86447 Todtenweis

Bauherr Carl Durach GmbH & Co. KG, Sauerkraut und Konservenfabrik, 86447 Todtenweis

Verarbeiter   

ARGE Dach + Fassade ­Rigel Montagebau GmbH, ­Industriefassaden und ­Bedachungen,

86647 Unterthürheim

HCK-Hörmann, 86637 Wertingen-­Gottmannshofen

Sanitärinstallation Firma Panagiotis Tsitsikas Heizung/Sanitär, 86447 Todtenweis

Hersteller Sita Bauelemente GmbH,

33378 Rheda-Wiedenbrück

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