Rückblick auf die Sommeredition der Messe Dach und Holz 2022 in Köln
Die Messe Dach+Holz fiel dieses Jahr zwar kleiner aus als sonst, bot aber dennoch ein umfangreiches Angebot an Ausstellern und ein interessantes Rahmenprogramm. Wir haben die Messe besucht, mit Ausstellern und Besuchern gesprochen und neue Produkte für Dachdecker und Zimmerer entdeckt.
Rund 20 000 Besucher aus über 50 Ländern kamen vom 5.-8. Juli zur Messe Dach+Holz nach Köln. In drei Messehallen und im Freigelände zeigten 342 Aussteller ihre Produkte. Damit fiel die Messe deutlich kleiner aus als noch vor zwei Jahren in Stuttgart – dort waren es 607 Aussteller in sechs Messehallen und die Messe wurde von rund 52 000 Menschen besucht (hier erfahren Sie mehr zur Dach+Holz 2020). Vor vier Jahren in Köln zählte man ebenfalls mehr Aussteller und mehr als doppelt so viele Besucher (45 000) als in diesem Jahr. Die Fachmesse für das Dachdecker-, Zimmerer- und Spenglerhandwerk war in diesem Jahr zwar überschaubarer als in den Vorjahren – dafür bot sie aber die Möglichkeit für intensivere Gespräche mit wenig Zeitdruck.
Ursprünglich sollte die Messe schon im Februar 2022 stattfinden, wurde aber bereits Ende letzten Jahres in den Juli verschoben. Die Corona-Pandemie und „unkalkulierbare Rahmenbedingungen für die Durchführung von Messen seitens der Politik“ nannte die Gesellschaft für Handwerksmessen (GHM), Veranstalterin der Messe, als Gründe für die Verschiebung. So fand die Messe dieses Jahr mitten im Sommer und nicht wie sonst zu Beginn des Jahres statt. Wie wurde die „Sommeredition“ der Messe von Ausstellern bewertet und von Besuchern angenommen? Das wollten wir genauer wissen und haben mit Messeteilnehmern gesprochen. Außerdem haben wir auf der Messe Ausschau nach Produktneuheiten gehalten.
Neue Produkte kennenlernen und vergleichen
„Die Messe war zwar etwas weniger stark besucht als sonst, aber dennoch war es an der Zeit und wichtig, dass sie jetzt in Köln stattgefunden hat“, sagt Zimmermeister Johannes Schmitz. Der Vorsitzende des Zimmerer- und Holzbauverbands Nordrhein war an allen vier Tagen auf der Messe zu Besuch und sagt: „Wir müssen uns jetzt mit wichtigen Themen wie der Energiewende beschäftigen. Dazu ist es wichtig, neue Produkte, Systeme und Techniken kennenzulernen und zu vergleichen. Die Messe bietet die Möglichkeit dazu.“ Dabei gehe es nicht nur um Photovoltaik- und Solarsysteme, sondern auch um Kräne und andere Nutzfahrzeuge für die Installation. Die aktuelle Entwicklung hin zu Hybrid-Kränen, die mit Elektro- und Benzinmotor oder auch nur mit Elektromotor betrieben werden, findet der Inhaber einer Zimmerei in Kaarst (NRW) gut: „Das finde ich sinnvoll, weil dadurch weniger Lärm und Abgase entstehen. Es kehrt Ruhe ein auf der Baustelle, dadurch kann man besser kommunizieren!“
Autokran mit Akkuantrieb
Kräne und Aufzüge, die mit Elektromotoren und Akkutechnik ausgestattet sind, zeigte die Böcker Maschinenwerke GmbH auf der Messe in Köln. Der Kranhersteller aus Werne präsentierte auf der Messe einen neuen Autokran mit Akkuantrieb: Der „AK 37e“ ist mit einem 230 V-Elektromotor ausgestattet, der dank Akkutechnik an jeder Haushaltssteckdose geladen werden kann. Das neue Modell lässt sich sowohl als Kran als auch als Arbeitsbühne einsetzen. Die hohe Akkukapazität des Krans soll eine lange Nutzung unabhängig von einer Steckdose ermöglichen. Mit seinem 8 kW starken Elektromotor transportiert der Kran bis zu 3000 kg Last in die Höhe und erreicht Ausfahrlängen von bis zu 37 m.
