Schlauchlos klammern: Praxistest des Akku-Breitrückenklammerers 3875 von KMR

Vier Zimmereibetriebe testeten beim dach+holzbau-Lesertest den neuen Breitrückenklammer-Gasnagler „3875“ von KMR. Die Betriebe gaben durchweg gute Noten zwischen 1 und 2. Die hohe Flexibilität durch den schlauchlosen Einsatz wurde besonders positiv bewertet, aber es gab auch Kritik.

Zimmerermeister Martin Störk stehen die Schweißperlen auf der Stirn. Es ist ein heißer Tag im Juni. Er hat sich für den Fototermin in Schale – sprich in Kluft – geworfen und steht auf einem Steiger an einem Hallenneubau in einem kleinen Ort bei Wittenhofen im südlichen Baden-Württemberg. Um die Funktionsweise des Klammerers zu testen sollen zwei Reihen 50 mm Holzfaser-DWD probeweise an eine Ständerkonstruktion angebracht werden. Martin Störk nimmt den Gasnagler, den seine Mitarbeiter die letzten Wochen auf dem Dach ausprobiert haben, in seine rechte Hand und wiegt ihn prüfend hin und her. Dann setzt er an und drückt ab: Schuss, Entspannung – das typische Geräusch eines Klammerers oder Naglers ist jedem Zimmermann und Dachdecker bekannt, soweit also kein Unterschied. Anders ist die Handhabung nur, weil bei diesem Schussgerät der Schlauch fehlt. Der nötige Druck kommt aus der Gaskartusche, der Impuls zur Auslösung aus dem Akku, der im Griff des Klammergeräts untergebracht ist.

Martin Störk balanciert die Maschine aus, prüft das Gewicht und schießt noch einige Klammern in die druckfeste Holzfaserplatte. Die Nachfrage nach der Schussfrequenz beantwortet er positiv – „die ist in Ordnung, kein Problem“, und die Einschusstiefe? „Die Klammern sind leicht versenkt, so wie es sein soll!“ Die Tiefeneinstellung lässt sich an der zweigeteilten Auslösesicherung mit dem Imbusschlüssel leicht einstellen. Das sieht ein wenig „old school“ aus – andere Geräte haben ein Justierrad –, ist aber mit der dafür vorgesehenen geriffelten Platte absolut zuverlässig und verschiebt sich nicht von selbst. Martin Störk belässt die Einstellung, die 80 mm Klammer wird nur wenige Zehntel Millimeter in der Platte versenkt. Zum Überputzen der DWD-Platten also ideal.

Mängel oder Anwendungsfehler? 

Die Firma Störk Holzbau ist in allen Bereichen des Holzbaus aktiv. Auf Herz und Nieren getestet wurde das Schussgerät aber bei Dacharbeiten. „Die Rückmeldung von meinen Handwerkern war grundsätzlich positiv“, sagt Martin Störk. Probleme gab es laut Störk allerdings wegen des Akkus, der bei starker Sommerhitze immer wieder aus dem Griff herausfiel. „Wir haben bei 35 Grad gearbeitet und als es richtig warm geworden ist, ist der Verschluss aufgegangen.“

Auf dieses Problem angesprochen vermutete Peter Henzler vom Vertrieb/Marketing bei KMR allerdings, dass es sich um einen Anwendungsfehler handelt. „Wir wissen um die Problematik mit dem Aufspringen des Batteriefaches und das nicht nur bei großer Hitze“, sagt Henzler, der weiß, dass bisweilen mit dem Gerät ziemlich rustikal umgegangen wird. „Mal bekommt der Klammerer einen Schlag ab, mal wird mit dem Griff ein Balken zurechtgerückt, alles ganz normal im Baustellenalltag.“ Deshalb wurde, so Henzler, ein aus- und einschwenkbarer gummierten Haken angebracht, um das Batteriefach sicher zu verschließen. Auch aus Sicherheitsgründen, denn schließlich soll niemand am Boden verletzt werden, wenn ein Akku aus großer Höhe aus dem Akkufach fällt.

