Buntes Bauwerk, grünes Dach
Der Neubau der Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt (BSU) ist das größte Hochhausprojekt auf der Internationalen Bauausstellung in Hamburg. Sämtliche Gebäudeteile haben eine wellenförmige, abgerundete Geometrie, an die der gesamte Dachaufbau angepasst werden musste.
Wie lässt sich die Zukunft der Städte im 21. Jahrhundert gestalten? Dies war die zentrale Frage der Internationalen Bauausstellung IBA 2013 in Hamburg, die unterschiedliche Projekte und Beiträge zu den zeitgenössischen Aufgaben der Stadtentwicklung zeigt. Umgesetzt wurden die mehr als 60 baulichen, sozialen und kulturellen Projekte auf dem insgesamt 35 km³ großen IBA-Projektgebiet auf der Hamburger Elbinsel Wilhelmsburg, in Veddel sowie im Harburger Binnenhafen. Ziel des Projekts: Der Beweis, dass eine Metropole im 21. Jahrhundert ökologisch und sozial ausbalanciert wachsen kann und so zu einem Vorbild für die nachhaltige und zukunftsorientierte Stadtentwicklung wird.
Farbenfrohe Fassade mit 30 000 Keramikelementen
Der Neubau der Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt Hamburg (BSU) ist dabei das größte Hochbauprojekt der IBA und übernimmt die städtebauliche Führungsrolle im neuen Quartier. Als erste Behörde folgte die BSU dem längst beschlossenen Rahmenkonzept „Sprung über die Elbe“ und bezog im Juli 2013 eines der modernsten Gebäude Hamburgs auf der Elbinsel Wilhelmsburg. Dieses Konzept erlaubt das Wachstum des Stadtstaats auf zentral gelegenen Flächen. Je vier Gebäude schlängeln sich auf fast 200 m Länge, ausgehend vom 54 m hohen, zentralen 13-geschossigen Eingangshochhaus, über zwei Flügel nach Norden und Westen. Ein unverwechselbares Highlight ist die – für die Berliner Architekten Sauerbruch Hutton charakteristische – farbenfrohe Fassadengestaltung des Turms und der beiden jeweils fünfgeschossigen Gebäudeflügel mit etwa 30 000 Keramik-
elementen in 20 Farbtönen. Besonders ist auch das ehrgeizige Konzept der Ressourceneinsparung und das Energiekonzept, um ein Zertifikat der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGBN) zu erlangen. Zum Heizen und Kühlen des Gebäudes wird Erdwärme genutzt – insgesamt 834 Geothermiepfähle kommen zum Einsatz – und die Gebäudehülle erhält eine beeindruckende Dämmung. Das Gebäude erhielt bereits ein Vorzertifikat in Gold.
Sichere Dachabdichtung trotz außergewöhnlicher Dachgeometrie
Neben einer unverwechselbaren Fassade trägt auch das Dach zum außergewöhnlichen Gebäudekonzept bei: Sämtliche Gebäudeteile haben eine wellenförmige, abgerundetr Geometrie, an die der gesamte Dachaufbau angepasst werden musste.
Als Dachkonstruktion über den vorhandenen Betontragschalen wurde ein vollständig verklebter Dachaufbau mit extensiver Dachbegrünung gewählt. Bis zu 350 mm Steinwolle schützen das Gebäude vor dem Verlust von Heizwärme. Nach der Verlegung der Dampfsperre aus Bitumen folgten zunächst zwei Lagen Durock 037-Dämmplatten von Rockwool. Die erste Lage besteht aus 100 mm, die zweite Lage aus 120 mm dicken Dämmplatten. Sie bilden die Grunddämmung für den weiteren Dachaufbau. Verlegt wurde das Gefälledachsystem Georock 037 mit einem Gefälle von zwei Prozent in Richtung der Atrien in der Mitte der Dachfelder.
Sichere Haftung zwischen Dämmung und Dachbahn
Ganz obenauf liegen die 50 mm dicken Bondrock MV-Platten von Rockwool. Ebenfalls druckbelastbar und nicht brennbar wie die unteren Dämmlagen, verfügen sie zusätzlich über eine oberseitige Mineralvlieskaschierung. Diese unterstützt als Haftbrücke die Verklebung der Dichtungsbahnen und garantiert zugleich eine sehr ebene und glatte Oberfläche. Durch die Kaschierung besitzen die Platten optimale Hafteigenschaften. Die auf ihnen verlegte und kalt verklebte Kunststoffabdichtungsbahn Sarnafil TG 76-18 Felt geht schon nach wenigen Minuten einen sicheren Verbund mit den Bondrock-Platten ein. Es müssen lediglich noch die Überlappungen der einzelnen Dachbahnen miteinander verschweißt werden, dann ist das Dach witterungsfest.
