Grüner Bogen
Neubau der Einzelhandels- und Büroimmobilie Kö-Bogen in DüsseldorfIm Herzen von Düsseldorf liegt die Einzelhandels- und Büroimmobilie Kö-Bogen. Die Glasfassadenkonstruktion sticht heraus, weniger sichtbar, aber dafür von großem Nutzen ist die Dachbegrünung, die zusammen mit der Dachgartengestaltung der Innenhöfe ein grünes Konzept durchblicken lässt.
Horizontale Linien und grobe Einschnitte bestimmen den Bau von Daniel Libeskind, vor allem auch die Glasfassadenkonstruktion sticht mit dem „Struktural-Glazing“ heraus. Auch die Dachbegrünung hat dazu beigetragen, dass der sechsgeschossigen Gebäudekomplexes das LEED-Zertifikat für nachhaltiges Bauen in Platin bekam.
Zur Grünplanung gehören rund 4000 m² extensive Dachbegrünung in 26 m Höhe, etwa 1500 m² Dachgartengestaltung der Innenhöfe im dritten und vierten Geschoss und 1200 m² Plattenbelag des über der Tiefgarage gelegenen ebenerdigen Vorplatzes. Grün hat sich auch in den bizarren Fassadeneinschnitten seinen Platz erobert – damit holen diese „Cuts“ den angrenzenden Hofgarten in das Gebäude. All diese Gestaltungen gelingen dank passender Zinco-Dachbegrünungstechnik.
Drei Ebenen Shoppingwelt samt Gastronomie, drei Büroetagen sowie drei Ebenen Tiefgarage machen das moderne und hochfunktionale Gebäude-Ensemble aus.
Der Name Kö-Bogen leitet sich im Übrigen ab von dem Bogen, den ein am Rande des Hofgartens verlaufender Straßenzug in Richtung Königsallee, der Kö, beschreibt. Die beiden über eine Brücke verbundenen Baukörper nehmen im Norden genau diese Kontur des Hofgartens auf und folgen im Westen der Fluchtlinie der Königsallee. Nach Süden und Osten offenbart der Gebäudekomplex eine wellenförmig geschwungene Silhouette. Der Durchgang zwischen den Baukörpern ermöglicht den direkten Übergang in die Ruhezonen des Hofgartens und des Wasserplatzes Landskrone.
Fassade aus Glas, Dachgärten mit Pflanzbeeten
Neben der besonderen Gebäudeform spricht auch die Fassade aus Glas, weißem Naturstein und den begrünten, diagonalen „Cuts“ ihre ganz eigene Sprache. Dazu gesellen sich modern gestaltete Dachgärten mit Pflanzbeeten inmitten gemusterter Plattenbeläge sowie die in die Weite fließende Gründachfläche obenauf.
„Im Gegensatz zur landläufigen Meinung sind Bauwerke keineswegs leblose Objekte. Sie leben und atmen und besitzen genau wie wir Menschen ein Inneres und Äußeres, einen Körper und eine Seele“, so die Philosophie des Architekten Daniel Libeskind. Die Tätigkeit des New Yorkers erstreckt sich weltweit von Museen über Kongresszentren, Universitäten, Hotels, Shopping Malls bis zu Wohnprojekten. Die Entwürfe zeichnen sich aus durch die Vorstellung von einer eigenen Identität der Bauwerke im kulturellen Kontext.
Angepasste Lösungen
Nutzbare Freifläche zur Errichtung des Kö-Bogen entstand durch die Verlegung der Verkehrswege von Straßenbahn und Auto unter die Erde. Da Tunnelbauten, Rückbau der früheren Hochstraße „Tausendfüßler“ und die Neugestaltung einer Fußgängerpromenade in den ersten Bauabschnitten gleichzeitig mit dem Bau des Hochbauprojektes Kö-Bogen einherging, stellten sich den Ausführungsbetrieben anspruchsvolle logistische Aufgaben.
