Praxisgerechte Dachsanierung
Als Sanierungsziel für einen Mehrgeschossbau aus den 1980er Jahren wurde die zukunftsfähige, energetische Ertüchtigung der Dachkonstruktion mit einem bauphysikalisch sinnvollen Aufbau angestrebt. Die Planer entschieden sich für eine wärmebrückenfreie Aufdachdämmung.
Das Beispiel eines mehrgeschossigen Objektes mit Eigentumswohnungen aus den 1980er Jahren zeigte zahlreiche Mangelpunkte auf. Vor allem die Bewohner der Dachwohnungen klagten über Zugerscheinungen und kalte Dachflächen. Die drei ineinander geschachtelten Baukörper, mit Dreieckserkern und darüber mehrfach gefaltetem Dach, unterschiedlichen Firsthöhen und zurücklaufenden Ortgängen waren an sich schon eine bautechnische Herausforderung. Daneben zeigten sich auch bereits deutliche Schäden; so waren die auskragenden und ungeschützten Balkenköpfe des Pfettendaches durch die Witterung schon stark geschädigt. Der Dachaufbau wurde seinerzeit mit einer Dampfsperre aus PE-Folie sowie einer Glasfaser-Zwischensparrendämmung als belüftete Wärmedämmung ausgeführt und die Innenausbauschicht mit Nut- und Federbrettern erstellt. Die Abdeckung der Brettschalung über den Sparren erfolgte mit einer Bitumendachbahn V13. Die Dachdeckung mit Dachsteinen erfolgte auf Konterlattung 24/36 mm und Traglattung 24/36 mm. Bei der Begutachtung der Konstruktion zeigten sich vor allem mangelhaft ausgeführte Anschlüsse der Luftdichtheitsschicht. So wurde die PE-Dampfsperre an zahlreichen Anschlussbereichen nicht oder nur mangelhaft angeschlossen. Dabei war bereits zum Ausführungszeitraum die Ausführung der luftdichten Bauteilebene nach DIN 4108-3 als Stand der Technik vorgegeben. An vielen Stellen waren auch Einbauteile wie Dachfenster und Dachdurchgänge nicht luftdicht angeschlossen, häufig wurden Fehlstellen der Wärmedämmung festgestellt. Mit einer raumseitigen Thermografie konnte dies einfach im bewohnten Zustand festgestellt werden. Das Urteil lautete einstimmig: Damals wurde gepfuscht!
Beibehaltung der Dacharchitektur
Mit einer Aufdachdämmung sollte der Dachbereich möglichst zukunftssicher energetisch und wärmebrückenfrei gedämmt werden. Dabei gab die Energieeinsparverordnung den Rahmen vor; nach der Sanierung sollte nach Möglichkeit ein U-Wert von 0,24 W/m2K nicht überschritten werden. Da man bei einer Dachsanierung des ausgebauten und bewohnten Dachgeschosses immer davon ausgehen muss, dass die bestehende Luftdichtheitsebene nicht mehr ausreichend funktionssicher ist, bauten die Handwerker eine luftdichte Bauteilebene ein.
Schritt für Schritt-Sanierung
Die Dachdecker der Firma Haffner nahmen die Sanierung der zahlreichen Dachflächenbereiche in Teilabschnitten vor. Nach dem Abräumen der alten Dachsteine rissen sie Konterlattung, Traglattung sowie die alte Unterdeckung in Bahnenbreite der neuen Luftsperrbahn von oben nach unten ab. Mit der neuen Luftsperrebene, einer Dampfsperre „Wallint T3 SK 2“ von Klöber (zwei Wochen frei bewitterbar) wurde die geöffnete Dachfläche sofort von oben luftdicht und zugleich regensicher abgedeckt. Die Bahn hat einen sd-Wert von 3 m, verhindert so unzulässige Auffeuchtung von Innen nach Außen und ermöglicht auch die Rücktrocknung nach Innen. Da die Innenausbauschichten der Dachwohnungen erhalten bleiben, können die Räume auch während der Sanierungsphase weiter genutzt werden. Auch kann die Bestandsdämmung eingebaut bleiben. In den Überlappungsbereichen erleichtern die vorkonfektionierten, doppelseitigen Klebestreifen der Dampf-/Luftsperre die luftdichte Verklebung selbst bei schlechter Witterung oder verschmutzter Oberfläche.
