Diese Anschlussdetails sind bei Aufdachdämmungen zu beachten
Gerade bei energetischen Dachsanierungen, aber auch im Neubau werden gerne Aufdachdämmungen verlegt. Die einfache Verarbeitung täuscht jedoch oft über die anspruchsvollen Anschlussdetails hinweg. Hier gilt es einiges zu beachten und vorab zu planen. Wir geben einen Überblick.
Neben dem Austausch von Fenstern und der nachträglichen Dämmung der Außenwände ist die Dachsanierung, samt Austausch und Erneuerung der Dämmebene, eine verbreitete Maßnahme zur energetischen Ertüchtigung. Dabei gibt es mehrere Möglichkeiten, die Wärmedämmung anzuordnen – zwischen den Sparren, auf dem Dach oder als Kombination. Relativ häufig wird eine Aufdachdämmung verlegt.
Dauerhaft luftdichte Gebäudehülle
Ein Faktor für die Entscheidung zur Aufdachdämmung ist die einfache Verarbeitung des Dämmstoffes, die großformatigen Platten können vollflächig und schnell verlegt werden. Jedoch stellen die Anschlussdetails Planer und Handwerker oft vor Herausforderungen. Das betrifft nicht nur die Wärmedämmung an sich, sondern die zusätzlich erforderliche Luftdichtheitsebene. Energieeinsparverordnung (EnEV) und DIN 4108-7 (Luftdichtheit von Gebäuden) fordern eine dauerhaft luftdichte Ausbildung der Gebäudehülle. Die wichtigsten Gründe dafür: Reduzierung von Wärmeverlusten, Vermeiden von Feuchteschäden und eine Steigerung der Behaglichkeit.
In der Regel ist Luftdichtung gleich Dampfbremse
Betrachten wir zunächst den Regelaufbau. Oftmals dienen die verwendeten Luftdichtungen gleichzeitig als Dampfbremse. Bei Steildächern mit hinterlüfteter Dachdeckung und diffusionsoffener Unterdeckung werden prinzipiell keine hohen Anforderungen an den Diffusionswiderstand der verwendeten Dampfbremse gestellt. Hier sind Bahnen oder dampfbremsende Holzwerkstoffe mit sd-Werten ≥ 2 m ausreichend. Sie begrenzen den Feuchteeintrag durch Wasserdampfdiffusion.
Für den „Außeneinsatz“ sind andere Bahnen verfügbar, die oft mehrlagig aufgebaut sind. Der Funktionsfilm (die eigentliche Dampfbremse und Luftdichtung) ist hier beidseitig durch Deckvliese geschützt. Das oberseitige Vlies kann außerdem blendfrei und rutschhemmend sein, was bei der Verlegung der Bahn vorteilhaft ist. Ein weiterer Pluspunkt ist: derartige Bahnen sind oft frei bewitterbar. Sie dienen als Witterungsschutz der Konstruktion während der Bauzeit.
Hersteller fordern Luftdichtungsbahn
Schaumförmige Dämmstoffe haben oft eine Aluminiumkaschierung, die an sich stark dampfbremsend und luftdicht ist – sie ist es aber nicht in den Stoß- und Anschlussbereichen der Dämmplatten. Ohne zusätzliche Anschlüsse gibt es hier keine Luftdichtheit. Daher wird heutzutage in der Regel unter den Dämmelementen von Herstellern eine zusätzliche, vollflächige Luftdichtungsbahn gefordert. Die Bahnen sind auf der ebenen Dachfläche relativ einfach zu verlegen und in den Überlappungen luftdicht miteinander zu verkleben.
