Die Luft ist rein in der Arche Noah
Der Neubau einer Kindertagesstätte im Ostseebad Kühlungsborn wurde als Holzrahmenbau realisiert. Durch den Einsatz von speziellen Gipsfaser-Platten werden Schadstoffe aus der Raumluft aufgenommen und sorgen für ein gesundes Umfeld. Die Gesamt-Konstruktion bietet Sicherheit in der Brandschutzklasse F30-B.
Die alte Kita im Ostseebad Kühlungsborn platzte aus allen Nähten und war nicht mehr zeitgemäß. Die vorhandenen Räumlichkeiten waren beengt, verhinderten die Bildung vorgeschriebener Gruppengrößen und schränkten die pädagogischen Möglichkeiten stark ein. Hinzu kam, dass die weitgehend im Originalzustand erhaltene Bauhülle nicht den modernen energetischen Anforderungen entsprach. In den 70er und 80er Jahren des 20. Jahrhunderts entstandene Anbauten und Nebengebäude waren ebenfalls energetisch, aber auch architektonisch und bautechnisch unzulänglich.
Moderne Architektur, zeitgemäßer Energiestandard
Gemeinsam mit der Rostocker Stadtmission (RSM) plante die Gemeinde Ostseebad Kühlungsborn daher einen Ersatzneubau, der energetisch und funktionell modernen Standards entsprechen sollte. Mindestens 117 Kinder (bei Aufnahme von neun Kindern mit besonderem Betreuungsbedarf) sollen in der integrativen Einrichtung Platz haben.
Entstanden ist ein kompakter Baukörper (Außenmaße 32,22 x 23,64 m), der wegen des relativ kleinen Grundstücks zweigeschossig konzipiert wurde. Mit leicht schräg geneigter Wand und einer hinterlüfteten Fassadenbekleidung aus hellem Holz erinnert das Gebäude an ein Schiff und nimmt so Bezug auf den Namen der Einrichtung: „Arche Noah“.
Sämtliche Räume werden über einen sich nach oben öffnenden, zentralen Multifunktionsraum erschlossen. Von hier aus führt eine große Treppe ins Obergeschoss, wo alle Räume über eine umlaufende Galerie erreichbar sind. Die gesamte Anlage ist barrierefrei ausgestattet, so ermöglicht ein Aufzug den behindertengerechten Zugang zur oberen Etage. Große Fensterflächen und Dachverglasungen sorgen für helle, gleichmäßig ausgeleuchtete Räume und reduzieren gleichzeitig den Stromverbrauch für Kunstlicht. Insgesamt verfügt das Gebäude über eine Bruttogrundfläche von 1400 m².
Energetisches Konzept
Entsprechend der Aufgabenstellung des Bauherrn sollte ein möglichst nachhaltiger Neubau unter Verwendung des Baustoffs Holz erstellt werden, der eine energetisch optimierte Gebäudehülle mit einem Energiekonzept kombiniert, das sich durch geringe Wartungs- und Betriebskosten auszeichnet. Durch die Ausführung der Kita als kompletten Holzrahmenbau werden durch Holz als nachwachsender Rohstoff Ressourcen geschont und CO2 langfristig gespeichert. Durch die Orientierung der Gruppenräume nach Süd und Südost werden solare Gewinne erzielt, während die Nebenräume nach Norden ausgerichtet sind.
Die Heizung des Gebäudes erfolgt über eine Luft-Wasser-Wärmepumpe mit Fußboden-Flächenheizungen. Die innenliegenden Räume werden durch eine Abluftanlage gelüftet, während sämtliche anderen Räume mit Fenstern versehen sind und so mit Frischluft versorgt werden.
Langfristig geplant ist die Optimierung der Energieerzeugung durch den Einsatz von Solarthermie. Insgesamt unterschreitet die Kita die zulässigen Werte der EnEV 2009 für Transmissionswärmeverluste und Primärenergiebedarf deutlich.
Wandkonstruktion – Konzept mit regenerativen Baustoffen
Zum energetischen Konzept der Einrichtung passt der konsequente Einsatz von umweltfreundlichen und regenerativen Baustoffen. Sämtliche Außen- und Innenwände werden als vorgefertigte Holzrahmenwände bestehend aus Holzständern mit aussteifenden Bekleidungen aus OSB-Platten ausgeführt. Die Elemente wurden komplett im Werk vorgefertigt und vor Ort montiert. Die Holzrahmenkonstruktion wird nach außen hin durch eine Holzfaserdämmplatte mit wärmedämmendem Putzsystem beziehungsweise mit Mineralfaser-Dämmung und einer hinterlüfteten Holzfassadenbekleidung geschlossen. In die Außenwände wurde Zellulose (WLG 040) eingeblasen, bei den Innenwänden kam Mineralwolle (WLG 035) zum Einsatz.
Der raumseitige Abschluss erfolgte durch die Beplankung mit der Fermacell greenline-Gipsfaserplatte in 12,5 mm Dicke. Die Platte bindet die VOCs (flüchtige organische Verbindungen) dauerhaft aus der Raumluft und neutralisiert sie. Zur Befestigung wurden sie mit Klammern direkt auf den OSB-Platten geschossen. Die Dämmung der Gebäudehülle erfolgte mit einer Zellulose-Einblasdämmung.