„Meine Vermutung ist, dass die Zimmerleute den Haken gar nicht bemerkt haben“, sagt Henzler. Dieser kann, wie auf den Bildern auf Seite 54 zu sehen ist, einfach nach dem Verschließen des Batteriefaches eingeschwenkt werden.

Trotzdem ist die Rückmeldung für den Hersteller wichtig, denn anscheinend passieren solche Anwendungsfehler immer wieder, auch weil die Betriebsanleitung nicht sorgfältig gelesen wird. Womöglich kann man hier – zum Beispiel durch eine weitere Aufschrift oder einen Sicherheitsnachweis – nachbessern.

Normalerweise Druckluft

Die Zimmermänner von Holzbau Störk benutzen in der Vorfertigung von Holzelementen, aber auch auf der Baustelle normalerweise Druckluft-Geräte. „Das ist bei der Arbeit auf einer Dachfläche, dort, wo wir den Schussapparat zur Befestigung von DWD-Platten einsetzen, normalerweise auch kein Problem“, sagt Störk. Wo wenig Kanten und Ecken sind oder aufragende Teile, sei es mit Druckluftschläuchen unproblematisch, sagt er.

Anders verhält es sich bei Fassadenarbeiten, um beispielsweise mit DWD-Platten einen Dämmraum zu erstellen. „Wir haben das zwar nicht getestet, aber dort, wo es beengt ist, also auf dem Gerüst, da sind einem beim Arbeiten die Schläuche und Kabel immer zu viel“, weiß der Zimmermeister aus Erfahrung, „ich bin mir sicher, dass das Gerät hier seine Vorteile ausspielt!“

Das glauben auch die Konstrukteure des Geräts. Die Herausforderung sei, Druckluftschläuche auf Arbeitsbühnen und Gerüsten sicher zu verlegen – zudem auch den Kompressor, der entsprechend des Arbeitsfortschrittes umgesetzt werden muss – ohne dass dabei Stolperfallen entstehen, sagt Detlev Prothmann, Verkaufsleiter bei KMR.

Holzfaser und Polystyrol – durchweg zufrieden

Mit dem Breitrückenklammerer können sowohl Platten aus Hart- und Weichfaser, Holzwolle oder Polystyrol bis zu einer Dicke von 70 mm befestigt werden. Mit einer Reichweite – also einer Gasfüllung – von 1100 Klammern lassen sich Klammergrößen von 75 bis 100 mm Länge verarbeiten. Der Testbetrieb Holzbau Rogge aus Schönhorst in Schleswig Holstein hatte bei dem Test alle oben genannten Werkstoffe getestet und konnte sich davon ein Bild machen. „Alle Materialien sind für uns sehr gut zu verarbeiten gewesen, dabei ist der Tiefenanschlag für jedes Material einfach und sicher einzustellen“, sagt Geschäftsführer Nicolaus Rogge. Grundsätzlich war er von dem Breitrücken-Klammerer hellauf begeistert und hatte sich nach dem Test entschieden, das Gerät zu kaufen: „Das ist eine echte Freude, damit zu arbeiten, weil es sehr unkompliziert ist“, sagt Rogge. Als Zeitersparnis nennt er die geringen Rüstzeiten (laut Rogge fünf Minuten statt einer halben Stunde) im Vergleich zu gewöhnlichen Druckluftnaglern und das entspannte Arbeiten ohne Schlauch. „Bei uns ist der Klammerer grade jeden Tag im Einsatz“, erzählt der Handwerksmeister aus dem Norden. Gelungen sei auch der Kunststoffeimer als Aufbewahrungsort für die Klammern. Normalerweise bekäme man die im Karton, bei dem Wetter derzeit sei ein Eimer aber viel praktischer, „da wird nix nass!“

Vor allem auch von der Größe des Geräts waren Rogge und seine Mitarbeiter angetan. „Das Ding ist super handlich und kompakt“, sagt er und fügt hinzu: „Natürlich könnte es noch kleiner und leichter sein, aber es gibt ja auch technische Grenzen.“