Die Kunststoffdachabdichtungsbahn Sarnafil TG 76-18 Felt der Sika Deutschland GmbH eignet sich im verklebten Aufbau auch für Dächer mit Kiesauflast und Begrünung, da sie entsprechend dem FLL-Verfahren resistent gegen Wurzeln und Rhizome ist. Die weichmacherfreie, recycelbare und langlebige Dachabdichtung brachte Pluspunkte bei der Bewertung, die zur DGNB-Vorzertifizierung des Bauwerks in Gold beitrugen.
Die Abdichtungsbahn besteht aus einer innenliegenden Einlage aus Glasvlies sowie einer unterseitigen Vlieskaschierung, die als Haftbrücke und Ausgleichslage für die flächige Verklebung dient. Verklebt wurde der gesamte Dachaufbau mit dem Klebstoff Sikaplan C 300, einzelne Teilbereiche wurden aufgrund der Gebäudehöhe mit Sarnafil TS 77-18 im Sarnabar-Befestigungssystem mechanisch befestigt und im Anschluss daran extensiv begrünt. Auch diese Dachabdichtung erfüllt die hohen Anforderungen der Forschungsgesellschaft Landschaftsentwicklung Landschaftsbau e.V. (FLL).
Weitere Abdichtungsleistungen
Neben der klassischen Dachabdichtung kamen die Produkte von Sika auch für die Dichtigkeit weiterer Gebäudeteile zum Einsatz: So galt es unter anderem einen 5 m hohen Hügel mit einem Radius von 10 m auf einer Betonfläche abzudichten. Er bildet im Foyer eine Kuppel über einem riesigen Modell der Stadt Hamburg. Auch dieses gestalterische Element wurde anschließend begrünt.
Die auf dem Dach verwendete Kunststoffdachabdichtungsbahn Sarnafil TG 76-18 Felt kam auch bei der über 5000 m2 großen Tiefgaragendecke zum Einsatz, auf der sich nun weitere grüne Parkflächen befinden. Dieser zweite Abschnitt wurde in Teilbereichen abgeschottet, mit Sarnafil Kontrollrohren versehen und anschließend intensiv begrünt. Dazu pflanzte man Bäume, unter anderem in einem 1 m tiefen Pflanzbecken, mit einem 9,9 cm permanenten Wasseranstau. Diese nasse Herausforderung machte eine absolut zuverlässige Dachabdichtung erforderlich.
Zu guter Letzt mussten noch die Außentreppenanlagen am Gebäude abgedichtet werden. Hierfür verwendete man allerdings Flüssigkunststoff, das System SikaRoof MTC 18. Es ist besonders schnell regenfest und kann durch geringe Trocknungszeiten zwischen den einzelnen Schichten schnell und auch bei schlechter Witterung gut verarbeitet werden. Vorrangiger Grund für den systemgerechten Einsatz des hochwertigen Flüssigkunststoffs waren die schwierigen Anschluss- und Detailsituationen der Treppen. Der Vorteil: Der Übergang zwischen der Dachabdichtungsbahn und dem Flüssigkunststoff wurde mit den Produkten eines einzigen Herstellers ausgeführt. So kann jeder Garantieausschluss aus dem umfangreichen Garantiepaket des Herstellers vermieden werden.
AutorenDipl.-Ingenieur Hans-Joachim Ottengraf ist Regionalleiter (Technik und Verkauf Roofing) der Region Nord bei der Sika Deutschland GmbH. Dipl.-Ingenieur Andreas Gebing ist Produktmanager für Flachdach & Metalldach bei Rockwool.Der Dachaufbau musste an die wellenförmige, gerundete Geometrie angepasst werden
Die Dämmung geht mit der Dachbahn einen sicheren Verbund ein
Bautafel (Auswahl)
Objekt Neubau der Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt (BSU) in Hamburg-Wilhelmsburg
Bauherr Sprinkenhof AG,
20095 Hamburg
Architekt Sauerbruch Hutton Generalplanungsgesellschaft, 10557 Berlin
Generalplaner Obermeyer Planen + Beraten GmbH, 20459 Hamburg
Hersteller Dachabdichtung Sika Deutschland GmbH, 70439 Stuttgart
Ausführungsarbeiten Dämmung+Dach Werder Bedachungen GmbH, 02794 Leutersdorf
Ausführungsarbeiten Parkflächen Carstens Bedachungsgeschäft GmbH, 27356 Rotenburg/Wümme