Außen Schiefer, innen Weißtannenholz: Hotelneubau Schloss Auel bei Lohmar mit Brettsperrholz
Die Golflodge von Schloss Auel bei Lohmar – ein Neubau – wurde in Brettsperrholzbauweise gebaut. Das Ziel von Oxen Architekten aus Köln war es, mit der Bauweise ein attraktives Ambiente zu schaffen, gepaart mit einem angenehmen Raumklima und einem hohen Ruhe-Niveau.
Der Baukörper ist ganz in der Bautradition der Häuser im Bergischen Land vom Dachfirst bis zum Sockel mit dunklem Schiefer verkleidet. Von außen sieht man ihm die massive Holzbauweise auf den ersten Blick nicht an. Dennoch ist er komplett als wohngesundes, ökologisches Holzhaus errichtet, das mit seiner lückenlos gedämmten Konstruktion aus akustisch wirksamen Decken und Dachbauteilen sowie soliden Wandbauteilen von Lignotrend ein angenehmes Raumklima und beste Akustik bietet. Und das mit einem nachwachsenden Rohstoff.
Im Innern wird das Naturmaterial dann in seiner schönsten Form sichtbar: Edle Echtholzoberflächen aus Schwarzwälder Weißtanne prägen das Aussehen der Wände, Decken und Dachuntersichten und zusammen mit weiteren Naturmaterialien die gesamte Innenarchitektur. Die helle, unaufdringliche Holzstruktur steht in attraktivem Kontrast zur schwarzen, mineralischen Gebäudehülle.
Sachlich klare, emotional ansprechende Architektur
Die Lodge wurde inmitten des mehrere Hektar umfassenden Hotel- und Golfareals Schloss Auel errichtet. Auf dem Fundament bauen die Wände des Gebäudes aus Brettsperrholz-Rippenelementen des Typs „Ligno Uni Q3“ auf, die Geschossdecke ist aus schalldämmenden Elementen „Ligno Rippe Q3 Akustik“ konstruiert, während im Dachgeschoss die flächigen, großformatigen Dachbauteile „Ligno Block Q Akustik“ das konventionelle, stabförmige Tragwerk aus Sparren und Pfetten ersetzen.
Mit einem rechteckigen Grundriss von 20 m Länge und 8 m Breite unter einem durchlaufenden Satteldach bedienen sich die Architekten der Grundform archaischer Langhäuser. Mit der Schiefer-Hülle wie aus einem Guss geben sie dem Neubau jedoch ein architektonisch sehr modernes Gesicht. Fassaden und Dachhaut gehen ohne Dachüberstand flächenbündig ineinander über, Fenster- und Türöffnungen gibt es an den Längsseiten wenig. An den Giebelseiten hingegen sind die eingerückten Fassaden im Dachgeschoss vollständig verglast und haben gebäudebreite Balkone. Die hier angebrachte rot lackierte Holz-Lattung nimmt einen vertrauten Farbton aus der Nachbarbebauung auf und lässt den dunklen Baukörper wie ein Juwel von innen her leuchten. Einen weiteren Akzent erhält die längs gerichtete Bauwerksform durch schlanke Dachgauben.
Montage: Einfach, schnell und sicher
Ausführendes Holzbauunternehmen bei der Golflodge war die Schwirten & Klein Holzbau GmbH aus Gummersbach, Mitglied des von Lignotrend initiierten Netzwerks Klimaholzhaus. Zunächst brachten die Handwerker auf die betonierte Bodenplatte Nivellierschwellen aus Holz auf. Die Wandelemente wurden danach direkt vom Lkw kommend mit dem Kran platziert und montiert. „Beim Aufbau mit Lignotrend-Elementen liegt der Vorteil in den gut durchdachten Details“, sagt Geschäftsführer Martin Schwirten. Die Bauteile weisen präzise vorgefertigte Verankerungsanschlüsse auf und zwar nicht nur am Fußpunkt der Wände zur Nivellierschwelle hin, sondern auch am Übergang zwischen Wand- und Decken- beziehungsweise Dachelementen. „An diesen Punkten werden dann die Stöße statisch gegen Druck-, Zug- und Schubkräfte verankert“, erklärt Martin Schwirten weiter. Das sei mit den Lignotrend-Verbindungen besonders einfach, schnell und sicher möglich.
In Wänden und Decken wurden außerdem Stahlprofile zur Lastweiterleitung integriert. Hierfür konnten bei den vertikalen Stützen und deckengleichen Unterzügen die Hohlräume der Brettsperrholzelemente herangezogen werden. Die exakten Aussparungen für die Stahlträger in den Decken wurden werkseitig vorbereitet. Auf der Baustelle wurde dann nur noch der Träger in die Elemente eingeschoben. Ein kompliziertes Einfräsen der Öffnungen entfiel.