Auf die Nachfrage, warum er denn – ob des großen Lobes – als Note „nur“ die 2 vergebe, sagt er etwas schelmisch: „Das beste Gerät ist das, das ich abends nicht an meinem Handgelenk spüre, von dem her darf sich in der Entwicklung noch etwas tun!“

Der Koffer spaltet

Unterschiedlich waren die Ansichten beim mitgelieferten Werkzeugkoffer, wo alle Teile – Akkus, Ladegerät, Werkzeuge – ihren Platz finden. Ein stabilerer Koffer wäre besser, so der Kritikpunkt des Zimmererbetriebs Klingenstein aus Trochtelfingen. Dagegen kann Nicolaus Rogge nur Gutes von der Aufbewahrung erzählen. Gerade im Vergleich zu den Vorgängermodellen mit Druckluft habe sich da was in Sachen Kompaktheit und Übersichtlichkeit getan. „Alles ist an seinem Platz“, sagt Rogge.

1000 Schuss und keine Aussetzer

Die Zimmerei Wirth aus Lohr am Main vergibt ebenfalls gute Noten für das Gerät. Der Betrieb mit sieben Mitarbeitern, der neben normalen Zimmererarbeiten auch Fertighäuser in Holzrahmenbauweise anbietet, hat neben Holzfaserplatten auch Polystyrol geklammert und mit dem Schussapparat gute Erfahrungen gemacht. „Bei den 1100 Schuss pro Gasladung gab es keine Aussetzer“, berichtet Firmeninhaber Michael Wirth. Der größte Vorteil war für ihn die Flexibilität auf der Baustelle. Bei der Vorfertigung im Betrieb sei das Arbeiten mit Schlauch kein Problem, aber „die elendige Schlauchzieherei auf der Baustelle zwischen den Gerüsten hat nun ein Ende.“

Pro 1100 Schuss wird vom Hersteller für das Gerät eine Gaskartusche geliefert. Der Wechselvorgang ist dabei einfach: „Klappe auf, Gaskartusche rein und fertig“, beschreibt Wirth diesen Vorgang. Ebenso verhalte es sich mit dem Akku, der auch schon mal warm werden kann, aber die Funktion bleibt. „Selbst bei starker Sonneneinstrahlung und hoher Temperatur gab es keine Probleme“, sagt Wirth. Er hätte allerdings noch gerne die Möglichkeit einer weiteren Klammerlänge. „120 mm-Klammern fehlen mir“, sagt der Zimmerermeister. Auf Nachfrage bei KMR heißt es, dass mit der Klammerlänge von 100 mm eine gängige Größe bedient werde, um 40 mm dicke Platten zu befestigen. Klammerer für längere Größen seien natürlich möglich, das ginge aber auf Kosten eines höheren Gewichts, sagt Peter Henzler von KMR.

Aus positiven Rückmeldungen resultieren Aufträge

Aufgrund seiner Erfahrung, kann Michael Wirth den Klammerer uneingeschränkt weiterempfehlen. „Anfangs war ich skeptisch, ob das Gerät die Schusskraft erbringt, aber auch da bin ich sehr zufrieden“, sagt er. Wie wichtig diese Rückmeldung auch für den Lieferanten war, zeigt sich daran, dass die Heil Befestigungstechnik Vertrieb GmbH in Lauterecken – wo Wirth das Gerät bezogen hat – seither schon einige der Geräte verkauft hat. Michael Wirth stand in engem Kontakt und konnte seine Erfahrungen direkt zurückmelden.

Annehmbares Gewicht

Das Gewicht des Breitrücken-Klammerers ist mit 4,9 kg vergleichbar mit dem des Druckluft-Breitrückenklammerers „3474“ von KMR. Dieser wiegt 5,4 kg. Damit ist der Klammerer auf der Baustelle, auch bei Überkopf-Arbeiten und länger dauernden Arbeiten laut Hersteller gut einsetzbar. Die Zimmerleute von Holzbau Störk gaben allerdings die Rückmeldung, dass der Klammerer kopflastig sei. „Wenn man den ganzen Tag mit dem Gerät arbeitet ist das natürlich ein wichtiger Punkt, den es zu berücksichtigen gilt“, sagt Störk.

