Flüchtlingsunterkunft in Modulbauweise
Ende 2015 präsentierte der Holzwerkstoffhersteller Egger gemeinsam mit dem Architekten Bruno Moser und dem Holzbauunternehmen Saurer erstmals das „Egger-Konzepthaus“. Nach den überaus positiven Reaktionen wurde in Uhingen, in der Nähe von Stuttgart, die erste Flüchtlingsunterkunft auf Basis dieses Konzepts gebaut.
Das am 21. April 2016 eröffnete Flüchtlingsheim basiert auf dem Konzepthaus-System, mit dem in moderner Holzbauweise schnell verfügbarer, leistbarer und nachhaltiger Wohnraum geschaffen werden kann. Geplant wurde das Objekt von Holzbau Göser in Zusammenarbeit mit dem Architekturbüro fai aus Göppingen. Das „Egger-Konzepthaus“ in Uhingen besteht aus insgesamt 18 Modulen, die sich auf zwei Etagen aufteilen. Dadurch ergibt sich eine Gesamtfläche von etwa 500 m2, rund 60 Personen finden darin Platz. Die vorgefertigten Elemente wurden von Holzbau Saurer aus Höfen (AT) angeliefert und montiert. Vor Ort wurden ein Bodenbelag aus PVC, eine Fluchttreppe, Brandschutz-Innentüren sowie Sonderausstattungen eingebaut. Im Gebäude befinden sich zwei Kücheneinheiten, ein Haushaltsraum, acht Badezimmer sowie 22 Schlafzimmer und ein Gemeinschaftsraum.
Ökonomisches und ökologisches Konzept
Grund für die Entwicklung des Konzepthauses war der anhaltende Zustrom von Flüchtlingen, der sich zu einer gesellschaftlichen Herausforderung entwickelte. Das Unternehmen Egger beschäftigt sich nicht nur mit der Produktion von Holzwerkstoffen, sondern auch mit gesellschaftlich relevanten Themen und möchte hierfür Lösungsansätze bieten. „Für diese Herausforderung stellen wir mit dem Konzepthaus ein nachhaltiges, ökonomisches und ökologisches Konzept für schnell verfügbaren Wohnraum zur Verfügung“, sagt Carsten Ritterbach (Leitung Vertrieb/Marketing der Egger Bauprodukte). Geringes Transportgewicht, eine optimale Ausnutzung der Rohmaterialien, hohe Flexibilität und einfache Handhabung zeichnen das Konzepthaus aus. Der markanteste Unterschied zu herkömmlichen Raumzellen oder Containern ist das Gebäudevolumen. Das gesamte Gebäude wird in gedämmten Flächenelementen zerlegt angeliefert, um Transport- und Lagerkosten zu minimieren. Die schnelle Montage erlaubt es, binnen kürzester Zeit auch mehrstöckige Gebäude zu errichten, die im Grundriss an den jeweiligen Standort und die Nutzung angepasst sind. Egger liefert damit ein Konzept, welches von Handwerkern frei und individuell genutzt werden kann – egal ob als Generalunternehmer mit Produktion und Montage, Modulhersteller oder Montagebetrieb. „Mit dem Konzept stellen wir alle erforderlichen Informationen, wie etwa Beispielstatik, Detailpläne und technische Beschreibungen der Elemente zur Verfügung“, erklärt Carsten Ritterbach.
Langfristige, nachhaltige Nutzung
Dabei geht es dem Unternehmen um einen verantwortungsbewussten Umgang mit der Ressource Holz. So ist es selbstverständlich, dass das Thema Nachhaltigkeit und damit auch die Wiederverwendbarkeit beim Konzepthaus eine große Rolle spielt. So schnell wie die Module aufgebaut werden können, so schnell ist es möglich, sie – auch an einem anderen Ort – als Büro, Studentenheim, Kindergarten oder Mikroappartement wiederzuverwenden. Die Raumhöhe wurde so gewählt, dass nachträglich ein Fußboden eingebaut werden kann. Wände können unter anderem mit Gipskartonfaserplatten oder einer Installationsebene beplankt werden, demontierbare beziehungsweise verschiebbare Innenwände ermöglichen eine flexible Raumaufteilung. Die Fassade mit Streifen aus Dreischichtplatten ist nur vorgehängt, damit sie gegebenenfalls gegen eine neue Fassade ausgetauscht werden kann. „Mittlerweile gibt es schon weiterführende Ideen für die Verwendung des Konzepthauses. So lässt sich das Konzept des modularen Holzbaus auch sehr gut im sozialen Wohnbau einsetzen“, sagt Carsten Ritterbach.