Denkmalgeschütztes Fachwerkhaus zu modernem Wohnhaus umgebaut

Holzrahmenbau hinter historischen Fachwerkwänden, gedämmt mit Steinwoll-Einblasdämmung

Um ein denkmalgeschütztes Fachwerkhaus in Lienen zu einem Wohnhaus mit zeitgemäßem Komfort umzubauen, fand man eine ungewöhnliche Lösung: eine Holzrahmenkonstruktion, hinter die historischen Fachwerkwände gebaut. Wände und Dächer wurden mit Einblasdämmung aus Steinwolle gedämmt.

Die Familie Siebenkittel und Koop wohnt in einem über 200 Jahre alten Fachwerkhaus in Lienen, das Teil eines Naturschutzgebietes ist. In ihr Fachwerkhaus wurden von innen neue Holzständerwände eingebaut und die Wandzwischenräume mit nichtbrennbarer Steinwolle ausgeblasen. Das gilt für die Räume im Erdgeschoss ebenso wie für den zum Wohnraum ausgebauten ehemaligen Heuboden. „Wir haben im Grunde ein modernes Fachwerkhaus gebaut, um den Charme des historischen Hauses zu erhalten“, fasst Christian Siebenkittel die Idee zusammen, die er gemeinsam mit seiner Lebensgefährtin Eleonore Koop entwickelt hat. Das Ziel der Besitzer war es, Wohnraum hinter den historischen Fachwerkwänden im Einklang mit dem Denkmalschutz zu schaffen. Dafür wurde eine moderne Holzrahmenkonstruktion in die historische Gebäudehülle eingepasst.

 

Historische Dachkonstruktion gut verpackt

Im Dach blieben die historischen Balken und Sparren erhalten. Allerdings stecken sie seit der Sanierung warm und trocken zwischen einer äußeren und inneren neuen Schalung aus Holz. Um eine ausreichend tiefe Dämmebene zu schaffen und die alte Konstruktion zu verstärken, wurden die alten, gerade einmal 12 cm dicken Sparren durch neue, 20 cm dicke Balken ergänzt. So entstanden tiefe Hohlräume, die mit Dämmflocken ausgeblasen werden konnten. Von außen wurden 6 cm dicke Holzweichfaserplatten auf die Dachbalken geschraubt.

So entstand eine gut gedämmte Dachkonstruktion, die die Bewohner im Winter vor Kälte und im Sommer vor Hitze im Dachgeschoss bewahrt. Neben diesem Plus an Wohnkomfort bedeutet die Steinwolldämmung zugleich mehr Brandschutz und hilft dabei, das historische Bauwerk zu schützen. Da die Dämmung komplett von innen zwischen und unter den Dachsparren eingeblasen wurde, hat sich die Ansicht des Daches von außen betrachtet nicht verändert. So konnte den Anforderungen des Denkmalschutzes Genüge getan werden, ohne dass die Besitzer des Objekts auf Wohnkomfort im Obergeschoss hätten verzichten müssen.

 

Neue Holzrahmenkonstruktion

Im Erdgeschoss wurden neu eingebrachte 8/16 cm dicke Holzständer von innen mit OSB-Platten beplankt. Über die OSB-Platten verlegte man anschließend Lehmbauplatten. Außen setzten die Holzbauer auf eine Beplankung mit 3,5 cm dicken Holzweichfaserplatten. Auf den Platten befestigten die Handwerker eine diffusionsoffene Unterspannbahn mit einer Konterlattung. Dabei montierten sie die Holzweichfaserplatten, die Unterspannbahn und die Lattung von außen durch die Gefache des Fachwerks. Die neue Holzrahmenkonstruktion verschwindet vollständig hinter der historischen Fachwerkwand. Die Gefache wurden später mit Ziegeln ausgemauert. Für einen zeitgemäßen Wärmeschutz wurden die neuen Fenster und Türen in der inneren, neuen Holzrahmenwand montiert, wobei der Anschluss an die Außenwand durch eine Beplankung der Fensterlaibungen nach den Vorgaben des Denkmalschutzes ausgeführt wurde. Zwischen der neuen Wandkonstruktion und dem historischen, ausgemauerten Fachwerk kann Luft zirkulieren, so dass ein Feuchtestau vermieden wird, der der alten Bausubstanz schaden könnte.

