Dachabdichtung für Satelliten-Terminal des Flughafens München

Dachabdichtung mit Kunststoffbahnen und Installation eines Leckageortungssystems

Für die Dachabdichtung eines Satelliten-Terminals des Flughafen München kamen Kunststoffdachbahnen und eine Mineralfaserdämmung zum Einsatz. Im Zentralbereich des Daches installierten die Dachdecker ein System, das Undichtigkeiten im Dachaufbau punktgenau anzeigen kann.

Das Satelliten-Terminal am Flughafen „Franz Josef Strauß“ in München hat keine sichtbare Anbindung zu einem der Hauptterminals. Die Fluggäste werden mit einer flughafeneigenen U-Bahn vom Terminal 2 in einer Minute Fahrzeit zum neuen Terminal transportiert. Mit der Eröffnung dieses so genannten Satelliten-Terminals erhöhte die Flughafengesellschaft die Kapazität des Terminals 2 auf 36 Millionen Passagiere pro Jahr. Im neuen Gebäude gibt es für Fluggäste einen Gastronomie- und Shopping-Bereich und einen Marktplatz, der an den Münchener Viktualienmarkt erinnert. Die Flughafengesellschaft möchte mit dem Terminal im Hinblick auf Energieeffizienz Maßstäbe setzen: Moderne Baustoffe und innovative Heizungs-, Kühlungs- sowie Beleuchtungstechnik reduzieren den Energieverbrauch auf ein Mindestmaß. Ein  Highlight ist die begehbare Klimafassade an den Längsseiten des Terminals. Sie besteht aus einem neu entwickelten Glas, das Tageslicht durchlässt, Sonneneinstrahlung und die damit verbundene Hitze aber durch spezielle Beschichtungen fernhält. 4,5 m breite Gänge trennen das eigentliche Gebäude vom Außenbereich und fungieren so als begehbare Klima-Puffer. Darin befinden sich die Rolltreppen, mit denen die drei Passagierebenen mit den Zugängen zu den Flugzeugen erschlossen werden.

Windlastberechnungen und Details

Bereits 2003 wurde das Terminal 2 eröffnet. Bei der Abdichtung der insgesamt rund 100 000 m² Dachfläche fiel damals die Wahl auf die FPO-Dachabdichtung „Sarnafil“ von Sika. Die Beratung und Betreuung durch Sika war damals für die Architekten und Bauherren des Flughafens ausschlaggebend. Anwendungstechniker unterstützen die Architekten bei der Detailplanung und erstellten Windlastberechnungen und Ausführungsdetails. Sika-Außendienst-Techniker begleiteten die Abdichtungsarbeiten vor Ort. Die Anforderungen an die Dachabdichtung für die etwa 40 000 m² große Dachfläche des neuen Midfield-Terminals waren ebenso hoch. Die Planer entschieden sich für die Dachabdichtung „Sarnafil TS 77-20“. 

Dachbahnen mechanisch befestigt

Der Zentralbereich des Satelliten-Terminals hat ein Dachtragwerk aus sechs Stahlträgern. Darüber verläuft der Towerkranz – eine quadratische Stahlkonstruktion, die an der Massivbaukonstruktion des Towers fixiert ist. Im Durchdringungsbereich ist der Towerkranz horizontal ausgeschnitten. Die Dachflächen sind in diesem Teilbereich komplett verglast, um der Halle ausreichend Tageslicht zuzuführen. Das Stahltrapezblechdach des Towerkranzes wurde durch ein Glattblech geebnet. Die darauf aufgebrachte Bitumendampfsperrbahn und eine Mineralfaserdämmung dienen als Grundlage für die FPO-Kunststoffdachabdichtungsbahn „Sarnafil TS 77-20“. Die Breite der Bahnen ist frei wählbar bis hin zu einer Breite von 2 m. Durch die große Breite der Bahnen reduziert sich die Anzahl der zu verschweißenden Heißluftnähte. Innenliegend haben die Bahnen eine Verstärkung aus Polyestergelege und Glasvlies. „Sarnafil TS 77-20“ eignet sich für mechanisch befestigte Dächer oder unter Dachbegrünungen. Beim Münchener Terminal wurden die Dachbahnen per Heißluft verschweißt und mit „Sarna­bar“-Befestigungsschienen fixiert.

