Der Ford „E-Transit“ im Praxistest

Seit Frühjahr 2022 wird der rein batterieelektrische „E-Transit“ von Ford auf Basis der siebten „Transit“-Generation gebaut und ausgeliefert. Seine Reichweite ist nach WLTP mit 317 km angegeben. Mit vollgeladenem Akku zeigte der Bordcomputer in unserem Praxistest jedoch nur eine Reichweite von 236 km an.

Seit 1965 produziert Ford den Kleintransporter „Transit“ und seit 2014 gibt es ihn in der siebten Generation. Vor fünf Jahren bekam der Transporter ein Facelift und auf dieser Karosserie basiert der neue „E-Transit“. Er wurde im Frühjahr 2022 erstmals vorgestellt. Wir wollten wissen, wie das Fahrverhalten des „E-Transits“ ist und haben den Elektrotransporter getestet.

Unser Testtransporter kam in der Länge L3 (5,98 m) und der Höhe H3 (2,79 m), hatte einen Heckantrieb sowie einen Motor mit 184 PS beziehungsweise 135 kW. Der größere, für den „E-Transit“ verfügbare Motor bietet eine Leistung von 198 kW und 269 PS, ebenfalls mit 430 NM. Dabei bietet Ford zahlreiche Konfigurationsmöglichkeiten für seinen Elektrotransporter. 

Groß, geräumig und stark haben wir den ?eTransit? im Test erlebt Groß, geräumig und leistungsstark hat unser Autor den Elektrotransporter von Ford im Praxistest erlebt
Foto: Jens Kathmann

Groß, geräumig und leistungsstark hat unser Autor den Elektrotransporter von Ford im Praxistest erlebt
Foto: Jens Kathmann
Mit 430 NM ist der „E-Transit“ recht kräftig. Seine tatsächliche Reichweite von mehr als 200 km macht ihn aktuell immer noch zum Branchenprimus der großen Vans im Dreieinhalb-Tonnen-Segment. Seine Kraft spürt man beim Fahren deutlich, auch wenn unser Testfahrzeug bei 100 km/h abgeregelt war und es auf Autobahnen herausfordernd sein konnte, Lkw zu überholen, die schneller als 80 km/h fuhren. Auch Busse, die für 100 km/h zugelassen waren, haben das Testfahrzeug hin und wieder überholt. Laut Kfz-Schein liegt die mögliche Höchstgeschwindigkeit des „E-Transit“-Kastenwagens bei 130 km/h. Für einen günstigen Verbrauch und um den Akku zu schonen, ergibt es aber durchaus Sinn, das Tempo auf 100 km/h zu begrenzen.

Heckantrieb und Schrauben- statt Blattfedern

Der „E-Transit“ wurde uns als Testfahrzeug in der höherwertigen „Trend“-Version bereitgestellt. Zu dieser Ausführung gehören serienmäßig ein Parkpilot vorne und hinten, ein Fahrspur-Assistent, eine Geschwindigkeitsregelanlage und ein Notbremsassistent. Im Rahmen der Ausstattungsextras kamen dann noch ein Scheinwerferassistent mit automatischem Auf- und Abblenden, der Tote-Winkel-Assistent, die Rundumkamera, das LED-Downlight am Heck (Schalter innen in der Hecktür), ein Rückfahr-Notbremsassistent sowie die beheizbare Frontscheibe mit Regensensor für den Scheibenwischer hinzu.

Die seitliche Schiebetür öffnet und schließt elektrisch Die seitliche Schiebetür öffnet und schließt elektrisch
Foto: Jens Kathmann

Die seitliche Schiebetür öffnet und schließt elektrisch
Foto: Jens Kathmann

Der „E-Transit“ ist mit einem Heckantrieb ausgestattet, das sorgt für eine um 4 cm höhere Ladekante gegenüber den vergleichbaren Verbrennern, weil im Heck das ganze Antriebsmodul verbaut ist. Statt der vielfach in Transportern dieser Größe üblichen Starr-achse hinten, haben die „E-Transits“ Einzelradaufhängungen mit Schraubenfedern. Üblich sind in diesem Segment meist Blattfedern. Die Ausstattung mit Schraubenfedern bedeutet mehr Fahrkomfort, gute Traktion und ein sicheres Fahrgefühl, sowohl mit leerem als auch mit beladenem Transporter.

Geräumiges Cockpit

Der 12? Touch-Bildschirm dominiert das Armaturenbrett Der 12“ Touch-Bildschirm auf dem Armaturenbrett zeigt unter anderem den Ladestand der Fahrzeugbatterie an
Foto: Jens Kathmann

Der 12“ Touch-Bildschirm auf dem Armaturenbrett zeigt unter anderem den Ladestand der Fahrzeugbatterie an
Foto: Jens Kathmann
Das Cockpit des Elektrotransporters ist geräumig, hat sehr viele Ablagemöglichkeiten, auch in den Türen und über der Windschutzscheibe. Der Touch-Bildschirm mit 30,5 cm Bildschirmdiagonale dominiert das Armaturenbrett und bietet viele Funktionen; die Kopplung mit dem Handy ist leicht und schnell erledigt. In den zentralen Armaturenelementen hinter dem Lenkrad werden die Reichweite des E-Transporters, aber auch der Energieverbrauch und die Rückgewinnung von Energie (Rekuperation) angezeigt. Die Fahrmodi werden am Touchscreen ausgewählt, die Fahrtrichtung über einen Drehregler gewählt. 

