Dachaufbau für neues Verwaltungsgebäude der Ziegler Group in Plößberg
Gedämmt mit Linitherm PGV-Gefälledämmplatten und ausgestattet mit Frühwarnsystem von Hum IDBei dem Dachaufbau für ihr neues Verwaltungsgebäude legte die Ziegler Group besonderen Wert auf eine sichere Abdichtung, Dämmung und Ableitung des Regenwassers. Das Dach wurde nicht nur mit einem Gefälledämmsystem ausgestattet, sondern auch mit Nässedetektoren und einer robusten Dachbahn.
Das Sägewerk der Ziegler Group in Plößberg mit sechs Säge- und Hobellinien gilt als eines der größten seiner Art in Europa. Knapp 2,2 Mio. Festmeter Holz werden hier pro Jahr verarbeitet.
Foto: Oliver Heinl
Die Kernkompetenz der Ziegler Group ist die Holzverarbeitung. Das Sägewerk der Unternehmensgruppe im bayerischen Plößberg mit sechs Säge- und Hobellinien gilt als eines der größten seiner Art in ganz Europa. Knapp 2,2 Mio. Festmeter Holz werden hier pro Jahr verarbeitet. Neben dem Hauptsitz in Plößberg ist die Ziegler Group an 23 weiteren Standorten in Deutschland vertreten und beschäftigt mehr als 2000 Mitarbeiter. Im Sägewerk der Ziegler Group in Plößberg werden Fichten- und Kiefernholzstämme zu Schnittholzprodukten wie Konstruktionsvollholz, Dachlatten und Rauspundbrettern verarbeitet. In unmittelbarer Nähe des Sägewerks wurde 2020 das neue Verwaltungsgebäude der Unternehmensgruppe fertiggestellt und bezogen.
Die Unterzüge und Stützen des Gebäudes bestehen aus Brettschichtholz, die Decken aus Brettsperrholz
Foto: bildraumwest GbR
Bei dem Neubau sollte Holz in möglichst allen Bereichen zum Einsatz kommen. Das reicht vom Interieur bis zu den 18 m langen Holzstämmen, die vor der Glasfassade platziert wurden. Nur der Keller und die Treppenhäuser des Gebäudes sind aus Beton gebaut. Hier wurden die Sichtbetonwände mit Schalungen aus ungehobelten Holzbrettern gegossen, sodass in der Wandoberfläche noch die Holzstruktur zu erkennen ist. Vor diesem Hintergrund konnte auch die Konstruktion des Gebäudes nur aus Holz bestehen. Ausgeführt wurde sie von der in Waldthurn ansässigen Riedl Holzbau GmbH, die das Projekt als Generalunternehmer abwickelte (mehr über die Holzkonstruktion des Gebäudes erfahren Sie hier. Mehr über den Innenausbau des neuen Verwaltungsgebäudes lesen Sie in einem Artikel auf der bauhandwerk-Website).
Das Verwaltungsgebäude in Plößberg während der Bauzeit. Gut zu erkennen ist die Massivholzkonstruktion des Daches. Rechts im Bild ist das Dach abgestuft, hier wird später eine Loggia entstehen
Foto: Oliver Heinl
Bemerkenswert ist der hohe Glasanteil der Fassaden, der das Gebäude nach außen und in Richtung Innenhof nahezu transparent macht. Allerdings verschlechtert auch die beste Glasfassade im Vergleich mit geschlossenen Wänden den U-Wert. Da das Gebäude einen niedrigen Energiestandard erfüllen sollte, bot es sich an, diese Energieverluste über das Dach zu kompensieren. Der Auftrag für die Ausführung des Daches ging an die Holzbau Schuller Bedachungen GmbH in Wiesau, mit der die Ziegler Group bereits seit einigen Jahren bei der Bedachung ihrer Gebäude zusammenarbeitet. Die Zimmerei und Dachdeckerei ist im Einfamilienhaus- und Gewerbebau aktiv und führt auch klassische Zimmererarbeiten aus. Beim Bau des neuen Verwaltungsgebäudes in Plößberg war sie wegen der Komplexität der Bauaufgabe bereits an der Projektentwicklung beteiligt und hatte den Dachaufbau zusammen mit dem Architekten und der Bauherrschaft erarbeitet. Zu den Aufgaben der Zimmerei und Dachdeckerei gehörte neben den Dacharbeiten die zeitnahe Abdichtung der Brettstapel-Zwischendecken des Gebäudes. Die zügige Abdichtung dieser Decken war für den Baufortschritt sehr wichtig.
