Kaltselbstklebebahnen heiß und kalt verarbeiten

Arbeiten mit „Duo“-Kaltselbstklebebahnen von Bauder

Die Kaltselbstklebetechnik ermöglicht es, Bitumenbahnen ohne den Einsatz von Brennern auch auf kritischen Untergründen oder in feuergefährdeten Bereichen zu verlegen. Wir zeigen, was bei dem Einsatz solcher Bitumenbahnen beachtet werden muss und wie die Nahtfügung mit und ohne Flamme gelingt.

Kaltsebstklebende Bitumenbahnen zur Flachdachabdichtung bieten den Vorteil einer nahezu flammfreien Verarbeitung. In der Produktion werden dazu spezielle kaltselbstklebende Bitumenmassen auf den Unterseiten der Bahnen aufgetragen. Die notwendige Klebrigkeit der Masse wird dabei durch die Modifikation mit speziellen Elastomeren (SBS) erreicht. Um ein Verkleben vor der Verlegung zu vermeiden, ist die selbstklebende Unterseite der Bahnen mit einer Silikonfolie abgedeckt. Diese Folie wird bei der Verlegung abgezogen. Besonders bewährt hat sich die Verlegung von kaltselbstklebenden Bitumenbahnen auf Trapezblechen als Dampfsperre oder auf Dämmungen aus PIR/EPS als erste Abdichtungslage. Aber auch als Abdichtung für Holzuntergründe sind die Bahnen geeignet, wenn dazu die unterseitige Abziehfolie als Trennlage erhalten bleibt.

 

Geringere Dicke, weniger Kopfstöße

Da die Bahnen nicht aufgeschweißt werden, kann die Bahnendicke reduziert werden. Daraus ergeben sich einige Vorteile. So kann die Bahnenlänge beispielsweise bei einer etwa 0,4 mm dicken Dampfsperrbahn auf bis zu 60 m je Rolle erhöht werden. Daraus ergeben sich im Nahtbereich der Bahnen geringere Überlappungs­dicken. Der nachfolgende Dämmstoff liegt vollflächiger auf und kann leichter verklebt werden. Zudem entstehen weniger Kopfstöße.

Die Breite vieler kaltselbstklebender Dampfsperrbahnen ist auf die Breite der Trapezblechprofile abgestimmt. Die Nahtverklebung erfolgt so stets auf einer Hochsicke des Trapezbleches. Kaltselbstklebende Dampfsperrbahnen sind durchtrittsicher, lassen sich luftdicht verkleben und bleiben durch die Verklebung zum Untergrund auch bei Wind während der Bauphase sicher liegen.

 

Sicherheit im Nahtbereich

Die Flachdachabdichtung mit Kaltselbstklebebahnen spart Zeit und Verlegeaufwand. Mit der „Duo“-Nahtverschlusstechnik von Bauder lässt sich je nach Bedarf eine Heiß- oder Kaltverklebung der Längsnähte durchführen. Damit ist die Sicherheit bei Temperaturen von mindestens 5 °C im Nahtbereich gewährleistet. Rot für „heiß“ und Blau für „kalt“: Zwei verschiedenfarbige Längsnähte sind das Kennzeichen der „Duo“-Kaltselbstklebebahnen. Mit dem blauen, kaltselbstklebenden Randstreifen kann die Naht immer dann geschlossen werden, wenn Temperatur und Witterung eine komplette Kaltverklebung der Bahnen im Zug-um-Zug-Verfahren erlauben. Bei niedrigen Temperaturen oder drohendem Wetterumschwung kommt der rote Randstreifen zum Einsatz. An seiner Unterseite befindet sich eine Schweißnaht, mit der sich mit einem Gasbrenner ein Nahtverschluss herstellen lässt. Die Bahn dient dann zum Beispiel als Notabdichtung oder behelfsmäßige Abdichtung.

Die „Duo“-Nahtverschlusstechnik bietet dem Dachhandwerker zwei Verlegungsmöglichkeiten mit einer Bahn. So ist es auf der Baustelle jederzeit möglich, zwischen kalter und heißer Nahtverklebung zu wählen. Ein Wechsel der Verlegungsrichtung genügt und statt der blauen Kaltselbstklebenaht kommt die rote Schweißnaht auf der zuvor verlegten Bahn zum liegen – oder umgekehrt.

