Fertigbauten aus Massivholz
Die Entwicklung hin zu qualitativ hochwertigen und energieeffizienten Fertigbauten hat auch den massiven Holzbau erreicht. Die Bauherrschaft eines wohngesunden Einfamilienhauses in Oberösterreich hat sich für eine kostengünstige Richtmeistermontage entschieden.
Der Name des Herstellers dieses Holzhauses ist Programm: Fullwood (www.fullwood.de), also Bauten aus Massivholz. Die Planung und die Konzeption erfolgt dort hausintern, die komplett vorgefertigten Wandelemente werden CAD-gesteuert bearbeitet. Durch diese Elementbauweise kann der Aufbau, einem detaillierten Zeit- und Ablaufplan folgend, termingerecht und passgenau vonstatten gehen.
Die Wände werden mit einem Kran aufgestellt und überkreuz miteinander verschraubt. Als Verbindungselemente nutzt Fullwood handelsübliche, güteüberwachte Schrauben. Der mehrschalige Wandaufbau besteht von außen nach innen aus 9 cm starken, kerngetrennten Massivholzbalken aus nordischer Kiefer, an die sich eine 18 cm mächtige mineralische Dämmschicht inklusive Dampfbremse anschließt. Darauf folgt die ebenfalls gedämmte Installationsebene von 4 cm, die mit Holzhalbbohlen von 2 cm innenseitig verkleidet wird. Der mittlere U-Wert dieser Außenwand beträgt 0,18 W/m²K. Wahlweise kann man sich auch für eine einschalige, puristische Lösung entscheiden: dreifach verleimte Massivholzbalken mit einer Wandstärke von 20 cm. Deren U-Wert beträgt 0,40 W/m²K. Die Luftdichtigkeit beider Wandsysteme sind durch Blower-Door-Tests belegt, die die Vorgaben der EnEV erfüllen.
Geeignete Helfer
Bei der Planung des Hauses orientierte sich die Bauherrschaft aus dem südlichen Oberösterreich an einem Musterhaustypen des Herstellers und verfeinerte diesen mit eigenen Ideen und Vorstellungen. Nach der Baustellenvorbereitung wurde der Rohbau, der auf ein gemauertes Kellergeschoss gesetzt wurde, innerhalb von wenigen Tagen inklusive eines regendichten Dachstuhls errichtet. Darauf folgte sofort der Innenausbau sowie die Installation der Wasser-, Strom-, Heizungs- und Belüftungssysteme. Nach nur vier Monaten Bauzeit konnte die vierköpfige Familie das neue Heim beziehen.
Sichere Eckverbindungen
Am ersten Tag des Aufrichtens wurden die Außenwände des Erdgeschosses auf die Bodenplatte gesetzt und fertig montiert. Das erste Wandelement wurde mit Hilfe zweier Dreieck-Schrägstützen abgesichert, so dass die folgenden Elemente daran andocken konnten. Danach wurden die Eckverbindungen miteinander verschraubt.
Aus langjähriger Erfahrung weiß Richtmeister Michael Klingemann – er ist gelernter Schreiner – worauf es ankommt: „Insbesondere die Kompribänder in den Eckverbindungen der Wandelemente müssen ohne Stauchung und Faltenwurf verlegt werden. Oftmals wird an diesen aufgehenden Dichtungsbändern gezogen, was die Dichtigkeit der Gebäudehülle beeinträchtigen kann.“ Schließlich verlegte die Helfercrew um den Richtmeister die Deckenbalken und brachte darauf eine Sichtschalung aus Nut- und Federbrettern auf.
Tag zwei begann mit der Montage der Wandelemente des Obergeschosses, die mit Gewindestangen in die bereits vorgefertigten Kanäle der Außenwände des Erdgeschosses verschraubt und verleimt wurden. Danach wurde die Firstpfette gesetzt und die Dachsparren mit zimmermannsmäßigen Verbindungen befestigt. Der Kran konnte dann, am Ende des zweiten Tages, abgebaut werden, wobei je nach Größe des Objektes auch drei Tage nötig sein können. Gelangt eine Zwischensparrendämmung zum Einsatz, muss eine diffusionsoffene Unterspannbahn aus Polymerfolie sauber verlegt und verklebt werden; darauf kommt dann die Konterlattung. „Bei der Dachkonstruktion ist es zwingend erforderlich, die Wandanschlüsse mit den Dampfbremsen sauber zu verkleben. Das erfordert eine ruhige Hand und geduldiges Arbeiten“, weiß Michael Klingemann. Die Richtmeistermontage endet, wenn das Objekt über einen regendichten Dachstuhl verfügt.
