Ferienhaus mit Stützten aus Iroko-Holz

Ungewöhnliche Architektur mit Composite-Fassadentafeln aus Beton-Dekor

Unterschiedliche Materialien, eine ungewöhnliche Konstruktion und eine Fassade mit der Anmutung von Beton machen ein Ferienhaus in den Niederlanden zum echten Hingucker. Mit vorkonfektionierten Aluminium-Verbundplatten realisierte der Architekt das Projekt.

Der Inhaber einer niederländischen Fassadenbaufirma erwarb im niederländischen Badeort Oostkapelle an der Nordseeküste ein Ferienhaus in zweiter Reihe, also geschützt vor dem Trubel des Tourismus in den Sommermonaten und trotzdem nur zwei Kilometer entfernt vom Strand.

Das vorhandene Ferienhaus aus den 1970er Jahren entsprach allerdings nicht den Vorstellungen der Familie; es hätte zudem aufwendig energetisch saniert werden müssen. So entschloss man sich zu Abriss und Neubau. Allerdings hatte sich der beauftragte Architekt vom Pultdach des Bestandsgebäudes inspirieren lassen. Der Inhaber des Architekturbüros Ten Hove arbeitet auch sonst immer wieder mal mit dem Bauherren zusammen, allerdings geht es dann hauptsächlich darum, in die Jahre gekommenen gewerblichen Zweckbauten einen gewissen Schick zu verleihen. Gerade die Niederländer, aber ebenso viele skandinavische Architekten besitzen hierfür Talent.

Vertrauen zahlt sich aus

Da sich Bauherr und Architekt gut kennen, war gegenseitiges Vertrauen da. So fiel das Briefing des Architekten recht knapp aus. Der Bauherr besprach mit ihm seine Wünsche an das Raumprogramm und wies darauf hin, dass er gerne einige geschätzte Materialien, welche er aus seinem Fassadenbetrieb kennt, in seinem neuen Domizil verbaut sehen würde. Allerdings solle hier kein „Musterhaus“ entstehen, sondern ein modernes, gemütliches Ferienhaus. Außerdem wurde der Anspruch an ein nachhaltiges Gebäude formuliert, das möglichst mit ökologischen oder zumindest langlebigen Materialien gebaut werden sollte und ohne viel Pflege auskommen würde – ansonsten gab er dem Planer „Carte blanche“, also unbeschränkte Handlungsfreiheit.

Bei der Vorlage der ersten Entwürfe, die übrigens im weiteren Verlauf lediglich minimale Veränderungen erfahren mussten, war der Bauherr dann erstmal sprachlos – und anschließend begeistert ob der Gedanken und des Entwurfs des Architekten.

Gleiche Stelle, gewagte Optik

Architekt Ten Hove hatte zunächst das Haus an derselben Stelle geplant, an der auch das vorige Gebäude gestanden hatte, denn dieser Platz war schon damals optimal ausgewählt worden. Wie bereits erwähnt, nahm er außerdem die Idee des Pultdaches auf, allerdings wurde dieses begrünt, um dem sommerlichen Wärmeschutz zu dienen und die angestrebte Wartungsfreiheit zu erzielen. Zudem sind Gründächer wichtige Rückzugsorte für Insekten und Kleinstlebewesen, ein Biotop auf dem Haus also. Dem Pultdach verlieh Ten Hove eine außerordentliche Spannung, indem er es auf Stützen auflegte, welche zur Neigung des Daches im rechten Winkel stehen; die Tragkonstruktion steht also in Teilen nicht lotrecht. Außerdem besteht sie aus recht schlanken Säulen aus Iroko-Holz, welches wir hierzulande eher unter dem Namen Kambala kennen. Es stammt aus dem tropischen Afrika. Weitere Stützen, die die Decke des Erdgeschosses tragen, sind im selben Winkel spiegelbildlich geneigt, lediglich im Inneren kamen vertikale Pfosten zum Einsatz. Der so nahezu spielerisch erzeugte Eindruck von Instabilität wird durch einen weiteren Kunstgriff noch verstärkt. Zwischendecke und Dach wurden nämlich mit der Aluminiumverbund-Fassadenplatte „Alucobond“ verkleidet, die mit einer Oberfläche aus der „Vintage“-Reihe versehen ist. Diese zeigt fotorealistisch Materialien, „eingefroren“ in einem definierten Stadium ihres Alterungsprozesses, also etwa rostigen Stahl, patiniertes Kupfer oder oxidiertes Metall, in diesem Fall „D0057 Concrete Mat“, also Beton. Und so wirkt es nun, als ob massive Betondecken auf verhältnismäßig dünnen Stützen liegen, die zudem auch noch schräg stehen, eine allem Anschein nach recht gewagte Konstruktion.

