Gesundheits-Check für`s Doppelhaus

In Norddeutschland entstand ein Doppelhaus in Holzrahmenbauweise, das der Architekt konsequent nach neuesten Erkenntnissen des wohngesunden und allergikergerechten Bauens entworfen hat. Dabei kamen nur Baustoffe zum Einsatz, die vorher auf ihre gesundheitliche Unbedenklichkeit geprüft wurden.

Bei steigenden Umweltbelastungen und einem Arbeitsalltag, der zunehmend hektisch wird, gewinnen Gesundheit und Wohlbefinden an Bedeutung. Dabei rücken auch die eigenen vier Wände immer mehr in den Fokus: Die häusliche Umgebung soll optimale Lebensbedingungen schaffen und jenseits äußerer Negativfaktoren einen gesunden und behaglichen Wohlfühl-Mikrokosmos bieten. Einer ökologischen und gesundheitsorientierten Bauweise kommt dabei eine immer größere Bedeutung zu. Nicht zuletzt auch vor dem Hintergrund verstärkt auftretender Allergien, nimmt die Nachfrage nach umwelt- und gesundheitsverträglichen Baustoffen kontinuierlich zu. Dahinter steckt die Absicht, Schadstoffe zu meiden und Emissionsbelastungen der Innenraumluft zu minimieren.

Aspekte, die für Architekt Thomas Schulz vom Architekturbüro Schulz aus Buxtehude bei der Planung eines Doppelhauses in Norddeutschland entscheidend waren. „Wir müssen heute aus energetischen Gründen eine sehr dichte Gebäudehülle bauen. Die Folge ist, das wir mit der Wärme auch alle Schadstoffe in dem Gebäude halten.“ Hinzu komme, dass die Menge an Baustoffen, die für die Erstellung eines Gebäudes notwendig sei, in den vergangen Jahren durchschnittlich kontinuierlich angestiegen ist. „Während früher mit rund 50 Materialien gebaut wurde, sind es heute mehrere tausend“, weiß der Planer. „Viele dünsten aus. Die Schadstoffe sind dann in der Raumluft. Unser Ziel ist, diesen Effekt so weit wie möglich zu reduzieren.“

 

Orientierung am Sentinel-Haus

Für die Planung eines Doppelhauses mit Erd- und Dachgeschoss orientierte Schulz sich daher an den strengen Vorgaben des Sentinel-Haus-Institut (SHI), das für den Hausbau klar definierte Regeln entwickelt hat. Demnach werden sämtliche Baustoffe – unabhängig von ihrem ökologischen Image – vor der Verarbeitung auf ihre gesundheitliche Unbedenklichkeit hin untersucht.

Sind bei dem Einsatz eines Baustoffes gesundheitliche Schäden nicht auszuschließen, werden gleichwertige, aber emissionsarme Alternativen verarbeitet. Die Einhaltung des Konzeptes wird betreut und überwacht von Experten des Sentinel-Haus-Institut. Nach Fertigstellung des Gebäudes bestätigen Raumluftmessungen durch einen unabhängigen Sachverständigen die erfolgreiche Beachtung der strengen Kriterien.

 

Überprüfung der eingesetzten Baustoffe

Auf den ersten Blick sieht man dem Doppelhaus nicht an, dass es unter wohngesunden Aspekten gebaut wurde: „Die Planung ist betont schlicht“, erläutert Thomas Schulz seinen Entwurf. „Das Thema Wohngesundheit stand im Vordergrund. Und das macht sich vor allem in der Konstruktion bemerkbar.“

Die Außen- und Innenwände des Gebäudes sind komplett in Holzrahmenbauweise erstellt. Auf einer Unterkonstruktion aus reinem Fichtenkantholz wurde die Konstruktion nach außen hin mit einer Putzträgerplatte geschlossen. Der Raumabschluss erfolgte jeweils mit der Gipsfaser-Platte Fermacell-greenline in 15 mm Dicke, die ebenfalls zur beidseitigen Beplankung der Innenwände eingesetzt wird. Die Dämmung im Wandhohlraum erfolgte mit Holzweichfaser.

Der Wandaufbau gewährleistet durch die eingesetzten Baustoffe, dass der Schadstoffeintrag auf ein Minimum reduziert wird. Das Fichtenkantholz ist emissionsarm. Auch die Fermacell-Platten sind von Natur aus emissionsarm, denn sie werden ausschließlich auf der Basis von natürlichen Materialien (recyceltes Papier, Gips und Wasser) hergestellt. Die Umweltverträglichkeit dieser Gipsfaserplatten wird vom Kölner eco-Institut bestätigt.

Fermacell ist aufgrund der baubiologisch unbedenklichen Produkte Partner von Sentinel-Haus. Planer Schulz hatte sich beim Gipsfaserplatten-Einsatz bewusst für den Einsatz der greenline-Platte entschieden, denn Bestandteile der Platte sind aus Schafwolle. „Mit dieser Platte können Bauherren noch einen Schritt weiter gehen“, begründet Thomas Schulz seine Entscheidung. Die Platte bietet laut Hersteller zusätzliche Vorteile, da sie Schadstoffe aus der Raumluft aufnimmt und abbaut: Sie reduziert und neutralisiert so gesundheitsschädliche Stoffe, die in der Raumluft enthalten sind und leistet damit einen aktiven Beitrag zur Wohngesundheit. Dieser Effekt ist für den Architekten vor allem im Hinblick auf den Innenausbau interessant: Besonders da ist die Vielfalt der eingesetzten Baustoffe sehr hoch und somit auch der Schadstoffeintrag.