Wohngesund durch ausgeklügelte Haustechnik
Das energetische Versorgungskonzept des massiven Holzbaus wurde modular aufgebaut und erfüllt in Gänze klimafreundliche Standards. Ein vollautomatischer Pelletkessel mit 15 kW Leistung und Förderschnecke bedient die Niedrigenergie-Fußbodenheizung auf sämtlichen Geschossebenen inklusive des Kellers und stellt die Versorgung mit Warmwasser sicher. Über Einblas- beziehungsweise Ansauganschlüsse wird das knapp 9 m³ große Pelletslager im Keller automatisch befüllt. Die Flächenheizung, die mit einer niedrigen Vorlauftemperatur von etwa 30 °C arbeitet, liefert langwellig gesunde Strahlungswärme, die nicht die Luft austrocknet, sondern die Raumoberflächen erwärmt. Dazu bereitet eine 20 m² Indach-Solarthermieanlage das Warmwasser in der heizfreien Zeit auf und unterstützt den Pelletofen während der Heizperiode. Die Solarthermie übernimmt die komplette Warmwasserversorgung – je nach Witterung – von Ende April bis Mitte Oktober. Pelletkessel wie Solarthermie speisen einen 2 x 800 Liter fassenden Pufferspeicher mit Frischwassermodul, der das System komplettiert.
In dem intelligenten Holzhaus lässt sich jeder Raum separat, den Bedürfnissen seiner Bewohner entsprechend, beheizen und belüften, wobei Tageszeit und Wochenrhythmus berücksichtigt werden können. Die kontrollierte Be- und Entlüftung überprüft permanent die Qualität der Raumluft auf Feuchtigkeit und CO2-Gehalt und hält diese konstant im Idealbereich menschlichen Wohlbefindens. Die Jalousien werden helligkeits-, zeit- und bedarfsgesteuert je nach Sonneneinstrahlung eingestellt, so dass ganzjährig ein energiesparendes und angenehmes Raumklima herrscht. Die jährlichen Kosten für Heizung und Warmwasser belaufen sich auf zirka 600 Euro, eine sowohl kalkulierbare wie bezahlbare Größe, zumal bei einem Wohngebäude mit über 216 m² reiner Wohnfläche, darunter eine Galerie mit offener Raumgestaltung sowie einem beheizten Keller von weiteren 100 m².
Die setzungsfrei verleimten Massivholzwände ermöglichen eine Vielzahl von Kombinationen. So können die Innenräume alternativ durch Leichtbauwände mit Lehmputz eingefasst werden, während im Außenbereich Kombinationen mit Mauerwerk das massive Holz kontrastieren. Die Boden- und Deckenelemente sowie die Dachstühle werden nach Zimmermannsart miteinander verzapft beziehungsweise errichtet. Die Geschossdecken führt man mit offenen Duobalken und Sichtschalung aus. Beim Estrich bedient man sich verschiedener, marktüblicher Varianten, während die Oberböden nebst Fußbodenheizung auf Kundenwunsch gefertigt werden. Beim Dachstuhl mit verdeckt liegenden Sparren besteht die zwischenliegende Isolierung aus Holzweichfaser- oder Mineralwolldämmung.
Dachschindeln aus Aluminium
Alternativ werden, wie bei diesem Beispiel des Holzhauses im südlichen Oberösterreich, auch bis zum Giebel offene Sichtdachstühle in durchdringungsfreier Bauweise mit einer 200 mm Zwischensparren- und Aufdachisolierung aus Holzweichfaserplatten ausgeführt. Dadurch verschlankt sich die Ansicht der Dachüberstände. Der hohe Qualitätsanspruch und das Umweltbewusstsein der Bauherrschaft spiegelt sich auch in der Dacheindeckung mit Aluminiumschindeln von Prefa wieder: sie bestehen zu 90 Prozent aus Sekundäraluminium (recyceltem Altmetall), sie rosten nicht, sind extrem leicht und 100 Prozent recyclingfähig. Zudem werden die Alu-Schindeln, die über eine Garantiezeit von 40 Jahren verfügen, sturmsicher und bruchfest fixiert, so dass auch die winterlich hohen Schneelasten ohne Problem getragen werden können. Das Satteldach mit einer Neigung von 35 Grad weist giebel- wie traufseitig Überstände von 1,40 m auf, die dem konstruktiven Wetterschutz des massiven Holzes vor Feuchtigkeit Rechnung tragen.