Tatsächlich leiten die schräg stehenden Stützen lediglich einen Teil der vertikal wirkenden Kräfte in das Streifenfundament ab. Ihre lotrecht stehenden Kollegen im Inneren tragen die Hauptlast, zusammen mit den mit Perlit gefüllten Hochlochziegeln, aus denen die nördliche sowie die östliche, recht geschlossene Wand besteht.

Fassade aus Beton?

Der optische Effekt ist gleichwohl beeindruckend und sorgte während der Bauphase zunächst für eine gewisse Verwirrung in der eher konservativen Nachbarschaft. Andererseits zeigt der gesamte Entwurf eine solche entspannte Ausgeglichenheit, dass inzwischen alle Anrainer vollkommen überzeugt sind, und vielleicht sogar ein wenig stolz auf das Unikum in ihrer Siedlung.

Das bereits erwähnte Konstruktionsholz Kambala (Iroko) wählte der Architekt aus mehreren Gründen. Zum einen wollte er ein Holz verwenden, das sich problemlos im Innen- wie im Außenbereich einsetzen lässt. Außerdem benötigte er ein Material, das sehr stabil ist, um die Stützen mit den geringstmöglichen Querschnitten ausbilden zu können. Und schließlich fand er in der goldbraunen Farbe des Holzes einen angenehmen Material- und Farbkontrast zu den verwendeten Bauteilen aus Metall und „Beton“.

Die „Alucobond“-Fassadenelemente wurden von den Handwerkern nicht sichtbar montiert. Dazu wurde das Material auf Leisten verklebt und auf die aus Holz bestehenden Unterkonstruktion (UK) verschraubt. In den nicht sichtbaren Bereichen der Fassade konnten die Composite-Platten sogar verschraubt werden.

Die Einzelteile der Fassade wurden in der Werkstatt vorkonfektioniert, also gekantet und auf Maß gebracht. Auf der Baustelle mussten die Teile nur noch auf die Unterkonstruktion aufgesetzt und verklebt beziehungsweise verschraubt werden.

Die Fassadenarbeiten konnten durch die guten Vorbereitungen der Unterkonstruktion schnell abgeschlossen werden. Der Bau ist mit seiner gelungenen Architektur ein weiteres Projekt im Portfolio des Architekten.

Autor

Kay Rosansky ist Schreiner, Innenarchitekt und Fachjournalist. Er betreibt das Redaktionsbüro rosansky-presse in Verl.

Kambala-Holz (Iroko) – Infos und Verarbeitung

Das aus afrikanischem Plantagenanbau stammende Holz verfügt frisch eingeschlagen über eine Rohdichte > 1, es würde also nicht schwimmen. Nach dem Trocknungsprozess hat sich das Gewicht ungefähr halbiert. Nun kann das Holz schwierige Aufgaben übernehmen, etwa im Schiffbau oder in Außenbereichen, mit und ohne Erdkontakt. Mit einer Härte (nach Janka) von 4,4 – 5,6 kN ist es für stärkste mechanische Beanspruchungen geeignet und wird in diesem Punkt lediglich von Pockholz übertroffen. Bei der Bearbeitung sind hartmetallbestückte Werkzeuge zu verwenden, da mineralische Einschlüsse eine hohe Abstumpfungswirkung verursachen. Vor dem Schrauben oder Nageln muss vorgebohrt werden.

Die in Kambala enthaltenen Extraktstoffe, die das Material ziemlich unempfindlich gegen Pilzbefall machen, können bei der Bearbeitung zu gesundheitlichen Beeinträchtigungen wie der Reizung von Haut und Schleimhäuten führen, weshalb alle entsprechenden arbeitsschutztechnischen Maßnahmen zu ergreifen sind. Dieselben Extraktstoffe verkomplizieren, wie bei anderen Tropenhölzern auch, mögliche technische Verklebungen sowie das Abbinden von Anstrichen auf Ölbasis und Polyesterlacken. Stark gebrochene Kanten sowie das Ausbürsten der Poren erleichtern hier das Vorgehen. Gute Erfahrungen wurden mit mehrfachen Anstrichen von Alkydharz-Bootslacken auf einer DD-Grundierung gemacht. In stark bewitterten Außenbereichen können auch dreifach aufgebrachte Lasuren den erwünschten Schutz herstellen.

Bautafel (Auswahl)

Projekt Neubau eines Ferienhauses in Oostkapelle (Niederlande)

Architekt Architekturbüros Ten Hove b.v., NL-3648 CV Wilnis, www.architenhove.nl

Handwerker Clading-Partners, NL-4902 TT Oosterhout (nb), www.cladding.nl

Materialien (Auswahl)

Bodenaufbau Holzboden im EG, im 1. OG Estrich auf Trapezprofil-UK, darauf Fliesenboden

Fassade Fassadenplatte „Alucobond“, Oberfläche aus der „Vintage“-Reihe („D0057 Concrete Mat“), 3A Composites GmbH, www.alucobond.com

Sonnenschutz Elemente aus Stahlprofilen im 1.OG

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