Kleiner Transporter für Preisbewusste

Mit dem neuen Renault Express auf Testfahrt

Der Renault „Express“ ist 2021 auf den Markt gekommen und vor allem für Betriebe interessant, die das Preis-Leistungs-Verhältnis im Blick haben. Ob das mit Abstrichen bei der Ausstattung oder dem Komfort bezahlt werden muss, hat unser Autor im Rahmen eines Praxistests herausgefunden.

Mit dem Kompakttransporter „Express“ will Renault speziell junge Unternehmen erreichen, die besonders preissensibel sind. Das Einstiegsmodell in die Nutzfahrzeugpalette von Renault, der „Express TCe 100 FAP“ mit Benziner, ist schon für 16 190 Euro (zzgl. Mehrwertsteuer, Stand Mai 2022) zu haben. Zum Vergleich: Der „Kangoo“ kostet in der dritten Generation mit dem gleichen Motor bereits 17 940 Euro. Der „Express“ tritt an die Stelle des „Dokker Express“ der Schwestermarke Dacia. Den konnte man schon für unter 10 000 Euro erwerben, musste dafür aber auch deutliche Abstriche bei der Ausstattung hinnehmen und akzeptieren, ein Fahrzeug zu fahren, dass nicht dem aktuellen Stand der Technik entsprach.


Wertiges Design

Schon vom Äußeren vermittelt der neue „Express“ von Renault alles andere als einen billigen Eindruck: Das geradlinige Design, die flach ansteigende Motorhaube, eine robust wirkende, großzügige Frontschürze, die stabilen Bügeltürgriffe sowie die verdeckten Scheibenwischer und Wischwasserdüsen vermitteln einen wertigen Eindruck. Der bestätigt sich, sobald man am Steuer Platz nimmt: Der Fahrersitz bietet einen hohen Komfort und ist in der Tiefe und Höhe verstellbar. Letzteres allerdings nur, da unser Testfahrzeug das Ausstattungspaket „Extra“ erhalten hat. Im Basismodell kostet der höhenverstellbare Sitz extra. Auch die Materialien in der Fahrerkabine sind gut verarbeitet. Eine Vielzahl von Ablagen und Staumöglichkeiten für Lieferpapiere, Dokumente, Getränke oder Laptops und Tablet-Computer erleichtern den Arbeitsalltag, dazu gehört auch eine 21,8  Liter große Ablage über den Vordersitzen.

 

Viele Ausstattungsmöglichkeiten

Zur serienmäßigen Ausstattung des „Express“ gehören elektrische Fensterheber, die geschwindigkeitsabhängige, elektrische Servolenkung und die Zentralverriegelung mit Funkfernbedienung. Ebenfalls ab Werk vorhanden ist der Lichtsensor. Die Ausstattung „Extra“ beinhaltet zusätzlich ein „DAB+“-Radio. Optional verfügbar sind eine manuelle Klimaanlage sowie ein Tempopilot mit Geschwindigkeitsbegrenzer. Hinzu kommen die akustische Einparkhilfe vorne und hinten sowie die Rückfahrkamera, die zusammen mit dem Wendekreis von 11,6 m das Manövrieren unter engen Platzverhältnissen erleichtert. Das Bild wird in den Multimedia-Monitor im vorderen Fahrzeugbereich projiziert. Der Monitor gehört zum On-Board-Infotainmentsystem „Easy Link“. Hierüber können Fahrer sich an Staus vorbei navigieren lassen, Termine organisieren und sogar Mails versenden. Auch hier ist der „Express“ im wahrsten Sinne des Wortes up-to-date: Navigations- und Software-Updates können einfach „over the air“ aufgespielt werden – das System befindet sich so immer auf dem aktuellen Stand. Das Infotainment-System ermöglicht die Smartphone-Integration per Kabel über „Apple CarPlay“ sowie „Android Auto“. Es ist mit der Spracherkennung des Telefons kompatibel.