Im Zentralbereich und beim Pier, dem schmalen, langen Teil des Terminals, an dem Flugzeuge auf beiden Seiten parken können, kam der gleiche Dachaufbau zum Einsatz. Der einzige Unterschied ist, dass hier über den mechanisch befestigten Dachbahnen 50 mm Kiesschüttung zum Einsatz kamen. Im Zentralbereich installierte man zusätzlich das „Sika Roof Control System“, mit dem sich Undichtigkeiten frühzeitig aufspüren lassen.

Leckagen punktgenau bestimmen

„Sika Roof Control“ ist ein System zur punktgenauen Bestimmung von Undichtigkeiten auf Flachdächern. Das kompakte Set beinhaltet das Sika „RCS“-Glasvlies, Kontaktplatten und das „Sarnatape 60“-Klebeband. Für das Kontrollsystem wird ein elektrisch leitfähiges Glasvlies unterhalb der „Sarnafil“-Dachabdichtungsbahn verlegt. Das Vlies wird zur Kontaktsicherung im Überlappungsbereich mit „Sarnatape 60“-Klebeband in regelmäßigen Abständen verklebt. Um Messungen durchführen zu können, werden zwei Kontaktplatten pro 1500 m² Fläche eingebaut. Über den Kontaktplatten werden Kontrollrohre installiert, die den sicheren Zugang zu den Kontaktstellen ermöglichen. Nachdem die Dachabdichtung fertiggestellt ist, prüfen die Fachleute vom Sika-Kooperationspartner International Leak Detection (ILD) die Dichtigkeit. Dazu wird die Dachabdichtung befeuchtet oder die Dichtheit an einem Regentag überprüft.

Erweitert werden kann das „Roof Control“-System um das „Wireless Monitoring“: Zusätzliche Sensoren in der Wärmedämmung übertragen dabei den Zustand des Dachaufbaus per Funk. Gemessen werden Temperatur und relative Feuchtigkeit innerhalb und außerhalb der Dämmschicht. Überhöhte Werte deuten auf Undichtigkeiten hin, dann schlägt das System Alarm. Ist also Wasser in den Dachaufbau eingedrungen, wird das durch das kabellose Überwachungssystem frühzeitig erkannt. Anschließend kann die undichte Stelle über das „Roof Control System“ punktgenau ermittelt und gezielt überarbeitet werden. Auch bei stabiler Entwicklung informiert ein Messprotokoll nach Ablauf eines Jahres über den aktuellen Zustand des Dachaufbaus.

Nach der Fertigstellung des Satelliten-Terminals folgte 2016 die Eröffnung. Das erste Flugzeug startete vom neuen Terminal aus dann in Richtung Rom.

Autor

Thomas Kison ist Leiter des Marktfeldmanagements Roofing bei der Sika Deutschland GmbH in Stuttgart.

Bautafel (Auswahl)

 

Objekt Dachabdichtung des Midfield-Satelliten-Terminals des Flughafens München

Bauherr Flughafen München GmbH + Deutsche Lufthansa AG vertreten durch die Terminal 2 Gesellschaft mbH & Co. oHG, 85356 München

Architekten und Generalplaner Koch+Partner Architekten und Stadtplaner, 81675 München,

www.kochundpartner.de

Dachdecker Gebrüder Schneller GmbH & Co. KG, 97076 Würzburg, www.schneller-dach.de

 

Herstellerindex (Auswahl)

Dachbahnen und Leckageortungssystem Sika Deutschland GmbH, 70439 Stuttgart, www.sika.de

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