Deckenkonstruktion mit Holzelementdecken
Die Geschossdecken wurden als Holzelementdecken mit einem Fußbodenaufbau aus Zementestrich und entsprechendem Trittschallschutz ausgeführt und erhielten abschließend – je nach Raumbestimmung – einen Oberbelag aus Fliesen oder Linoleum. Unterseitig wurde in den Gruppenräumen eine Beplankung mit Akustikelementen vorgenommen. Bei den Decken-und Dachkonstruktionen mit Brand- beziehungsweise Schallschutzanforderungen kamen ebenfalls Gipsfaserplatten von Fermacell zum Einsatz. Die Gesamtkonstruktionen erfüllen bereits durch einfache Beplankungen mit 10 mm dicken Platten die Brandschutzanforderung F30-B von unten. Um den Schallschutz zu verbessern wurden die Unterdecken federnd abgehängt.
Schadstoffarmer Innenausbau
„Grundsätzlich“, erklärt Planerin Dörte Hoffmann von Buttler Architekten die Baustoffwahl, „ist vom Bauherrn die Aufgabe an uns herangetragen worden, eine Kindertagesstätte in nachhaltiger Bauweise zu planen und zu realisieren.“ Im Hinblick auf die besondere Sensibilität von Kindern habe man daher gemeinsam mit dem Bauherrn speziell für die Innenraumgestaltung nach einem ressourcenschonenden Baustoff gesucht, der gleichzeitig schadstoffarm ist. „Die RSM hat sich bewusst für den Einsatz von Fermacell-greenline entschieden und dafür auch gerne die geringen Mehrkosten in Kauf genommen“, berichtet Dörte Hoffmann.
„Wir haben den Bauherrn gezielt in die Baustoffwahl einbezogen“, so Hoffmann. Er habe dann auch die Auswahl entscheidend beeinflusst. „Wegen der geprüften gesundheitlichen Unbedenklichkeit sei das entscheidende Kriterium dabei gewesen, dass der Hersteller bereits mit herkömmlichen Gipsfaser-Platten baubiologisch unbedenkliche Produkte anbiete und mit greenline die ökologischen Qualitäten des Baustoffs konsequent weiterentwickelt habe.
Vorteile sieht Dörte Hoffmann besonders auch in der Armierung mit recycelten Papierfasern, die für die homogene Plattenstruktur sorgt: „Die Platten werden dadurch sehr fest und sind so besonders für Einsatzbereiche geeignet, in denen hohe Ansprüche an die Belastbarkeit gestellt werden.“ Wenn viele kleine Kinder zusammenkommen, so Hoffmann weiter, müsse immer damit gerechnet werden, dass die Wände mechanisch stark beansprucht werden: „Mit Gipsfaser-Platten können auch bei stoßartiger Belastung Wandschäden durch äußere Einwirkungen im Vorfeld minimiert werden.“
Autorin
Rita Jacobs ist Baufachjournalistin und betreut die Firma Fermacell bei der Pressearbeit.
Die spezielle Gipsfaserplatte bindet Schadstoffe aus der Luft und neutralisiert sie dauerhaft
Greenline-Gipsfaserplatte
Die Platte bietet neben bauphysikalischen Voraussetzungen wie Schall- und Brandschutz (Baustoffklasse A2 nichtbrennbar gem. DIN-EN 13501-1, erreicht die Feuerwiderstandsklasse F30-B) weitere Vorteile, denn sie reduziert und neutralisiert gesundheitsschädliche Stoffe, wie Formaldehyd, die in der Raumluft enthalten sein können.
Erreicht wird die Neutralisierung gesundheitsschädlicher Stoffe durch eine spezielle beidseitige Beschichtung mit einem Wirkstoff auf Keratinbasis, der auf der natürlichen Eigenschaft von Schafwolle basiert. Der Wirkstoff ist dauerhaft aktiv, auch unter Endbeschichtungen. Optimal sind – wie im vorliegenden Fall realisiert – diffusionsoffene Oberbeläge.
Messungen bei Bauvorhaben, die in regelmäßigen Abständen und unter gleichen Bedingungen durchgeführt wurden, zeigten, dass nach Abschluss der Trockenbauarbeiten mit greenline die Schadstoff-Werte der Raumluft kontinuierlich sinken.
Bautafel (Auswahl)
Objekt Kindertagesstätte, 18225 Kühlungsborn
Bauherr Diakonieverein des Kirchenkreises Rostock – Rostocker Stadtmission e.V. (RSM)
Gesamtnutzfläche 1249 m²,
Bruttogrundfläche 1400 m²
Fertigstellung Sommer 2012
Bauweise Holzrahmenbauweise
Planung buttler architekten, 18055 Rostock,
Dörte Hoffmann
Brandschutzkonzept Eisert Fachplanung,
Dipl.-Ing. Angela Eisert, 15831 Mahlow
Trockenbau Ausbau 2000 GmbH, 18069 Rostock
Technische Beratung Jörg Geißler,
Architektenberater Fermacell GmbH,
Kunden-Center Berlin
Produkt 1300 m² greenline Gipsfaser-Platten 12,5 mm, 2700 m² Fermacell-Gipsfaserplatten 10 mm /12,5 mm