Schadhafte Dachstühle und Dächer
Ausgelöst durch Wind und Wetter (Feuchtigkeit) oder durch pflanzlichen oder tierischen Befall (zum Beispiel Insekten) können Dachstühle Schaden nehmen. Der zweite Teil des Beitrags befasst sich dezidiert mit dem Tier- und Pflanzenbefall sowie der Beseitigung konstruktiver Schäden alter Dachstühle.
Hölzerne Dachstühle sind nicht nur durch pflanzlichen, sondern auch durch tierischen Befall, zumeist durch Insekten und ihre Larven, stark gefährdet. Die Käfer legen ihre Eier in die Holzspalten im Dachstuhl. Daraus schlüpfen die Larven der holzzerstörenden Insekten wie Hausbock-Käfer (Hylotrupes bajulus), Nage- und Pochkäfer (Anobien), Splintholzkäfer und Borkenkäfer. Zudem greifen Holzwespen, Termiten, aber auch Ameisen das – infolge Feuchte in Vermulmung übergehende – Dachholz an und zerstören es derart, dass es schließlich seine Tragfähigkeit verliert.
Ist der Insektenbefall frisch, findet man helles Holzmehl am Fußboden unter den Dachbalken, ist er bereits abgestorben, sieht man zwar noch sichtbare Fraßgänge im Holz und Ausfluglöcher an der Holzoberfläche, aber natürlich kein frisches Holzmehl mehr.
Der Schädlingsbefall findet in der Wachstumsphase statt
Der Befall findet meistens noch während der Wachstumsphase des Baumes statt. Der direkt unter der Rinde sitzende Bast wird von Larven der Anobien und Borkenkäfern befallen. Besonders starker Befall findet sich immer dann, wenn der Baum nach einem Blitzschlag, Waldbrand, Sturm oder nach dem Fällen im Wald liegen bleibt. In diesem Fall vermehren sich solche Schädlinge und ihre Larven sehr rasch und fressen sich in gewundenen Fraßgängen bis in das Splintholz hinein. Das Holz ist jetzt als Bauholz nicht mehr zu gebrauchen. Wird das Holz aber gut ausgetrocknet, verlassen es die Anobien und ihre Larven sterben ab. Die Fraßgänge bleiben gleichwohl sichtbar.
Einteilung in Gefährdungsklassen
Holzbauteile im Dachraum werden nach DIN 68800-3 in die Gefährdungsklassen (GK) 0 bis GK 2 eingeteilt. Für die GK 0 ist kein chemischer Holzschutz, für GK 1 ist ein Holzschutzmittel gegen Insektenbefall (Iv) und für GK 2 ein solches gegen Insekten- und Pilzbefall (Iv und P) erforderlich. Für Sparren und Pfetten beziehungsweise Kehlbalken am geneigten Dach kommt in der Regel die GK 2 zur Anwendung, da Gefahr sowohl für Insekten- als auch für Pilzbefall besteht.
Begasungs- und Heißluftverfahren
Da die benötigten Chemikalien Allergien bei den Bewohnern eines ausgebauten Daches hervorrufen können, hat die Industrie andere Verfahren zur Bekämpfung von holzschädlichen Insekten entwickelt: zum Beispiel das Heißluft- und das Begasungsverfahren. Der gesamte Dachstuhl wird in eine luftdichte Folie gepackt und dann mit heißer Luft auf wenigstens 60° C im Kernbereich der Balken aufgeheizt. Dann ist sichergestellt, dass keine schädlichen Insekten, ihre Larven oder Eier überleben. Das Heißluftverfahren trocknet alle Dachhölzer schnell aus, das Holz kann also reißen. Vorhandene Kunststoffteile wie Elektroschalter und Dosen müssen vor Beginn ausgebaut werden, sie würden sonst schmelzen. Beim Begasungsverfahren wird der Dachstuhl ebenfalls mit einer Plane luftdicht eingepackt und dann mit Insekten abtötenden Gasen befüllt. Die Gasfüllung wird drei bis fünf Tage lang konstant gehalten. Danach sollte kein Insektenbefall mehr vorhanden sein. Inzwischen wurde auch ein Hochfrequenzverfahren entwickelt, das insbesondere bei Baudenkmälern zum Einsatz gelangt. Das Verfahren wirkt auf die H2O-Moleküle in tierischen Holzschädlingen. Sie werden im Bruchteil einer Sekunde abgetötet. Hierbei werden die zu behandelnden Hölzer mit einem Hochfrequenzgenerator im Dachstuhl selbst abgefahren. Die Wirksamkeit geht bis zu einer Tiefe von 50 cm. Dieses Verfahren sollte mit höchsten Sicherheitsvorkehrungen und nur von Anwendern mit weit reichender Erfahrung im Umgang mit Hochfrequenzen durchgeführt werden.
