Dach mit sechs Dächern - Villenlandschaft in Welschbillig mit Kunststoffdachbahnen

Als Dachdeckermeister Georg Bouteau zu seinem nächsten möglichen Auftraggeber fuhr, staunte er: Am Rande der Ortsbebauung erhob sich vor ihm ein Haus, das mit einem mehr als außergewöhnlichen Dach überraschte. Unterschiedliche Dachformen und Materialien sollten bei der Sanierung vereint werden.

Dachdeckermeister Georg Bouteau kommt aus Fell bei Trier und kennt die Gegend ganz gut. Aber so eine Dachlandschaft hätte er nicht in einem der Ortsteile der Gemeinde Welschbillig erwartet. Neben vielen geneigten Dachflächen umfasst die „Villendachlandschaft“ gerundete, fast kegelförmige Bereiche, eine markante Gaube sowie einen Turm mit Kegeldach.

Der Bauherr, selbst jahrzehntelang selbstständiger Handwerker, hatte Bouteau gerufen, weil sein Dach an einigen Stellen undicht war. Schnell stellte sich heraus, dass es mit einer einfachen Reparatur nicht getan war. Deshalb schmiedete man gemeinsam Pläne zur kompletten Sanierung des Daches und der Dachabdichtung. Die Aufgabe der Sanierung war, den vorhandenen Materialmix aus Schiefer auf dem Turmdach und Bitumenschindeln auf den übrigen Dachflächen zu erneuern.

Dach- und Dichtungsbahn aus Kunststoff

Als Alternative zu dem bisherigen Abdichtungsmaterial schlug Georg Bouteau eine Dach- und Dichtungsbahn aus Kunststoff vor. Mit dieser konnte nicht nur die ansprechende Kontur der unterschiedlichen Dächer nachgezeichnet werden, sondern auch fast unmittelbar auf dem vorhandenen Dachaufbau gearbeitet werden. Weitere Option der Kunststoffdachbahn: nachträglich aufgebrachte Strukturprofile sorgen für eine besondere optische Akzentuierung des Daches. Um auch farblich mit dem auf dem Turmdach verwendeten Schiefer zu harmonieren, entschied sich der Bauherr für die Dach- und Dichtungsbahn in der Farbe schiefergrau. Zunächst mussten die vorhandene Abdichtung aus Bitumenschindeln und eine Vordeckung entfernt werden. Im Anschluss verlegten die Mitarbeiter von Bouteau eine Bitumenbahn G 200

direkt auf die formgebende Holzschalung. Für den fachgerechten Aufbau und die notwendige Lagesicherung des kompletten Dachaufbaus mussten die Bahnen genagelt werden. Das stellte sich in einigen Bereichen des Daches als schwierig und zeitaufwendig heraus. Denn die Schalung in den gerundeten Segmenten wurde seinerzeit aus einzelnen Holzlatten erstellt. Sowohl um die Krümmung zu erreichen als auch durch die nachträgliche Trocknung des Holzes entstanden hier relativ große Fugen zwischen den einzelnen Latten. Damit sich die Köpfe der Nägel nicht später an der endgültigen Dachhaut abzeichnen, erfolgte die Nagelung von Hand und wurde anschließend nochmals kontrolliert.

Zur Abdichtung der insgesamt 605 m² großen Dachfläche, die insgesamt sechs unterschiedliche Neigungen aufweist, setzten Georg Bouteau und seine Fachkräfte die Dach- und Dichtungsbahn „Evalon VSK“ von Alwitra ein. Die Bahn verbindet alle bekannten Eigenschaften und Vorteile der Dach- und Dichtungsbahn „Evalon“ mit der zusätzlichen Möglichkeit der vollflächigen Verklebung. Die Dach- und Dichtungsbahn ist sowohl für den Neubau als auch für die Sanierung einsetzbar. Unterseitig ist die homogene Dichtschicht der Bahn mit einem Polyestervlies kaschiert, das nach der Verlegung als Entspannungszone (Dampfdruckentspannung, Bewegungsausgleich, etc.) wirkt. Die Beschichtung aus einem synthetischen Klebecompound wird mit einer Schutzfolie abgedeckt auf die Baustelle geliefert. Darüber hinaus ist die Dachbahn mit einem einseitigen Schweißrand für die fachgerechte Fügung der Bahnen untereinander mittels Heißluft oder Quellschweißmittel ausgestattet.

Durch die unterseitige Selbstklebeschicht ist die Verlegung zeitsparend und sauber auszuführen. Davon konnten sich die Handwerker auf der Baustelle überzeugen.