Gute Noten

In den meisten Fällen gaben die Betriebe nach dem Test gute bis sehr gute Noten. So wurde zum Beispiel das Beladungsvolumen als sehr gut bis gut bezeichnet und auch die Ergonomie (die Anordnung und Bedienung von Handgriff und Schalter) fand Zustimmung. Das Fazit – „wie zufrieden sind Sie mit dem getesteten Breitrückenklammer-Gasnagler?“ – fiel dement­sprechend positiv aus: Zwei Testbetriebe vergaben die Note 2, zwei sogar die Note 1.

Die hohe Zeitersparnis im Vergleich zu Druckluft­geräten wurde von allen Betrieben als ein entscheidender Vorteil des Geräts beurteilt. In dem Zusammenhang gefiel den Zimmerleuten von Holzbau Klingenstein aus Trochtelfingen in Baden-Württemberg besonders, dass alle Klammern komplett eingeschossen wurden. Andere Geräte seien da nicht immer so zuverlässig. Für den Betrieb ist genau das aber ein enormer Vorteil, denn Zuverlässigkeit bringe die größte Zeitersparnis mit sich.

Verbesserungsvorschläge und ein Fazit:

Nicht alle lesen die Gebrauchsanweisung

Kritische Anmerkungen gab es auch: Die Zimmerleute des Betriebes von Holzbau Klingenstein wünschten sich eine bessere Aufteilung des mitgelieferten Koffers, da der Akku im Koffer brumme und das Gas teilweise ausströmen würde. Darauf regierte der Ansprechpartner für den Vertrieb bei KMR, Peter Henzler, und verwies auf die Bedienungsanleitung. Die Anwender werden hier darauf aufmerksam gemacht, dass bei Lagerung im Werkzeugkoffer sowohl der Akku als auch die Gaskartusche aus dem Gerät entfernt werden sollen. Hier zeigt sich wieder einmal, dass die Gebrauchsanweisung anscheinend nicht alleine wirksam genug ist, um den Handwerker zu informieren. Womöglich braucht es auch hier – wie bei der Verriegelung des Akkuschachtes auch – ein auffälliges Warnschild am Werkzeugkoffer, um alle Anwender zu erreichen.

Zurück nach Wittenhofen im Bodenseekreis. Nachdem Martin Störk einige Klammern gesetzt hat, fällt sein Fazit grundsätzlich positiv aus. Allerdings fehlt ihm eine ausreichend große Gürtelaufnahme an dem Gerät. „Die ist zwar vorhanden, aber zu klein als dass sie ausreichend Halt gibt“, so sein Fazit beim Gespräch auf der Baustelle.

Bei der Nachbesprechung im Betrieb stellt Ehefrau Dorothee Störk, die für das Büro und die Organisation zuständig ist, die Frage, ob es eine Förderung oder einen Zuschuss für das Klammergerät von der BG Bau gebe. Die Frage hat uns in der Redaktion auch interessiert und wir haben dazu nochmal Peter Henzler von KMR gefragt. Die Antwort darauf ist allerdings negativ: „Eine Förderung durch die BG-Bau ist leider derzeit nicht möglich. Die BG-Bau fördert nur druckluftbetriebene und Eintreibgeräte, die ausschließlich mit einem Akku betrieben werden“, sagt der Vertriebsmitarbeiter von KMR. Ob sich in nächster Zeit daran etwas ändert, bleibt abzuwarten. Zu wünschen wäre es, um auch schlauchlose Geräte in die Förderung einzubeziehen.

Autor

Rüdiger Sinn ist verantwortlicher Redakteur der Zeitschrift dach+holzbau.

„Die elendige Schlauchzieherei hat nun ein Ende“

Daten und Fakten auf einen Blick

KMR Breitrückenklammerer-Gasnagler 3875

Klammerlänge 75 bis 100 mm

Kapazität Magazin 120 Klammern

Kapazität Gaskartusche 1100 Schuss

Auslösung Einzelauslösung

Gewicht 4900 g

UVP 995,00 Euro zzgl. MwSt.

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