Alles unter einem Dach
Die Deindach by Hemmersbach GmbH aus Köln setzt auf Digitalisierung und TeamworkAls Geschäftsführer eines Handwerksbetriebs muss man sich sowohl in seinem Gewerk als auch mit betriebswirtschaftlichen Themen auskennen. Lukas und Florian Hemmersbach, Inhaber von „Deindach by Hemmersbach“, ergänzen sich sehr gut: Lukas ist der Praktiker, sein Bruder Florian der Stratege.
Die Deindach by Hemmersbach GmbH wurde zwar erst 2021 gegründet, die Historie des Betriebs reicht jedoch viel weiter zurück. Bereits 1934 legte Hans Hemmersbach den Grundstein für den Dachdeckerbetrieb. Seitdem erfuhr das Unternehmen alle dreißig Jahre einen Generationenwechsel, bis schließlich Lukas Hemmersbach, der lange als Juniorchef im väterlichen Dachdeckerbetrieb gearbeitet hatte, gemeinsam mit seinem Bruder Florian die Firma Deindach by Hemmersbach in Köln als GmbH gründete.
Lukas Hemmersbach (links) hat mit seinem Bruder Florian 2021 die „Deindach by Hemmersbach GmbH“ in Köln gegründet. Die beiden Brüder sind Mitglieder des „Roofer’s Club“
Foto: Erdal Top
„Wir hatten von Anfang an große Visionen. Deswegen war für uns klar, dass wir von Beginn an mit einer GmbH als Gesellschaftsform starten“, erzählt Lukas Hemmersbach. Den Plan, als Brüder eine gemeinsame Firma zu gründen, hatten sie schon lange. Florian Hemmersbach studierte, noch während er bei der Kreissparkasse in Köln arbeitete, an der Rheinischen Fachhochschule in Köln im Bachelor-Studiengang „Economics” (Wirtschaft), um im Anschluss einen Master in Projektentwicklung an der EBZ Business School anzuschließen. Auch wenn sein Fokus im Dachdeckerbetrieb heute eher auf dem Management liegt, ließ Florian Hemmersbach es sich nicht nehmen, 2022 eine viermonatige Ausbildung als Dachdecker zu absolvieren, um sein Verständnis für das Handwerk zu vertiefen. Lukas Hemmersbach hingegen hat durch die jahrelange Arbeit im väterlichen Betrieb viel Praxiserfahrung, und ergänzte seine Dachdeckerausbildung um ein Bachelor-Studium der Betriebswirtschaftslehre.
Viele Bewerbungen über soziale Medien
Über Personal- oder Fachkräftemangel können die jungen Betriebsgründer und Firmeninhaber Florian und Lukas Hemmersbach derzeit nicht klagen, sie erhalten ständig neue Bewerbungen von neuen, potenziellen Mitarbeitern. Über 60 Bewerbungen habe es einmal auf eine offene Stelle gegeben, nur durch einen Aufruf über die Onlineplattform „TikTok“, wie Lukas Hemmersbach erzählt. Wie bei vielen anderen Betrieben auch, zeigt sich hier ein weiteres Mal: Dem Fachkräftemangel begegnet man am besten, indem man auf eine professionelle und zugleich sympathische Weise den eigenen Online-Auftritt gestaltet.
