Schule in Hamburg-Flottbek mit Holzbau erweitert
In Hamburg wurde die Stadtteilschule Flottbek um zwei Gebäude in Holzbauweise erweitert. Eine tragende Brettsperrholz-Wand-Konstruktion bildet die Primärkonstruktion der Gebäude, die Decken sind in Massivholzbauweise ausgeführt. Die Holzoberflächen der Wände sind von innen sichtbar geblieben.
Mehr als 300 Millionen Euro sollen gemäß den Plänen der Landesregierung jährlich in die Sanierung, den Umbau und den Neubau von Hamburgs Schulen fließen. Davon profitiert auch die Stadtteilschule Flottbek in Hamburg. Als Erweiterung des schon bestehenden Schulcampus entstanden zwei neue Gebäude mit unterschiedlichen Nutzungskonzepten. Acht Klassenräume für rund 300 Schüler, Räumlichkeiten für die Lehrer und Schulleitung sowie individuelle Lernfelder, ein zusätzlicher Arbeitsplatz sowie ein Pausenraum erstrecken sich auf drei Ebenen und 1230 m2 Nettogrundfläche. Ein weiteres eingeschossiges Gebäude auf 910 m2 Nettogrundfläche bietet Platz für eine Mensa mit angeschlossener Aufwärmküche, einen Kiosk, einen Koordinierungsraum, zwei Vorbereitungsräume für die Holz- und Metallwerkstätten, einen Musikraum sowie Sanitärbereiche und diverse Lagerräume. Zudem gibt es drei Werkstatträume für Holz, Metall und Kunst, die die Kreativität und die handwerklichen Fähigkeiten der Schülerinnen und Schüler fördern sowie zwei separate Vorbereitungsräume für die Werkstätten.
Stadt setzt gezielt auf Holz für Schulbau
Bei der Realisierung der Erweiterungsbauten am Schulzentrum in Hamburg setzte man gezielt auf den nachwachsenden Rohstoff Holz, der für ein angenehmes und gesundheitsförderndes Klima in den Klassenzimmern sorgt. Neben ökologischen Vorteilen lassen sich Schulen in Holzbauweise schnell und unkompliziert errichten und können so auf die aktuellen baulichen Anforderungen flexibel reagieren. Eine tragende Brettsperrholz-Wand-Konstruktion bildet hier die Primärkonstruktion des Gebäudes. Die verwendeten Brettsperrholzelemente bestehen aus fünf rechtwinklig verklebten Brettlagen und besitzen so eine hohe Formstabilität. Der Neubau wurde im Auftrag der Freien und Hansestadt Hamburg und des Landesbetriebs SBH (Schulbau Hamburg) realisiert.
Effiziente Baustellenabwicklung durch Vorfertigung
Die Wände wurden am Hauptsitz des Projektbauspezialisten Brüninghoff in Heiden vorgefertigt, auf die Baustelle in Flottbek geliefert und dort von den Montageteams gesetzt. Bei dem eingeschossigen Mensa-Gebäude kamen diese getrennt nach Massivwand und Holzrahmenbau – inklusive Fassade – auf die Baustelle. Die Wände des dreigeschossigen Gebäudeteils fertigten die Handwerker im Werk komplett vor, inklusive der Fassadenbekleidung und der Fenster.
Durch diese effiziente Vorgehensweise konnte die Bauzeit in Flottbek erheblich verkürzt werden, sodass der parallel stattfindende Schulunterricht in den Bestandsgebäuden so wenig wie möglich beeinträchtigt wurde. „Aufgrund der Vorfertigung hatten wir eine sehr saubere Baustelle – und einen zügigen Baufortschritt. Es war ein sehr enger Abstimmungsprozess mit allen Projektbeteiligten notwendig, um frühzeitig Planungsdetails für die Vorproduktion der Elemente festzulegen“, so Frank Steffens, Geschäftsführer von Brüninghoff.
