Begrünte Tiefgarage, beeindruckende Architektur
Das Gründach des Jahres wurde von Optigrün an zwei Objekte vergeben: an ein Wohnquartier in Kaarst und an den „Corda Campus“ in Hasselt. Bei beiden Projekten ist viel grün im Einsatz und sie zeigen – gerade wegen der großen Unterschiede – die unterschiedlichen Möglichkeiten der Dachbegrünung auf.
In Kaarst wurde im vergangenen Jahr das etwa 5000 m2 große Wohnquartier „Wohnen am Kaarster See“ mit insgesamt 46 hochwertig ausgestatteten Wohnungen fertiggestellt. Neben den beiden Wohlfühlfaktoren „Licht“ und „Barrierefreiheit“ wurde auch auf ein ansprechendes, begrüntes Ambiente ein besonderes Augenmerk gerichtet: Die Häuser bilden ein Karree, und von jeder Wohnung ist der begrünte Innenhof (Tiefgaragendecke) mit interessant gestalteter Wasserfläche einsehbar. Um wie gewünscht begehbaren Rasen, Sträucher- und sogar bis zu fünf Meter hohe Baumpflanzungen zu ermöglichen, war eine Systemlösung mit entsprechender Substratstärke gefragt. Zur Ausführung kam die Optigrün-Systemlösung „Gartendach“ in mehrschichtiger Bauweise und speziell abgestimmten Substrattypen. Der Gründachaufbau auf der FLL-wurzelfesten Dachabdichtung sieht dabei wie folgt aus:
Schutz- und Speichervlies Typ RMS 500
10 cm Dränage Typ Perl 8/16 La
Filtervlies Typ 105
20 cm Rasensubstrat Typ R
30 cm Intensivsubstrat Typ i in den Baumbereichen
Fertigrasen, Stauden, Sträucher und Bäume
Die „Erfolgsfaktoren“ einer nachhaltigen Tiefgaragenbegrünung sind die objektbezogen dimensionierte Dränageschicht, deren Abstimmung mit den darüber liegenden Vegetationstragschichten und Verkehrsflächen und die Auswahl der geeigneten Substrate.
Projekt 2: Eindrucksvolle Architektur mit Rasen-Steildachbegrünung
Der seit 2013 so benannte „Corda Campus“ im belgischen Hasselt versteht sich als Technologiezentrum und moderne Arbeitsstätte in unmittelbarer Nähe von Universitäten, in dessen Umfeld sich vor allem junge und innovative Unternehmen entwickeln und Lage, Serviceangebot und Erfahrungsaustausch nutzen können. Entstanden ist er aus dem „Research Campus Hasselt“ des Technologiekonzerns Philips, der viele Jahre in Hasselt eine Produktionsstätte hatte. Corda Campus ist auf einem mehrere Hektar großen Gelände in verschiedene Teilprojekte unterteilt, die alle unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit entwickelt wurden und noch entwickelt werden. Herzstück des Campus ist das Service-Center „Corda 1“ mit Büros, Tagungsräumen, Restaurant, Café und vielen anderen Dienstleistungsangeboten.
Mit der auffälligen und begrünten Steildach-Architektur und der Kombination von Beton, Glas und Grün, steht das Corda 1-Gebäude auch optisch im Mittelpunkt. Umgeben vom Campus-Park mit viel Grün und Wasserflächen führen alle Wege hier her. Die beiden begrünten Steildächer integrieren moderne Architektur und Design in die Natur und bilden das Zentrum der „grünen Lunge“ des Campus. Neben der Einbindung der Gebäude in die Landschaft standen die Regenwasserspeicherung und die Wärmedämmung als zwei weitere wichtige Funktionen der Dachbegrünung im Vordergrund.
Konstruktiv nachbessern
Die beiden begrünten Gebäude mit etwa 400 beziehungsweise 2300 m2 Schrägdachfläche haben eine Dachneigung von 20 Grad und eine maximale Fließlänge (Abstand First zur Traufe) von bis zu 70 m. Zudem wollten Bauherr und Architekt einen zum Teil begehbaren Rasen auf dem Dach. Ein eher ungewöhnlicher Wunsch, da Schrägdächer in der Regel extensiv begrünt werden. Damit kamen verschiedene bau- und vegetationstechnische Anforderungen zusammen, die nur mit einem erfahrenen und innovativen Gründachsystemanbieter, einem bewährten Begrünungssystem und einem professionellen Ausführungsbetrieb zu bewältigen waren. Schrägdächer ab einer Dachneigung von 15° brauchen nach der Dachbegrünungsrichtlinie der FLL konstruktive Maßnahmen, um das Abrutschen des Gründachaufbaus zu verhindern. Optigrün hat fünf Systemlösungen im Bereich „Steildach“, um auf verschiedene Anwendungsfälle reagieren zu können. Bei dem Projekt in Hasselt kam die Systemlösung „Schrägdach Typ P Platte“ zum Einsatz. Den Begrünungseinbau übernahm der Optigrün-Fachpartnerbetrieb Ecoworks. Der Aufbau über der wurzelfesten Dachabdichtung sieht bei der Intensivbegrünung mit Rasen wie folgt aus:
Schutz- und Speichervlies Typ RMS 500
Schubsicherungsplatte FKD 58 SD
17 cm Rasensubstrat Typ R
Bewässerungsschläuche
Fertigrasen
Mit der Schubsicherungsplatte „FKD 58 SD“ sind verschiedene Funktionen abgedeckt: Schubsicherung, Entwässerung, Wasserspeicher und -verteilung. Die Platten aus hochfestem EPS mit Kammern und Stegen zur optimalen Verzahnung des Dachbegrünungssubstrats, hohem Wasserspeichervermögen und integriertem Wasserverteilungssystem, werden auf der Schutzlage mit passgenauem Z-Falz an oberer und unterer Kante und seitlicher Kastenverzahnung dicht gestoßen und können so einfach und schnell verlegt werden. Der Einsatzbereich des Systems liegt bei 15 bis 35 Grad Dachneigung. Die Platten wurden von den Handwerkern mit Substrat verfüllt und darauf die vorkultivierten Vegetationsmatten beziehungsweise der Fertigrasen verlegt. Im Falle der Rasenbegrünung in Hasselt wurden vom Verarbeiterbetrieb Ecoworks zusätzlich Bewässerungsschläuche in die extra dafür vorgesehen Vorrichtungen der Platte eingelegt und danach mit Substrat überdeckt. Aufgrund der langen Fließlängen wurde die Dachfläche alle zehn Meter mit einer eingedichteten niedrigen Aufkantung versehen. Diese dient als Wiederlager für das Entwässerungsprofil „TSK SD“ und die daran dicht gestoßen verlegte „Schubsicherungsplatte FKD 58 SD“. Die Pflege der aufgrund ihrer starken Neigung schwer begehbaren Rasenflächen wird nun zum Teil von einem Mähroboter übernommen.
Ab einer Neigung von 15° braucht es konstruktive Maßnahmen, um das Abrutschen des Gründachaufbaus zu verhindern
Bautafel (Auswahl)
Baujahr 2014
Flächengröße Dachbegrünung 2700 m²
Bauherr Corda Campus, 3500 Hasselt
Architekt ELD, 3500 Hasselt
Generalunternehmer Democo, BE-3500 Hasselt
Ausführungsbetrieb Optigrün-Partner Ecoworks, 1800 Vilvoorde