In den Himmel gebaut

Die Erweiterung des Spielmuseums in Soltau als Aufstockung auf den bestehenden denkmalgeschützten Bau ist ein Hingucker. Das multifunktional nutzbare „Dachzimmer“ mit Dach und Fassade aus goldenen Aluminium-Profiltafeln steht auf der Spitze eines Aufzugturms.

Wenn sich auf Erden kein Platz mehr findet, wachsen nicht nur Träume in den Himmel hinein. So geschehen beim Spielmuseum Soltau: Als es im Museumshaus zu eng wurde, setzte Architekt Joachim Krampitz einen neuen Aufzugsturm daneben und auf dessen Spitze einen Multifunktionsraum, der in den Himmel gebaut wurde. Gestalterisch originell, wie es zu einem Spielmuseum passt, erregt der goldene – von den Erbauern „fliegendes Klassenzimmer“ genannte Bau – schon von weitem Aufsehen und macht neugierig.

Mehr Raum war längst nötig geworden, weil das Soltauer Spielmuseum förmlich aus allen Nähten zu platzen schien. Deshalb wünschten sich die Museumsleiter und ehrenamtlichen Stiftungsdirektoren Mathias und Antje Ernst neben barrierefreien Geschossen ein zusätzliches Zimmer für Veranstaltungen und museumspädagogische Möglichkeiten. Mit finanzieller Hilfe der EU, der Stadt und der Museumsstiftung wurde das Projekt verwirklicht.

Das ging allerdings nicht, ohne vorab eine wichtige bauliche Hürde zu nehmen, denn das bisherige eng begrenzte Museumsgrundstück mitten in der Stadt ließ keinen Erweiterungsbau zu. Architekt Joachim Krampitz aus Soltau hatte deshalb die Idee, auf die Spitze des neuen Aufzugsturms einfach einen weiteren Raum zu setzen, der über das ursprüngliche Dach weit hinaus ragt und neuen Platz schafft. Er entwarf eine Art „fliegendes Klassenzimmer“, „einfach in den Himmel hinein“, wie er sagt. Immerhin 30 bis 40 Menschen können jetzt hier zusammenkommen.

Kontrast zwischen Alt und Neu

Die Hülle des neuen Veranstaltungsraums in dezenter Metalloptik steht dabei gewollt kontrovers zur denkmalgeschützten Holzfassade des Museums. Der Architekt wählte für die Konstruktion des Daches eine Stehfalzdeckung von Kalzip (50/429/1,0 mm) in „Medium Gold G30“. Bei der vorgehängten hinterlüfteten Fassade (VHF) entschied er sich für die „FC-Fassade 30/400“ mit der Oberfläche „AluPlusPatina“, ebenfalls in „Medium Gold G30“. Sie bietet größtmöglichen Wärmeschutz im Winter und sorgt in der wärmeren Jahreszeit für angenehme Temperaturen im Innenraum.

Die Hinterlüftung reguliert den Feuchtigkeitshaushalt, verhindert einen Wärmestau und schützt somit vor Feuchteschäden. „Mir kam es darauf an“, so Joachim Krampitz, „neben einem effektvollen Material, das zu dem Spielmuseum wunderbar passt, auch ein dauerhaft resistentes und nachhaltiges Material zu verarbeiten. So sollen auch teure Wartungsarbeiten seitens der Museumsbetreiber von vornherein vermieden werden.“

Dach und Fassade in Gold

Das FC-Komplettsystem mit seinen Komponenten – von der SEL-Rasterklickschiene zum einfachen Einklicken der Paneele über Festpunktklemmen und Adapter bis hin zur abgestimmten Baubreitenvielfalt – eröffnete dem Architekten gemeinsam mit dem Bauherrn und dem Fassadenbauer vielfältige Gestaltungsideen. „Das Verarbeitungsprinzip bewährte sich auch hier im Spielmuseum, wo gestalterische Raffinesse und einfaches Handling in luftiger Höhe gefragt waren.“

Einen speziellen optischen Effekt der Gebäudehülle hebt der Architekt besonders hervor. Gold hört sich zunächst nach diffusen Lichtreflexen an. Die Oberfläche „AluPlusPatina Medium Gold G 30“ unterliegt einer speziellen Oberflächenbehandlung, so dass im Sonnenlicht ein dezenter, eleganter Glanz entsteht, der nicht blendet, aber dennoch weithin Aufsehen erregt. Vorteilhaft ist zweifelsohne auch die UV- und Witterungsbeständigkeit der Oberfläche.

Montage während des Museumsbetriebs

Diese„verspielte“ Architektenidee fachlich gekonnt umzusetzen, bereitete auch den Monteuren der Fassadenfirma Genz Dach & Fassade GmbH aus dem Ort Kummer in Mecklenburg-Vorpommern viel Spaß. Die Montagearbeiten verliefen während des laufenden Museumsbetriebs unter den Augen vieler kleiner und großer Zuschauer. Für das über 20-jährige Unternehmen gehörte die Dach- und Fassadenkonstruktion des relativ kleinen Raumes sicher nicht zu den schwierigsten Konstruktionen, aber in der Ausführung garantiert zu den anspruchsvollsten. „Wir stehen für Bekleidungen, die repräsentieren sollen und mithilfe unserer Firma ein ganz besonderes Aussehen erhalten“, sagt Geschäftsführer Siegmund Genz.

Um den Multifunktionsraum mit seiner Auskragung obenauf bauen zu können, wurde an das Treppenhaus des Aufzugturmes aus Stahlbeton eine Stahlkonstruktion angeflanscht. Die Dachkonstruktion des neuen Raumes besteht standardgemäß aus jeweils einer Stahltrapeztragschale, einer Dampfsperre, einem 200 mm dicken Dämmfilz und der Kalzip-Profiltafel. Die Entwässerung des Daches erfolgt über eine innen liegende, nicht sichtbare Kastenrinne. An der Fassade wurden insgesamt 52 Kalzip-Paneele montiert. Diese wurden ohne Schrauben und Nieten durchdringungsfrei in die vormontierte FC-Rasterklickschiene eingeklickt. Dahinter verbirgt sich eine 160 mm dicke Fassadendämmung. Die freie Unterseite des Baus läuft parallel zur Dachkante des Altbaus und ist verspiegelt. Der Altbau bleibt gut sichtbar und hat nun einen modernen Rahmen.

Autor
Dipl.-Ing., Friedemann F. Dahling ist Fachberater bei Kalzip Nord.

In luftiger Höhe brauchte es ein einfaches Verarbeitungsprinzip

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