Grundlage auf allen Dachflächen des Kö-Bogens ist eine bereits wurzelfest ausgebildete bituminöse Dachabdichtung, sei es auf dem „Warmdach“ der Gebäude- und Innenhofdächer oder auf dem „Umkehrdach“ der Tiefgarage, bei welchem die Dachabdichtung geschützt unterhalb der Wärmedämmung liegt. Das Unternehmen Zinco bot für die gewünschten Nutzungsvarianten am Kö-Bogen von Extensiv- über Intensivbegrünung bis zu den Geh- und Fahrbelägen auf dem Vorplatz passgenaue, objektgerechte Lösungen.
4000 m² Grünfläche
Auf der rund 4000 m² großen extensiv zu begrünenden Dachfläche des Gebäudekomplexes kam als Kernstück im Begrünungsaufbau das Drän- und Wasserspeicherelement “Floraset FS 50” zum Einsatz. Diese Elemente aus expandiertem Polystyrol-Hartschaum (EPS) eignen sich insbesondere für solch große Dachflächen mit geringstem Gefälle und langen Entwässerungsstrecken, auf denen mit Pfützenbildung zu rechnen ist. Durch den Einbau der 5 cm hohen Elemente mit ihrem unterseitigen, durchgehenden Kanalsystem wird der notwendige Abstand zum stehenden Wasser sichergestellt. Oberseitig sorgen Wasserspeichermulden für pflanzengerechten Wasservorrat und Öffnungen gewährleisten Diffusion sowie Belüftung. Aufgrund des geringen Gewichts der “Floraset FS 50”-Elemente ist Transport und Handhabung auf der Baustelle leicht möglich. Auf die Dränschicht folgte die Verlegung des “Systemfilters SF” sowie 8-10 cm Substrat. Aufgrund des Windsogs in 26 m Höhe kamen im Dachrandbereich vorkultivierte Vegetationsmatten zum Einsatz, während in der Fläche Sedumsprossen ausgesät wurden. Schon ein Jahr nach Aussaat ist auch hier Flächendeckung erzielt, wie die aktuellen Bilder belegen.
Kunstwerk mit Platten und Pflanzen
Die 1500 m² Intensivbegrünung der beiden Innenhofdächer stellt jedes für sich ein Kunstwerk dar, mit linienförmigen Belagsmustern aus großformatig hellen Platten und dunkelgrauem Pflaster sowie einer ganzen Vielzahl dazwischen angeordneter, eingefasster Pflanzbeete in unterschiedlichen Größen, Höhen und geometrischen Formen.
Dauerhaft sichere Basis für die stilvolle Gestaltung ist hier das Drän- und Wasserspeicherelement “Fixodrive FX 50”. Da es sich um eine bereits vlieskaschierte Rollenware handelt, ist eine schnelle Verlegung garantiert. Einrastende Verbindungsnoppen an den Längsseiten lassen einen flächigen Verbund entstehen, der die durchgängige Dränage unter Grün- und Belagsflächen gewährleistet. Für diese einzigartigen Dachgärten mit einer Bepflanzung aus heimischen Gräsern, Farnen, Stauden, Sträuchern und Kleinbäumen hat der Düsseldorfer Landschaftsarchitekt Sebastian Fürst mit Daniel Libeskind zusammen gearbeitet – gleichsam wie für die Begrünung der „Cuts“, der fünf diagonalen Fassadeneinschnitte.
Schwebende Gärten in den „Cuts“
Die „Cuts“ befinden sich auf der Nord- und Westseite des Gebäudes und verlaufen über mehrere Etagen. In den fünf Meter breiten und zwei Meter tiefen „Cuts“ gibt es wiederum mehrere schräg verlaufende Ebenen. Dauerhaftes Wachstum der immergrünen und sehr robust gewählten Bepflanzung gewähren das Drän- und Wasserspeicherelement “Fixodrain XD 20” in Kombination mit unterschiedlichen Substrathöhen, unterirdische Verankerung der Sträucher zum Erosions- und Sogschutz, automatische Bewässerung, Düngung, Beheizung sowie Beleuchtung.