Hohe Dämmwirkung mit dünnen Dämmplatten
Für das Verkleben der PU-Dämmplatten auf dem Dach wurde ein schnelltrocknender Kleber genutzt
Foto: Oliver Heinl
Als Dämmung für das 800 m2 große Gefälledach des Verwaltungsgebäudes hatte Andreas Schuller, Geschäftsführer der Dachdeckerei und Zimmerei, die „Linitherm PGV Gefälle“-Dämmplatten vorgeschlagen. Dazu sagt Andreas Schuller: „Mit diesem Produkt haben wir schon viele Projekte durchgeführt und wissen von daher, dass es bestens funktioniert. Zu seinen Vorteilen gehört unter anderem, dass man kurzfristig passende Gefälleelemente bekommt, wenn sich am Bau mal etwas ändert. Der Hersteller Linzmeier hat viele vorgefertigte Elemente auf Lager, bei anderen Herstellern kennen wir das so nicht.“ Mit dem PU-Dämmplatten könne man schon mit schlanken Dämmelementen eine hohe Dämmwirkung erzielen. „Reizt man dagegen die mögliche Dämmstärke aus, bekommt man mit Lambda-Werten ab 0,022 W/mK einen deutlich besseren U-Wert als mit anderen Dämmstoffen“, so Schuller. Auf dem Dach des Neubaus in Plößberg betrug die mittlere Dämmstärke auf dem Gefälledach etwa 180 mm, damit wurde ein U-Wert von 0,13 W/m2K erzielt.
Einer von sieben Dachabläufen auf dem Gefälledach im eingebauten Zustand
Foto: Oliver Heinl
Leicht verständliche Verlegepläne ermöglichten die schnelle Verlegung der PU-Dämmplatten. Bei dem Neubau in Plößberg erfolgt die Dachentwässerung über 14 Grate und sieben Gullys. Über die Dachgullys wird das Wasser in Rohrleitungen hinter der Fassade geleitet. Die vorkonfektionierten Grat- und Kehlplatten im „Linitherm PGV Gefälle“-System ermöglichen eine exakte Wasserführung auf dem Dach.
Zügiger Baufortschritt
Bei der Zimmerei und Dachdeckerei Schuller hat man mit dem „Linitherm“-System schon so viel Erfahrung, dass man die Verlegepläne oft nur noch sporadisch studiert. „Die Platten sind vom Hersteller schon in der Reihenfolge gepackt, wie man sie beim Verlegen braucht“, sagt Andreas Schuller, „und wenn man immer mit dem gleichen System arbeitet, hat man mit der Zeit schon ein Gespür für den richtigen Aufbau.“ Da die Elemente leicht und gut zu verlegen seien, komme man auch bei mehreren Schichten zügig voran. In Plößberg brauchten die Handwerker für die 800 m2 Dachfläche etwa sechs Wochen. Vor dem Verlegen der Dämmplatten mussten die Handwerker aus einem Teil der Dämmplatten Hohlräume für mehrere, 40 mm starke Flacheisen ausschneiden, die aus statischen Gründen über den Brettstapeldecken lagen.
Nässedetektoren warnen frühzeitig vor Feuchtigkeit
In die Dämmplatten sind Nässedetektoren eingesetzt. Um sie zu scannen, wird das Flachdach später mit einem Handscanner abgegangen
Foto: Oliver Heinl
In die PU-Dämmplatten wurden Nässedetektoren eingebaut, die frühzeitig vor Feuchtigkeit im Dachaufbau warnen sollen. Die 100 x 30 mm großen Schlitze für die Nässedetektoren in die Dämmplatten zu schneiden, war unproblematisch. Für die Zimmerer und Dachdecker war der Einbau der Detektoren von Hum ID eine Premiere: „Bisher hatten wir noch nie ein elektronisches Nässe-Frühwarnsystem in ein Dach eingebaut“, sagt Andreas Schuller, „in Plößberg war es der Bauherr, der uns aus Sicherheitsgründen mit dem Einbau kabel- und batterieloser Sensoren in der Ebene der Dampfbremse beauftragte.“ Über einen Scanner warnen die Detektoren frühzeitig vor Feuchtigkeit im Dach – etwa bei Kapillarrissen. Dabei fallen kaum laufende Kosten an, weil die Detektoren keine Energie verbrauchen, sondern vom Lesegerät induktiv mit Spannung versorgt werden. Um sie zu scannen, muss das Flachdach lediglich mit dem Scanner in der Hand systematisch abgegangen werden. Ein optisches und akustisches Signal macht dabei auf Feuchtigkeit im Dach aufmerksam. Der Hersteller Hum ID empfiehlt den Einbau eines Sensors pro Quadratmeter Dachfläche. Über den Detektoren bilden bis zu drei „Linitherm“-Dämmlagen das Gefälledach. Dabei bestehen die unteren Lagen aus einer „Linitherm PAL“-Flachdachdämmung in möglichen Stärken zwischen 80 und 240 mm Dicke. Die oberste Dämmschicht aus 30/55 bis 205/230 mm starken „Linitherm PAL“-Gefälledämmplatten sorgt für die gewünschte Dachneigung von zwei Prozent.
