Dachdeckerbetrieb aus Olsberg stellt zwei Auszubildende aus Tadschikistan ein

Mit großer Motivation in die Ausbildung

Der Dachdecker-Fachbetrieb Jedamzik aus Olsberg ist spezialisiert auf die Sanierung und Neudeckung von Schieferdächern. Für den Betrieb war es in den vergangenen Jahren nicht immer leicht, Auszubildende zu finden. Das änderte sich mit der Bewerbung von Shohin Bobojonvo aus Tadschikistan 2019. Inzwischen hat der Dachdeckerbetrieb zwei Auszubildende aus Tadschikistan eingestellt.  Der Dachdeckerfachbetrieb Jedamzik wurde jetzt mit dem "Sonderpreis Integration" des Deutschen Dachpreises "Dachkrone 2023" ausgezeichnet!

Gute Auszubildende zu finden, war für den Dachdeckerfachbetrieb Jedamzik aus Olsberg im Hochsauerlandkreis in den vergangenen Jahren nicht immer leicht. Daniel Jedamzik, Dachdeckermeister und stellvertretender Geschäftsführer, erklärt: „Wir hatten oft das Gefühl, dass sich Auszubildende bei uns bewerben, die keine Motivation hatten und sich keine Mühe gegeben haben. Die haben ihre Ausbildung häufig schon nach kurzer Zeit abgebrochen.“

Derzeit kann sich der Dachdeckerbetrieb jedoch über zwei besonders motivierte Auszubildende freuen. Beide stammen aus Tadschikistan, einem Land, das über 5000 km entfernt von Olsberg in Zentralasien liegt. „Beide sind sehr motiviert, brennen für ihre Arbeit und melden sich sogar freiwillig, wenn mehr Arbeit als sonst anfällt“, sagt Daniel Jedamzik begeistert.

Shohin Bobojonvo (links) und Bahrillo Subhonqulov (rechts) aus Tadschikistan machen derzeit eine Ausbildung im Dachdeckerfachbetrieb Jedamzik in Olsberg
Foto: Daniel Jedamzik

Shohin Bobojonvo (links) und Bahrillo Subhonqulov (rechts) aus Tadschikistan machen derzeit eine Ausbildung im Dachdeckerfachbetrieb Jedamzik in Olsberg
Foto: Daniel Jedamzik
Alles begann vor drei Jahren mit einer schriftlichen Bewerbung von Shohin Bobojonvo aus Tadschikistan. Über eine Online-Jobbörse war er auf den Dachdeckerbetrieb in Olsberg aufmerksam geworden. „Aus der Bewerbung ging zunächst nicht hervor, dass Shohin noch in Tadschikistan lebte“, sagt Daniel Jedamzik, „das wurde mir erst klar, als wir das erste Mal miteinander geschrieben haben.“

Sprachkenntnisse und Vorerfahrungen

Zuvor hatte Shohin Bobojonvo in Tadschikistan Deutsch als Fremdsprache studiert, konnte also schon grundlegende Deutschkenntnisse vorweisen. Außerdem hatte er bereits als Dachdeckerhelfer auf Baustellen mitgearbeitet. „Wir haben mehrmals miteinander telefoniert und geschrieben, bevor ich mich dann entschieden habe, ihm einen Ausbildungsplatz anzubieten“, sagt Daniel Jedamzik. Um ein Visum für die Arbeit in Deutschland zu erhalten, musste Shohin Bobojonvo einige Unterlagen vorlegen, unter anderem einen Ausbildungsvertrag und einen Ausbildungsplan. Das Visumsverfahren begann im Januar 2020. Neun Monate später, im Oktober 2020, begann Shohin Bobojonvo seine Ausbildung zum Dachdecker bei der Firma Jedamzik.

