Ein Holzhaus fürs Leben

Nina und Stefan Wengertsmann sind Inhaber von Holzbau Lang in Michelfeld. Sie haben schon viele

Häuser aus fertigen Brettsperrholzelementen umgesetzt. Seit drei Jahren wohnen sie selbst in einem solchen so genannten „Klimaholzhaus“ und sind zufrieden.

Obwohl alle „Klimaholzhäuser“ aus im Lignotrend-Werk vorgefertigten, massiven Brettsperrholz-Elementen bestehen, sind sie keineswegs Fertighäuser. Sie sind von Architekten individuell geplante Gebäude, die sich in die Natur sowie das bebaute Umfeld einpassen. So auch in Michelfeld im Landkreis Schwäbisch Hall. „Wir haben lange in einem gemauerten Haus gewohnt“, sagt Stefan Wengertsmann, „seit wir in unserem neuen Haus wohnen, merken wir den Unterschied. Mir gefallen vor allem die sichtbaren Holzoberflächen an der Decke und am Boden.“ Vom Grundriss über die Innenräume bis hin zur Fassade waren viele Gestaltungsmöglichkeiten denkbar. Familie Wengertsmann entwarf ihr „Klimaholzhaus“ zusammen mit der Architektin Katrin Moll. Ein freies Wiesenstück, in idyllischer Landschaft unweit des Firmengeländes, war der ideale Standort für das zweigeschossige Domizil mit 250 m² Wohnfläche. Dass es ein massives Holzhaus ist, sieht man dem L-förmigen Solitär nicht sofort an. Nur der Querbau in Richtung Garten wurde mit einer Lattung aus witterungsbeständiger Tanne verkleidet, eine Idee der Architektin. Der zur Straße weisende Gebäudeteil hat eine schlichte, weiße Putzfassade.

Blick von der Diele bis zum Dach

Die schlanken Dachränder lassen das mit grauen Betonziegeln gedeckte Satteldach leicht erscheinen. Der an das Wohngebäude anschließende Garagenanbau ist ebenfalls mit Holz verkleidet und bildet einen geschützten Hofbereich. Bereits beim Betreten der Diele wird die offene Gestaltung des Einfamilienhauses erkennbar: der zweigeschossige Raum gibt über die Galerie den Blick bis unter das Dach frei. Der fließend ineinander übergehende Wohn-, Ess- und Küchenbereich ist das Herz des Hauses. Hier findet das gemeinsame Familienleben statt.

Während Wand- und Deckenflächen im Erdgeschoss weiß verputzt wurden und so für eine neutrale Ansicht sorgen, ist im Obergeschoss eine Besonderheit der Lignotrend-Systembauteile sichtbar. Die massiven Konstruktionsplatten haben eine sichtbare, astfreie Oberfläche aus Weißtannenholz. Aststellen werden in der Herstellung der Decklagen aus dem Holz heraus getrennt. Als Gegensatz zu den weißen Wandflächen und dem dunklen Steinzeugboden entsteht durch die hellen Sichtholzoberflächen und der Treppe aus Eichenholz eine wohnliche Atmosphäre.

Die Wohnräume auf der unteren Etage werden durch Gästezimmer, Besucher-WC, Abstellkammer und Technikraum ergänzt. Oben sind die Schlafräume der Familie: drei Kinderzimmer, Elternschlafzimmer mit Ankleide sowie Eltern- und Kinderbad. Die Räume sind um die großzügige Galerie angeordnet. Bodentiefe Verglasungen bringen viel Tageslicht herein und sind große „Schaufenster“ in die Natur. Die Au­ßenwände des Hauses der Familie Wengertsmann bestehen innen aus Massivholz und außen aus einer Dämmschicht. Die tragenden Holzwände sind aus Brettsperrholz-Rippenelementen aufgebaut, die innen offen sind und mit dem Innenraum in Verbindung stehen. Allerdings sind die Holzelemente nicht sichtbar, sondern verputzt. Hohlräume in den Massivholzelementen haben eine flexible Installationsführung ermöglicht. Die dem Innenraum zugewandte, innere Oberfläche ermöglicht einen besseren Ausgleich der Luftfeuchtigkeit. Zum einen speichern die massiven Holzwände in der warmen Jahreszeit Luftfeuchtigkeit. Zum anderen reichern sie die Raumluft im Winter wieder an. So schützen sie die Bewohner vor trockener Heizungsluft. Die Wärmedämmung und Dämmstoffe wie Zellulose oder Holzfaser sollen im Sommer die Hitze draußen und im Winter die Wärme im Haus ­halten. Das Haus der Familie ­Wengertsmann ist ein Holzhaus durch und durch: Es ­verzichtet
auf einen Keller und sogar auf eine Betonbodenplatte. Die mit Mi­­­neralfaser gedämmte Holzbalkenlage des Bodens ruht direkt auf Streifenfundamenten aus Stahlbeton. Sie trägt den Fußbodenaufbau mit Installationskanälen für Lüftung, Stromversorgung und Fuß­bodenheizung. Sowohl die ­Putz- als auch die vorgehängte Holzfassade werden von Vorsatz-Dämmständern aus Holz von Lignotrend getragen. Deren Zwischenräume sind mit Holzfaserflocken als Einblasdämmung gefüllt.