Anschlüsse wasserführend ausbilden
Wird die Bahn auch als temporärer Witterungsschutz genutzt, sind Überlappungen und Anschlüsse wasserführend auszubilden. Eventuell ist eine vorübergehende mechanische Sicherung nötig, etwa mit Haltelatten, dann aber mit Nageldichtung. Zu beachten ist beim Regelaufbau, dass die Luftdichtung nicht zu weit außen im Aufbau angeordnet wird – was beispielsweise bei Sanierungen passieren kann, wenn Dämmstoff zwischen den Dachsparren verbleibt. Hier sollte dann der Feuchteschutz und der Dämmstoff raumseitig der Luftdichtung überprüft werden. Maßgebend ist in diesem Fall der Wärmedurchlasswiderstand R (Summe d/λ der einzelnen Schichten) innen- und außenseitig der Luftdichtung. Nach DIN 4108-3 (klimabedingter Feuchteschutz in Gebäuden) ist die Anordnung von maximal 20 Prozent von Rges nachweisfrei raumseitig der Dampfbremse möglich. Mit rechnerischem Nachweis geht hier mehr. Der raumseitige Anteil sollte jedoch unbedingt weniger als ein Drittel Rges betragen, da hier rechnerisch bei Norm-Winterklimabedingungen der Taupunkt liegt.
„Feuchtefahnen“ außen an der Schalung
Soweit zum relativ unproblematischen Regelaufbau. Nach DIN 4108-7 ist eine definierte Luftdichtheitsebene vorzusehen, die das beheizte Gebäudevolumen umschließt – und zwar ohne Fugen! In Konsequenz bedeutet das, dass die Luftdichtheitsebenen einzelner Bauteile lückenlos miteinander luftdicht verbunden werden müssen. Bei der Dachsanierung muss die Luftdichtung der Dachfläche (meist Dampfbremsbahn) mit den luftdichten Ebenen der angrenzenden Bauteile verbunden werden. Das bedeutet, dass die Luftdichtung nach innen / unten geführt werden muss, um dort etwa mit einem luftdichten Innenputz oder einer luftdichten Mauerkrone der gemauerten Außenwände verbunden zu werden. Dazu müssen dann in der Regel auch Brettschalungen unterbrochen oder aufgetrennt werden. Leider wird das in der Baupraxis ab und an vernachlässigt und die Luftdichtungsbahn zwar auf der gesamten Dachfläche verlegt und verklebt, jedoch ohne luftdichte Übergänge an die Außenwände. Dadurch häufig später auftretende Mängel sind Zuglufterscheinungen im Bereich der Giebel und der Drempel oder „Feuchtefahnen“, die außen an der Sichtschalung des Dachvorsprungs sichtbar werden.
Wenn der Schnee schneller abtaut
Ein nicht vorhandener luftdichter Anschluss der Luftdichtungsbahn an die Außenwände lässt sich oft während der Winterzeit erkennen, wenn Schnee im entsprechenden Bereich schneller abtaut als in angrenzenden Bereichen. An den Giebeln ist die luftdichte Verbindung mit den Außenwänden im Vergleich zu den Längswänden relativ einfach herzustellen. Dort ist in der Regel bei unterbrochener Dachschalung direkt die Außenwand zugänglich. Eventuell muss auf der Mauerkrone noch ein Glattstrich aufgebracht werden, denn unverputztes Mauerwerk gilt nicht als luftdicht. Anders an den Längswänden, da hier die Luftdichtung noch unter die Ebene der Tragkonstruktion geführt werden muss. Bei durchlaufenden Sparren bedeutet das, dass jeder einzelne Balken luftdicht angeschlossen werden muss, was sehr hohen Arbeitsaufwand und handwerkliches Geschick erfordert.
Um die Luftdichtheitsbahn seitlich an den Sparren zu befestigen, können Anschlaglatten oder bereits vorgefertigte Montagewinkelleisten hilfreich sein, die einen Anschlag zur Verlegung der Bahn und gleichzeitig die Möglichkeit zur Verklebung bieten.