Vor Beginn der Ausbildung gab es auch für Daniel Jedamzik viel zu organisieren: Er kümmerte sich um eine Wohnung für den Azubi, meldete ihn bei der Krankenversicherung an und holte ihn schließlich am Tag seiner Anreise am Flughafen ab. „Der Aufwand war insgesamt schon deutlich höher als sonst bei der Einstellung eines Auszubildenden“, gibt Jedamzik zu. Dabei wusste er nicht genau, was ihn erwarten würde, denn er hatte Shohin Bobojonvo ja bisher nur telefonisch und noch nicht persönlich kennengelernt. Heute weiß er aber: „Das Vertrauen und die Arbeit, die ich investiert habe, haben sich gelohnt. Mit Shohin Bobojonvo haben wir großes Glück gehabt!“

„Wenn es gut läuft, werden beide später als Gesellen übernommen!“  

Shohin Bobojonvo ist inzwischen 22 Jahre alt und im zweiten Lehrjahr seiner Dachdeckerausbildung. Planmäßig wird er im August 2022 das dritte Lehrjahr seiner Ausbildung beginnen. Die Ausbildung im Dachdeckerfachbetrieb Jedamzik gefiel ihm so gut, dass er den Dachdeckerbetrieb an einen Freund aus der Heimat weiterempfohlen hat. Im vergangenen Jahr begann Bahrillo Subhonqulov aus Tadschikistan ebenfalls seine Ausbildung zum Dachdecker in Olsberg. Mit beiden Auszubildenden ist Daniel Jedamzik sehr zufrieden: „Wenn es gut läuft, werden die beiden nach ihrer Ausbildung bei uns als Gesellen weiterarbeiten.“

Beide Azubis haben schon signalisiert, dass sie nach ihrer Ausbildung in Deutschland bleiben wollen. Allerdings haben sie derzeit nur ein Visum, das bis zum Ende ihrer Ausbildung gültig ist. Shohin Bobojonvo wird seine Ausbildung voraussichtlich im Juli 2023 abschließen.

Für die Zeit nach der Ausbildung müssen sich beide Azubis und der Betrieb um ein neues Visum kümmern. „Ich hoffe, dass das mit dem Visum klappt und werde den beiden nach ihrer Ausbildung auf jeden Fall einen Vertrag anbieten“, sagt Daniel Jedamzik. Neben den beiden Azubis aus Tadschikistan bildet die Dachdeckerei inzwischen einen dritten Auszubildenden aus Deutschland aus. Dieses Jahr soll ein weiterer, vierter Azubi eingestellt werden. Das Problem des Azubimangels hat sich für den Dachdeckerfachbetrieb Jedamzik aus Olsberg vorerst erledigt.

So ging es weiter

Der Dachdeckerfachbetrieb Jedamzik aus Olsberg musste einige bürokratische Hürden bewältigen, um Shohin Bobojonvo und Bahrillo Subhonqulov aus Tadschikistan als Dachdeckerauszubildende einzustellen. Wir haben im Mai 2022 erstmals über den Dachdeckerbetrieb und die beiden Azubis berichtet. Knapp ein Jahr später bewarb sich der Dachdeckerfachbetrieb aus Olsberg beim Deutschen Dachpreis „Dachkrone“ und wurde im Juni 2023 mit einem Sonderpreis für Integration im Handwerk ausgezeichnet.

2._Platz_Team_Tradition_Dachdecker-Fachbetrieb_Jedamzik.jpg Der Dachdeckerfachbetrieb Jedamzik wurde beim Deutschen Dachpreis "Dachkrone 2023" mit dem Sonderpreis für Integration im Handwerk ausgezeichnet
Foto: dedicative.de

Der Dachdeckerfachbetrieb Jedamzik wurde beim Deutschen Dachpreis "Dachkrone 2023" mit dem Sonderpreis für Integration im Handwerk ausgezeichnet
Foto: dedicative.de
Aus diesem Anlass haben wir nachgefragt, wie es mit den beiden Auszubildenden Shohin Bobojonvo und Bahrillo Subhonqulov weitergegangen ist. Daniel Jedamzik, Dachdeckermeister und stellv. Geschäftsführer der Dachdeckerei Jedamzik, erzählt: „Shohin Bobojonvo musste sich 2022 einer OP am Handgelenk unterziehen. Das Handgelenk hatte er sich bei einem Unfall in Tadschikistan vor Jahren verletzt – damals wurde es aber anscheinend nicht richtig behandelt. Shohin war somit acht Monate lang krankgeschrieben und musste das zweite Lehrjahr wiederholen. Somit ist er jetzt mit seinem Kollegen Bahrillo Subhonqulov, der ein Jahr später in die Ausbildung gestartet ist, im gleichen Lehrjahr.“