„Wird ein konventionell hergestelltes Dach aufgerichtet, muss der Zimmermann mit den einzelnen Sparren und vielen weiteren Einzelteilen arbeiten, bis die Statik funktioniert“, erläutert Martin Schwirten. Die flächigen Dachbauteile „Ligno Block“ ersetzten hingegen das konventionelle, stabförmige Tragwerk aus Sparren und Pfetten durch Scheiben. „Auf der Baustelle müssen wir die fertig abgebundenen Massivholz-Komponenten einfach auf die Wände auflegen und haben innen bereits eine flächenfertige Holzansicht. Die einzelnen Bauteile werden dann mit Holzbauschrauben verbunden“, erklärt Schwirten das Vorgehen der Handwerker.
Die Golflodge wurde im Winter bei Minusgraden und teilweise sogar bei Schneefall aufgerichtet. Hier zeigt sich ein weiterer Vorteil der elementierten Bauteile: Die bauphysikalisch relevante, luftdichte Ebene (Dampfbremse) ist bei Lignotrend außen auf die Wand-Elemente aufgebracht und auch die vormontierten Bauteile für die Dachkonstruktion wurden vor dem Aufbau mit einer Dichtbahn versehen. Somit gibt es keine Durchdringung der Dichtebene und die Elemente sind nach dem Einbau sofort witterungsgeschützt. Im nächsten Dachaufbauschritt wurden dann die „Lignotrend“-Dämmständer als Kontersparren aufgebracht und die Hohlräume dazwischen mit einer Dämmung aus Zellulose ausgeblasen, danach folgten der Dachaufbau und die Schieferdeckung.
Zeitersparnis durch Vorfertigung
Mit den vorgefertigten flächigen Elementen konnte eine Zeitersparnis von etwa einem Drittel im Vergleich zu herkömmlichen Dachkonstruktionen erreicht werden. Innen weisen die Elemente bereits die flächenfertige Sichtholzansicht mit raumakustisch wirksamer Absorberlage auf, wodurch weitere akustische Ausbauarbeiten entfallen. „Die Sichtholzoberfläche sieht fantastisch aus! Perfekt wie bei einem Möbelstück, obwohl es sich ja um baukonstruktive Elemente handelt“, sagt Holzbauer Martin Schwirten über das Ergebnis.
Klare Grundrisse, Freiflächen, natürliche Materialien
Auf einer Bruttogrundfläche von 336 m² gibt es fünf komfortable Doppelzimmer und zwei geräumige Suiten. Bei den EG-Zimmern gibt es eine Eingangstür auf der einen und eine bodentief verglaste Doppelflügeltür auf der anderen Hausseite zu den Terrassen hin. Das Innnere des Gebäudes ist von Weißtannenholz geprägt. Nicht nur die Wandoberflächen, auch Bettablagen, Konsolen, Fußleisten und Vorhangschienen sind aus dem Schwarzwälder Holz gefertigt.
Akustisch wirksam mit „natureplus“-Label
Für eine akustisch ausgewogene Atmosphäre in den Räumen sorgen die in den Decken- und Dachuntersichten der Lignotrend-Bauteile integrierten Akustikabsorber hinter einem fein dimensionierten, regelmäßigen Leistenprofil. Geräusche und Nachhall in den Räumen werden damit effektiv gedämpft.
Was den optimalen Schallschutz speziell im Tieftonbereich betrifft, verhindert eine Kalksplittschüttung in den Hohlräumen der Deckenbauteile und ein vom Hersteller definierter und geprüfter Aufbau die Übertragung von Laufgeräuschen zwischen den Geschossen: Damit trifft die dem reinen Holzbau oft nachgesagte mangelhafte Trittschallqualität hier definitiv nicht zu. Mit dem „natureplus“-Zertifikat garantieren die Bauteile einwandfreie ökologische, baubiologische sowie funktionale Qualität.
AutorinIris Darstein-Ebner war praktizierende Architektin, heute schreibt sie darüber. Sie lebt in Stuttgart und ist als Fachjournalistin tätig– spezialisiert auf die Themenfelder Architektur und Bauwesen sowie Design.
Bautafel (Auswahl)
Projekt Golflodge Schloss Auel, 53797 Lohmar,
Bauherr Gregor von la Valette, Lohmar
Architektur Oxen Architekten, 50935 Köln, www.oxen.de
Holzbau Schwirten & Klein Holzbau GmbH, Gummersbach, www.skholzbau.de
Möbelschreiner form-sprachen, Möbelarchitektur, Bad Honnef, www.form-spra
chen.de
Bauzeit 01/16 - 07/16
Produkte
„Ligno Rippe Q3 Akustik“, Weißtanne
„Ligno Block Q Akustik“, Weißtanne