Brettstapelholz für Wände und Decken
Bei den Decken des Dreigeschossers handelt es sich um reine Massivholzdecken. Auf die Brettstapeldecken (18 cm Dicke) wurde eine 4 cm dicke Mineralwolldämmung und ein Estrich mit einer Stärke von 6,5 cm aufgebracht. Die Außenwände bestehen aus einem Ständerwerk mit Pfosten, Schwelle und Rähm. Hierfür wurde Konstruktionsvollholz aus Fichte in einer Stärke von 6/18 cm verwendet. Das Ständerwerk ist einer Brettsperrholzwand vorgelagert und mit einer 18 cm dicken Mineralwolledämmung ausgefacht. Mit diesem Wandaufbau lässt sich ein U-Wert von 0,17 W/m²K erreichen. Die Innenwände aus Brettsperrholz sind 20 cm stark dimensioniert. Die Holzoberfläche der tragenden Brettsperrholz-Wand-Konstruktion bleibt hierbei sichtbar. So entsteht in den Räumen eine natürliche Atmosphäre. Einige Oberflächen erhielten zusätzlich eine weiße Lasur. Auf Grund der besonderen Anforderungen im Schulbau musste diese zudem speichelbeständig sein.
Wirksame Schallschutzmaßnahmen
Ein hoher Lärmpegel gehört in Schulen und anderen Bildungseinrichtungen zur Tagesordnung. Am Standort in Flottbek sind Verkehrsgeräusche von der angrenzenden Straße eine weitere Lärmquelle. Um unter diesen Bedingungen ein konzentriertes Lernen zu ermöglichen, wurde beim Bau der Schule auf den Schallschutz Wert gelegt. Neben Gipskartonwänden kamen beim Innenausbau Gipskartondecken mit und ohne Akustiklochung, Holzfaserplatten sowie Holzakustikdecken des Herstellers Lignotrend zum Einsatz. Im Bereich der Werkstätten musste aufgrund der Schallübertragung ein anderer Innenwandaufbau gewählt werden: An dieser Stelle besteht die Wand aus 10 cm Brettsperrholz, einer 5 cm dicken Dämmung inklusive Luftschicht und einer weiteren 10 cm dicken Brettsperrholzwand. Zwischen der sichtbaren Balkenlage der Decke wurden zementgebundene Holzfaserplatten eingesetzt.
Die aus Brettschichtholz bestehenden Decken der Mensa und des Musikraumes erhielten als Verkleidung ein Deckensegel mit Akustiklochung. Die Brettsperrholz-Rippendecken im dreigeschossigen Gebäude wurden mit einer Akustikprofildecke verkleidet. Damit soll in den Räumen ein wirksamer Schallschutz erzielt werden.
Stimmiges Gesamtkonzept
Horizontal verlaufende Fensterbänder, Lochfenster und eine vertikal verlegte Lärchenschalung mit Vergrauungslasur prägen das Fassadenbild beider Baukörper. Die Wahl des natürlichen Materials war Wunsch des Architekten und betont den nachhaltigen Gesamtcharakter des Schulbaus. Einer Aufheizung der Innenräume wirken Isolierglasfenster mit Wärmeschutzfunktion entgegen. Sie haben zum Teil einen g-Wert von 50 Prozent und schützen so effizient vor Sonneneinstrahlung. Zudem wurde ein bauseitiger Sonnen- beziehungsweise Blendschutz in den Innenräumen eingesetzt. Auch die angrenzende Begrünung und der Baumbestand sollen zu einem angenehmen Klima im Gebäude beitragen.
Insgesamt wurden für die Konstruktion des Schulneubaus 85 m3 Konstruktionsvollholz, 376 m3 Brettschichtholz und 616 m3 Brettsperrholz verwendet. Der Einsatz des nachwachsenden Baustoffs entlastet die Umwelt bei diesem Projekt laut Planer um rechnerisch 848 Tonnen CO2.
Mit dem Bau und diesem Konzept konnte eine zukunftsfähige und zugleich ökologische Lösung für den Ausbau des Ganztagsangebots wie auch einem gestiegenen Platzbedarf an der Schule gefunden werden. Im Januar 2016 konnte der Schulbau feierlich eröffnet und die neuen Räumlichkeiten von Lehrern und Schülern bezogen werden.
AutorinMareike Wand-Quassowski ist Mitinhaberin der Agentur Kommunikation2B und betreut das Unternehmen Brüninghoff bei der Fachpressearbeit.
Bautafel (Auswahl)
Projekt Dreigeschossiger Schulerweiterungsbau in Holzbauweise der Stadtteilschule Hamburg-Flottbek
Bauherr Freie und Hansestadt Hamburg/ Landesbetrieb SBH (Schulbau Hamburg)
Projektunternehmen / GU Brüninghoff GmbH & Co. KG, 46359 Heiden, www.brueninghoff.de
Bauzeit 8 Monate