Handwerkliche Umsetzung

Für die Abdichtung der verschiedenen Dachflächen der Villa im Kreis Trier-Saarburg war aus Sicht von Bouteau die vliesverstärkte und mit unterseitiger Selbstklebeschicht ausgestattete „Evalon VSK“ genau die richtige Wahl. Um eine zuverlässige, dauerhafte und vollflächige Haftvermittlung mit dem Untergrund zu erreichen, erhielt die Bitumenbahnoberfläche einen Voranstrich/Haftgrund („Evalon“-Systemkomponente). Anschließend konnte mit der Verlegung und Verklebung der Kunststoffdachbahn begonnen werden. Zunächst längten die Dachdecker die jeweiligen Bahnen auf die passende Länge ab, um ein möglichst homogenes, kopfstoßfreies Verlegebild zu erzielen. Anschließend rollten sie die Bahn von First in Richtung Traufe ab und lösten die werkseitig aufgebrachte Schutzfolie. Mit dynamischen Bewegungen wurde die Bahn vom First in Richtung Traufe auf dem Untergrund mit einem Besen festgestrichen. Dabei sorgten die Dachhandwerker dafür, dass die Bahn ausreichend straff gespannt war, um Falten oder Wellen zu vermeiden. Die Fügung der sich überlappenden Bahnennähte erfolgte mit Heißluft.

Im Bereich der kegelrunden Dachfläche längten die Dachhandwerker die Bahnen nicht nur ab sondern schnitten sie zusätzlich keilförmig zu. Dadurch konnte die Kegelform sauber aufgenommen werden. Um bei der späteren Fixierung der Strukturprofile ein einheitliches Bild zu erzielen, orientierten sich die Dachdecker bei der Lage der Dachbahnensegmente am Fuß des Kegels an den bereits auf der sich anschließenden Dachfläche verlegten Bahnen. An den Traufen sowie an aufgehenden Bauteilen wie Schornsteinköpfen oder dem Turm sorgen passend gekantete Verbundbleche für einen fachgerechten Ab- beziehungsweise Anschluss.

Rinnen und Fallrohre aus Kupfer

Die Entwässerung der Dachflächen erfolgt über vorgehängte Rinnen, die ebenfalls erneuert wurden. Hier kamen passend zum edlen Ambiente der Dachdeckung aus Kunststoffdachbahn und Schiefer Rinnen und Fallrohre aus Kupfer zum Einsatz. Zur Aufnahme der Rinneisen wurde die Schalung an den entsprechenden Stellen eingefräst. „So kommt es nicht zu Dellen oder Wellen, wenn später das gekantete Verbundblech als Rinneneinlauf darüber verlegt wird“, erklärt Georg Bouteau. Alle Dachränder, an denen keine Rinnen vorgehängt wurden, erhielten eine Verblendung aus Schiefer. Oberseitig schließt die Dachabdichtung mit einem farblich abgestimmten Dachrandprofil der Serie TA von Alwitra ab. Vorhandene Dreiecks-Lüfter bauten die Dachhandwerker aus Evalon-Verbundblechen nach, um sie harmonisch in das Gesamtbild zu integrieren. Damit keine Feuchtigkeit durch das Lochblech der Lüfter ins Dach eindringen kann, ließen die Dachdecker die Entlüftungsrohre über der Schalung herausstehen und schlossen sie zusätzlich fachgerecht an die Dachabdichtung an. Die unüblich großen Lüfter verdecken die Rohre, sodass von außen dieser Anschluss nicht mehr zu erkennen ist. Neben dem Turmdach erhielten auch die beiden Schornsteinköpfe sowie eine neu erstellte Zwischenwand eine neue Deckung aus Schiefer.

Weitere Kupferarbeiten

Zusätzlich mussten, aufgrund der zu erwartenden Schneefälle, auch entsprechende Schneefanggitter montiert werden. Diese fixierten die Dachdecker durch die bereits verlegte Dachabdichtung hindurch. Anschließend verschweißten sie zunächst einen kleineren Streifen „Evalon“ als Kantenschutz über dem Halter. Ein zweites, größeres Stück Dachbahn sorgt dann für den dauerhaften wasserdichten Anschluss an die Flächenbahn.

Üblicherweise sind die Abschlussleisten an aufgehenden Bauteilen aus Aluminium. Hier wünschte sich der Bauherr passend zur den kupfernen Dachrinnen, Schneefanggittern, Schornsteinhauben und der Turmspitze ebenfalls Kupfer. Deshalb lies Georg Bouteau spezielle Abdeckbleche zuschneiden und kanten, die er dann über die Aluminiumabschlussleisten verlegte.

Nach und nach fixierten die Dachdecker auf den fertiggestellten Dachflächen dann auch die farblichen passenden Evalon-Strukturprofile. Idealerweise werden diese im Überlappungsbereich der Dachbahnen verlegt, wodurch man einen regelmäßigen Abstand der Profile erhält und die Bahnennähte optisch kaschiert werden.

Funktion und Ästhetik

Mit der gut sechswöchigen Sanierung erhielt die außergewöhnliche Dachlandschaft der Villa nicht nur eine neue, fachtechnisch einwandfreie Abdichtung, sondern auch eine optisch markante und individuelle Note. Die Kombination aus Schiefer, Kupfer, Kunststoffdachbahn und Strukturprofilen unterstreicht den einprägsamen Charakter des Daches.

Autor
Sven-Erik Tornow ist Geschäftsführer der Agentur Flüstertüte in Köln und betreut Alwitra bei der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit.

