Wohngesund Bauen und Sanieren
Für private Kunden und öffentliche Auftraggeber wird das Thema Wohngesundheit, also wohngesundes Bauen und Sanieren, immer wichtiger. Sie wollen dafür – laut einer Umfrage – sogar mehr Geld ausgeben. Die Baustoffhersteller reagieren darauf mit emissionsgeprüften Produkten.
Spielt das Thema Gesundheit für Handwerker eine Rolle? Profitieren deren Kunden von gesundheitlich geprüften Baustoffen? Und wenn ja, rechnet sich das überhaupt? Welche Baustoffe sind geeignet und wo bekomme ich die? Das sind die Fragen, die sich stellen, wenn es um die Ansprache und um die Erfüllung entsprechender Anforderungen der Kunden geht.
Immer mehr Menschen hinterfragen Baustoffe kritisch
Antworten gibt die zweite Studie „Gesund Wohnen“, die der Hersteller Baumit und das Sentinel Haus Institut von der Heinze GmbH haben erstellen lassen. Zwei Drittel aller privaten Bauherren informieren sich demnach vor ihrer Baumaßnahme über die Unbedenklichkeit von Baustoffen (siehe Grafik Seite 14). Neben Schimmel – 86 Prozent der befragten Bauherren und Sanierer empfinden diese Belastung als sehr bedenklich – machen sich private Bauherren vor allem Sorgen um die Gesundheitsgefährdung durch Emissionen aus Bauprodukten. 59 Prozent halten diese für schädlich, weitere 32 Prozent für eher bedenklich. Gegenüber der ersten Studie „Gesund Wohnen“ aus dem Jahr 2012 sind die Befragten kritischer geworden: Hatten im Vorjahr 38 Prozent Emissionen aus Bauprodukten als sehr bedenklich eingeordnet, stieg dieser Wert in der aktuellen Befragung auf die genannten 59 Prozent.
Bei solchen Ergebnissen ist es wenig verwunderlich, dass viele private Bauherren und Modernisierer bereit sind, für eine sicher wohngesunde Ausführung, zum Beispiel ihres Dachausbaus, mehr Geld auszugeben. Insgesamt 85 Prozent waren bereit, mehr auszugeben, vor allem für solche Baustoffe, die nah am Innenraum verbaut werden. 33 Prozent würden Mehrkosten von 10 Prozent akzeptieren, 23 Prozent sogar Mehrkosten bis 25 Prozent. Nur für jeden sechsten darf gesünderes Bauen und Sanieren nichts oder nur wenig mehr kosten. Für den Handwerker sind auf Emissionen geprüfte Baustoffe und ihre gewissenhafte Verarbeitung nach wohngesunden Maßstäben also ein gutes Argument im Wettbewerb um interessante Kunden.
Hohe Qualität garantiert Rechtssicherheit
Etwas anders sieht es bei Kommunen aus, die zurzeit vor allem in Schulen und Kindertagesstätten investieren. Mehrkosten werden hier nur selten akzeptiert, es sei denn, der Auftraggeber fordert bewusst die Einhaltung innenraumhygienischer Standards. Dies ist, nach vielen Schadensfällen durch Schadstoffe in Innenräumen, immer häufiger der Fall. Ein von Baurechtsexperten verfasster Leitfaden des Sentinel Haus Instituts zeigt zum Beispiel auf, wie öffentliche Auftraggeber hohe Standards für die Qualität der Innenraumluft und die Verwendung geprüft emissionsarmer Baustoffe rechtssicher in der Ausschreibung von Planungs- und Bauleistungen verankern können. In diesem Zusammenhang ist es interessant zu wissen, dass emissionsgeprüfte Baustoffe und ein entsprechendes Qualitätsmanagement kaum mehr kosten. Eine Auswertung des Sentinel Haus Instituts an real abgerechneten Projekten geht von null bis zwei Prozent Mehrkosten aus. Das hängt nicht zuletzt damit zusammen, dass renommierte Markenhersteller die Zeichen der Zeit erkannt haben.
Gesunde Baustoffe einfach finden
So wurde auf der Messe Dach + Holz der erste gesundheitlich geprüfte Schrägdachaufbau vorgestellt. Dazu wurde ein Muster eines kompletten Sparrendaches in die Prüfkammer geschickt. Die Ergebnisse für die beiden wichtigsten Parameter Formaldehyd und flüchtige organische Stoffe (TVOC) nach 28 Tagen Untersuchungsdauer sind exzellent und unterschreiten die strengen Empfehlungen des Umweltbundesamtes für die Luftqualität in Innenräumen um ein Vielfaches. Werden die genannten Produkte nach den Empfehlungen der Hersteller verarbeitet, können Planer und Handwerker also sicher sein, mit diesem Dachaufbau ein gesundes Gebäude zu errichten. Geprüft wurden für den Innenraum relevante Bauprodukte: die Unterspannbahn Solitex Mento 3000, die Luftdichtungsbahn Intello und die Tescon Spezialklebebänder stammen von Proclima, die Zwischensparrendämmung Klemmrock sowie der Untersparrendämmfilz Cliprock von Rockwool. Die Besonderheit des Systemaufbaus ist nicht zuletzt die Einbindung der Fenster – das Dachflächenfenster Designo von Roto und die senkrechte Verglasung von Kneer Südfenster. Die Innenverkleidung erfolgt mit der schadstoffabbauenden Gipsfaserplatte Fermacell greenline, die mit der schadstoffgeprüften Dispersionsfarbe Artline Vita pro von Baumit gestrichen wurde.
Der geprüfte Dachaufbau ist nur einer von aktuell rund 1000 emissionsgeprüften Bauprodukten, die in der neuen Online-Plattform, dem Sentinel Bauverzeichnis, über eine Suchmaske gezielt recherchiert und auf einer persönlichen Merkliste gespeichert werden können. Unter www.sentinel-bauverzeichnis.eu stellen sich zudem im gesunden Bauen geschulte Handwerker, Planer, Bauunternehmen, Investoren, Hersteller und Experten rund um das gesündere Wohnen und Sanieren mit ihren Leistungen vor. Für Bauvorhaben, die zum Beispiel nach DGNB oder dem Bewertungssystem Nachhaltiges Bauen (BNB) zertifiziert werden sollen, werden die entsprechenden Nachhaltigkeitszertifikate in das Sentinel Bauverzeichnis eingearbeitet.
Autor
Volker Lehmkuhl ist Baufachjournalist und betreibt ein Pressebüro in Herrenberg.
Wohngesundheit ist für viele private Bauherren keine Frage des Preises