Vom Weichholz zum Edelholz

Im Außenbau ist die Resistenz von Holz gegen Schädlinge oft ein Problem, denn meist wird Nadelholz eingesetzt. Aber keines der einheimischen Nadelhölzer hat eine hohe Widerstandsfähigkeit. Eine Neuentwicklung aus Norwegen schafft Abhilfe und macht Kiefer quasi zu Teakholz – ohne Holzschutzmittel.

Der Wald in Europa hat wenig an natürlich dauerhaften Hölzern zu bieten. Lediglich zwei Holzarten, die Eiche (Quercus spp.) und die Robinie (Robinia pseudoacacia) erreichen eine ausreichende hohe Dauerhaftigkeit, um im Außenbau bei direkter Bewitterung mehr als 30 Jahre ihre Funktion zu erfüllen. Oft bleibt dann wieder nur der Einsatz tropischer Hölzer übrig – oder der Griff zum chemischen Holzschutz. Dieser kommt für viele Konsumenten allerdings nicht in Frage. Da drängt sich die Frage auf, ob man überhaupt dauerhaftes und dimensionsstabiles Holz verbauen kann, ohne auf tropische Harthölzer oder auf chemischen Holzschutz zurückzugreifen?

Norwegisches Edelholz

Per Brynildsen, Entwicklungschef beim Unternehmen Kebony, lächelt bei dieser Frage. Er ist kein Aufschneider, sondern ein kühler Kopf. Dabei könnte er getrost mit dem Produkt seiner Firma angeben. Das norwegische Unternehmen macht nämlich aus ganz gewöhnlicher europäischer und amerikanischer Kiefer mit Hilfe eines neuartigen Verfahrens ein High-End-Produkt, sozusagen Edelholz aus Norwegen. Es erreicht die technischen Qualitäten von Teakholz, ist sehr dauerhaft, sehr dimensionsstabil und sehr fest. Das Geheimnis nennt sich Holzmodifizierung. Der Clou: Die Firma verwendet dazu weder synthetische Chemie noch toxische Substanzen. Das Holz wird in einem patentierten Prozess mit einem Bioalkohol imprägniert und dann getrocknet. Der Ausgangsstoff, Furfural, wird aus Biomasse gewonnen, zum Beispiel aus den Reststoffen der Zuckerproduktion. „Wir sind durch und durch nachhaltig“, sagt der Entwicklungschef Brynildsen. Und Sabine Domayer, Marketingchefin von Kebony sagt: „Unser Produkt ist umweltfreundlich, da wir keine erdölbasierten Chemikalien einsetzen und daher selbst Resthölzer wie unbehandeltes Holz entsorgt werden können.“

Holz geschützt ohne Holzschutz

Wie funktioniert das? Der eingesetzte Bioalkohol vernetzt sich beim Veredelungsprozess unter Wärmeeinwirkung mit der Zellwand und sorgt damit für eine permanente Quellung des Holzes. Die Effekte sind vielfältig: Die Rohdichte steigt, damit auch die Härte. Während die Biegefestigkeit im Vergleich zum unbehandelten Holz nahezu unverändert bleibt, steigt das Biege-E-Modul an, die Bruchschlagarbeit sinkt. Die kapillare Wasseraufnahme wird deutlich reduziert, das Holz wird weitestgehend hydrophobiert. Daher sinkt die Gleichgewichtsfeuchte auf unter 7 Prozent. Die maximale Quellung des trockenen Holzes bis zur Fasersättigung erreicht nur noch etwa 50 Prozent der entsprechenden Werte beim unbehandelten Holz.

Enzymatischer Holzabbau durch Pilze und Insekten ist dadurch kaum noch möglich, da das Holz praktisch permanent trocken bleibt und die Schadorganismen das Holz nicht mehr als Nahrung erkennen. Die Dauerhaftigkeit des veredelten Holzes erhöht sich auf Klasse 1 beziehungsweise 1-2, je nach verwendeter Ausgangsholzart.

Bearbeiten und Entsorgen lässt sich „Kebony“ dabei wie unbehandeltes Holz. „Somit ist unsere gesamte Prozesskette nachhaltig“, sagt Marcell Bernhardt. Er verantwortet den Vertrieb für „Kebony“ in Deutschland. Von der europäischen Biozidrichtlinie ist „Kebony“ befreit. Das norwegische Unternehmen wurde als Technologiepionier beim Weltwirtschaftsforum ausgezeichnet und ist bereits vier Mal in der Global Cleantech 100 gelistet.