Bautafel (Auswahl)

Projekt Sanierung einer „Dachlandschaft“ in

54298 Welschbillig bei Trier

Dachhandwerker Bouteau Dachdeckermeister GmbH, 54341 Fell,  www.mein-flachdach.com /

www.mein-dach.com,

Produkte      

Dachbahn „Evalon VSK“ von Alwitra, weitere Systemkomponenten, www.alwitra.de

Schiefer Theis-Böger Schiefer, 55626 Bundenbach, www.theis-boeger.de

„Das Dach ist dicht“

Die Sanierung einer Villa bei Trier mit einer außergewöhnlichen und vielseitigen Dachfläche samt Kegeldächer war eine Herausforderung, aber auch eine schöne Bauaufgabe. Wir sprachen darüber mit Georg Bouteau, dem ausführenden Dachdeckermeister.

Interview: Rüdiger Sinn

dach+holzbau: Herr Bouteau, die Villa in Welschbillig war ja ein besonderes Sanierungsobjekt. Wie sind Sie überhaupt an den Auftrag gekommen?

Georg Bouteau: Wir hatten einige Zeit davor ein anderes Sanierungsobjekt an der luxemburgischen Grenze. Ein altes Haus aus dem 18. Jahrhundert mit einer Reeteindeckung. Hier wurde eine komplette Sanierung des Daches mit Schiefereindeckung vorgenommen. Ein älterer Herr – der spätere Auftraggeber – fuhr einige Male am Haus vorbei und. Er war wohl von der Ausführung der Arbeiten angetan. Jedenfalls fragte er mich nach einem Angebot, sechs andere Dachdecker hatten ihm zuvor abgesagt. Das war für mich genug Ansporn, das Projekt anzugehen.

Auf dem Dach war eine cirka 30 Jahre alte Bitumendeckung aus Schindeln. Wäre es möglich gewesen, die zu erhalten?

Eine solche Sanierung wäre nicht sinnvoll gewesen, denn es gab schon jahrelang Probleme mit dem Dach, beziehungsweise mit einer Stelle, wo Wasser ins Haus drang. Die Dachneigung ist dort mit fünf Grad sehr gering. Bevor wir uns allerdings auf die Evalon-Bahn festlegten, haben wir noch eine Zinkdeckung abgewogen. Allerdings hatte der Bauherr kurz vorher einen Hagelschaden auf einer Zinkblecheindeckung gesehen und dann davon Abstand genommen.

Wie konnten Sie den Bauherr überzeugen, eine Kunststoffbahn zu nehmen?

Neben den eigenen guten Erfahrungen mit dem Produkt, die ich ihm bestätigen konnte, habe ich ihm ein Referenzobjekt gezeigt, das wir kurz vorher fertig gestellt hatten – das Dach einer Bank in Kordel.

Anfangs war er nämlich skeptisch, hat dann aber Vertrauen in das Material, in uns und die Ausführung gewonnen.

Wie sind Sie bei der Sanierung vorgegangen?

Das Dach hat ja viele Teilflächen mit unterschiedlichen Neigungen. Wir haben also Teilfläche für Teilfläche saniert. Zunächst wurde das alte Dach bis auf die Holzschalung zurückgebaut, danach eine G200 besandete Bitumenbahn aufgebracht, mit Haftgrund grundiert und danach die Evalon VSK ausgerollt und aufgebracht. Bei den Kegeldächern schnitten wir die Bahn in Dreiecke, um die Kegelform auszubilden. Der Turm mit dem Kegeldach wurde von uns mit Schiefer gedeckt.

Gab es besonders knifflige Arbeitsschritte?

Auf dem Dach mussten wir viele Durchdringungen, zum Beispiel für Lüfter, berücksichtigen. Da es von Alwitra nur für das Flachdach solche Lüftungsdurchgänge gibt, haben wir uns für einen Eigenbau entschieden. Wir nahmen, um im System zu bleiben, Alwitra-Verbundbleche und kanteten diese als Trapezlüfter. Somit konnten wir eine Dichtigkeit und gleichzeitig eine harmonische Anpassung an die Dachgestaltung gewährleisten.

Wie war denn das Verhältnis zum Bauherrn bei so einer besonderen Bauaufgabe?

Das Verhältnis war von Beginn an sehr gut, der Bauherr ist Schreinermeister und damit mit dem Handwerk und Bauabläufen vertraut. Die Schnittstellen wurden immer gemeinsam besprochen und er war mit der Ausführung sehr zufrieden. Dass er Vertrauen hatte, kann man anhand einer schönen Anekdote sehen. Kurz nach Fertigstellung der Sanierung gab es einen ziemlich heftigen Regenguss – seine Frau ging daraufhin mit Eimern an die Stelle im Haus, wo es zuvor immer reinregnete, da sie Angst hatte, dass Wasser eindringt. Er dagegen ist auf dem Sofa sitzengeblieben und hat nur gemeint: „Hildegard, das Dach ist dicht!“

Herr Bouteau, vielen Dank für das Gespräch!

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