Liebe Leserinnen, liebe Leser,
über 600 Aussteller und mehr als 52 000 Besucher – die Messe Dach+Holz Ende Januar in Stuttgart war ein voller Erfolg! Dabei gab es einige neue Produkte für Dachdecker, Zimmerer und Bauklempner zu entdecken. Eine Auswahl stellen wir Ihnen ab Seite 10 in unserem Messe-Nachbericht vor, außerdem in den Produktmeldungen ab den Seiten 37 und 54.
Apropos neue Produkte: Der Hersteller Bauder hat auf der Messe eine Dämmplatte vorgestellt, die zu 70 Prozent aus natürlichen Rohstoffen besteht („Bauder Eco S“). Für die Produktion werden unter anderem Rest- und Abfallstoffe aus der Landwirtschaft, Wertstoffreste aus der Dämmstoffproduktion und Muschelkalk verwendet.
Die Tendenz, mehr auf nachwachsende Rohstoffe zu setzen und so unabhängiger von fossilen Energieträgern wie Erdöl zu werden, ist lobenswert und dringend notwendig, wenn wir unseren Nachkommen nicht noch mehr Müll hinterlassen wollen – jedoch müssen sowohl für synthetische und mineralische als auch für Dämmstoffe aus nachwachsenden Rohstoffen sinnvolle Wege der Entsorgung und Wiederverwertung gefunden werden.
Ein aktueller Forschungsbericht vom Institut für Energie- und Umweltforschung, gefördert von der Deutschen Bundessstiftung Umwelt und dem Umweltministerium Baden-Württemberg (siehe unter www.natureplus.org im Bereich Service: „News“) kommt zu dem Schluss, dass die stoffliche Verwertung von Dämmstoffabfällen die zukunftsweisende Option ist. Stoffliche Verwertung bedeutet die Herstellung eines neuen Produkts mithilfe von Abfällen und Resten – dieser Weg wird jedoch laut Bericht noch zu wenig praktiziert. Dabei gibt es viele Möglichkeiten, Dämmstoffreste neu zu nutzen. PU-Dämmstoffhersteller wie Linzmeier und Puren fertigen etwa aus Zuschnitt- und Produktionsresten unter Zugabe von Bindemitteln Klebepressplatten, die gute Dämmeigenschaften haben. Die Werkstoffe mit Namen wie „Linirec“ und „Purenit“ eignen sich für Detaillösungen im Steil- und Flachdach, Sockelverkleidungen im Holzbau, den Fahrzeugbau oder die Möbelindustrie. Die Rückführung von Altdämmstoffen in die Dämmstoffproduktion finde aber derzeit nur bei Steinwolldämmplatten statt, heißt es in dem Forschungsbericht. Bei anderen Herstellern sei eine Rückführung der Dämmstoff-abfälle in die Produktion möglich, werde aber durch die nicht ausreichende Qualität des Altmaterials und die zu geringen Materialmengen verhindert.
Dabei können Dämmstoffreste auch ungewohnte Wege gehen. Für viele Dämmstoffe aus nachwachsenden Rohstoffen ist laut dem genannten Forschungsbericht die energetische Verwertung, also die Verheizung, im Zementwerk die beste Entsorgungsoption – zumindest wenn dadurch Steinkohle als Brennstoff eingespart wird. Eine stoffliche Verwertung zur Herstellung neuer Produkte ist aber natürlich zukunftsweisender. Das Recycling von Dämmstoffen sollte daher weiter erforscht und ausgebaut werden.
Viele Firmen bieten die Entsorgung von Dämmstoffresten an, es müssen nur Wege gefunden werden, diese so zurückzuführen, dass neue Produkte daraus entstehen. Sie als Handwerker können ihren Beitrag leisten, indem sie Dämmstoffreste getrennt sammeln und entsorgen lassen – damit daraus im besten Fall wieder neue Produkte werden.
Frohes Schaffen wünscht,
Stephan Thomas
verantwortlicher Redakteur dach+holzbau