„Mehr Besucher, als ich es erwartet hätte!“
Mit den Besucherzahlen und Gesprächen am eigenen Messestand zeigt sich Oliver Goldau, Leiter Marketing und Kommunikation von Moll Pro Clima, zufrieden: „Es waren mehr Besucher an unserem Messestand, als ich es erwartet hätte. Nach der Messe muss man bewerten, was bei den Gesprächen herausgekommen ist. Positiv ist, dass mehr Zeit für Gespräche blieb“. Für den November diesen Jahres plant Pro Clima gemeinsam mit weiteren Partnern die Dach-Praxis-Kombischulung mit Terminen in vier Städten (siehe https://dach-praxis.de). Dabei geht es um die energetische Dachsanierung von außen. Oliver Goldau hofft, dass die Schulungen vor Ort stattfinden können, vorsichtshalber wurde aber schon ein zusätzlicher Online-Termin eingeplant.
Praxisvorführungen stark nachgefragt
Aufgrund der etwas kleineren Messe in diesem Jahr sei der Zeitdruck bei den Besuchern weniger groß ge-wesen, sodass mehr Zeit für fachliche und qualitativ hochwertige Gespräche war, sagt Patrick Börder, Leiter des Marketings bei Alwitra. Praxisvorführungen erfreuten sich auf der Messe großer Beliebtheit, etwa bei Steico in Halle 7. „Der absolute Renner auf unserem Stand war die Aktionsfläche mit Demonstrationen rund um die Holzfaserdämmung, die wir erstmalig präsentiert haben. Es war ein riesiger Pulk an Interessierten, die unsere Handwerker bei den Vorführungen intensiv befragt haben“, sagt Günter Hartmann vom Steico-Marketing, „mit einem solchen Andrang bei den Vorführungen hatten wir nicht gerechnet!“
Die Praxisvorführungen am Stand von Marcrist Diamantwerkzeuge in Halle 8 sorgten ebenfalls für Aufmerksamkeit bei den Besuchern. Vorgestellt wurden neue Trennscheiben für den Zuschnitt von Dachziegeln. Dazu hatte man in einer Kabine zwei Trennschleifer mit unterschiedlichen Trennscheiben aufgebaut, die zeitgleich Schnitte in Dachziegel machten. Einer der Trennschleifer war mit der Trennscheibe „RC850“ von Marcrist ausgestattet, der andere mit der neuen „RC850 Akkumax“-Scheibe. Diese wurde speziell für den Einsatz mit Akkutrennschleifern entwickelt. Mit ihrer dünnen Schnittkante und X-Verzahnung soll sie doppelt so viele Schnitte pro Akkuladung ermöglichen wie Trennscheiben in herkömmlicher Bauart und Schnittbreite, außerdem sollen weniger Staub und Vibrationen beim Schneiden entstehen.
Nachwuchs, Social Media, Digitalisierung und mehr
Im Forum der Messe in Halle 6 gab es Diskussionsrunden und Vorträge zu Themen wie Nachwuchsgewinnung, Social Media, Innovationen, Digitalisierung und der Zukunft des Bauens. Unter dem Titel „Frauen im Handwerk - warum eigentlich nicht?“ waren am zweiten Messetag fünf Dachdeckerinnen im Forum der Messe zu Gast und berichteten über die Herausforderungen auf ihrem Weg in einen überwiegend von Männern ausgeübten Beruf. Mehr über die Diskussionsrunde zum Thema „Frauen im Handwerk“ lesen Sie hier.
Das nächste Mal findet die Messe Dach+Holz in zwei Jahren statt, vom 5. bis 8. März 2024 in Stuttgart.
AutorStephan Thomas ist verantwortlicher Redakteur der Zeitschrift dach+holzbau.