Wohngesund bauen freut den Kunden
Wege zu einer besseren Raumluftqualität im HolzbauWelche Möglichkeiten haben Holzbauunternehmen, die gesundheitliche Qualität ihrer Gebäude zu sichern und wo liegen die Knackpunkte? Eine umfassende Studie des Sentinel Haus Instituts mit einem Fertighausbauer gibt dazu Auskunft und zeigt, wie sich eine hohe Raumluftqualität erreichen lässt.
Die Erwartungen von Bauherren und Investoren an ein Gebäude aus Holz sind eindeutig: Gesund und nachhaltig soll es sein. Diese Anforderung erfüllt der nachwachsende Rohstoff, doch auch ein Holzhaus besteht nicht nur aus massivem Holz, sondern – je nach Bauart – aus rund 500 einzelnen Produkten, vom Dämmstoff über Plattenwerkstoffe und der Wandbekleidung bis hin zur Bauchemie. Damit deren gesundheitliche Qualität den Erwartungen der Kundschaft entspricht und das Kundenhaus über eine nachweislich gesunde Raumluft verfügt, ist ein umfassendes Qualitätsmanagement nötig.
Groß angelegte Studie gibt Aufschluss
Doch wie sieht die Umsetzung eines solchen Konzepts in der Praxis aus, wo liegen Vorteile, wo Stolpersteine? Das hat das Sentinel Haus Institut von 2015 bis 2018 in einer groß angelegten Studie gemeinsam mit dem Fertighausunternehmen SchwörerHaus herausgearbeitet. In den drei Jahren wurde nicht nur das Unternehmen selbst auf den Prüfstand gestellt, inklusive aller relevanten Prozesse und Materialien. Auch die Mitarbeiter wurden informiert und mehrfach geschult. 22 Bauleiter wurden dabei zu Probennehmern fortgebildet, entsprechendes Messequipment angeschafft. In einer Messreihe wurden 650 Kunden- und Musterhäuser einer Raumluftmessung unterzogen. Hierbei wurden die baulichen Prozesse und die relevanten Produkte ermittelt, die den Bauherren ein gesünderes Gebäude ermöglichen. Als Maßstab dienten die strengen Anforderungen des „Gesundheitspasses Gesündere Gebäude“ des Sentinel Haus Instituts. Sie entsprechen den Empfehlungen des Ausschusses für Innenraumluftrichtwerte (AIR) des Umweltbundesamts beziehungsweise der Weltgesundheitsorganisation (WHO) oder gehen teilweise darüber hinaus. Gemessen wurden die Konzentration der flüchtigen organischen Verbindungen (VOC) sowie von Formaldehyd in der Innenraumluft. Als besondere Herausforderung wurde am Tag der Hausübergabe gemessen anstatt (wie in der Prüfkammer oder laut Norm) erst nach 28 Tagen. Das hatte vor allem unternehmensinterne, organisatorische Gründe. Zudem ist kaum eine Baufamilie bereit, einen Raum im Haus vier Wochen lang nicht zu benutzen, weil dort eine Messung durchgeführt wird.
Trockenes Holz als Vorteil
Der Holz-(fertig-)bau bringt einige Vorteile für den Bau gesünderer Gebäude mit, etwa die Verwendung von getrocknetem Holz, die weitgehende Vorfertigung in der trockenen Halle und die rasche Montage zum regensicheren Gebäude.
Auch die Möglichkeit, emissionsgeprüfte Ausbaumaterialien direkt aus dem eigenen Lager auf die Baustelle zu liefern, ist ein Plus. So wird der Einsatz zufällig gekaufter Materialien vermieden. Zu guten Ergebnissen der abschließenden Raumluftmessung tragen einige Punkte besonders bei, wie die Studie ergeben hat:
Neben der Verwendung emissionsgeprüfter Baustoffe spielt die Lüftung der Baustelle, vor allem in der Ausbauphase, eine wichtige Rolle. Wo dies nicht zuverlässig von Hand erfolgen kann oder zeitlich zu aufwendig ist, übernimmt das etwa der sensorgesteuerte Baustellenlüfter „Sentinel Fresh“.