Luftdicht abkleben
Für die funktionssichere Modernisierung war es wichtig, die Bahn direkt an aufgehende Bauteile mit dem systemgerechten Kleb-Dichtstoff luftdicht und hinterströmungsgeschützt anzuschließen. Grundsätzlich erfolgt dies bei Dächern ohne Dachüberstand am einfachsten durch eine luftdichte Verklebung auf einer glatten Mauerkrone oder der Außenwand in Verbindung mit einer anschließenden Abdeckung als UV-Schutz der Bahn. Im vorliegenden Fall fanden die Dachdecker eine Dachkonstruktionen mit Dachüberständen und Schalung vor. Hier ist der Aufwand größer. So wurden die Schalungsbereiche über den außen liegenden Giebelwänden aufgeschnitten und abgenommen. In diesen Bereichen konnten die Dachdecker die neue Dampf-/Luftsperre auf den Mauerbereichen mit einer kräftigen Raupe des Kleb-Dichtstoffes anschließen. In die Mulde wurde von den Handwerkern im weiteren Verlauf ein passendes Brett in Schalungsstärke eingepasst und die luftdichte Verklebung erreicht. Alle Fugen dichteten die Zimmerleute sorgfältig ab, um eine Hinterströmung zu verhindern.
Als Aufdachdämmung empfahl die Firma Haffner das diffusionsfähige Dämmsystem „Thermo-Line“ mit „Permo therm“ von Klöber. Dieses System zeichnet sich durch einen geringen sd-Wert der neuen Luftdichtheitsschicht mit einem großen Rücktrocknungspotenzial aus. Auch das Aufdach-Dämmelement selber hat eine geringe Dampfdiffusionswiderstandszahl (μ-Zahl) von 35. So ist sichergestellt, dass keine Feuchtigkeit im Baukörper über längere Zeit eingeschlossen bleibt. Damit bietet die Konstruktion eine Trocknungsreserve, die deutlich über die Anforderungen der DIN 68800-2 für beidseitig geschlossene Bauteile der Gebäudehülle (gemeint sind damit Dampf- und Luftsperre sowie eine winddichte und regensichere Unterdeckung) hinaus geht.
Bauphysikalische Anforderungen
Neben der Anforderung an die luftdichte Ausführung der ergänzenden Dampf-/Luftsperre sind von den Dachdeckern weitere bauphysikalische Anforderungen zu beachten. Bei der Festlegung der erforderlichen Dämmstoffdicke ist nicht nur das Anforderungsniveau der EnEV mit einem U-Wert von mindestens 0,24 W/m2K zu erfüllen. Auch die bauphysikalischen Anforderungen der veränderten Taupunktlage sind zu beachten (DIN 4108-3). Mit dem Einbau einer Aufdachdämmung verlagert sich der Taupunkt der gesamten Dachkonstruktion. Bei zu geringer Dimensionierung der Aufdachdämmung liegt möglicherweise der Taupunkt der Konstruktion unterhalb der neuen Dampf-/Luftsperre. Für diesen Anwendungsfall gibt die DIN 4108-3 einen wichtigen Planungshinweis. Entweder wird das gesamte neue Schichtenpaket unter Berücksichtigung der bestehenden Konstruktion in einer diffusionstechnischen Berechnung bewertet oder der Regelansatz nach „DIN 4108-3 4.3.3.2 Nicht belüftete Dächer“ berücksichtigt (Nicht belüftete Dächer = nicht belüftetet Dämmung). Die Norm lautet: „Der Wärmedurchlasswiderstand der Bauteilschichten unterhalb der diffusionshemmenden Schicht darf bei Dächern ohne rechnerischen Nachweis 20 Prozent des Gesamtwärmedurchlasswiderstandes betragen (…)“
Die 20 Prozent-Regel
Die in der Norm beschriebene diffusionshemmende Bauteilschicht wird durch die neue Luftsperre gebildet; die darunter liegende alte Zwischensparrendämmung darf nur 20 Prozent des gesamten Dämmwertes nach Einbau der Aufsparrendämmung haben, sofern keine gesonderte bauphysikalische Berechnung erfolgt. Die Dämmstärke der Aufdach-Dämmung wurde bei diesem Objekt in Abhängigkeit von der Wärmeleitfähigkeit so auf das Bestandsbauteil abgestimmt, dass der rechnerische Taupunkt oberhalb der Dampfsperre liegt.
