Der Dämmstoff bringt das Gefälle
Bei einer Dachsanierung kam ein Gefälledach zum Einsatz. Es bewährte sich durch leichtes Handling, unkomplizierte Verarbeitung, gute bauphysikalische Eigenschaften und durch eine sehr gute Dämmleistung: Mit einer durchschnittlichen Dämmstärke von 219 mm wurde ein U-Wert von 0,13 W/m2 K erreicht.
Flachdächer bieten nicht zu unterschätzende Vorteile – zum Beispiel großzügige, gut belichtete Räume im Obergeschoss. Sie werfen bei der Entwässerung aber auch besondere bauphysikalische Probleme auf. Diese Nachteile fallen besonders dann ins Gewicht, wenn die Dächer aufgrund von stehendem Wasser besonderen Belastungen ausgesetzt sind. Die Lebensdauer eines Flachdachs kann dadurch erheblich beeinträchtigt werden. Mit einem geringen Gefälle ab zwei Prozent lässt sich ein Großteil dieser Probleme allerdings durch eine sichere Entwässerung des Daches entschärfen. Gefälledächer sind deshalb im Neubau und bei der Sanierung Stand der Technik. Im Sanierungsfall bieten sich da komplette Gefälledachsysteme, an die mit vorgefertigten schrägen Platten nicht nur für eine angemessene Dämmung sondern auch für das notwendige Gefälle sorgen.
Mit zwei neuen Produkten (Linitherm PAL Gefälle und Linitherm PGV Gefälle) hat der Hersteller Linzmeier seine Angebotspalette an Gefälledachsystemen erweitert. In Würtingen, auf der Schwäbischen Alb, wurde das neue System erstmals bei einer Bungalow-Sanierung eingesetzt. Auf rund 250 m2 Fläche wurde dabei ein Gefälledach mit einer mittleren Dämmstärke von 219 mm verlegt. Ausführender Handwerker war der Bauherr selbst: Tobias Döhler führt mit seiner Schreinerei Komplettsanierungen aus, wobei er auch die Sanitär-, Elektro- und Heizungsgewerke, Böden, Wände und Decken übernimmt. Auch Dachstühle fertigt das in Reutlingen ansässige Unternehmen.
Gute Erfahrung mit Dämmstoff-Produkten
Seit mehr als acht Jahren setzt der Schreinermeister fast ausschließlich Linitherm-Produkte bei seinen Sanierungen ein. „Die Platten sind sehr gut verarbeitet und maßhaltig, Nut- und Feder-Verbindungen passen beim Verlegen auf dem Steildach perfekt ineinander“, findet Tobias Döhler.
Ein nach Döhlers Ansicht besonders überzeugendes Argument für die PUR/PIR-Platten ist der U-Wert: Beidseitig mit einem Mineralvlies kaschiert, erreichen die Platten die Wärmeleitfähigkeitsstufe 027 beziehungsweise 029, während Linitherm PAL Gefälle mit beidseitiger Alukaschierung die WLS 023 beziehungsweise 024 erreicht.
Verlegung in zwei Schritten
Das Verlegen der Dämmplatten erfolgt beim Gefälledach in zwei Schritten: Da sich die standardisierten Gefälleplatten mit anderen Linitherm-Produkten kombinieren lassen, werden zunächst Linitherm PAL-Elemente auf der Dampfsperre (Luftdichtheitsschicht) verlegt. Die PAL-Elemente wählt man in auf- oder absteigenden Stärken zwischen 50 und 200 mm. Auf diese Weise bildet die erste Dämmlage Stufen aus, die den Untergrund für die schrägen Dämmelemente des Gefälledachs bilden. Deren Gefälle gleicht die Stufen aus und bildet eine homogene Dachfläche mit gleichmäßiger Neigung von etwa zwei Prozent. Zu den Besonderheiten in Würtingen gehörte, dass wegen der großen Dachfläche zwei gegenläufig geneigte Dachflächen mit einem kleinen „First“ in der Dachmitte realisiert wurden. Die Regenwasserabführung erfolgt über zwei am Dachrand liegende Dachrinnen Alternativ ist auch eine Entwässerung über in die Dachfläche integrierte Gullys möglich.
Zu den Vorteilen des Gefälledachs gehört für Tobias Döhler auch das gute Handling der leichten Platten auf dem Dach: „Die Dämmelemente sind so handlich, dass man sie praktisch alleine verarbeiten könnte. Beim Einsatz von mehreren Mitarbeitern verkürzen sich die Verlegezeiten.“ In Würtingen dauerte das Verlegen von 250 m2 Dämmung mit fünf Mitarbeitern gerade mal einen Tag.
Kein Verlegeplan nötig
Die Verlegung des neuen Gefälledachs wird auch dadurch vereinfacht, dass es sich bei den Dämmplatten um standardisierte Produkte handelt. Einen Verlegeplan gibt es nicht, die Dämmstoffpaletten müssen auch nicht mehr in der richtigen Reihenfolge angeliefert und vor dem Verlegen vorsortiert werden.
Auch das Anpassen der Platten an die Dachgeometrie wird dank Standardisierung vereinfacht. Der Plattenzuschnitt – bei PUR/PIR ohnehin vergleichsweise problemlos – erfolgt bei geringeren Plattendicken der obersten Gefälleschicht. Da die standardisierten Platten universell auf jeder Baustelle einsetzbar sind, kann der Dachdecker die Reste bei seinem nächsten Projekt weiterverwenden, somit hält sich auch der Verschnitt des in Grenzen.
Dank der hohen Dämmleistung lassen sich mit PUR/PIR Vorgaben der EnEV oder der KfW mit vergleichsweise schlankem Bauteilaufbau einhalten – das ist vor allem hilfreich, wenn Anschlusshöhen an Türen oder an der Attika eingehalten werden müssen.
Die Dämmprodukte können auf jedem Untergrund verlegt werden. Den oberen Abschluss des Gefälledachs bilden Abdichtungsbahnen aus Bitumen oder Kunststoff. Das Aufbringen von Auflast, zum Beispiel Kies oder Dachbegrünungen, ist möglich. In Würtingen kam ein Gründach in Kombination mit einer speziellen Bitumenbahn zum Einsatz.
Hersteller übernimmt alle Berechnungen
Für das Flachdachprojekt in Würtingen wurde Handwerksmeister Tobias Döhler die gesamte Planung und U-Wert-Berechnung vom Hersteller abgenommen. Döhler sieht darin eine Art Rundum-Sorglos-Paket: „Ich bekomme für jeden neuen Auftrag eine professionelle Bauteilberechnung, außerdem eine Produktberatung, in der zum Beispiel geklärt wird, wie der Bauteilaufbau aussehen sollte. Ich muss es dann im Prinzip nur noch verlegen, und das wars“, sagt Döhler.
Bereut hat der Schreinermeister seine Entscheidung für den Dämmstoff mit Gefälle bei seinem Haus nicht. Dies allein schon deshalb, weil er nach der Sanierung ein Dach mit einem respektablen U-Wert von 0,13 W/m2K sein Eigen nennt.
Autor
Dr. Joachim Mohr ist freier Redakteur, freier Fotograf und Inhaber eines Redaktionsbüros in Tübingen.
Das Verlegen von 250 m2 Dämmung mit fünf Mitarbeitern dauerte nur einen Tag