Dachsanierung statt Rückbau
Neue Dachabdichtung und Dämmung für das Flachdach eines Einkaufszentrums in Bredstedt
Seit 2017 stand der ehemalige Sky-Markt in Bredstedt leer, bis 2020 ein Investor das Gebäude kaufte, um es zu sanieren und anschließend neu zu eröffnen. Bei der Dachsanierung des Einkaufsmarkts fiel die Wahl auf eine Sanierungsdachbahn, die auf dem bestehenden Dachaufbau verlegt wurde.
In das Gebäude des ehemaligen Sky-Supermarkts in Bredstedt zieht neues Leben ein: Nach langem Leerstand erwarb die Hamburger May & Co. Holding GmbH als Investor 2020 das Gebäude und das dazugehörige Grundstück, um es zu revitalisieren. Als neue Untermieter für das Einkaufszentrum konnten mehrere Handelsketten gewonnen werden, unter anderem Rewe, Rossmann, Woolworth und Ernsting’s. 2023 begannen die Sanierungsmaßnahmen am Gebäude. Im Juli 2024 wurde die Wiedereröffnung des Marktes gefeiert.
Bestehende Dachbahnen waren funktionstüchtig
Das Einkaufszentrum in Bredstedt erstreckt sich über eine Fläche von 5000 m² und verfügt über ein dementsprechend großes Flachdach. Eine Leichtbaukonstruktion aus Stahltrapezprofilblechen bildet die Basis des Dachaufbaus. Diese Konstruktion hatte man ursprünglich teils mit Styropor- und teils mit Steinwolldämmstoff in einer Höhe von 12 cm gedämmt. Die bestehenden, mechanisch befestigten Kunststoffabdichtungsbahnen auf dem Dach waren noch dicht. Die bei verschiedenen Dachöffnungen entnommenen Proben wiesen keine Feuchtigkeit auf. Das alte Dachschichtenpaket war, auch dank der mechanischen Befestigung, nach wie vor stabil. Daher entschied sich der Bauherr, den bestehenden Dachaufbau nicht abzureißen, sondern zu ertüchtigen. Der Rückbau des alten Dachschichtenpaketes hätte nur Mehraufwand und höhere Kosten verursacht. Vielmehr bot es sich an, das alte Dachschichtenpaket weiter zu nutzen und an die Erfordernisse des aktuellen GEG (Gebäudeenergiegesetzes) anzupassen – mit einer nachhaltigen, langzeitbeständigen Abdichtung.
Links ist die Kunststoffdachbahn des alten Dachaufbaus zu sehen, in der Mitte die neu verlegte Mineralwolldämmung, rechts die neue Abdichtung aus „Wolfin M“-Bahnen
Foto: BMI
Maurice Witt, Projektleiter des Bauherrn, der May & Co. Holding GmbH, Planer Manfred Dobbertin und Dachdeckermeister Timo Albertsen, Inhaber der mit der Sanierung beauftragten Dachdeckerei Franzen aus Husum, entschieden sich bei der Ertüchtigung des Daches für die Sanierungsbahn „Wolfin M“. Die homogene Kunststoffdach- und -dichtungsbahn ist mittig durch ein Glasgitter verstärkt, bitumenbeständig und zeichnet sich durch eine hohe Diffusionsfähigkeit aus. Sie ist frei von toxischen Schwermetallen und Flammschutzmitteln sowie quell- und heißluftschweißbar.
Vorhandene Dämmung überdämmt
Gemeinsam mit vier Mitarbeitern aus seinem Betrieb machte sich Dachdeckermeister Timo Albertsen an die Arbeit. Da die alten Dachschichten des Flachdachs trocken waren, musste die Bestandsabdichtung nicht perforiert, sondern nur zur Entspannung des Materials in regelmäßigen Abständen eingeschlitzt werden. Die vorhandene Dämmung wurde durch eine zusätzliche Dämmschicht (30 mm Mineralwolldämmung) ergänzt, um die erforderlichen Dämmwerte zu erreichen. Eine Dachneigung von 2° war schon durch die Binderkonstruktion des Daches vorgegeben, so dass keine Gefälledämmung einzusetzen war. Die Entwässerung des Flachdachs erfolgt über traufseitige Dachrinnen.
Verlegen und Verschweißen der Dachbahnen
Die Dachbahn „Wolfin M“ in einer Dicke von 2 mm wurde lose auf dem Dach ausgerollt, ausgerichtet und im Überlappungsbereich mit „Drill-Tec“-Schrauben mechanisch im Untergrund befestigt
Foto: BMI
Als neue Abdichtungslage wurden die Dachbahnen „Wolfin M“ in schwarz in einer Dicke von 2 mm zunächst lose auf dem Dach ausgerollt, ausgerichtet und im Überlappungsbereich mit „Drill-Tec“-Schrauben mechanisch im Untergrund befestigt. Dabei muss der Rand des Befestigungstellers wegen des homogenen Bahnrands einen Abstand von mindestens 20 mm zur Bahnaußenkante haben. Wegen der nahen Nordseeküste gilt für Bredstedt die Windlastzone 4. Die Berechnung der für die Windsogsicherung erforderlichen Anzahl und Anordnung der Befestigungselemente hatte die BMI-Anwendungstechnik übernommen. Die Längsnähte der Bahnen wurden mit einem Heißluftschweißautomaten verschweißt, die Stöße an den kurzen Seiten der Bahnen (Kopfstöße) mit einem Handschweißgerät.
Die Längsnähte der Bahnen wurden mit einem Heißluftschweißautomaten verschweißt
Foto: BMI
Zahlreiche Dachdurchdringungen erforderten viel händische Abdichtungsarbeit: 12 Lichtkuppeln, 15 Klimageräte, 30 Standardlüfter und 32 Anschlagpunkte galt es in die Abdichtung einzubinden. Die An- und Abschlüsse zur Attika, Traufe und zur neu hochgezogenen Brandwand erleichterten Verbundblechprofile aus verzinktem Stahlblech mit einer homogenen Folienkaschierung aus Wolfin-Bahnen.
Fazit
Seit seiner Wiedereröffnung im Juli 2024 schließt das neue Einkaufszentrum im nördlichen Stadtgebiet von Bredstedt eine Versorgungslücke. Die wohnortnahe Versorgung gewinnt nicht zuletzt mit Blick auf den demografischen Wandel und die zunehmend eingeschränkte Mobilität vieler Menschen immer mehr an Bedeutung.
AutorMagnus Posselt ist Zimmerermeister und Systemberater bei BMI Deutschland.
Bautafel (Auswahl)
Objekt Dachsanierung eines Einkaufszentrums in Bredstedt mit 5000 m² Flachdachfläche
Bauherr Maurice Witt, May & Co. Holding GmbH, Hamburg, www.may-co.de
Planung Manfred Dobbertin, Dobbertin Projekt GmbH, Eggebek, www.dobbertin-projekt.de
Ausführung Dachdeckerei Franzen, Inhaber: Dachdeckermeister Timo Albertsen, Husum, www.franzen-dachdeckerei.de