Bahrillo Subhonqulov (2. v. links) und Shohin Bobojonvo (3. v. links) präsentieren auf der Bühne der Stadthalle Gütersloh die Preise, die sie bei der "Dachkrone 2023" gewonnen haben 
Foto: dedicative.de

Bahrillo Subhonqulov (2. v. links) und Shohin Bobojonvo (3. v. links) präsentieren auf der Bühne der Stadthalle Gütersloh die Preise, die sie bei der "Dachkrone 2023" gewonnen haben 
Foto: dedicative.de
„Unser zweiter Auszubildender (Bahrillo) wird ab Mitte Juli 2023 nach Tadschikistan reisen und dort heiraten. Nach fünf Wochen Heimaturlaub kommt er dann wieder. Geplant ist, dass seine Ehefrau später nach Deutschland nachkommt. Shohin Bobojonvo wohnt mittlerweile mit seiner Freundin, die auch aus Tadschikistan stammt, in Olsberg zusammen. Bei beiden kann man auf jeden Fall sagen, dass sie sich in Deutschland wohlfühlen und hier weiterleben möchten“, sagt Daniel Jedamzik.

Sonderpreis_Integration_Jedamzik_Pokal_mit_Erdal_Top.jpg Dachdeckermeister Daniel Jedamzik, stellvertretender Geschäftsführer der Dachdeckerei Jedamzik, nimmt den Sonderpreis für Integration im Handwerk von Erdal Top entgegen
Foto: dedicative.de

Dachdeckermeister Daniel Jedamzik, stellvertretender Geschäftsführer der Dachdeckerei Jedamzik, nimmt den Sonderpreis für Integration im Handwerk von Erdal Top entgegen
Foto: dedicative.de
Der Versuch, einen dritten Auszubildenden aus Tadschikistan nach Deutschland zu holen, sei leider gescheitert, wie Daniel Jedamzik berichtet: „Im Mai 2022 hat der Jugendliche, zu dem ich schon Kontakt aufgebaut hatte und der schon eine Wohnung bei uns in Olsberg angemietet hatte, von der deutschen Botschaft in Tadschikistan eine Absage erhalten. Der Grund war, dass sein Deutschzertifikat nicht vom Goethe-Insitut stammte. Im Januar dieses Jahres hat er dann versucht, sein Zertifikat beim Goethe-Insitut zu machen, ist dann aber leider gescheitert. Danach hat er aufgegeben. Leider ist das Visum kein Selbstläufer und es wird von Jahr zu Jahr schwerer, es durchzubekommen.“ 

Die Goethe-Institute der Bundesrepublik Deutschland haben unter anderem die Aufgabe, Menschen, die nach Deutschland migrieren wollen, in ihren Herkunftsländern auf das Alltags- und Arbeitsleben in Deutschland vorzubereiten. Zudem organisieren sie Informationsveranstaltungen wie etwa zum Visumsprozess, und bieten interkulturelle Trainings an. Dabei spielen auch realistische Vorstellungen, was die Zuwandernden in Deutschland erwartet, eine zentrale Rolle.

Autor

Stephan Thomas ist Chefredakteur der Zeitschrift dach+holzbau.

Spezialisiert auf Schieferdächer

Der Dachdeckerfachbetrieb Jedamzik aus Olsberg hat zwölf Mitarbeiter und bildet derzeit drei Auszubildende aus. Der Schwerpunkt des Dachdeckerbetriebs liegt in der Arbeit mit Schiefer, von der Sanierung denkmalgeschützter Schieferdächer bis hin zur Neudeckung. Darüber hinaus werden Metalldacharbeiten, der Einbau von Dachfenstern oder die Abdichtung von Flachdächern ausgeführt. „Das Erstellen von Schieferdächern ist ein schönes Handwerk mit Tradition“, sagt Daniel Jedamzik, Dachdeckermeister und stellvertretender Geschäftsführer der Dachdeckerei, „für die Eindeckung von Schieferdächern braucht man Geduld, Sorgfalt und Fingerspitzengefühl.“ Mehr Informationen zum Dachdeckerfachbetrieb Jedamzik finden Sie unter www.naturschieferarbeiten.de .

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