Dämmplatten sofort nach dem Verlegen begehbar
Die in den Kleber eingelegten Dämmplatten haften sofort nach der Verlegung
Foto: Oliver Heinl
Beim Verkleben der Dämmplatten gab es für die Schuller-Mitarbeiter die zweite Premiere: „Hier haben wir erstmals den „Millenium PG1-Kleber“ von Schedetal eingesetzt“, erklärt Andreas Schuller. Dabei handelt es sich um einen schnell trocknenden Zweikomponentenkleber, der vor dem Verlegen der Dämmplatten auf den Untergrund aufgetragen wird. In den Kleber ein-gelegte Dämmelemente oder Dachabdichtungsbahnen haften sofort. Deshalb kann man die Dämmplatten sofort nach dem Verkleben begehen und die nächsten Arbeitsschritte ausführen. Der Auftrag des Klebers erfolgte rückenschonend im Stehen mit einer speziellen Kartusche. Auch starker Wind schränkte die Verarbeitung nicht ein.
Abschnittsweise gearbeitet
Wind war im ersten Bauabschnitt eine der Herausforderungen, denen sich die Zimmerer und Dachdecker auf dem Dach ausgesetzt sahen. „Das Gebäude liegt exponiert am Hang“, sagt Andreas Schuller, „in einer solchen Lage weht den ganzen Tag über kräftiger Wind, der den Mitarbeitern schon ziemlich zusetzt. Gottseidank hatten wir trockenes Wetter, so dass nie die Gefahr bestand, dass Wasser unter die Dämmung laufen könnte. Dennoch haben wir sicherheitshalber in Abschnitten zwischen den Gullys gearbeitet und jeden fertiggestellten Abschnitt sofort mit Folien abgeschottet.“ Im zweiten Bauabschnitt arbeiteten die Handwerker unter einem Notdach, weil sich der Zeitplan wegen Verzögerungen bei anderen Gewerken bis in den November verschoben hatte. Trotz Heizgebläsen waren es die Temperaturen, die beim Verkleben zu beachten waren. „Sie gingen runter bis auf 5 °C, was dem Zweikomponentenkleber aber nichts ausmachte“, erklärt Andreas Schuller, „diesen Kleber kann man bis zum Gefrierpunkt problemlos verarbeiten, so dass wir sogar noch etwas Spiel hatten.“
Die Plattenlagen wurden nicht nur mit dem Untergrund, sondern auch miteinander verklebt. Zur Dachabdichtung nutzte die Zimmerei und Dachdeckerei eine „Extrupol“-FPO-Dachabdichtungsbahn von Schedetal. Verschweißt wurden die Dachbahnen mit einem Heißluftautomaten. Um seine automatische, witterungsabhängige Temperatureinstellung zu überprüfen, führte man jeden Tag eine Schweißprobe durch. Andreas Schuller überprüfte die Verschweißungen jeden Abend zusätzlich mit der Prüfnadel. Die Ergebnisse wurden aus Gewährleistungsgründen handschriftlich festgehalten. Andreas Schuller erklärt: „Diese Dokumentation des korrekten Verlege-Vorgangs stellt sicher, dass wir nicht für Fehler Dritter zur Rechenschaft gezogen werden.“ Ob er das befürchtet? „Nein, denn wenn ein Flachdach sauber und mit hochwertigen Produkten ausgeführt ist, hat man heute damit keine Probleme. Und bei diesem Dach ist man ja dank Warnsystem noch einen Schritt weiter auf der sicheren Seite.“
Autor
Dr. Joachim Mohr betreibt das Redaktionsbüro „Presse für Profis“ in Tübingen und unterstützt den Hersteller Linzmeier bei der Pressearbeit.
Mehr über die Holzkonstruktion des Gebäudes
Der Werkstoff Holz kam beim Bau des neuen Verwaltungsgebäudes der Ziegler Group an vielen Stellen zum Einsatz: Die tragende Konstruktion besteht aus Brettschichtholz und Brettsperrholz. Vor der Glasfassade des Gebäudes platzierte man 18 m hohe Fichtenholzstämme. Auch Treppen, Wandbekleidungen und Möbelstücke im Gebäudeinneren sind aus Holz gefertigt. Mehr über die Holzkonstruktion des Gebäudes und über die Besonderheiten der Montage erfahren Sie in einem Artikel in der dach+holzbau 6-7.2021. Den Artikel finden Sie hier.
Mehr über den Einbau von Holzmöbeln, Wandverkleidungen und einer Spindeltreppe aus Holz lesen Sie hier.
Bautafel (Auswahl)
Projekt Gefälledämmung und Dachabdichtung für das Verwaltungsgebäude der Ziegler Group in Plößberg
Entwurf und Planung Brückner und Brückner Architekten, Tirschenreuth & Würzburg, www.bruecknerundbrueckner.de
Dacharbeiten Holzbau Schuller Bedachungen GmbH, Wiesau, www.holzbau-schuller.de
Produkte (Auswahl)
Dämmung „Linitherm PGV Gefälle“- und „Linitherm PAL“-Dämmplatten, Linzmeier Bauelemente GmbH, Riedlingen, www.linzmeier.de
Dachabdichtung „Extrupol“-FPO-Dachabdichtungsbahnen, Schedetal Folien GmbH, Hann. Münden, www.schedetal.de
Nässe-Frühwarnsystem Hum-ID GmbH, Berlin, www.hum-id.com