Zertifizierte Qualität
Der Trend im Bauwesen weist eindeutig in Richtung ‚customized solutions‘, also kundenorientierten Lösungen. Das gesamte bauliche Procedere ist derart komplex geworden, dass es Kunden zu schätzen wissen, wenn der Hersteller in der Lage ist auch die Anschlussgewerke schlüsselfertig anzubieten. Sämtliche Bauten des rheinischen Anbieters aus Lohmar, dessen Lieferradius ganz Europa umfasst, tragen das RAL-Gütezeichen. Dabei sind sowohl die Herstellung als auch die Montage zertifiziert: Ein wichtiges Argument der Bauherrschaft bei Kredit-Verhandlungen mit der hauseigenen Bank. Insgesamt wurden bei dem beschriebenen Beispiel in Österreich etwa 77 m³ an Holz verbaut (Außen- und Innenwände, Dachstuhl, Deckenbalken, Schalung, Wandverkleidung, Böden). Dies entspricht einem Kohlenstoffanteil (aus dem Holz zu 50 Prozent besteht) von etwa 19,25 Tonnen, was einer CO2-Speicherung von über 70 Tonnen für mindestens 100 Jahre gleichkommt. Die Kombination des massiven Holzbaus mit dem auf erneuerbaren Energien und nachwachsenden Rohstoffen basierenden Versorgungskonzept ergibt eine Gesamtlösung, die ohne fossile Energieträger auskommt. Und so schaut die klimabewusste bauliche Zukunft aus: Es wird mehr CO2 im Gebäude selbst gespeichert, als beim Herstellungs- und Fertigungsprozess emittiert wurde.
Autor
Marc Wilhelm Lennartz ist Fachjournalist, Referent & Autor, u.a. in den Segmenten erneuerbare Energien, nachwachsende Rohstoffe, Städtebau und moderne (Holzbau-) Architektur. www.mwl-sapere-aude.com
„Die Kompribänder in den Eckverbindungen müssen ohne Faltenwurf verlegt werden, sonst beeinträchtigt das die Dichtigkeit“
Das Versorgungskonzept ergibt eine Gesamtlösung, die ohne fossile Energieträger auskommt
Entscheidet sich die Bauherrschaft, wie im vorliegenden Fall, aus Kostengründen für eine Richtmeistermontage, so gilt es bestimmte Dinge zu berücksichtigen. Zum einen stellt der Hersteller für diese Variante in der Regel einen fachlich qualifizierten Mitarbeiter – eben den Richtmeister – zur Verfügung. Wünscht der Kunde eine zweite Fachkraft, so sind diese Mehrkosten zu tragen, ab drei gestellten Mitarbeitern beginnt die Vollmontage. Zudemmuss der Bauherr aus versicherungstechnischen Gründen nicht nur ein Bautagebuch führen , sondern auch für die von ihm bereitgestellten Helfer eine Hafttpflichtversicherung abschließen. Darüber hinaus bestellt er unter Vorgabe des Herstellers den Baukran für die Montage der Massivholzelemente. Für den Bauherrn ist es zudem wichtig, die handwerklich-körperlichen Fähigkeiten seiner Helfer richtig einzuschätzen. Dazu gehören zum Beispiel Schwindelfreiheit und Erfahrungen mit modernem Werkzeug. Ansonsten kann der Aufbau länger dauern als geplant, was den Kostenvorteil der Richtmeister– gegenüber der Vollmontage – schmälert.
Interessierte Fachkräfte – Zimmerer, Dachdecker, Tischler – können sich bei Fullwood gerne nach Möglichkeiten einer etwaigen Zusammenarbeit erkundigen. Immer mal wieder werden, je nach Region, neue Helfer und Richtmeister gesucht. Bewerbungen unter:
www.fullwood.de