Zwei Vollzeitkräfte beschäftigt der Dachdeckerbetrieb daher inzwischen allein für das Marketing. Die Marketing-Mitarbeiterin Julia Patt erstellt beispielsweise auf den Baustellen Fotos, versorgt die Social-Media-Kanäle wie TikTok, Instagram und LinkedIn mit Content und dreht kurze Videos, die Einblicke in den Alltag des Betriebs gewähren. Das steigert die Bekanntheit und Sichtbarkeit des Betriebs in sozialen Medien. Ähnlich zufriedenstellend wie die Anzahl der Bewerbungen sei derzeit die Auftragslage, wie Lukas Hemmersbach erklärt: „Die Auftragslage ist sehr gut und unser Einzugsgebiet geht mittlerweile über Köln hinaus. Eine gute Planung und motivierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter machen es möglich.“
Firmensitz im Gewerbegebiet in Zentrumsnähe
Handwerksbetriebe, die eher im ländlichen Gebiet ansässig sind, profitieren davon, dass die Miete und der Kauf eines Betriebsgeländes mit Lagerhallen, Werkstätten und Büroräumen dort wesentlich günstiger ausfallen können als in der Großstadt. Ein Grundstück mit allen notwendigen Gebäudeteilen im Ballungsgebiet Köln zu finden, ist beim aktuellen Immobilienmarkt utopisch. Florian und Lukas Hemmersbach hatten jedoch das Glück, eine gute Lage im zentrumsnahen Stadtteil Köln-Vogelsang im Girlitzweg 26 gefunden zu haben. Dort haben sie zwei Lagerhallen mit einer zusätzlichen Werkstatt und Büroflächen angemietet. Das Gewerbegebiet ist gut angebunden und die Innenstadt ist von hier aus in wenigen Minuten mit dem Auto zu erreichen. Der Vorteil liegt auf der Hand: Personal, Kunden und Kundinnen sowie Baustellen sind in einer Stadt wie Köln zahlreich vorhanden. Insbesondere Großbaustellen, aber auch anspruchsvolle Umbaumaßnahmen gibt es in Köln und Umgebung zuhauf.
Lukas und Florian Hemmersbach entschieden sich von Beginn an, eine Infrastruktur im Betrieb aufzubauen, die es erlaubt, langfristig zu wachsen. Hierzu gehören zahlreiche Prozesse, die digital ablaufen und damit Zeit und Geld sparen. Über die Handwerkssoftware „M-Soft“ verwaltet der Betrieb die Verfügbarkeit der Mitarbeitenden, die Stundenbuchung, Fahrzeuge und die Einsatzgebiete auf den Baustellen. Eine Software von Airteam Aerial Intelligence in Kombination mit Drohnen kommt für Aufmaße und Schadenskartierungen zum Einsatz, auch in der Phase der Auftragsakquise. Was früher viel Zeit gekostet hat, kann nun innerhalb einer Stunde fertiggestellt werden. Das digitale Aufmaß, das anhand von Drohnenaufnahmen angefertigt wird, erstellt eine Punktwolke, die im Anschluss in ein 3D-Modell überführt und für weitere Schritte verwendet werden kann. Die Daten, Rechnungen, Angebote, die gesamte Buchhaltung wird cloudbasiert über „Microsoft One Drive“ abgewickelt. Aus Sicht von Florian Hemmersbach ist das auch für die Kundschaft nützlich: „Vom Abruf des Kunden bis hin zum fertigen Dach sind alle Abläufe digital. Bis auf das richtige Handwerk auf der Baustelle natürlich.“ Das Team von Deindach by Hemmersbach wurde bei der „Dachkrone 2024“ in der Kategorie „Bester digitaler Betrieb“ ausgezeichnet (2. Platz). Die beiden Brüder sind nicht nur offen für moderne, technische Lösungen, sondern haben sich auch mit nachhaltigen Energieformen beschäftigt und 2022 gemeinsam mit ihrem Freund Mathis Krahé die Firma Silex Solar gegründet. Die Kalkulation, Planung, Installation und Inbetriebnahme von Photovoltaikanlagen bietet der Betrieb aus einer Hand an.