Laden besser nur bis 80 Prozent

Geladen werden die „E-Transits“ vorne über einen Ladeanschluss im Kühlergrill. Deshalb sollte man möglichst nur halb in die jeweilige Ladebucht fahren, wenn es die Platzverhältnisse zulassen, weil die Ladesäule mit Kabel meist in der Mitte der Ladebucht steht. Ist man mit dem Transporter zu nahe an die Ladesäule gefahren, lässt sich die Transporterfront nicht mehr erreichen. Um den Akku des Elektrotransporters von 15 auf 80 Prozent aufzuladen, benötigt man etwa 34 Minuten – wenn man beim Laden einen Akkustand von 100 Prozent erreichen will, braucht man noch einmal deutlich länger. Es kann also sinnvoller sein, mit dem zu 80 Prozent geladenen Akku weiterzufahren und später noch mal nachzuladen. Das kostet weniger Zeit!

Geladen wird der ?eTransits? vorne im Kühlergrill Geladen wird der Transporter über einen Ladeanschluss vorne im Kühlergrill. Daher sollte man mit dem „E-Transit“ nicht zu weit in die Ladebucht hineinfahren
Foto: Jens Kathmann

Geladen wird der Transporter über einen Ladeanschluss vorne im Kühlergrill. Daher sollte man mit dem „E-Transit“ nicht zu weit in die Ladebucht hineinfahren
Foto: Jens Kathmann
Wer oft Strom an Baustellen oder Servicepunkten braucht, für den könnte sich das Ausstattungsextra „Pro Power on Board“ lohnen. Es besteht aus einer Box hinten rechts im Fahrzeug aus sehr stabilem Kunststoff mit einer Zigaretten-Anzünderbuchse und zwei 230 V-Schuko-Steckdosen. Das fahrzeugeigene Stromsystem schaltet die Anschlüsse frei, wenn die Akkuladung es zulässt, anschließend kann damit gearbeitet werden.

Groß und viel Platz

Der „E-Transit“ in der Version L3/H3 hat ein Laderaumvolumen von 12,4 m³. Die Laderaumlänge beträgt 3,49 m, die Breite 1,78 m. Zwischen den Radkästen beträgt der Abstand 1,39 m. Die Laderauminnenhöhe liegt bei knapp über zwei Metern (2,02 m). In den Längen L3 und L4 beträgt der Wendekreis des Elektrotransporters 13,3 m; er ermöglicht in dieser Ausstattung eine zulässige Zuladung von 758 kg, eine Dachlast von 100 kg und eine Anhängelast von 750 kg. Ford gewährt 2 Jahre Garantie auf das Fahrzeug, 8 Jahre beziehungsweise 160 000 km (je nachdem, was eher erreicht ist) auf die Hochvoltbatterie und -bauteile sowie 12 Jahre gegen Durchrosten. Den geringen Wartungskosten, weil weder Ölfilter, Zündkerzen oder Betriebsstoffe wie Motoröl oder AdBlue ersetzt werden müssen, stehen hohe Anschaffungskosten gegenüber. Der Preis für den „E-Transit“-Kastenwagen beginnt bei 61 590 Euro; unser Modell hatte eine zusätzliche Wunschausstattung für 11 745,30 Euro. 

Fazit

Der Ford „E-Transit“ in der Variante „Trend“ kam in unserem zehntägigen Praxistest auf etwa 240 km tatsächliche Reichweite und hat uns als gut nutzbare E-Transporter-Lösung überzeugt.

Autor

Dipl.-Betriebswirt (FH) Jens Kathmann ist freier Journalist, er lebt und arbeitet in Karlsruhe.

Ford stellt neue Version des „E-Transits“ mit höherer Reichweite vor

Der Hersteller Ford hat im April 2024 eine neue Variante des „E-Transits“ mit einer erhöhten, nutzbaren Batteriekapazität von 89 kWh vorgestellt. Die neue Batterie mit höherer Kapazität soll dem Elektrotransporter ein deutliches Reichweitenplus bescheren: In der neuen Version soll der „E-Transit“ eine Reichweite von bis zu 402 km bei voller Akkuladung erzielen. Hinzu kommen schnellere Ladeleistungen mit Wechselstrom (AC) und Gleichstrom (DC). Die Ladeleistung des neuen „E-Transits“ soll somit laut Hersteller an AC-Ladepunkten 22 kW statt der serienmäßigen 11 kW betragen. Mit Gleichstrom (DC) kann die neue Modellvariante sogar mit 180 kW anstelle der sonstigen 115 kW geladen werden. Das Aufladen von zehn auf 80 Prozent der Akkukapazität soll damit in rund 28 Minuten gelingen.

Der „E-Transit“ mit erhöhter Reichweite richtet sich insbesondere an Nutzer, die ihr Fahrzeug in ländlichen Regionen oder auf Strecken mit längeren Autobahnabschnitten einsetzen. Der Antriebsstrang des neuen „E-Transits“ kommt auch für Um- oder Aufbauten mit höherem Gewicht oder zusätzlichem Energiebedarf in Frage.

Die „E-Transit“-Versionen mit erhöhter Reichweite werden serienmäßig mit einer Wärmepumpe mit Dampfeinspritzung ausgestattet, die den Innenraum bei niedrigen Temperaturen energiesparender beheizen soll. Das soll die Energieeffizienz verbessern und die Reichweite des Fahrzeugs bei kühler Witterung erhöhen. Ford-Kunden können das neue Modell noch in diesem Jahr bestellen, die ersten Auslieferungen sollen laut Hersteller im Frühjahr 2025 erfolgen. Mehr Informationen unter www.ford.de

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