Pilzbefall – ein weites Feld
Bauholz wird unter bestimmten Bedingungen von Pilzen befallen. Nur in vollkommen trockenen und ebenso in wassergesättigten Hölzern finden Pilze keine Lebensbedingungen vor. Erst bei Holzfeuchten ≥ 20 Prozent und Temperaturen zwischen +3° C und +40o C entwickeln sich aus den Pilzsporen Zellfäden, so genannte „Hyphen“, die den gesamten Holzkörper verzweigt durchwachsen. In ihrer Gesamtheit nennt man sie „Mycel“. Lagern sich die Zellfäden zusammen, spricht man von „Strängen“. Am Mycel entstehen die Fruchtkörper als flache, fladenförmige oder konsolenartige Gebilde von unterschiedlicher Form und Farbe. In den Fruchtkörpern entstehen die Sporen, die für die Vermehrung der Pilze sorgen [1, Kapitel 4,2].
Klopfprobe mit dem Zimmermannshammer
Pilze greifen das Holz an, indem sie die Zellulose oder das Lignin oder beides zugleich abbauen. Dabei entstehen Zerfallserscheinungen des Bauholzes: zum einen bei vorzugsweisem Abbau der Zellulose die Braunfäule, wodurch sich das Holz dunkel verfärbt und würfelartig aufreißt (Würfelbruch), zum anderen beim gleichzeitigen Abbau von Lignin und Zellulose die Weißfäule, wodurch das Holz heller und leichter, im Endzustand schwammig wird, das Holz vermulmt beziehungsweise verfault. Faulendes Holz zerfällt schließlich in Mulm. An der Holzoberfläche können bei Beginn einer Weißfäule punkt- beziehungsweise narbenförmige weiße Flecken auftreten.
Durch das Abklopfen mit dem Zimmermannshammer klingt befallenes, schwammiges, faulendes Holz dumpf, die breite Hammerfläche hinterlässt mehrere Millimeter tiefe Eindrücke in der Oberfläche, die Spitze des Hammers aber dringt ohne Kraftaufwand tief in den vermulmten Bereich ein [2]. Von Pilzen, insbesondere vom echten Hausschwamm befallene Hölzer müssen abgebeilt oder ganz abgeschnitten und verbrannt werden. Der Zimmermann wird bis in den scheinbar gesunden Balkenbereich hinein das Holz entfernen, denn die Mycelstränge können sehr lang gewachsen sein.
Beschädigte Traufen auswechseln
Die pflanzlichen Holzschädlinge treten an von Feuchte zerstörten Fußpunkten von Sparren, liegenden Stuhlsäulen und Fußpfetten von Pfettendächern sowie Bindern von Kehlbalkendächern häufig auf. Die Fußpunkte bestehen bei kleineren Kehlbalkendächern aus Versatz und eingezapftem Sparren beziehungsweise Kehlbalken. Die befallenen Hölzer sind abzuschneiden und lassen sich durch schräg nach innen auf Sparren, Stuhlsäulen und Balken genagelte Laschen reparieren. Ist der Traufenfuß zu sehr zerstört, helfen verbolzte Zangen. Manchmal werden auch Stahlschuhe empfohlen, die den Fuß des Sparrens oder der liegenden Stuhlsäule aufnehmen. Dabei entsteht, weil an der Außenseite des Daches liegend, stets Schwitzwasser, das sich zunächst im Eisenschuh sammelt und dann den Sparren erneut vermulmt. Löcher im Schuh, die das Wasser abfließen lassen sollen, sind keine Lösung, denn sie werden das Wasser in die darunter liegenden Holzbalken oder in das Mauerwerk der Traufe einleiten, was diese Bauteile zerstört. Selbst wenn es gelingt, das Kondensat in die Dachrinne einzuführen, werden dennoch auf die Dauer Schäden entstehen, da solche Löcher schnell verschmutzen und dann verstopfen. Kurzum – Hände weg von eisernen Schuhen im Traufenbereich! Besser ist es, wie bereits erwähnt, die abgeschnittenen Sparren beidseitig mit Bohlen anzulaschen und so wieder tragfähig zu machen.