 

Gut zugänglicher Laderaum

Auch wenn das alles hilfreich für den Arbeitsalltag ist: Ein Transporter ist zuallererst zum Transportieren da. Hier muss sich der „Express“ nicht verstecken: Der kompakte Lieferwagen bietet bei geschlossener Trennwand eine Ladelänge von 1,91 m bei einer Gesamtlänge von 4,39 m. Optional ist eine drehbare Vario-Trennwand erhältlich. In Kombination mit dem umklappbaren Beifahrersitz (Option für die Ausstattung „Extra“) ermöglicht das die Verlängerung der Ladefläche auf 2,36 m und die Steigerung des Ladevolumens von 3,3 auf 3,7 m³.

Die Zuladung beträgt je nach Variante zwischen 565 und 700 kg – unser Testfahrzeug mit dem 1,5-Liter-Turbodiesel „Blue dCi 95“ kann eine Zuladung von 613 kg transportieren. Der Frachtraum ist über eine seitliche Schiebetür mit einer Öffnung von 71,6 cm zugänglich. Zusätzlich lässt sich eine zweite Schiebetür für die linke Fahrzeugseite ordern. Der Zugang zum Ladeabteil erfolgt vom Heck aus über eine Doppelflügeltür, die eine Öffnung von 1,17 m freigibt. Damit lassen sich auch Europaletten in den Transporter laden. Angenehm ist die niedrige Ladekante: Sie ist nur 56,9 cm vom Boden entfernt und erleichtert so das Be- und Entladen.

Unser Testwagen (Ausstattung: „Extra“) ist mit einem Kunststoffboden ausgerüstet, der zusätzlich durch einen rutschfesten Holzboden geschützt wird. Zur Ladungssicherung verfügt der „Express“ über sechs drehbare Verzurrösen im Laderaumboden, die auf eine Zugkraft von 4000 Newton ausgelegt sind. Zusätzlich sind vier weitere Verzurrösen an den Seitenwänden bestellbar. Bei unserem Testfahrzeug schützt eine geschlossene Trennwand mit Fenster zum Transportraum Fahrer und Beifahrer bei Notbremsungen vor verrutschender Ladung.  

 

Zeitgemäß bei Antrieb und Sicherheit

Der 95 PS starke Turbodiesel des „Express“ ermöglicht dank seines Drehmoments von 240 Nm eine durchaus dynamische Fahrweise. Der Verbrauch liegt bei 4,8 Litern im Mix – bei unseren Testfahrten lagen wir leicht darüber, hatten aber auch auf einer Autobahnfahrt die Höchstgeschwindigkeit von 162 km/h ausgetestet. Unser Eindruck nach der Probefahrt: Der „Express“ überzeugt mit einem guten Fahrkomfort, auch das Geräuschniveau im Innenraum geht in Ordnung. Allerdings war unser Testfahrzeug noch mit dem Euro 6D-Temp Antrieb ausgestattet, in 2022 wurde er auf Euro 6D-Full umgestellt. Damit ist der Verbrauch ein wenig gestiegen, wie auch der Preis.

Insgesamt konnte der Renault „Express“ im Praxistest überzeugen. Bei unseren Testfahrten ist uns nichts aufgefallen, was gegen das Einstiegsmodell sprechen würde. Im Gegenteil – Renault hat sich mit dem „Express“ einen echten Konkurrenten für den teureren „Kangoo“ geschaffen. Der bietet zwar mehr Varianten und ist auch mit Elektroantrieb verfügbar, doch für die meisten Handwerker ist der „Express“ eine sehr gute Alternative. Allerdings ist er auch kein wirkliches Schnäppchen: Unser Testwagen kostete mit allen Extras 21 375 Euro (zzgl. Mehrwertsteuer). Der Einstiegspreis für das aktuelle Modell mit dem Euro 6D-Full Blue dCi 95 Motor, vergleichbar mit unserem Testfahrzeug, beträgt inzwischen 18 490 Euro nach der Preisliste von Mai 2022.


Autor

Dipl.-Ing. Olaf Meier hat Maschinenbau studiert und schreibt als freier Autor unter anderem für die Zeitschriften bauhandwerk und dach+holzbau über Nutzfahrzeuge.

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