Luftdichter Anschluss an Innenseite Fußpfette
Alternativ können auch Stellbretter aus luftdichten Holzwerkstoffplatten eingefügt und umlaufend luftdicht angeklebt werden. Im Neubau kann der luftdichte Anschluss auf der Innenseite der Fußpfette verlaufen. Das bietet den Vorteil, dass die Sparrenunterkante offen liegt. Bei Dachsanierungen von außen muss jedoch unter Umständen entlang der Außenkante der Fußpfette abgedichtet werden. Hier ist dann die Sparrenunterkante sehr schwer zugänglich und die luftdichte Verklebung gestaltet sich dort schwierig. Auch für dieses knifflige Detail gibt es entsprechende Sonderlösungen für den luftdichten Anschluss.
Einfacher: Wenn Sparren auf der Fußpfette enden
Deutlich einfacher herzustellen ist der Traufanschluss wenn die Sparren auf der Fußpfette enden – das kann sowohl im Neubau bei vorangegangener Planung oder im Bestand durch bauseitiges Abtrennen der Sparrenköpfe erfolgen. Die Bahn kann dann sehr einfach entlang der Traufkante nach unten geschlagen und auf die Außenwand geführt werden. Der neue Dachvorsprung wird dann anschließend durch aufgedoppelte Stichsparren wiederhergestellt. Der Aufwand relativiert sich, bedenkt man, dass zur Schubsicherung der Aufdachdämmung (wenn keine aufwendige Schubverschraubung erfolgt) Schubhölzer im Traufbereich erforderlich sind. Natürlich muss unter Berücksichtigung örtlicher Gegebenheiten (Schneelasten, Größe des Dachvorsprungs) geprüft werden, ob diese Option überhaupt möglich oder sinnvoll ist.
Anschlüsse wasserführend ausführen
Anschlüsse der Luftdichtung an durchdringende Bauteile sind in Regel relativ einfach herzustellen, etwa durch die Verklebung an Dachfensterrahmen mithilfe von geeigneten Klebebändern oder Verklebung an verputzte Schornsteine mit Klebemassen. Zu beachten ist jedoch, dass die Anschlüsse stets möglichst warmseitig und im Falle einer temporären Freibewitterung wasserführend ausgeführt werden.
Im Gegensatz dazu gestaltet sich der Anschluss der Sanitär-Strangentlüftung kompliziert! Das Problem ist, dass die genaue Position der Rohrdurchführung erst nach Verlegung der Aufdachdämmung und dem Einlatten der Dachfläche ermittelt werden kann, da später an einen speziellen Sanitär-Lüfter-Dachziegel angeschlossen werden muss. Dann ist die Luftdichtungsbahn für einen ordentlichen Anschluss jedoch nicht mehr zugänglich. Schneidet man die Aufdachdämmung nachträglich größer heraus, als für die Durchführung erforderlich, um dann an der Luftdichtungsbahn anschließen zu können, müssen anschließend die Fehlstellen in der Dämmung und die Unterdeckbahn ergänzt werden (Spalt zwischen Dämmung und Rohr ausstopfen oder ausschäumen und Schnitte in Unterdeckbahn verkleben). Deutlich eleganter und professioneller ist die Verwendung spezieller Rohrdurchführungssysteme, mit dem Vorteil, dass die Durchführung nachträglich positioniert und hergestellt werden kann, ohne dass Fehlstellen / Hohlräume in der Dämmebene entstehen.
Fazit
Die Aufdachdämmung bietet viele Vorteile – auch die einfache Verlegung von Luftdichtung und Wärmedämmung in der Fläche. Es gilt jedoch spezielles Augenmerk auf ein paar Besonderheiten und die Anschlussdetails zu legen. Die Luftdichtung muss immer lückenlos an die angrenzenden Bauteile angeschlossen werden. Um hier auf der Baustelle nicht durch ausufernden Aufwand oder behelfs- oder mittelmäßige Lösungen überrascht zu werden, ist eine sorgfältige Planung der Anschlussdetails erforderlich. Durch elegante Lösungen, wie das Enden der Dachsparren an der Vorderkante der Fußpfette, kann die Luftdichtung auch hier einfach, wirtschaftlich und sicher vorgesehen werden.
AutorStefan Hückstädt ist Pro Clima-Anwendungstechniker bei der Firma Moll bauökologische Produkte in Schwetzingen.