Anschlussverbindungen aus Epoxidharz – das BETA-Verfahren
In den letzten Jahrzehnten brachte die Industrie zur Wiederherstellung zerstörter Holzverbindungen im Traufenbereich das BETA-Verfahren, als reine BETA-Prothese oder in der Ausführung „Holz-an-Holz“ mit entsprechender GFK-Armierung aus glasfaserverstärkten Kunststoffen auf. Der Hersteller hält gleichwertige, erprobte und geprüfte Systeme für zulässig. Dabei wird der Anschlusspunkt Sparren und Dachbalken gänzlich aus Epoxidharz nachgebildet und durch diese Prothese ersetzt. Das Epoxidharz wird dabei flüssig in eine Schalung aus GFK-Kunststoff eingebracht, mit Edelstahl beziehungsweise GFK-Kunststoffen armiert und erstarrt schließlich.
Es hat sich aber bald herausgestellt, dass auch hier das Schwitzwasser in der Fuge zwischen Kunststoffpräparat und altem Sparren- beziehungsweise Dachbalkenholz dazu führen kann, dass das gesunde Holz durch diese Kondensatfeuchte vermulmt, das heißt die neue Reparaturkonstruktion kann zur Zerstörung gesunden alten Holzes führen. Dieses Verfahren muss also unbedingt von erfahrenen Firmen ausgeführt werden. [1]
Gesimse unter Umständen austauschen
Kranzgesimse an den Traufen können aus Holzbrettern oder aus verputzten Backsteinen oder aus Natursteinen bestehen. Ende des 19. Jahrhunderts kamen auch Mischformen häufig vor. Deshalb muss das Steingesims ausgebessert oder gegebenenfalls neu verputzt werden. Das Holzgesims verlangt nach neuen Brettern anstelle der verfaulten. Häufig sind die Profilierungen der Holzgesimse mit Hilfe von auskragenden Schablonen ausgeführt worden. Diese Schablonen gilt es vor der Reparatur sicherzustellen und dort, wo sie fehlen, vom Zimmermann nachbauen zu lassen. Die profilierten Stein- und Putzgesimse muss man mit Reprofilierungsmörtel instandsetzen.
Zu flache Dachneigung gefährdet das Dach
Ein häufiger Fehler bei der Errichtung von Dächern entsteht durch die Wahl einer falschen Dachdeckung. Tondachziegel können nur bei einer Dachneigung ab 18 Grad aufwärts auf einer Unterdeckung eingedeckt werden. Neueste Entwicklungen, zum Beispiel der Dachstein Harzer Pfanne F+ (Braas), lassen eine regensichere Deckung für das flach geneigte Dach mit einer Neigung von 7 Grad zu. Ohne Unterdeckung sind 30 bis 35 Grad Neigung erforderlich. Schieferdeckung ist ab 25 Grad möglich. Nur die Faserzementdachplatten sind auch bei einer Dachneigung von 10 Grad aufwärts als dichte Dachdeckung möglich. Bei Altbauten werden diese Mindestneigungen im Traufenbereich häufig unterschritten, das Dach ist dann nicht dicht.
Algen- und Moosbewuchs führt zu Frostsprengung und zerstört das Dach
Bei zu geringen Dachneigungen bleibt die Dachdeckung lange Zeit feucht und trocknet nur langsam ab. Deshalb wachsen dann auf solchen Deckungen Algen und Moose. Die Bewachsung wiederum hält das Wasser wie ein Schwamm, im Winter friert dann die Oberfläche der Dachdeckungsmaterialien ab, man findet dann zum Beispiel Ziegelscherben in der Dachrinne. Am Ende dieses Vorgangs ist die Dachhaut komplett zerstört. Ein weiteres Zerstörungswerk wird durch die Teildeckung mit Kupfer erreicht. Ummantelt man einen geschädigten Kamin mit Kupfer oder deckt Kupferblech auf den Dachfirst, dann wird das Regenwasser Kupferionen aus der Kupferfläche lösen und diese auf die Dachschräge transportieren. Gerade bei Betondachsteinen, die an und für sich richtig verlegt wurden, wird unterhalb der Kupferfläche der Bewuchs mit Algen und Moosen zerstört. Im kupferfreien Bereich dagegen entsteht eine starke biologische Korrosion. Bei der Errichtung eines Dachstuhls oder bei der Reparatur eines zu flachen Dachstuhls muss also darauf geachtet werden, dass der Dachstuhl die passende Neigung für ein gewähltes Deckungsmaterial erhält und somit die Deckung schadlos tragen kann.
Die Gasfüllung wird drei bis fünf Tage lang konstant gehalten, dann sind die Insekten abgetötet
Hände weg von eisernen Schuhen im Traufenbereich!