Der Nissan Navara im Praxistest
Leistungsfähigkeit, Geländegängigkeit und Komfort: Diese Eigenschaften soll der „Navara“ von Nissan vereinen. Unser Autor konnte sich im Praxistest davon überzeugen, ob der Pick-up diese Ziele erreicht. Als Testfahrzeug stand das aktuelle Modell „Navara N-Guard“ mit Doppelkabine zur Verfügung.
Betrachtet man seine Transportleistung, dann ist der „Navara“ ganz klar ein echtes Nutzfahrzeug. Mit einer Zuladung von bis zu 1100 kg und einer zulässigen Anhängelast von 3500 kg (gebremst) schafft der Pick-up einiges weg. Zudem punktet er mit einer serienmäßig mit Vinyl beschichteten Ladewanne: Sie schützt die knapp 1,59 m lange Pritsche nicht nur vor Schäden und Abnutzungserscheinungen, sondern ist auch beständig gegen Korrosion, Chemikalien und Öle.
Der rutschhemmende Boden der Ladefläche hilft zudem bei der Ladungssicherung. Positiv ist auch das Verzurrsystem mit verschiebbarem Schlitten: Dabei sind robuste Haken aus geschmiedetem Aluminium in Kanälen befestigt. Feste Zurrösen im Bodenbereich unterstützen zusätzlich das Sichern der Ladung.
Um das zugelassene Gesamtgewicht des Transporters von 3250 kg zu bewegen, ist das Testfahrzeug mit einem 2,3-Liter-Dieselmotor ausgestattet. Mit seinen 190 PS Leistung und einem Drehmoment von 450 Nm, das in einem breiten Drehmomentbereich von 1500 bis 2500 Umdrehungen pro Minute anliegt, bietet der Pick-up auch beladen echten Fahrspaß.
Getrübt wird dieser allerdings von dem eher trödeligen Sieben-Gang-Automatikgetriebe: Zumindest, wenn das Fahrzeug unbeladen ist, könnte es ruhig deutlich früher hochschalten. Man sucht unwillkürlich nach einer Eco-Taste, die den Pick-up untertouriger fahren lässt – leider vergeblich!
Sehr gute Geländegängigkeit
In punkto Geländegängigkeit lässt der „Navara“ hingegen kaum Wünsche offen: Die Wattiefe beträgt 600 mm, die Bodenfreiheit 219 mm. Will man abseits befestigter Wege unterwegs sein, kann der Vorderradantrieb hinzugeschaltet werden. Will man richtig ins Gelände, lässt sich über einen Drehschalter der Fahrmodus „4x4 Low“ einschalten, dann arbeitet sich der „Navara“ auch problemlos durch Sand oder tiefen Schlamm. Eine elektronische Hinterachs-Differentialsperre ist Standard, zusätzlich hat unser Testfahrzeug noch eine zusätzliche Differentialsperre (die kostet 750 Euro zusätzlich) – damit wühlt sich der Pick-up wirklich durch jeden Schlamm. Eine Berganfahr- und -abfahrhilfe vereinfacht das Handling für den Fahrer zusätzlich.
Hochwertige Innenausstattung
Bleibt noch der Komfort: Fährt sich der große, bullige Pick-up wirklich wie ein Pkw? Nun, er ist zumindest nicht weit davon entfernt. Nissan hat dem „Navara“ eine Mehrlenker-Hinterradaufhängung gegönnt, die für ein deutlich angenehmeres Fahrgefühl und ein besseres Handling sorgen als herkömmliche Blattfedern.
Vor allem aber ist der Pick-up im Innenraum jedem Pkw ebenbürtig: Die Ausstattung mit Lederlenkrad, Ambientebeleuchtung und Teillederverkleidungen mit blauen Ziernähten wirkt hochwertig, die Frontsitze sind bequem. Sogar die Rücksitzbank bietet erstaunlich viel Platz.
Auch wenn man vom Fahrersitz aus eine gute Rundumsicht hat: Das „Around-View-System“ des 5,3 m langen und 1,85 m breiten „Navara“ möchte man nicht missen. Dieses ermöglicht mit vier Weitwinkelkameras eine 360°-Rundumsicht um das Fahrzeug. Dargestellt wird das Bild des Pick-ups aus der Vogelperspektive auf dem 7-Zoll-Farbmonitor des „NissanConnect“-Infotainmentsystems.
Assistenzsysteme sorgen für mehr Sicherheit
Nach ein bisschen Übung ist das Manövrieren über enge Baustellen mit dem System kein Problem mehr. Der Touchscreen ist zudem die Schnittstelle zu verschiedenen Funktionen und vernetzten Diensten. Zudem lässt sich das Smartphone per „Apple Carplay“ oder „Android Auto“ in das Infotainmentsystem einbinden. Auch in punkto Sicherheit befindet sich der „Navara“ auf Pkw-Niveau: Das elektronische Stabilitätsprogramm umfasst auch einen Anhänger-Stabilitäts-Assistenten. Ein autonomer Notbrems-Assistent warnt den Fahrer nicht nur bei einer drohenden Kollision, sondern leitet auch im Falle eines Falles eine Notbremsung ein. Und die erfolgt deutlich effektiver als noch in den älteren „Navara“-Modellen: Statt Trommelbremsen hat der Wagen nun auch an den Hinterrädern Scheibenbremsen.
Leistungsfähiges Modell für Gelände und Straße
Kann unser Testwagen also die Versprechungen von Nissan halten? Nach unseren Testfahrten kann man das nur mit einem klaren „Ja“ beantworten. Wer einen Pick-up sucht, der im Gelände ein genauso gutes Bild abgibt wie auf der Straße und der auch als Transporter professionelle Leistung liefert, der liegt mit dem Nissan „Navara“ richtig. Das Fahrzeug überzeugt mit seiner Zuladung und seiner Anhängelast, bietet aber auch viel Style und Fahrkomfort. Im Handwerksbetrieb ist er damit vielseitig einsetzbar – vom Lasttier bis hin zum repräsentativen Fahrzeug für den Chef. Zu haben ist der Pick-up in der „N-Guard“-Ausstattung ab 49 410 Euro.
Autor
Dipl.-Ing. Olaf Meier hat Maschinenbau studiert und arbeitet als freier Fachjournalist. Er lebt in Mönchengladbach und schreibt unter anderem als Autor für die Zeitschriften bauhandwerk und dach+holzbau.