 

Verlegung der Dampfsperrbahnen

Kunststoffbeschichtete Trapezbleche müssen in der Regel vor dem Verlegen von kaltselbstklebenden Bitumenbahnen nicht mit einem Voranstrich versehen werden. Die Bitumenbahnen können direkt aufgeklebt werden. Dazu wird die erste Dampfsperrbahn ausgerollt, ausgerichtet und bis zur Hälfte mit einem schweren Wickelkern wieder aufgerollt. Mit einem Messer mit scharfer und gerader Klinge (Tiefenanschlag benutzen!) wird die unterseitige Abziehfolie eingeschnitten. Die Folie wird von der Mitte ausgehend unter kräftigem Ziehen in Verlegungsrichtung abgezogen. Gleichzeitig wird die Bahn ausgerollt und mit dem Untergrund verklebt. An den Stößen werden die Ecken der überdeckenden Bahn unter einem Winkel von 45° und mit schräger Klingenführung abgeschnitten. Sollen die Längsnähte nur kalt verklebt werden (bei „Duo“-Bahnen über den blauen Nahtstreifen) sind diese mit einer Andrückrolle und hohem Anpressdruck zu schließen.

 

Mit Brenner oder Heißluftfön verschweißen

Für eine behelfsmäßige Abdichtung oder bei Außentemperaturen unter 10 °C müssen die Nähte der Bitumenbahnen verschweißt werden. Bei Bauder-„Duo“-Bahnen sollte dabei die rote Naht von oben sichtbar sein. Der Nahtbereich wird nach der kalten Flächenverklebung wieder zurückgeklappt, um so mit dem Brenner oder Heißluftfön das Nahtbitumen aktivieren zu können. Den sicheren Nahtverschluss zeigt der Austritt einer Bitumenraupe. Bei Verlegung der Bitumenbahnen auf Trapezblechen werden die Bahnen parallel zu den Obergurten verlegt und die Längsnähte auf den Obergurten angeordnet. Die Kopfstöße sind mit einem geeigneten Blech (> 15 cm breit) zu unterlegen, wenn die Dampfsperre als Notabdichtung eingesetzt werden soll. Um eine Sofortverklebung am Kopfstoß zu vermeiden, wird die rückseitige Abziehfolie etwa 10 cm vor dem Bahnende eingeschnitten und nicht abgezogen. Erst bei der Verklebung des Kopfstoßes mit Brenner oder Heißluftfön wird die Abdeckfolie abgezogen. Um die notwendige Dampfsperrwirkung zu erreichen, sind die Dampfsperrbahnen mit einer Aluminiumfolie ausgestattet. Dadurch wird ein sd-Wert von ≥ 1500 m erreicht.


Dämmung und erste Abdichtungslage

Auf die glatte Oberfläche der Dampfsperrbahn kann die Dämmung lose aufgelegt und mechanisch fixiert oder mit geeignetem PU-Kleber verklebt werden. Auf dem Dämmstoff lässt sich als erste Abdichtungslage eine kaltselbstklebende Bitumenbahn in gleicher Weise wie bei der Dampfsperre verlegen. Auch hier lässt sich eine Bitumenbahn mit dem „Duo“-System mit variablem Nahtverschluss einsetzen. Da die Bahnen jetzt vollflächig aufliegen, wird der Kopfstoß ohne Blechunterlegung ausgeführt.

 

Verlegung der Oberlagsbahn

Auch Oberlagsbahnen können in der Fläche und im Längsnahtbereich kalt verklebt verlegt werden, allerdings wird dabei die Längsnaht Masse-in-Masse verklebt. Dazu wird im Nahtbereich auch von der unteren Bahn ein Folienstreifen abgezogen und somit Bitumenmasse mit Bitumenmasse verbunden. Es gibt aber auch Ausführungen mit Schweißnaht (SN). Die Verarbeitung erfolgt in gleicher Weise wie bei den „Duo“-Abdichtungsbahnen. Längsnähte, Kopfstöße und Details sind mit Brenner oder Heißluftfön zu schließen. Selbstverständlich sind auch Schweißbahnen als Oberlagsbahn auf der kaltverklebten ersten Abdichtungslage gut geeignet. Nach den geltenden Fachregeln ist bei Trapezblech-Unterkonstruktionen stets eine Randfixierung der Abdichtung auszuführen. Bei der Windsogsicherheit sind die Angaben des jeweiligen Herstellers und der DIN EN 1991-1-4 zu beachten.

 

Fazit

Fast alle Bereiche eines Flachdachs sind heute mit kaltselbstklebenden Bitumenbahnen ohne offene Flamme ausführbar. Und das bei hoher Sicherheit, wenn für die Notabdichtung und bei den Oberlagen die Nähte per Heißluft verschweißt werden. Der zweite Vorteil ist die schnelle Verlegung, was Zeit und Kosten spart.

 

Autor

Andreas Waldenmaier ist Dachdeckermeister und Produktmanager Flachdach bei der Paul Bauder GmbH & Co. KG in Stuttgart.

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