Zugelassenes Holzprodukt

„Kebony Clear“ (Southern Yellow Pine) hat nun die offizielle Zulassung des Verbandes Fenster und Fassade (VFF). An den vorausgehenden Tests beteiligt waren das Buckhardt Institut der Georg August Universität Göttingen, Abteilung Holzbiologie und Holzprodukte, das Institut für Fenstertechnik in Rosenheim, das Thünen Institut in Hamburg, SHR Holzforschung in Wageningen, das SP Technical Research Institute in Schweden sowie das Norsk Treteknisk Institut in Oslo. Unterstützt wurde das Verfahren von den Menck Fenster in Hamburg und Noka in Saterland. Anfang 2016 soll die Empfehlung auch auf Kebony Clear (Radiata) erweitert werden. Derzeit laufen noch abschließende Tests beim ift Rosenheim.

Außerdem hat „Kebony“ für alle Terrassendielen die bauaufsichtliche Zulassung beim Deutschen Institut für Bautechnik (DIBT) beantragt. Zukünftig könnte Kebony dann auch für Terrassen und Pieranlagen (ab 50 bis 60 cm über dem Grund, je nach Landesbauverordnung) und für Balkone als freitragende Diele eingesetzt werden.

Aus Kiefer wird Tropenholz

Ob ein Bootshaus am Fjord oder eine Herberge auf dem kalten Fjell, „Kebony“ trotzt offenbar jedem Klima. Es ist auch schon auf den Seychellen zum Einsatz gekommen. Ausgangsmaterial ist entweder nordische oder amerikanische Kiefer (Southern Yellow Pine), aber auch die schnellwachsende Radiata Pine. Letztere Holzart bietet den Vorteil, dass sie sich sehr leicht mit dem Bioalkohol tränken lässt. So wird eine durchgehende Behandlung gewährleistet. Die Verarbeitung ähnelt der von Harthölzern. Zum Einsatz kommt das norwegische Holzprodukt vor allem für Terrassen und Fassaden, im Fensterbau, für Pfosten-Riegel-Konstruktionen aber selbst als Parkett und für edle Möbel ist es schon verbaut worden. In Saterland verleimt die Firma Noka Lamellen aus „Kebony“ zu Fensterkanteln. Von dort wird es bis nach China geliefert.

„Wir sind nunmehr an einem Punkt, an dem wir die Produktion stark ausweiten müssen, da Deutschland in Europa der wichtigste Holzmarkt ist“, sagt Deutschlandchef Marcell Bernhardt. „Wir verfolgen den Nachhaltigkeitsgedanken. Und wir glauben, dass sich unser Holz auch als optische Alternative für tropische Hölzer – zum Beispiel Teak – wirklich nicht verstecken braucht. Im Gegenteil, es kann sich wirklich gut sehen lassen.“ Noch in 2016 soll mit dem Bau einer neuen Fertigung in Belgien begonnen werden. Das neue Werk soll 2017 in Betrieb gehen.

Autor
Dr. Constantin Sander ist Diplom-Holzwirt, hat acht Jahre in der Forschung und Entwicklung im Holzbereich gearbeitet und neun Jahre Erfahrung in Marketing und Vertrieb. Er betreibt seit 2008 in Heidelberg und Regensburg ein Beratungsbüro und unterstützt die Firma Kebony bei der Pressearbeit.

Die Modifizierung findet ohne Chemikalien statt, Resthölzer können wie unbehandeltes Holz entsorgt werden

Bei der Modifizierung steigt die Rohdichte und somit auch die Härte. Zudem wird die kapillare Wasseraufnahme reduziert

Alternative zu Tropenhölzern

Die norwegische Firma Kebony bietet eine Alternative zu tropischen Harthölzern und Holzschutzmittel-imprägnierten Hölzern. Die sogenannte „Kebony-Technology“ verwandelt weiche Holzarten in „Kebony Holz“, dessen Eigenschaften mit tropischen Harthölzern vergleichbar sind. Kebony wird im Innen- und Außenbereich, wie zum Beispiel für Terrassen- und Bodenbeläge, Fassaden, Dächer, Fenster, Möbel, Fußböden, und Yachtdecks eingesetzt.

www.kebony.de

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