Kalksplitt-Füllung sorgt für Ruhe

Auch die Geschossdecke ist aus Brettsperrholz-Rippenelementen konstruiert: Neben den Installationen wurde hier in die Hohlräume Kalksplitt für den Schallschutz eingefüllt. Die Füllung mit Kalksplitt minimiert störende Gehgeräusche aus dem Obergeschoss und soll für viel Ruhe sorgen, die in herkömmlichen Holzhäusern nicht selbstverständlich ist. Holzweichfaserplatten (HWO) auf den Brettsperrholzelementen verteilen den Druck gleichmäßig. Auf der HWF-Platte liegt eine Trittschalldämmung, darauf wurde Nass-estrich aufgebracht und abschließend der Bodenbelag verlegt. An der Decke der über 130 m² großen Fläche des Erdgeschosses sind keine sichtbaren Holzunterzüge zu sehen. Die geschosshohe, fünf Meter breite Fensteröffnung vom Essplatz zur Terrasse wird mit verborgenen Trägern stützenfrei überbrückt und gibt den Blick auf die Landschaft frei.

Wärme aus Hackschnitzelabfällen

Familie Wengertsmann ließ ihr Haus an das Nahwärmenetz ihrer Zimmerei anschließen. Das firmeneigene Blockheizkraftwerk versorgt nicht nur das Einfamilienhaus, sondern auch die Nachbarn im Wohngebiet mit Wärme aus Hackschnitzelabfällen. Eine zentrale Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung sorgt dafür, dass bis zu 95 Prozent der in der Abluft enthaltenen Wärme zurückgewonnen wird.

Klimaholzhäuser werden nur von Holzbaubetrieben und Planern umgesetzt, die Mitglied des Netzwerks Klimaholzhaus sind. In den mehr als 20 Jahren der Existenz des Netzwerks wurden weit über 6000 Häuser gebaut. Die persönliche Betreuung durch einen Ansprechpartner reicht von der ersten Beratung bis zum Einzug und darüber hinaus.

Autorin
Iris Darstein-Ebner ist freie Autorin und arbeitet unter anderem für die Agentur Ruess Public B in Stuttgart.

Bautafel (Auswahl)

Projekt Einfamilienhaus Familie Wengertsmann, 74545 Michelfeld

Bauherren Nina und Stefan Wengertsmann

Architektur/Innenarchitektur Katrin Moll,  74538 Rosengarten

Holzbau/Innenausbau Holzbau Lang Holzfachmarkt GmbH,

74545 Michelfeld

System „Netzwerk Klimaholzhaus“, Lignotrend Produktions GmbH, www.klimaholzhaus.info, 79809 Weilheim-Bannholz

Bauzeit Herbst 2012 – Juli 2013

x

Thematisch passende Artikel:

Ausgabe 12/2017

Außen Schiefer, innen Weißtannenholz: Hotelneubau Schloss Auel bei Lohmar mit Brettsperrholz

Der Baukörper ist ganz in der Bautradition der Häuser im Bergischen Land vom Dachfirst bis zum Sockel mit dunklem Schiefer verkleidet. Von außen sieht man ihm die massive Holzbauweise auf den...

mehr
Ausgabe 02/2015

Durch und durch aus Holz gebaut

„Wir bauen für uns“, sagt der Bauherr, Stefan Zurin, aus Bonndorf im Schwarzwald und ist voll motiviert, sein Haus mit möglichst viel Eigenleistung zu bauen. Die beauftragten Handwerksbetriebe...

mehr
Ausgabe 07/2018

Bau einer Kita in Hohentengen mit Brettsperrholz-Rippenelementen

Mit den vorgefertigten Lignotrend-Brettsperrholz-Elemente erzielten die Planer bei der neuen Kita in Hohentengen einen schnelleren Baufortschritt Foto: Lignotrend/Konrad Richter

Wenn bei kommunalen „Pflicht-Projekten” wie Bildungseinrichtungen der Ruf nach wirtschaftlicher Umsetzung laut wird, müssen Architekten nicht unbedingt Kompromisse bei der Bauwerksqualität...

mehr
Ausgabe 06/2017

Sichtbar, hörbar, fühlbar – Jubiläum: 25 Jahre Lignotrend

Zum Lignotrend-Jubiläumswochenende kamen Anfang April zahlreiche Fachbesucher – Architekten, Planer und Holzbaubetriebe, aber auch interessierte Bauherren – in den Südschwarzwald nach...

mehr
Ausgabe 04/2018

Neues Akustikprofil für Brettsperrholz-Tragelemente

Akustik Profil f?r Brettsperrholz-Tragelemente

Lignotrend bietet ein neues Akustik-Profil für seine konfigurierbaren Brettsperrholz-Tragelemente für Wand, Decke und Dach an. Mit unregelmäßig hohen Leisten erzielt die Profilierung eine Art...

mehr