Dämmstoffe mit einer Einstufung in die Wärmeleitfähigkeitsstufe von zum Beispiel 030 müssten dabei deutlich stärker dimensioniert werden um die bauphysikalisch richtige Taupunktlage in der Konstruktion sicherzustellen. Hier zeigen sich die besonderen Stärken einer Ausführung mit einem Hochleistungsdämmstoff mit einem λ von 0,021 W/mK wie „Permo therm“. Die Schichtdicke der Dämmung trägt deutlich weniger auf. Bei einer Einsatzstärke von 12 cm konnte ein U-Wert von 0,173 (W/m²K) errechnet werden.
Am Ortgang und der Traufe wurde umlaufend auf der neuen Luftsperre ein Kompriband verlegt, um jegliche Hinterströmung zu unterbinden. Anschließend konnte das Aufdach-Dämmelement „Permo therm“ vollflächig mit Nut- und Feder aufgebracht werden. Die bereits aufkaschierte Unterdeckbahn mit den „SK 2 -Doppelselbstklebestreifen“ ermöglicht dabei die winddichte und regensichere Verlegung.
Nach einem werkseitig optimierten und statisch berechneten Verlegeplan wurden Systemschrauben zur Abtragung der Schublast im 60° Winkel zur Dachfläche eingeschraubt. Für die Lagesicherung des gesamten Schichtenpaketes gegen Windsog setzten die Dachdecker die Spezialschrauben in einem 90° Winkel zur Dachfläche ein. Die perforationsgeschützte Ausführung der Nageldichtung mit der selbstaufschäumenden Nageldichtung „Permo seal“ verhindert das Eindringen von Wasser in die Durchdringungsbereiche.
Mit einer praxisgerechten Trocknungsreserve durch die hohe Diffusionsfähigkeit ergeben Hochleistungsdämmstoffe sowie luftdicht verbauten Dampfsperren mit geringem sd-Wert eine sichere Konstruktion mit hoher Funktionssicherheit.
Die Dämmstärke der Aufdach-Dämmung muss so sein, dass der rechnerische Taupunkt oberhalb der Dampfsperre liegt
Resol-Dämmelement
Der zugrundeliegende Dämmstoff Resol ist ein Material, das laut Hersteller Klöber sehr gut Wasserdampf aufnehmen, transportieren und wieder abgegeben kann. Das Dämmelement bietet durch seine günstige Wärmeleitfähigkeit eine hohe Dämmwirkung bei geringer Plattenstärke. Für das Dämmelement „Permo therm“ wird das Lambda bei Einsatzdicken von 6 cm bis 12 cm mit einem λ = 0,021 W/mK bewertet. Bei Schichtdicken von 140 mm bis 160 mm ergibt sich eine Wärmeleitfähigkeit von 0,022 W/mK. So wird bei einer Einsatzstärke von 12 cm ein U-Wert von 0,173 W/m²K (nur für die Dämmleistung des Dämmelements) ermittelt.
Bautafel (Auswahl)
Verarbeiter Dachdeckerei Haffner, Dachdeckerei, Bauspenglerei, Fassadenbau, 67661 Kaiserslautern
Produkte Klöber „Wallint T3 SK2“ (Dampf-Luftsperre), „Permo therm“ (Dämmung), „Permo seal“ (Nageldichtung)