Dicht und Ökologisch mit Systemlösung

Beim Aufbau eines Gründaches liegt die Tücke oft im Detail. Die Ausführung des Garagenflachdaches als

extensives Gründach gelang dem Dachdeckerbetrieb bei einer Neubauvilla trotz komplexer Detailausbildungen mit einer passenden Systemlösungen. Dieser Beitrag erklärt die notwendigen Arbeitsschritte.

In Deutschland werden nach aktuellen Angaben der Fachvereinigung Bauwerksbegrünung e.V. (FBB) pro Jahr etwa 8 bis 10 Mio. Quadratmeter Dachfläche neu begrünt, was etwa zehn Prozent der neu errichteten und sanierten Flachdächer entspricht. In vielen Kommunen in Deutschland, vor allem in dicht besiedelten Städten und Ballungsräumen, ist bei Neubauten und Sanierungen von Flachdächern dabei die Ausführung als Gründach obligatorisch – und wird oftmals auch finanziell gefördert. In der bayerischen Landeshauptstadt München regelt das zum Beispiel die „Freiflächengestaltungssatzung“ von 1996, wonach neu errichtete oder sanierte Flachdächer öffentlicher und privater Gebäude prinzipiell „grün“ zu sein haben. Ausgenommen sind Flachdächer mit Photovoltaik- oder Solarthermieanlagen.

Grund hierfür sind die ökologischen wie funktionellen Vorzüge von Gründächern. Diese bieten nämlich nicht nur (je nach Dach und Ausführung) bis zu 95 Prozent Rückhalt von Niederschlägen und begünstigen die Entstehung besonderer Pflanzengesellschaften, sie befeuchten auch die Luft, wodurch signifikante (und in heißen Sommern willkommene) Abkühlungseffekte entstehen mit einhergehender Verbesserung des Kleinklimas im dichten Stadtgebiet. Außerdem filtern Gründächer durch die Vegetationsmasse und die Abbremsung des Luftstroms 10 bis 20 Prozent des Staubs aus der Luft und sind in der Lage Nitrate oder andere in Luft und Niederschlägen enthaltene Stoffe zu binden. Soweit die Theorie.

In der Praxis erfordert die Errichtung eines Gründachs nicht nur handwerkliches Know-how, sondern auch qualitativ hochwertige Produkte. Eine funktionierende Dachabdichtung ist daher zunächst im wahrsten Sinn des Wortes die Grundlage einer jeden Dachbegrünung. Gewährleistet diese doch nicht nur den Schutz des Gebäudes vor Nässe und Feuchtigkeit, sondern auch eine dauerhaft intakte Dämmebene, indem sie diese vor einwachsenden Wurzeln schützt. Bei der Bauwerksbegrünung ist daher auf den Einsatz geeigneter, wurzelfester Produkte mit Prüfzeugnis, zum Beispiel nach der jeweiligen aktuellen Liste der FBB „Wurzelfeste Bahnen und Beschichtungen (WBB)“ und der seit 2008 zusätzlich zur FLL-Wurzelschutzprüfung gültigen DIN EN 13948, zu achten.

Kompletter Flachdachaufbau durchgängig im System

Beim Aufbau des hier gezeigten Gründachs entschied sich der für die gesamte Flachdachdämmung des Objekts beauftragte Dachdeckerbetrieb Richard A. Barz aus Dietersheim bei München von der Abdichtungs- und Dämmebene, über die Oberlage und Drainage bis hin zum Aufbau der Vegetationsschicht durchgängig auf Systemlösungen von Bauder. „Der kubische, im Bauhaustil gehaltene Baukörper mit schrägem Grundriss und schrägen Winkeln wies mehrere kleine Dachflächen mit unterschiedlicher Nutzung auf“, erklärt Barz. „Und es waren mehr Ecken und Kanten als Fläche vorhanden, was die Ausführungsarbeiten nicht gerade vereinfachte. Wir setzten deshalb ganz bewusst auf in der Praxis bewährte Qualitätsprodukte, die sich auch bei vielen anspruchsvollen Detailausbildungen einfach und schnell verarbeiten lassen“, so Barz weiter.

Das Gründach (hier als extensives Gründach ausgeführt) wurde im vorliegendem Fall auf dem Flachdach einer rund 36 m2 großen, beheizten Garage errichtet. Erster Schritt des konstruktiven Gründachaufbaus war der vollflächige Auftrag eines schnell trocknenden Bitumen-Voranstrichs auf die trockene und gesäuberte Rohbetondecke, inklusive Attika, um eine verbesserte Haftung der darauf folgenden Bitumenbahnen zu erreichen. Nach vollständiger Austrocknung schweißten die Dachdecker „THERM DS 2“-Bahnen als Dampfbremsebene durch Abflämmen der unterseitigen Folienkaschierung mit jeweils 8 bis 10 cm Überlappung im Naht- und Stoßbereich auf Untergrund und Attika. Bei der DS 2-Bahn handelt es sich um eine beidseitig folienkaschierte Polymerbitumen-Schweißbahn mit Glasvlies und Spezial-Aluminiumträgereinlage, die einen hohen Diffusionswiderstand sowie eine große Durchtrittsfestigkeit aufweist.

Die Längsseite zum benachbarten Grundstück hin wurde mit zwei versetzten Lagen Massivholzsparren aufgedoppelt, um eine stabile Mauerkrone für den weiteren Aufbau auszubilden. Im nächsten Schritt wurden die beidseitig mit Aluminium kaschierten „PIR FA“-Dämmplatten (80 mm, WLS 023) auf den abgedichteten Untergrund verlegt.