Bewahrung der denkmalgeschützten Hülle

„Gerade bei historischen Gebäuden muss man berücksichtigen, dass sie oft deshalb solange überlebt haben, weil sie eben nicht sehr dicht sind“, erklärt Rockwool-Gebietsleiter Daniel Imwalle, „Feuchtigkeit, die der Bausubstanz geschadet hätte, konnte leicht entweichen, aber eben leider auch Wärme, was man heute natürlich vermeiden will. Mit dem Haus im Haus haben sich die Bauherren zeitgemäßen Wärmeschutz unters historische Dach geholt und eine Lösung zur Bewahrung der denkmalgeschützten Gebäudehülle gefunden.“

 

Dachdecker als Einblasspezialisten

Das Einbringen der Einblasdämmung „Fillrock RG“ übernahm das Team der Rietbrock Bedachungen GmbH. Die Dachdecker sind autorisierte und zertifizierte Spezialisten für die Rockwool-Steinwoll-Einblasdämmung. „Wir sind seit drei Jahren für die Arbeit mit dem „Fillrock RG“-Einblasdämmstoff qualifiziert. Die Schulung haben wir im Rockwool-Schulungszentrum in Flechtingen (Sachsen-Anhalt) gemacht“, erklärt Sven Rietbrock, Dachdeckermeister und Geschäftsführer von Rietbrock Bedachungen. Die Dachdecker führen sowohl Dämmarbeiten mit Steinwoll-, als auch mit Zellulose- und Holzfaser-Einblasdämmstoff durch. Dabei arbeiten sie  mit einer Druckluft-Einblasmaschine von X-Floc. Mit der Maschine füllten sie bei dem Haus in Lienen insgesamt 3800 kg „Fillrock RG“ in den 16 cm breiten Hohlraum des Holzständerwerks im Erdgeschoss und in die 24 cm tiefe Dämmebene unter das Dach. Für das Einblasen der Dämmung bohrten die Handwerker 12 cm große Löcher im Abstand von 180 cm in die OSB-Platten. Durch die Löcher füllten sie mit einem flexiblen Schlauch den Dämmstoff ein. Nach Einbringen der Dämmung klebten sie die Löcher luftdicht ab. Für die Verarbeitung des Granulats im Bereich der Decken stand den Handwerkern ein spezieller Aufsatz für den Schlauch zur Verfügung. Der Aufsatz ermöglicht es, das Granulat auch über Kopf, quasi gegen die Schwerkraft, einzublasen.

 

Das ganze Haus in zwei Tagen gedämmt

Ein großer Vorteil der Einblasdämmtechnik: Innerhalb von nur zwei Tagen konnten die kompletten Decken und Wände des Hauses gedämmt werden. Die mit Hochdruck eingeblasenen Flocken aus Steinwolle verkrallen sich beim Einblasvorgang ineinander. Sie werden durch den hohen Luftdruck beim Einfüllen verdichtet und so in den Gefachen der Holzständerwand quasi zu einer „Dämmplatte“ gepresst. „Wenn man die äußere Wand wegnehmen würde, dann würde der Dämmstoff stehen bleiben und nicht herausfallen“, erklärt Sven Rietbrock. Ein späteres Zusammensacken der Dämmung und das Entstehen von „Luftlöchern“ in der Konstruktion ist bei fachgerechter Einbringung nahezu ausgeschlossen. Mit einer Wärmeleitfähigkeit von 0,038 W/mK reduziert die Einblasdämmung von Rockwool bereits bei einer Dämmdicke von 16 cm den Energiebedarf eines Hauses enorm. Das Einblasdämmsystem ist nach Baustoffklasse A1 klassifiziert, also nichtbrennbar.

Autor

 

Sascha Karallus ist Produktmanager Hochbau bei der Deutschen Rockwool GmbH & Co. KG in Gladbeck.

Bautafel (Auswahl)

 

Projekt Sanierung eines Fachwerkhauses in Lienen, Einbau einer Holzrahmenkonstruktion, nachträgliche Dämmung mit „Fillrock RG“-Einblasdämmstoff

Bauherren Eleonore Koop / Christian Siebenkittel, 49536 Lienen-Kattenvenne

Einblasdämmung H. Rietbrock GmbH Bedachungen & Gerüstbau, 49525 Lengerich, www.rietbrock-bedachungen.de

Technische Beratung Deutsche Rockwool GmbH & Co. KG, 45966 Gladbeck, www.rockwool.de

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