Liebe Leserinnen, liebe Leser,
ob Formaldehyd oder VOCs – Schadstoffe in der Raumluft sind in hohen Konzentrationen schädlich. Die Reaktionen reichen von Müdigkeit und Augenbrennen bis hin zu Allergien. Besonders Kleinkinder und werdende Mütter sollten vor solchen Schadstoffen in Innenräumen geschützt werden. Handwerksbetriebe und Holzhaushersteller können dazu beitragen, dass die Raumluft gesünder wird – durch die Auswahl der Bauprodukte. So wie etwa der Hersteller Schwörerhaus. Zusammen mit dem Sentinel Haus Institut hat er in einer großen Messreihe in 650 Kunden- und Musterhäusern Raumluftmessungen durchgeführt. Gemessen wurde die Konzentration von flüchtigen organischen Verbindungen (VOCs) und Formaldehyd. Vor allem bei Eigenleistungen von Bauherren mit ungeprüften Produkten wurden Überschreitungen der Schadstoffgrenzwerte festgestellt, doch es gab auch andere Gründe. Mehr zu den Ergebnissen der Messreihe und darüber, wie sich eine gesunde Raumluft im Holzbau erreichen lässt, lesen Sie ab Seite 12 in dieser Ausgabe.
Eine Orientierung, welche Bauprodukte und Bauteile „wohngesund“ und damit schadstoffarm sind, bietet das „Bauverzeichnis gesündere Gebäude“ des Sentinel Haus Instituts.
Wohngesund bedeutet aber nicht unbedingt ökologisch oder dass ein Produkt aus nachwachsenden Rohstoffen besteht. Wer lieber auf nachwachsende Rohstoffe setzt, für den bietet das Qualitätszeichen des Vereins Natureplus Orientierung. Der Verein beurteilt Baustoffe mit Blick auf die Rohstoffgewinnung über soziale Arbeitsbedingungen bis hin zu Schadstoffemissionen. Auch Recycling und spätere Entsorgung werden berücksichtigt. Nur Produkte, die vorwiegend aus nachwachsenden oder mineralischen Rohstoffen bestehen, werden mit dem Qualitätszeichen ausgezeichnet (www.natureplus-database.org).
Allerdings zeigt auch das Natureplus-Siegel nicht den kompletten Markt an ökologischen Produkten. Nicht damit ausgezeichneit ist etwa der Dämmstoff „Neptutherm“. Er besteht aus Seegras, das in Form von Neptunbällen an die Strände des Mittelmeers gespült wird. „Neptutherm“ ist frei von Schadstoffen und Zusätzen. Es kann, wenn es nicht mehr gebraucht wird, sogar auf dem Kompost entsorgt werden – ein echtes Naturprodukt! Wie das Dämmen mit „Neptutherm“ in Kombination mit einem Sparrenexpander-System funktioniert, lesen Sie in einem Baubericht ab Seite 48.
Warum ist dieser ökologische Dämmstoff nicht mit dem Natureplus-Siegel ausgezeichnet, aber mit dem Umweltzeichen Blauer Engel? Eine Nachfrage beim Hersteller ergibt: „Labels wie der Blaue Engel oder Natureplus sind kostenpflichtig. Aufgrund des großen Renommees führen wir nur das Umweltzeichen Blauer Engel für unseren Seegrasdämmstoff“, sagt Johannes Kraft von der NeptuGmbH. Wer seine Produkte mit dem Blauen Engel auszeichnen lassen möchte, muss ein jährliches Entgelt zahlen, dass sich nach dem Umsatz des Unternehmens richtet. Das fängt bei einem Jahresbeitrag von 320 Euro für Unternehmen mit Jahresumsatz von 250 000 Euro an. Auch für die Nutzung des Natureplus-Zeichens werden Lizenzgebühren berechnet. Bleiben Sie also kritisch, wenn es um Label, Zertifikate und Siegel geht – denn nur weil ein Produkt kein Siegel trägt, heißt das nicht, dass es schlechter sein muss.
Frohes Schaffen wünscht Ihnen,
Stephan Thomas