Fußgängerzone und Lieferverkehr am Vorplatz
Rund 1200 m² Vorplatz stellen in Wirklichkeit auch Dachfläche dar, weil sich dieser über der Tiefgarage befindet. Da hier nicht nur Fußgänger frequentieren, sondern auch Fahrzeuge wie Lieferverkehr und Feuerwehr, war der Belagsaufbau auf diese Belastung auszulegen. Das äußerst druckstabile Drän- und Wasserspeicherelement “Stabilodrain SD 30” ist gerade auf Umkehrdächern das Richtige unter Fahrbelägen: es ist dampfdiffusionsoffen und lässt so die Feuchtigkeit ausdiffundieren.
Der Kö-Bogen ist prestigeträchtiges Vorbild und erster Meilenstein für die weiteren Maßnahmen, mit denen zwischen Schauspielhaus, Dreischeibenhaus, Hofgarten und Johanneskirche eine neue, moderne Urbanität in die Mitte von Düsseldorf gebracht wird.
Auch die Zeitschrift bauhandwerk berichtet in einer der nächsten Ausgaben ausführlich über den Bau des Kö-Bogens.
Autorin
Dipl.-Wirt.-Ing. (FH) Sandra Schöll ist bei der Zinco GmbH in Nürtingen verantwortlich für die Pressearbeit.
Schon ein Jahr nach der Aussaat ist eine Bodenbedeckung über die ganze Fläche erzielt
Bautafel (Auswahl)
Projektentwickler „die developer“ Projektentwicklung GmbH, 40212 Düsseldorf
Generalunternehmer Zechbau GmbH Niederlassung Düsseldorf, 40699 Erkrath
Architekt Architect Daniel Libeskind AG,
CH-8006 Zürich
Landschaftsarchitekt Büro Fürst Architects GmbH, 40589 Düsseldorf
Dachflächen Gebäudedächer 4000 m², Extensivbegrünung mit „Floraset FS 50“; Innenhofdächer 1500 m², Intensivbegrünung mit „Fixodrive FX 50“; Vorplatz über Tiefgarage 1200 m² Plattenbelag auf Basis von „Stabilodrain SD 30“
Ausführung Dachdecker Friedrich Schmidt Bedachungs GmbH, 28201 Bremen
Ausführung Begrünung Balan GmbH Garten- und Landschaftsbau, 45711 Datteln , www.balan.de
Sieg + Partner GmbH & Co. KG, 42929 Wermelskirchen (Innenhofdächer und Vorplatz)
Systemlieferant Zinco GmbH, 72622 Nürtingen (Dachbegrünung), www.zinco.de
Xella Deutschland GmbH (Dachaufbau Multipor), www.multipor.de
Dachaufbau – Dämmung
Gefordert war ein Dämmstoff, der wegen der geplanten Gestaltung und Nutzung als Dachgarten außer guten Wärmedämmeigenschaften vor allem über eine hohe Druckfestigkeit verfügt. Die Wahl fiel auf den mineralischen Dämmstoff Multipor Mineraldämmplatten DAA (Xella), der mit einer Wärmeleitfähigkeit von λ = 0,045 W/mK über hohe Wärmedämmeigenschaften verfügt. Mit einer Nenndruckfestigkeit von mehr als 300 kPa und einem Bemessungswert für die Dauerdruckbelastung szul= 12 t/m² (inklusive 2,5fachem Sicherheitsbeiwert) verfügen die Mineraldämmplatten vor allem aber über die geforderte hohe Druckfestigkeit.
Die Platten wurden mit werkseitiger Gefälleausbildung (2 Prozent) konfektioniert, so dass auf das Einbringen eines kosten- und zeitaufwendigen Gefälleestrichs verzichtet werden konnte. Die Verlegung erfolgte anhand eines Gefälleplans.
Die Mineraldämmplatten wurden auf einer Stahlbetondecke mit bituminöser Dampfsperre verarbeitet. Dabei wurde die Platten vollflächig in zuvor im Gießverfahren aufgebrachtes Heißbitumen eingelegt, so dass ein vollflächiger Verbund zur Dampfsperre entstand. Die Verlegung erfolgte im Fugenversatz, wobei die einzelnen Platten jeweils ohne verklebte Längs- und Querfugen press gestoßen wurden. Den Abschluss bildet eine doppelte Lage aus bituminösen Dachbahnen. Dabei bestand die obere Lage der beiden Schichten aus einer durchwurzelungsfesten Dachabdichtung.
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