Schuppen in Holzbauweise mit Gründach

Biodiversität, Klimaschutz und Wasserrückhaltung

Um dem Klimawandel zu begegnen, gibt es viele Möglichkeiten. Mit einer Dachbegrünung lässt sich die Biodiversität in urbanen Gebieten steigern und die Abflussmenge in die Kanalisation drosseln. Ein kleines Bauvorhaben in Sigmaringen zeigt, wie es mit wenig Ressourcenverbrauch gehen kann.

Das Anwesen mit gründerzeitlichem Wohnhaus in Sigmaringen grenzt eng an die umliegenden Grundstücke. Im Hinterhof mit angrenzender Mauer als Begrenzung zur Nachbarschaft sollte ein offener Schuppen als Holzlager entstehen. Das Flachdach des Schuppens, das gleichzeitig den Zugang zur Terrasse bildet, sollte als Gründach ausgebildet werden.

Für den Bau des rund 5 x 1,4 m großen Schuppens (etwa 2,20 m Höhe) wurden zwei tragende Stützpfosten mit Schraubfundamenten im Boden verankert und darauf der Hauptsparren verlegt. An der Grenzwand zum Nachbargebäude wurde ein Querbalken angebracht. Dieser wurde mit fünf eingeklebten Gewindestangen in der Wand befestigt (zum Teil nicht definierbares Ziegelmauerwerk, wahrscheinlich aus den 1950er Jahren – der Klebemörtel hatte sich bewährt). Auf dem Hauptträger (15 x 10 cm), der auf den Pfosten aufliegt und dem Querbalken an der Wand wurden die Sparren des Daches verlegt. Die Holzkonstruktion wurde an den zwei senkrechten Pfosten jeweils mit Bügen unterstützt und verschraubt, um die Lasten des Hauptträgers abzufangen. Zwei Diagonalen von den Hauptpfosten zum Wandträger unterstützen die Statik zudem. Hier konnten sogar die alten Schlitze in den Pfosten verwendet werden.

Um Ressourcen zu sparen und dem Prinzip re-use zu folgen, hatte ich alte Sparren (10 x 8 cm) von einem Abbruchhaus gelagert. Diese kamen nun zum Einsatz, wurden auf die Hauptbalken aufgelegt und verschraubt. Darauf verlegten Zimmermann Rolf Laicher und ich eine 30 mm-Fichtenholzschalung. Diese bildet die Grundlage für das Dach, das ein leichtes Gefälle aufweist (1 cm auf 1,40 m), um den Abfluss zur Traufkante und zum Überlaufrohr zu gewährleisten.

 

Dachbegrünung im Eigenbau

Als Dachbegrünung war kein System von einem bestimmten Hersteller vorgesehen, weil ich die gängigen Dachbegrünungslösungen mit Kunststoffdrainagen nicht verwenden wollte. Meine Idee war es, die Holz-„Wanne“ mit einer EPDM-Bahn auszukleiden und die Drainage mit einer Kiesschüttung (8 x 16 Körnung) auszubilden. Über die Kiesschüttung sollte ein wurzelfestes Vlies und darüber die Erde verlegt werden. Die ausgebildete Wanne aus Fichtenbrettern hat eine Höhe von 15 cm. Die Dachränder wurden mit Rahmenhölzern mit Maßen von 15 x 3 cm beziehungsweise 15 x 5 cm erstellt.

Nach der Ausbildung der Wanne mit Rahmenhölzern wurde die EPDM-Bahn für das Aufkleben vorbereitet. Dazu wurde die Bahn zunächst auf das entsprechende Maß gebracht. Um die Bahn zu fixieren, arbeiteten wir in der Mitte der Wanne mit Kontakt-Sprühkleber, auf der Fläche mit dem Flächenkleber „Blue Tek“ auf Wasserbasis. Der Flächenkleber wurde einfach mit einer Malerrolle aufgebracht, die Bahn eingelegt und mit einem Besen mit groben Borsten glattgestrichen.

An den Ecken und den aufrechten Dachrändern wurde wieder mit dem Kontakt-Sprühkleber gearbeitet, da dieser die Bahn sofort fixiert. Im Zuge der Verlegung der EPDM-Bahn wurde auch der Ablauf an einer Ecke vorbereitet. Die Bohrung von 50 mm Durchmesser geht durch eine Wange am untersten Gefälle-Eck, daran lässt sich dann ein HT-Rohr aus Polypropylen mit 50 mm Durchmesser anschließen. Der Dachablauf mit Schürze wurde mit einem EPDM-Kartuschenkleber in die Bahn eingeklebt und mit Schraubzwingen fixiert, bis der Kleber abgebunden hatte.