Die Wirkung der gesunden Ausbauplatte ist langjährig aktiv und funktioniert auch unter Endbeschichtungen wie Anstrichen, Tapeten und Teppichen. Optimal sind diffusionsoffene Oberbeläge.

 

Platte mit aussteifenden Eigenschaften

Aufgrund der Faserarmierung bietet die Platte die gleiche hohe mechanische Beanspruchbarkeit, wie herkömmliche Fermacell Gipsfaser-Platten. Die Platte wurde daher im vorliegenden Fall auch als aussteifende Platte mit statischer Funktion eingesetzt. Eine im Vergleich zu anderen Gipsbaustoffen höhere Rohdichte und biegeweichere Plattenstruktur sorgt zudem für schalldämmende Vorteile. Die Wandkonstruktionen sind schlank und bieten zugleich eine hohe Wärmedämmung. So übertrifft das Doppelhaus die Anforderungen der aktuellen EnEV.


Sensible Bauausführung, strenge Vorgaben

Aber nicht nur auf die Auswahl geeigneter Baustoffe kam es beim Bau des Doppelhauses an. Wichtig war auch eine besonders sensible Bauausführung. Sämtliche Dach- und Wandelemente sowie die Decken des Objektes wurden vollständig in den Werkstätten der Firma Meyer Holzbau aus Garstedt vorgefertigt. Insgesamt wurden für die Produktion von etwa 200 m² Außenwänden und rund 190 m² Innenwänden im Werk rund vier Wochen benötigt, für das Aufstellen musste noch eine weitere Woche eingerechnet werden. „Die neue Platte konnte wie herkömmliche Gipsfaser-Platten verarbeitet werden und verfügt über die gleichen Verarbeitungseigenschaften“, berichtet der Geschäftsführer Axel Stöckmann vom Unternehmen Meyer Holzbau.

Dank des hohen Vorfertigungsgrades konnte eine schnelle und reibungslose Abwicklung auf der Baustelle gewährleistet werden. Sämtliche Handwerker waren vor Montagebeginn entsprechend den hohen Anforderungen geschult worden und mussten für die Dauer der Bauzeit die strengen Vorgaben genauestens einhalten. Dabei wurde etwa darauf geachtet, dass alle Arbeiten, die die Luft verunreinigen, außerhalb des Hauses erledigt werden. Auf den Einsatz einer Motorsäge wurde beispielsweise verzichtet. Innerhalb des Gebäudes durfte weder geflext noch geschweißt oder gelötet werden. Die Lagerung von Paletten oder Verpackungsmaterial war im Gebäude ebenso verboten wie das Rauchen.

Regelmäßige Kontrollen auf der Baustelle stellten die Einhaltung der Vorschriften sicher. Im Ergebnis konnte so ein gesundheitsorientierter Bauprozess und der ausschließliche Einsatz von Bauteilen und Baustoffen, bei denen der Schadstoffeintrag auf ein Minimum reduziert ist, sichergestellt werden. Eine Raumluftprüfung, die nach Fertigstellung des Bauvorhabens vorgenommen und von einem unabhängigen Prüflabor ausgewertet wurde, bestätigte am Ende die hohe Qualität der Luft im Innern des Hauses. Der Einsatz einer greenline-Gipsfaser-Platte mit einem Wirkstoff auf Keratinbasis hat sich bei diesem Bauprojekt also gelohnt.


AutorinRita Jacobs arbeitet als freie Fachjournalistin. Sie führt ein PR-Büro, das auf die Schwerpunkte Bauwirtschaft und Architektur spezialisiert ist.

Einer ökologischen und gesundheitsorientierten

Bauweise kommt immer größere Bedeutung zu

Die neue Platte verfügt kann wie herkömmliche Gipsfaser-Platten verarbeitet werden

Der Wirkmechanismus

Die Wirkung der greenline-Platte basiert auf der natürlichen Eigenschaft von Schafwolle. Ein Wirkstoff auf Keratinbasis findet in Form einer beidseitigen Grundierung auf den Platten Anwendung. Keratin ist ein wichtiger Bestandteil der Schafwolle. Aus der langjährigen Erfahrungen mit Schafwoll-Produkten im Baubereich weiß man von der positiven und lang anhaltenden Wirkung.

Das Wirkprinzip ist sehr einfach: Im ersten Schritt lagern sich Schadstoffmoleküle wie Aldehyde und Ketone an der Oberfläche lose an (Physisorption, reversibel), um dann – auch durch Oberbeläge hindurch – in tiefere Schichten einzudringen (Diffusion), wo sie dauerhaft chemisch gebunden und umgewandelt werden (Chemisorption, irreversibel). Da die Schadstoffe dauerhaft abgebaut werden, sind die greenline Gipsfaserplatten im Rahmen der Durchführung späterer Umbaumaßnahmen als absolut unbedenklicher Baustoff zu betrachten.

Bautafel (Auswahl)


Objekt Doppelhaus, Wohngesunde Bauweise nach dem Konzept des Sentinel-Haus Institut, geprüfte Innenraumluftqualität

Investor/Bauherr Thomas Schulz, Architektur-büro Schulz, Buxtehude

Wohnfläche je Haushälfte 112 m²

Fertigstellung Januar 2011

Bauweise Holzrahmenbau, verputzt

Planung Thomas Schulz, Architekturbüro Schulz, Buxtehude


Wohngesundheitskonzept Sentinel-Haus Institut


Verarbeiter Meyer Holzbau GmbH, Garstedt,

GF Axel Stöckmann

Technische Beratung Wolfgang Lange, Fermacell GmbH

Produkte 600 m²  Fermacell greenline-Gipsfaserplatten 15 mm

100 m² Fermacell Gipsfaser-Platten 12,5 mm

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