In Köln-Hahnwald saniert der Dachdeckerbetrieb derzeit das 200 m² große Steildach eines Wohnhauses. Die Fassade und die Gauben des Gebäudes werden mit schwarzen Aluminiumverbund-Paneelen verkleidet
Foto: Deindach by Hemmersbach GmbH
Ob Neubau oder Sanierung, Steil- oder Flachdächer: Das Team des Kölner Dachdeckerbetriebs stellt sich einer breiten Palette an Herausforderungen. Ein besonderes Sanierungsprojekt wird derzeit im Kölner Stadtteil Hahnwald durchgeführt und soll noch 2024 fertiggestellt werden. Dabei wird ein Steildach mit einer Fläche von 200 m2 energetisch saniert und neu eingedeckt. Die Fassade des Wohnhauses wird mit Aluminiumverbundpaneelen verkleidet, die dem Gebäude nach der Fertigstellung ein neues, modernes Erscheinungsbild verleihen sollen.
Beim Neubau des Wohnquartiers „Irishöfe“ in Köln führt der Dachdeckerbetrieb von Lukas und Florian Hemmersbach die Abdichtung von Flachdächern und Balkonen auf 2000 m2 aus
Foto: Deindach by Hemmersbach GmbH
Das Projekt „Irishöfe“ im Stadtteil Köln-Kalk bildet das andere Ende des Leistungsspektrums im Bereich Wohnungsbau: Auf 2000 m2 Fläche dichtet das Team von Deindach by Hemmersbach bei diesem Projekt Flachdach- und Balkonflächen ab. Das große Wohnquartier zeichnet sich durch eine lange Bauzeit aus. Flachdächer sind ein heikles Thema, nicht jeder Dachdeckerbetrieb nimmt sich dieser an. Anders ist es bei der Deindach by Hemmersbach GmbH. „Flachdächer sind risikoreich. Sie beinhalten großes gebundenes Kapital, das bedeutet eine hohe Vorfinanzierung, da Material und Arbeitsstunden erst geleistet und anschließend abgerechnet werden. Der Zeitdruck ist hoch, die Planung aufwändig“, sagt Lukas Hemmersbach.
Das bislang größte Projekt für den jungen Betrieb entsteht derzeit im Kölner Stadtteil Raderberg. Auf dem Gelände des ehemaligen, 2021 abgerissenen Funkhauses am Raderberg-Gürtel entsteht das neue Wohnprojekt „Die Welle“. Allein im ersten Bauabschnitt sollen hier insgesamt 3600 m2 Flachdachflächen abgedichtet werden, weitere Bauabschnitte werden folgen.
Zwei Mal im Jahr richten die beiden Geschäftsführer einen Handwerkertag mit insgesamt 15 weiteren Dachdecker- und Zimmereibetrieben aus. Betriebe aus ganz Deutschland treffen hierbei zusammen, unter anderem das ZEP-Team aus Bielefeld oder die Dach- und Holzbauwerke Dämgen aus Mainz (siehe Unternehmensporträt in der dach+holzbau 4.2024). „Wir sind wie eine eingeschworene Clique, im positiven Sinne“, schildert Lukas Hemmersbach die Netzwerkarbeit. Eine gemeinsame WhatsApp-Gruppe dient dem fachlichen Austausch, jeder Betrieb hat sein eigenes Spezialgebiet, zu dem er Fragen beantworten kann. Ein Betrieb ist besonders versiert im Umgang mit Blecharbeiten, andere mit Steildachsanierungen, wiederum andere im Umgang mit Flachdachsanierungen. Florian und Lukas Hemmersbach sind außerdem Mitglieder im „Roofer‘s Club“. Lukas Hemmersbach betont, dass der Club eine wertvolle Form der Interessensvertretung sei und sagt: „Ich betrachte unsere Mitgliedschaft vor allem als einen Einsatz für die Branche und ihre Präsenz in den sozialen Medien.“
Mehr Informationen über die Deindach by Hemmersbach GmbH finden Sie hier:
https://www.deindach-hemmersbach.de/ und auf der Instagram-Seite des Dachdeckerbetriebs.
Autorin
Nathalie Brum ist freischaffende Architektin und Fachjournalistin, lebt und arbeitet in Köln. Als Architektin liegt ihr Fokus auf dem Umbau und der Sanierung von Wohnbauten.