Die EPDM-Plane ließen wir über den Rand der Wanne überstehen. Diese wurde erst zugeschnitten, als schließlich die Metallabdeckung über den Wannenrand durch den Dachdeckerbetrieb montiert war.

Zimmerer Rolf Laicher hatte noch nie zuvor mit einer EPDM-Bahn gearbeitet und war von der Verarbeitung positiv überrascht: „Der Zuschnitt und die Verklebung der Bahn auf dem Holzdach verliefen einfach und ohne Probleme.“ Das sei bisweilen einfacher als bei anderen Abdichtungssystemen gewesen.  

Auf dem fertigen Dachaufbau mit EPDM-Bahn wurden schließlich noch zwei Lochgitterbleche eingeklebt, die das Gründach begrenzen und dafür sorgen, dass kein Kies oder Substrat in den Ablauf gelangt. Zum einen wurden die Bleche zu einem Podest hin verlegt, das zur Terrasse führt, zum anderen in der Nähe des Ablaufs an der tiefsten Stelle des Daches.

 

Der Gründachaufbau

Nach Fertigstellung der Abdichtungsarbeiten und den Metallarbeiten am Dachrand durch den Dachdecker- und Flaschnerbetrieb kam der eigentliche Gründachaufbau. Die Kiesschüttung wurde in der Wanne auf etwa 5 cm Höhe aufgeschüttet, genau so viel, wie das Wasser unter dem Ablauf aufstaut. Für den restlichen Bodenaufbau verblieb damit eine Höhe von 10 cm. Über der Schüttung folgte ein wurzelfester Vlies, der die Trennschicht zwischen Drainage (Kies) und Erde bildet. Als Erdauflage wurde normaler Erdaushub gewählt, der nicht besonders humusreich war, wie sich dann im Laufe der Wuchsperiode herausstellte. Mit alten Ziegelsteinen ergeben sich kleine Inseln, auf denen man gehen und damit das Gründach bewirtschaften kann. Gepflanzt wurden im ersten Jahr Salat und Zwiebeln, beides hätte besser wachsen dürfen. Ein Grund für das relativ schlechte Wachstum könnten aus meiner Sicht der wenig humusreiche Boden, aber auch der niedrige Bodenaufbau sein. Hier hätte die Wanne gut und gerne 20 cm hoch ausgebildet werden können. Die höhere Last wäre ohne Probleme aufgenommen worden. Womöglich wird hier also nachgebessert, der Attikarand zurückgebaut und später wieder mit höheren Brettern aufgeschraubt. Durch den höheren Bodenaufbau hätten auch andere Pflanzen, die tiefer wurzeln, bessere Chancen zu wachsen.

 

Salat, Zwiebeln und Kräuter auf dem Gründach

Der Gründachaufbau auf dem Flachdach des offenen Schuppens hat sich trotzdem bewährt. Der Ablauf befindet sich genau am Übergang zwischen Kiesdrainage und Bodenaufbau. Dadurch entsteht wenig Staunässe, überschüssiges Wasser läuft direkt über den Ablauf ab. Ein Gefälle zum Dachablauf wird nicht unbedingt benötigt. Das sich aufstauende Wasser läuft auch ohne Gefälle zum Ablauf und eine Grundfeuchte innerhalb der Kiesschüttung bleibt bestehen. Trotz des relativ geringen Bodenaufbaus erfüllt die Dachbegrünung ihren Zweck und hält Wasser bei Starkregenereignissen zunächst zurück. Das kam in diesem Jahr schon mehrere Male vor. Gleichzeitig wachsen Salate und Zwiebeln auf dem Gründach. Gegebenenfalls werde ich die Wanne noch um rund 5 cm erhöhen, um einen höheren Bodenaufbau zu erhalten. Da die EPDM-Bahn über den Wannenrand verlegt wurde, gibt es noch Spielraum für eine Attikaerhöhung – der Dichtigkeit der Wanne tut dies keinen Abbruch.

 

Autor

Rüdiger Sinn ist Journalist und freier Mitarbeiter der Zeitschrift dach+holzbau. Derzeit baut er sein Gründerzeithaus um und berichtet hin und wieder über die Baufortschritte.

Bautafel (Auswahl)

 

Projekt Bau eines offenen Schuppens mit Dachabdichtung und Begrünung

Holzbau Zimmerei Rolf Laicher, Pfullendorf-Gaisweiler

Spenglerarbeiten (Dachrand) Karl Stahl Bedachungen, Sigmaringen, www.karlstahl-bedachungen.de

Produkte „Dachprotect (DP)“-EPDM Dachbahn, 1,5 mm, „DP-EPDM“-Anschlusskleber, -Kontaktkleber und Flächenkleber „Blue Tek“, „DP EPDM“-Klebegulli, online bezogen über www.hanse-baustoffe.de

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