Die Kenntnisse und die Sorgfalt der Mitarbeiter, gerade auch der Ausbaugewerke, sind entscheidend für den Erfolg. Die Schulung und Fortbildung sind keine einmalige Veranstaltung. Kontinuierliche Informationen der Unternehmensleitung und Nachschulungen halten die Aufmerksamkeit aufrecht. Eine Schlüsselrolle nehmen Bauleiter und der Einkauf ein.
Reinigungsarbeiten können Messerfolg gefährden
Die höchste Sicherheit für eine gute Innenraumluft im fertigen Gebäude bietet ein schlüsselfertig erstelltes Haus. Hier hat das Unternehmen alle Materialien und Prozesse in der Hand. Eigenleistungen der Bauherrn, aber auch intensive Reinigungsarbeiten kurz vor der Messung, können den Messerfolg gefährden. Wird die Raumluftqualität vertraglich zugesichert, sollte eine Gewährleistung für die Wirkungen von Eigenleistungen eingeschränkt werden, um eventuelle Haftungsansprüche vom Holzbauunternehmen abzuwenden. Für Eigenleistungen kann dem Bauherrn eine Materialliste des „Bauverzeichnis Gesündere Gebäude“ des Sentinel Haus Instituts angeboten werden.
Gerade im Holzbau haben Raumtemperatur, Luftfeuchte und Lüftungsverhalten direkte Auswirkungen auf die Emissionen aus Bauprodukten und damit das Messergebnis. Im Baustellenalltag sind normgerechte Bedingungen nicht immer herstellbar. Umso mehr kommt es auf eine exakte Dokumentation der Messsituation an, um bei Abweichungen die Gründe dafür ermitteln zu können.
Raumluftmessungen am Tag 0 sind möglich, die Grenzwerte für die Summe der flüchtigen organischen Verbindungen (TVOC) und Formaldehyd können gegenüber der ansonsten üblichen Beurteilung nach 28 Tagen angepasst werden. Wie stark die VOC-Werte mit der Zeit zurückgehen, sollte idealerweise mit bauartspezifischen Langzeit- und Bauteilmessungen ermittelt werden.
Mehr Sicherheit durch gesündere Gebäude
Angesichts der wachsenden Bedeutung gesundheitlicher Kriterien für Bauherren und im Bauordnungsrecht bietet eine gesundheitliche Qualitätssicherung Sicherheit für die Verantwortlichen im Unternehmen und ein Alleinstellungsmerkmal im Wettbewerb. Denn das neue Bauordnungsrecht bringt mit den „Anforderungen an bauliche Anlagen hinsichtlich des Gesundheitsschutzes (ABG)“ als Bestandteil der geltenden Musterverwaltungsvorschrift Technische Baubestimmungen (MVV TB) umfangreiche Prüf- und Dokumentationspflichten für Architekten und Bauunternehmen mit sich. Die Studie hat zudem gezeigt, dass sich die gesundheitliche Qualitätssicherung gut auf die bauliche Qualität auswirkt.
Dabei müssen nicht immer die eigenen Mitarbeiter zu Probenehmern weitergebildet werden. Bei Bauvorhaben ab 50 Gebäuden pro Jahr können einer oder mehrere Bauleiter, die Raumluftmessungen durchführen können, von Vorteil sein. Für kleine Holzbauunternehmen, die bis zu zehn Häuser pro Jahr errichten, kann eine externe Probenahme aber günstiger sein.
AutorVolker Lehmkuhl ist Journalist und betreibt ein Agenturbüro in Herrenberg. Er betreut das Sentinel Haus Institut bei der Pressearbeit.
Das „Bauverzeichnis Gesündere Gebäude“
Das Sentinel Haus Institut bietet (Holz-) Bauunternehmen und allen weiteren Marktakteuren eine umfassende Beratung, Fortbildung und Projektbegleitung für den Bau und die Sanierung von wohngesunden Gebäuden. Das Onlineportal „Bauverzeichnis Gesündere Gebäude“ ist ein Kommunikations- und Präsentationswerkzeug und eine Datenbank mit gesundheitlich geprüften Bauprodukten. Mehr Informationen: www.sentinel-haus.eu und „Bauverzeichnis Gesündere Gebäude“