Mit einer Größe von 2,40 x 1,20 m ließen sich die mit umlaufendem Stufenfalz ausgestatteten Polyurethan-Hochleistungsdämmplatten (hohe Dämmleistung bei geringem Gewicht) wärmebrückenfrei sowie leicht und wirtschaftlich verlegen. Die dauerhafte Fixierung auf dem Untergrund erfolgte mittels systemeigenen flüssigem Industriedachkleber. Die Anschlussbereiche des nunmehr gedämmten Flachdachs zur Hauswand, Attika sowie Mauerkrone zum Nachbargrundstück hin wurden dann allesamt mit 45° Grad PIR-Dämmstoffkeilen ausgeführt, sodass die Dachdecker die erste Abdichtungslage mit der Anschlussbahn „TEC KSA DUO“ (ebenfalls von Bauder) im 45° Grad Winkel problemlos bis über die Mauerkrone und Attika sowie zirka 40 cm vertikal an der Hauswand auf der Konstruktion verschweißen konnten.

Als Oberlage setzte der Dachdeckerbetrieb Barz dann mit der beschieferten „PLANT E“ eine Elastomerbitumen-Schweißbahn ein, die speziell für die Langzeitabdichtung unter begrünten Dächern bei gleichzeitig hohem Durchwurzelungsschutz nach FLL-Richtlinien entwickelt wurde. Bei der Verarbeitung wurde die Oberlage jeweils nur bis zum Randkeil geführt und dann ein Streifen von der Mauerkrone bis auf die Fläche geschweißt.

Eigentliches Gründach in einem halben Tag fertig

Die Ausführungsarbeiten für den insgesamt sechsschichtigen Gründachaufbau erfolgte ebenfalls durchgängig mit Systemlösungen von Bauder. Auf die mit einer formschönen Aluminium-Kiesfangleiste (Bauder AL 80) eingefasste, rund 23 m2 große Gründachfläche wurde zunächst direkt auf die Oberlage eine PE-Folie als Trenn- und Gleitschicht (Trennfolie „PE 02“) lose und jeweils mit 10 cm Überlappung verlegt und passgenau zugeschnitten. Zum Schutz der Dachabdichtung erfolgte darauf die Verlegung, ebenfalls mit 10 cm Überlappung, eines mechanisch und thermisch verfestigten Schutzvlies aus Polyester und Polypropylen-Regenerat (Faserschutzmatte FSM 600).

Auf den so vorbereiteten Untergrund verlegten die Dachdecker der Firma Barz dann, dicht gestoßen, EPS-Wasserspeicherelemente mit Dränfunktion und 50 mm Aufbauhöhe (Wasserspeicherplatte WSP 50), deren Wasserspeichervermögen bei rund 10 Litern pro Quadratmeter liegt und Überschusswasser mit den dränagewirksamen Hohlräumen auf der Unterseite sicher ableitet. Um das Einschlämmen von Feinteilen aus der Vegetation in die Dränschicht zu verhindern und eine dauerhafte Funktion der Dränage sicherzustellen, deckten die Verarbeiter die Dränebene noch vollflächig mit einem Filtervlies aus Polyester/Polypropylen („Filtervlies FV 125“) ab.

Jetzt war die Stunde des Gärtnerns an der Reihe: Mittels 40-Liter-Sackware brachten die Verarbeiter ein systemeigenes Porlith-Vegetationssubstrat für mehrschichtige Extensivbegrünungen (Bauder Pflanzenerde PO-E) auf und zogen es vollflächig mit einer Schichtdicke von rund 80 mm ab. Als letzter Schritt folgte die Aussaat und Bewässerung einer bewährten, ausgeklügelten Sedum-Kraut-Mischung für Extensivbegrünungen. Mehr als 30 pflegeleichte Dachkräuter mit unterschiedlichen Wuchshöhen, Blütefarben- und Zeiträumen, ergänzt mit flächendeckenden niedrigwachsenden  Sedumarten sorgen bei dieser Mischung für eine ausgewogene Pflanzenmischung auf dem Dach und bieten ganzjährig ein abwechslungsreiches Bild. Darüber hinaus enthält die Samenmischung Samenhaftkleber und organische Basis-Nahrung, die das Ausfallrisiko reduzieren und die Vegetationsentwicklung in der Anfangsphase unterstützen.

Für den Aufbau des sechsschichtigen Gründachs benötigte die Dachdeckerei Barz mit zwei Mann nur einen halben Arbeitstag. Bei minimalem Pflegeaufwand (Flugsamenentfernung, Kontrolle aufkommender Kleingehölze, Kontrolle der Regenrinnen nach Laubfall, Düngung bei Bedarf) bleiben „Design & Funktion“ des Gründachs dauerhaft bestehen.

Autor

Thomas J. Meyer ist freier Journalist und Medienberater in München.

„Es waren mehr Ecken und Kanten als Fläche vorhanden, was die Ausführungsarbeiten nicht gerade vereinfachte“

Bautafel (Auswahl)

Projekt Ausführung eines Garagenflachdachs als extensives Gründach bei Villenneubau in 81827 München-Waldtrudering

Dachdecker Dachdeckerei & Spenglerei Richard A. Barz, 85386 Eching-Dietersheim

Hersteller (Flachdachprodukte) Paul Bauder GmbH & Co. KG, 70499 Stuttgart

Im Internet finden Sie weitere Fotos vom Aufbau des Gründaches in München. Geben Sie hierzu bitte den Webcode in die Suchleiste ein.

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